@sintram
Eine unglaubliche Erfahrung die du gemacht hattest *lach*, kann ich mir bildlich vorstellen, wollte ich dir schon lange sagen, aber habe es immer wieder vergessen.
Nun denn liebe Leute,
ich versprach euch meine eigene Erfahrung im naiven Alter von 18 zu erzählen.
Damals war die Frage nach Leben oder Entschweben ein zentrales Thema bei mir. Ich war ziemlich verzweifelt und gänzlich mutlos, nur mein Hund hielt mich noch am Leben.
In einer Kneipe erzählte mir ein Bekannter von einem Wahrsager namens "Satorius" dieser Name hat mich damals tief beeindruckt.
Satorius was für ein bedeutender Name! Mystische Bilder die ich von Merlin im Kopf hatte stiegen auf.
Der wisse einfach alles und sei unglaublich gut, er habe ihm sofort ins Gesicht gesagt, dass gerade kürzlich ein lieber Mensch verstorben sei. Ja, ja und es stimmte haargenau, seine Mutter war kürzlich verstorben. Dann hätte er auch noch gewusst, dass er unglücklich verliebt und ohne das er irgendetwas erwähnte, wusste Satorius, dass die Angebetete blond und von zierlicher Postur sei. Auch das er am Arbeitsplatz Probleme hatte und kürzlich eine Rechnung nicht bezahlt habe, und das er nicht besonders gesund sei und ihn etwas bedrücke, all diese Dinge waren dem bekannt.
Er kam derart euphorisch ins Schwärmen, dass ich meine anfängliche Skepsis gänzlich verlor.
Na ja ich wusste natürlich damals schon , dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt die nicht erklärbar sind und die Begeisterung des Bekannten brachten mich auf die Idee diesen Satorius aufzusuchen und ihm meine zentralen Fragen zu stellen.
*Werde ich weiter leben, werde ich alt werden (diese Vorstellung war damals ein absoluter Horror für mich, alt werden, mein Gott..., auch dass noch...), werde ich den Mann meiner Träume finden? Werde ich Kinder haben? Falls ja wie viele.*
Die Frage, ob ich gesund werde oder nicht, stellte sich damals nicht, denn ich wusste ja nicht, dass ich krank war und meine Wehwehchen zählten wohl kaum, gemessen an den fürchterlichen Erkrankungen die meine Mutter ständig hatte.
Ich rief ihn an um einen Termin zu machen. Natürlich wollte ich nicht meinen richtigen Namen nennen, man weiss ja nie.
Er wohnte in einem ganz gewöhnlichen Block, also in einem Mehrfamilienhaus, das hat mich schon irgendwie enttäuscht, da wohnt ein so berühmter Wahrsager nur in einer Wohnung, hmmm.... Ich hatte mir irgendwie ein kleines Häuschen mit wild überwuchertem Garten vorgestellt mit Ziehbrunnen und intensiv duftenden Rosen, die sich die Hausmauer hinauf rankten, mit knarrendem Gartentörchen, aber nein ein Mehrfamilienhaus aus Beton, nüchtern, kalt, unscheinbar.
Die Türe öffnete ein kleiner, rundlicher, ganz in schwarz gekleideter, ebenso unscheinbarer glatzköpfiger Mann, der mir auf der Straße nie aufgefallen wäre. Er passte so total in diese Mehrfamilienhauswohnung, dass ich dachte, dass Fritz Müller als Name viel besser passen würde, an der Klingel hatte aber Satorius gestanden, also musste ich richtig sein.
Das einzig beeindruckende an ihm war ein Amulett mit merkwürdigen Schriftzeichen, dass er um den Hals trug.
Als ich so drauf starrte, um meine Unsicherheit und beginnende Angst zu verbergen, sagte er, dass dies eine sogenannte Abraxasgemme sei.
Das ich das heute noch weiss, erstaunlich, fiel mir gerade wieder ein.
