Hallo why,
was da mit oder in Dir passiert, kann ich Dir nicht sagen, aber eines ist offensichtlich: Du brauchst Hilfe. Was Du hier beschreibst, ist für mich jedenfalls ein klares Zeichen dafür, dass Handlungsbedarf besteht.
Du sagst, Dein eigenes Verhalten irritiere Dich und Du wüsstest nicht, was es zu bedeuten habe. Ich kenne Dich nicht und habe daher keine Antwort darauf, aber ich kann Dir erzählen, wie es bei mir war. Vielleicht gibt es ja Parallelen?
Es liegt mehr als zehn Jahre zurück, aber ich erinnere mich noch gut daran, dass auch ich den Drang hatte, mich selbst zu zerstören. Dieser Drang war nicht mit Suizidgedanken gleichzusetzen. Ich habe mich selbst regelrecht gehasst, konnte mich – so, wie ich damals war – und mein Leben kaum ertragen und kam nicht mit mir, meiner Vergangenheit und letztlich auch nicht mit der Gegenwart klar. Meiner Situation musste unbedingt endlich ein Ende gesetzt werden, aber anstatt meine Lebensumstände und meine Lebensweise zu verändern, versuchte ich, mich selbst zu zerstören. Aus Verzweiflung, aus Wut und vor allem, weil ich mich aufgrund meiner Depression und meiner Ängste völlig hilflos und machtlos fühlte. Wenn man schon richtig tief drinsteckt, ist destruktives Verhalten leider einfacher, als große Veränderungen in seinem Leben zu schaffen.
Ich musste erst einmal begreifen, dass ich nicht „schlecht“ bin, obwohl mir dies jahrelang von anderen suggeriert und eingeredet wurde. Ich musste lernen, mich mit meinem Schmerz und meinen Schwächen anzunehmen, nicht mehr böse auf mich zu sein und wohlwollend mit mir umzugehen. Und ich musste einsehen, dass es mich nicht weiterbringt, mir selbst zu schaden – und dass ich mir mit diesem Verhalten selbst im Wege stehe. Es hat seine Zeit gebraucht, aber ich habe es geschafft, Nein zu meinem Selbstzerstörungsdrang zu sagen und den Großteil der damit verknüpften Verhaltensweisen aus meinem Leben zu verbannen. Dafür habe ich auch Unterstützung von außen gebraucht – und das möchte ich Dir ebenfalls ans Herz legen: Wenn Du bereits in therapeutischer Behandlung bist, mach es dort ganz offen zum Thema. Wenn das nicht der Fall ist, kümmere Dich um einen Therapieplatz! Um zu lernen, Dich selbst besser zu verstehen und etwas an Deinem Verhalten und in Deinem Leben zu verändern, ist das sicher ein guter, erster Schritt. Vielleicht sind auch andere Dinge hilfreich für Dich. Was mir selbst am meisten geholfen hat, war die Liebe sowie der Austausch mit Menschen, die mich verstehen, es gut mit mir meinen, sich aber auch nicht scheuen, mir ihre ehrliche Meinung zu sagen und mir auf liebevolle Weise den Spiegel vorzuhalten.
Alles Liebe
Ina