„Ich habe keinen Therapeuten.[...] Es gibt keine Untersuchung, die die Arbeit von
Therapeuten bestätigen würde.“
Ja, lieber Hobo, ich weiß, dass du mit Therapeuten nichts anfangen kannst. Ich konnte es und mein Therapeut hat mir geholfen und mich aus dem Abgrund rausgezogen. Dummerweise hat er mich jetzt wieder runtergeschubst, wenn auch unabsichtlich.
"hast du denn keine Kumpels?"
Nein, habe ich nicht. Das Schlimmste daran ist, dass ich bisher dachte, ich hätte welche ...
„alles zusammen nicht zu haben ist wirklich keine leichte situation
aber auch keine welche das leben beendet weil einfach viel viel mehr zum leben gehört“
Für mich ist im Leben aber nun mal der Kontakt zu anderen Menschen das Wichtigste und daher ist für mich ein Leben ohne diese Kontakte absolut wertlos.
„und die hoffnung paula stirbt immer zuletzt“
Das ist sicherlich richtig, alles andere ist bei mir auch vor der Hoffnung gestorben.
„ja also paula ich frage mich warum du einen tunnelblick hast
man kann in einem tunnel nicht das ganze leben sehen“
Ich habe nicht das ganze Leben durch einen Tunnel betrachtet. Die überwiegende Zeit habe ich nach links und rechts, vorne und hinten und oben und unten geschaut. Aber wenn du tief in einem Abgrund steckst, dann gibt es nur noch zwei Alternativen: entweder unten verrecken oder den Blick nach oben zum Licht hin wenden und versuchen, das Licht zu erreichen. Dort unten gibt es kein rechts und links, vorne und hinten und unten mehr. Nur noch ein oben oder der Stillstand.
„dich kennen lernen
was dir kraft gibt, was dir mut gibt, was dir hoffnung gibt, was dir ruhe gibt
warum paula brauchst du das gefühl gebraucht zu werden
und warum hast du das gefühl andere zu brauchen um zu leben
Du bist von ihnen allen befreit worden, lass die Züge fahren, wohin sie unterwegs sind, Du brauchst sie nicht mehr. Und das ist gut so und das Beste, was Dir hat passieren können, denn nun bist Du -wie Du selbst sagst- frei. Frei zu tun und lassen, was Dir gefällt. Auch wenn es Dir anfangs als nichts und weniger als nichts erscheint, es ist mehr als alles bisher Dagewesene.“
Mir gibt die Zuneigung von und zu anderen Menschen Kraft, Mut, Hoffnung und innere Ruhe. Nachdem alle anderen nach und nach gegangen sind, hat mein Therapeut mich gehalten. Ich fühlte mich auf dem besten Weg, mir eine neue Zukunft aufzubauen, aber für mich ist eine Zukunft ohne die entsprechenden Menschen um mich herum keine Zukunft. Ich brauche Sozialkontakte wie die Luft zum Atmen, ich bin eben so. Ich bin und war mir selbst nie genug und ich fände es, ehrlich gesagt, auch unnatürlich, wenn es so wäre. Der Mensch an sich ist ein soziales Wesen und kein Einzelgänger. Ich mag mir das auch nicht schön reden, weil ich keine Menschen mehr um mich rum habe. Und frei ok, aber mein Therapeut sagte mir mal, man muss Freiheit auch aushalten können - dafür bin ich nicht geschaffen.
„Wenn nichts mehr bleibt, ist alles erreicht. Wer nichts mehr zu verlieren hat, kann nur noch gewinnen.“
Es bleibt nie gar nichts. Wenn man alles verloren hat, bleibt eine große Leere. Und sicher gibt es viele Menschen, die aus dieser Leere heraus anfangen, jede noch so kleine Kleinigkeit als Gewinn zu betrachten. Mir reicht das nicht für ein Weiterleben. Ich mag nicht Tage, Wochen oder Monate auf einen winzigen kleinen Moment warten, der vielleicht schön ist und der Rest ist nur trübe und grau. Das ist für mich kein Leben mehr, sondern ein Dahinvegetieren.
„Du gehörst jetzt zu den Desperados, und Du darfst völlig zu Recht mächtig stolz drauf sein, denn dazu bedarf es einer besonderen Erwählung, das kann bei weitem nicht jeder sein, es ist eine besondere Auszeichnung.“
Nein, tut mir leid, aber ich bin nicht stolz darauf, mit meiner kompletten Lebensplanung, mit allen meinen Wünschen und Träumen gescheitert zu sein. Das kann und will ich nicht als Auszeichnung betrachten. Aber ich hatte auch hier wie so oft im Leben keine Wahl: ich bin jetzt ein Desperado ...
Viele Grüße von Paula