Hallo Mel,
ich weiß nicht inwieweit ich alles so erzählen kann. Ich gehe davon aus, dass hier keiner ist, der mich kennt. Was anderes wäre nicht gut, aber ich glaub keiner aus meiner Familie würde hier auf die Seite gehen...
Mein Bruder soll Drogen nehmen. Nicht täglich, aber etwas häufiger. Und er ist nicht mehr in dem Alter, wo man eigentlich sowas austestet. Ich weiß nicht, ob es ne Phase ist und er wieder damit aufhört. Ich darf es keinem erzählen, ihm nicht anmerken lassen dass ich es weiß.
Ich weiß nicht was schlimmer ist, die Tatsache an sich oder dass ich es vor der Familie geheim halten soll. Ist es besser das Versprechen einzuhalten oder es zu erzählen? Eigentlich muss man das in der Familie erzählen, aber es ist alles sehr schwierig. Er selber sieht nicht, dass es ein mega Problem ist. Mit ihm kann man auch nicht reden, er sieht generell vieles anders und sieht auch vieles einfach nicht ein. Ein normales Gespräch kann man kaum mit ihm führen, haben wir bei anderen Themen schon hinter uns.
Es belastet mich. Nicht nur, dass ich selber Probleme mit mir habe, die Phasenweise raus kommen und Phasenweise gut gehen. Dann noch die Sorgen um die Geschwister, die Eltern etc.
Ich kann nicht sagen, dass es mir egal ist oder so tun. Dann laufe ich ja doch vor Problemen weg. Ich muss jeden Tag die anderen das Thema verschweigen. Echt besch...
Hab doch selber eigentlich mit mir zutun.
Das meine ich mit: am liebsten mal flüchten, von nichts hören und nichts sehen. Auch wenn es ne Flucht ist. Fühle mich momentan eh sehr schwach und habe Tage (wie heute) wo mir nach Heulen zu Mute ist. Wohne alleine, keiner der mal für mich da ist, mich in den Arm nimmt und mir einfach was Stärke überreicht. Ich hab mich beruflich auf ein neues Aufgabenfeld eingelassen, ist eh stressig zur Zeit wg Einarbeitung. Ich zweifel eh schon, ob ich es da überhaupt packe, die Aufgaben begreife.
Ich hab wieder Selbstzweifel mit mir, mir fehlen Freunde, Seelenverwandte, vielleicht auch ein Partner. Sachen, die man mit Geld nicht kaufen kann. Zwischenmenschliches. Kann es schwer kurz und knapp erzählen. Fühle mich einfach... alleine mit all den Gedanken und Sorgen im Kopf.
Ich fühle mich alleine, auch wenn es Menschen gibt, die ich um mich herum habe. Aber nicht so, wie ich es brauche. Ich habe kein wirkliches Selbstbewusstsein, obwohl ich versuche für andere als stark dazustehen. Ich habe das Gefühl ich komme mit meinen Aufgaben nicht klar, obwohl andere sagen: deine Wohnung sieht doch okay so aus. Ich zweifel langsam dran, keine Beziehung führen zu können, weil ich bei Männern dicht mache aus Angst, wieder krasse Sachen zu erleben wie bisher. Ich hab Schulden gemacht, die ich zwar abzahle, aber mich irgendwie schäme, weil ich das Konto überzogen habe, anstelle dran zu denken: immerhin zahle ich es in Raten zurück.
Ich traue mich nicht intensiv neue Leute kennen zu lernen aus Angst, wieder nur Kritik an meiner Person zu bekommen, weil auch ich Macken habe.
Ich weiß, dass es nichts dramatisches ist. Aber alles zusammen lässt mich leiden. Ich lebe mein Leben nicht so, wie ich es will.
Danke für das Lesen der vielen Zeilen.
;-)