Er führte mich in einen Raum der einem ganz normalen Wohnzimmer glich. Mit Fernseher, Polstergruppe auf der die Schonbezüge schon langsam abgewetzt waren und dickem Perserteppich, kein einziges Bild schmückte zudem die weiße Wand. Also keine Spur von abgedunkelter Höhle mit Tüchern verhängt und brennenden Räucherstäbchen und Kerzen , die meiner Meinung nach für Wahrsager obligatorisch waren.
Es gab auch kein Tischchen mit Kristallkugel und dergleichen, aber eine grosse Schale aus Stahl in der Rückstände von verbrannten Gegenständen zu sehen waren, dazu aber später.
Wir setzen uns und er fragte mich als allererstes, warum ich ihm meinen richtigen Namen nicht genannt hätte.
"Hoppla" , da staunte ich nicht schlecht. Dann wusste er, dass ich unglücklich war, es mir nicht besonders gut geht und zentrale Fragen mich beschäftigen und außerdem, dass ich Probleme mit meinen Eltern hätte. Na ja dies stimmte nicht ganz, denn sie hatten ja ein Problem mit mir, aber ich ließ es durchgehen und nickte zustimmend. Auch einer alten Liebe würde ich immer noch nach hängen und eine mir ganz nahe Person sei kürzlich verstorben und ich würde sehr darunter leiden. Ja ja, stimmte alles, aber ich wollte meine Zukunft wissen, denn die Vergangenheit kannte ich ja selber...
Er gab mir einen Zettel und ich musste die Fragen die ich an ihn hatte darauf schreiben.
Danach nahm er ihn in die Hand , schloss die Augen, summte ewig lange vor sich hin und öffnete dann so plötzlich die Augen, dass ich richtig erschrak und mich ein heftiges Angstgefühl überkam. Ich fing an meinen Hund zu streicheln, damit er nicht sah dass meine Hände zitterten und um mich zu beruhigen.
Dann stand er auf und warf den Zettel in die Schale und noch einige kleine Hölzchen dazu und zündete es an. Wir sahen zu wie alles verbrannte.
Er sah mir tief in die Augen - was beinahe Panik in mir auslöste und ich wollte nur noch raus - aber ich konnte seinem Blick nicht ausweichen, im Nachhinein war dies das Beeindruckendste. Dann sagte er, dass er mir leider keine Auskunft geben könne. Er sehe so viel, aber dürfe es nicht sagen...
Oh... ich hatte ja viel erwartet, aber dass dann doch nicht. Mein Gott dachte ich, was hat er bloß so Schlimmes gesehen, dass er es nicht sagen darf, sagen will...
Dies hat mich danach tagelang beschäftigt und mir richtig Angst gemacht, noch mehr als sonst habe ich mich darauf hin zugedröhnt. Ich war völlig verzweifelt, weil ich nicht wusste was nun auch noch zusätzlich Schlimmes auf mich zukommt, diese neue Ungewissheit hatte mich total im Griff, machte mich fast wahnsinnig...
"Ich soll jetzt gehen", nüchtern unterbrach er er meine panischen Gedankengänge. Ich fragte schüchtern was es denn nun kosten würde und er meinte ich solle ihm geben was es wert sei.
Aha... dachte ich, na dann..., ich warf genau 10 Franken rein, denn es war mir "Nichts" wert , denn keine einzige meiner Fragen, die so wichtig erschienen wurde beantwortet, ich wusste genau so viel wie vorher, nämlich nicht wie es nun in meinem Leben weiter gehen sollte.
Er blickte zwar etwas erstaunt, sagte dann aber noch, wenn ich einmal Hilfe brauchen würde und nicht mehr weiter wisse, müsse ich einfach ganz fest an ihn denken und er würde mir dann geistig beistehen.
Später hat mich dieser letzte Satz so stark beschäftigt, dass ich zu meinen anderen Alpträume, auch noch zusätzlich welche hatte in denen er vorkam.
Grundsätzlich musste ich feststellen, dass mir die Sache mehr geschadet als genutzt hatte, aber wenigstens musste ich dafür nicht auch noch wirklich viel Geld bezahlen.
Vor ein paar Jahren las ich in der Zeitung, dass Satorius in seiner Mehrfamilienhauswohnung ermordet wurde, ob er dies wohl auch voraus gesehen hat?
Liebe Grüsse
Epines