Hallo zusammen,
ich bin bei früheren Recherchen schon einmal auf Euer Forum gestoßen, habe mich in meiner jetzigen Situation daran erinnert und mich registriert.
Tja, wo fange ich an?
Das Verrückte an meiner Situation ist, dass ich gar keine so schlimmen Erlebnisse in meinem Leben zu bieten habe, wie sie viele hier erleiden mussten (sexueller Mißbrauch, schwere Krankheiten, usw.). Dennoch trage ich seit meiner Pubertät tiefe Selbstzweifel, ja Selbsthass und -scham mit mir herum, was bisher auch zwei Psychotherapien nicht ändern konnten.
Ich halte es einfach nicht mit mir aus. Unter Menschen bin ich wie gelähmt, stehe neben mir, kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich fühle mich klein, schwach, armselig, lächerlich, wie ein kleines, ängstliches, unfähiges Kind. Ich kann einfach nicht bei mir sein, alles in mir sträubt sich gegen mich.
Die anderen Menschen erscheinen mir stark, erwachsen und allem gewachsen, ja beinahe, wie eine andere Spezies, deren Regeln ich nicht kenne und deren Sprache ich nicht spreche.
Nach langem Suchen und Recherchieren konnte ich dem Kind einen Namen geben... vieles in der Beschreibung spricht mir aus der Seele:
http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstunsicher-vermeidende_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
Die wenigen Freunde (oder besser Bekannte), die ich über die Jahre behalten habe, leben ihr Leben neben mir her; wenn ich manche 2-3 Mal im Jahr sehe, ist das viel. Das liegt natürlich auch daran, dass ich mich zurückgezogen habe. Allerdings wurde die Situation (dort die Bekannten inmitten ihrer Familie, langjähriger Freunde, Kinder, etc., hier ich quasi in zweiter Reihe) für mich immer unerträglicher. An leiblicher Familie ist mir soweit nur meine Mutter geblieben, Geschwister habe ich keine, mein Vater hat den Kontakt abgebrochen, mit meinem Onkel und Taufpaten hat er quasi nie bestanden. Mein ganzer Halt in einsamen und schweren Zeiten war immer der Gedanke, eines Tages meine eigene Familie zu gründen, es besser zu machen, mehr echte Liebe geben zu können, als ich sie erhalten habe.
Mein ganzer Halt und Lebensmut wurde meine Ehefrau, die mir seinerzeit wohl wirklich das Schicksal vorbeigeschickt hat und es ging mir in den letzten Jahren Stückchen für Stückchen besser, bis nach 4 Jahren des erfolglosen Versuchens die ärztliche Diagnose kam: Nachwuchs aus medizinischer Sicht ausgeschlossen.
Seitdem drehen sich die Gedanken nur noch um zerstörte Träume, Leben ohne Kinder, Einsamkeit, usw. Der Selbsthass ist in vollem Umfang wieder da, ich spüre, wie ich die Menschen um mich herum abstoße, wie sie mir gegenüber distanziert sind und sehe gleichzeitig, wie überall um mich herum echte Liebe gelebt wird. Ganz so wie das Klischeebild vom Obdachlosen, der an Weihnachten der glücklchen Familie durch´s Fenster zusieht.
Ich möchte den Menschen um uns herum kein unbeschwertes Leben andichten und ihnen ihre Probleme aberkennen. Aber die leben uns all das vor, was wir Tag für Tag mehr vermissen: Familie, Freunde, eigene Wurzeln, Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit.
Ich habe im vergangenen Jahr einen großen Schritt gemacht und mich in einem Verein angemeldet. Aufgrund der o.g. Probleme stehe ich jedoch auch dort immer noch vollkommen außen vor und schaffe es nicht, eine ehrliche Verbindung zu den Menschen aufzubauen...
Inzwischen kann ich einfach nicht mehr. Ich fühle mich ausgebrannt und machtlos, ich hasse es, jeden Morgen in meinem Leben aufzuwachen. Die Gedanken daran, allem ein Ende zu setzen, werden in letzter Zeit immer deutlicher. Ich ertappe mich dabei, in Gedanken Absätze eines Abschiedbriefes zu formulieren und ein möglichst "angenehmes" Ende zu ersinnen.
Sorry, falls ich etwas überhastet und wirr schreibe... ich habe nur gerade das Gefühl, es will einfach zu viel aus mir heraus. Deshalb beende ich mein erstes Posting hier und danke Euch für´s Lesen bis hierher. Vielleicht finde ich auf diesem Weg hier Menschen, die mich verstehen oder ähnlich fühlen? Vielleicht kann ich bei nächster Gelegenheit alles auch etwas ruhiger erklären.
Liebe Grüße
Totti