Hallo, danke euch für euer herzliches Willkommen.
Liebe Rollendeträne,
ja, da geht es uns beiden wohl sehr ähnlich. Fremde Gruppen sind für mich auch der absolute Horror. Menschen anzusprechen, und wenn es nur mal ist um nach dem Weg zu fragen oder den Chef um einen Tag Urlaub zu bitten, fällt mir immer noch sehr schwer, jedesmal wieder aufs Neue. Zum Glück habe ich überhaupt einen Arbeitsplatz, auf dem ich mich halbwegs wohlfühle. Das ist für mich keineswegs selbstverständlich. Sobald ich irgendwo neu hinkomme ist es eine Qual. Ich bin jetzt 48 Jahre alt und kann nur hoffen, dass ich den jetzigen Job bis zur Rente behalten kann, denn einen neuen Job suchen und nochmal irgendwo neu anfangen zu müssen, das würde ich glaube ich nicht mehr schaffen. Vor zwei Jahren ging mein damaliger Arbeitgeber in Insolvenz. Ich litt monatelang unter furchtbaren Ängsten, meinen Job zu verlieren. Mir ging es sehr, sehr schlecht. Ich wurde dann zum Glück von einem neuen Arbeitgeber auf der selben Stelle übernommen, aber bis das endlich klar war. Ich kann nur sagen es war furchtbar und ich möchte das wirklich nicht nochmal erleben. Ich wünschte, ich müsste gar nicht arbeiten, aber von irgendwas muss man ja leben. Ich arbeite 30 Stunden die Woche und bin nach jedem Arbeitstag so müde und erledigt, dass ich mich oft erst mal ins Bett lege und schlafe. Ich bin nicht sehr belastbar und schäme mich oft deswegen, wenn ich mitkriege, was andere alles schaffen, was ich nie schaffen würde. Mein Selbstwertgefühl ist ziemlich am Boden.
Ich habe keine Freunde, niemanden, mit dem ich mal reden kann, keinen Mann, keine Kinder. Ich sehne mich nach Gemeinschaft, Freundschaft und Liebe und habe doch so große Angst, mich jemandem zu öffnen. Habe auch schon einige Enttäuschungen hinter mir, wenn ich es doch mal gewagt habe, wurde ich abgelehnt. Ich glaube an Gott, und das ist das Einzige, was mir hilft, am Leben zu bleiben. Ohne meinen Glauben hätte ich mich längst umgebracht. Ich wünsche mir oft, ich könnte einschlafen und müsste nie wieder aufwachen. Wenn morgens der Wecker klingelt, denke ich, o nein, wieder ein neuer Tag, den ich leben muss, wenn er bloß schon wieder vorbei wäre. Das Leben ist so furchtbar anstrengend und ich kann mich an nichts mehr richtig freuen, seit vor drei Jahren ein lieber Mensch fortgegangen ist, den ich so gerne zum Freund gehabt hätte, der mich aber nicht wollte. Wie das weh tut!
Ich bin bei einem Psychiater in Behandlung und nehme Medikamente gegen die Depressionen. Von Psychotherapien will ich nichts mehr wissen. Habe da keine allzuguten Erfahrungen gemacht. Es tut gut, sich hier mal alles von der Seele schreiben zu können. Danke fürs Lesen und noch einen schönen Abend.
Bella