Hallo liebe Mitlesende
@Nubis
*So wie ich es in dem Artikel verstanden habe, zählen die aber ja auch schon das Verschweigen von Aspekten oder das Verwenden einer diplomatischeren Wortwahl dazu...*
Ja das hatte mich auch erstaunt, denn das Verschweigen schützt ja oft vor Schaden, ist also Selbstschutz. Dazu fällt mir eine interessante Geschichte ein.
Eine Kundin fragte mich ausgiebig, was die Bestandteile der einzelnen Honigsorten sind. Ganz zu Beginn erwähnte sie schon, dass sie Tannenhonig am Allerliebsten mag. Als sie dann fragte aus welchen Blüten der Tannenhonig sei, habe ich zuerst gezögert und dann die Wahrheit erzählt, dass er in der Tat nicht aus Blüten, sondern aus den Ausscheidungen der Blattläuse sei. Sie rümpfte die Nase und war entsetzt und natürlich kaufte sie nie wieder von diesem Honig. Es entstand mir demnach aus der Wahrheit einen Schaden. Heute erwähne ich es nicht mehr, wenn jemand fragt sage ich aus Tanne, was weder gelogen ist noch der Wahrheit entspricht.
Meine Mutter hat auch oft geweint, weil ich sie belogen habe, aber oft war es auch die Wahrheit und sie hat dennoch geweint und mir Lügen unterstellt. Dies ist ein klassisches Beispiel von emotionaler Erpressung und Manipulation, die man als Kind natürlich nicht erkennt.
@Fee, zu den Notlügen die man oftmals verwendet um andere nicht zu verletzen. Man möchte sich etwas nicht aussetzen und benutzt eine Ausrede. Man weiss ja wie die anderen oftmals durch die Wahrheit verletzt werden, ich habe jahrelang die Leute mit der Wahrheit beinahe erschlagen, heute versuche ich auch mich zu winden, um nicht lügen und niemanden verletzen zu müssen.
Z.B. hat mich meine Friseurin als sie 10 Monate in Südamerika war via Skype angeschrieben und gefragt, ob ich mich freue wenn sie wieder kommt. Ich war so perplex von der Frage, dass ich wahrheitsgetreu antwortete, dass sich meine Haare sicher riesig freuen würden. Dummerweise fragte sie weiter:" Und du, freust du dich auch?" Da sie echt nur meine Friseurin ist schrieb ich, dass diese Frage fast an SVV grenzt. Dann war sie natürlich beleidigt.
Was ich sagen will ist, dass gewisse Leute wirklich angelogen werden wollen, sie hätte sich vermutlich gefreut, wenn ich gesagt hätte, dass ich mich freue, aber da es nicht so war, konnte ich es einfach nicht aussprechen.
Ein noch schlimmeres Beispiel eines Arbeitskollegen. Seine Freundin fragte ihn einmal, ob er lieber kleine oder grosse Brüste toll findet, zuerst sagte er, dass er beides schätzen würde, aber sie ließ nicht locker bis er zugab, dass ihm größere Oberweiten bei Damen besser gefielen. Nun fühlte sie sich ab sofort unattraktiv und es gab deswegen oftmals Streit und heute sind sie getrennt.
Auch sie wollte hören, was sie erhoffte.
Also sind nun Notlügen nicht oftmals besser, als die Wahrheit die verletzt?
@parapieps
**die statistik besagt, dass jeder mensch ungefähr 200 mal am tag lügt.das klingt schon ziemlich krass, weil fast jeder von sich behauptet, er wäre ehrlich und lügt nicht. mit eingezählt in diese statistik sind aber auch nicht ehrliche blicke, aufgesetztes lächeln und höflichkeitsfloskeln, wie "guten tag" obwohl es einem gar nicht interessiert, ob sein gegenüber einen schönen tag hat oder nicht. man bedankt sich aus höflichkeit, auch wenn man keinen dank empfindet. all diese dinge gehören irgendwie in fast jeden alltag und ich persönlich sehe sie nicht als willentlich lügen an, sondern einfach reaktionen, die uns die gesellschaft lehrt, um in ihr bestehen zu können**
Das werde ich nun morgen einmal bei mir nachzählen :-). Ich denke, dass man da dann wirklich jedes Lächeln, dass man jemandem einfach so schenkt dazu zählen muss.
Bleiben wir beim Lächeln, da gibt es wesentliche kulturelle Unterschiede die wirklich nichts mit Lügen zu tun haben. Um zu ergründen warum sich deutsche und amerikanische Geschäftspartner oftmals nicht verstehen, hat man dies einmal genauer untersucht und herausgefunden, dass der Deutsche anders lächelt als der Amerikaner.
Der Deutsche lächelt nach den Auswertungen dieser Forschungsergebnisse scheinbar nur, wenn er Kontakt aufnehmen will, wenn er jemanden kennt, oder wenn er etwas von der anderen Person will.
Der Amerikaner hingegen lächelt alle aus Höflichkeit an.
Nun treffen diese zwei Nationen aufeinander, der Amerikaner lächelt den Deutschen freundlich an, da der Deutsche ihn nicht kennt, denkt er warum lächelt der? Was will der von mir?
Der Amerikaner hingegen bewertet den Deutschen als unhöflich und unfreundlich, weil er sein Lächeln nicht erwidert und schon entsteht eine unbewusste Abneigung.
Nun könnte man sagen, dass der Amerikaner unehrlich ist, aber ist es wirklich schon gelogen, wenn man jemandem ein Lächeln schenkt?
Ist dieses nicht von Herzen kommende Lächeln, nicht eher eine nette Geste, dem Gegenüber das Gefühl zu geben willkommen zu sein?
Ich empfinde es auf jeden Fall nicht als Lüge, denn oftmals fühle ich mich ausgesprochen gut, wenn eine fremde Person mich anlächelt, oder mein Lächeln erwidert.
Alles Liebe
Epines