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Depressionen und Partnerschaft

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Ina:
 
Laut einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zum Thema "Auswirkungen der Depression auf Partnerschaft und Familie" führen Depressionen häufig zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Von 5000 befragten Teilnehmern gaben dies 50 % der Betroffenen an. 84 % davon berichteten, dass sie sich von ihrem Partner unverstanden fühlen. 45 % der Partnerschaften sind sogar auseinandergegangen.

36 % der Studienteilnehmer haben allerdings gegenteilige Erfahrungen gemacht: Durch die Depression habe sich die Beziehung vertieft und gefestigt.


Quelle und weitere Informationen zur Auswertung der Studie: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/forschungszentrum/deutschland-barometer-depression/2018


Wie ist das bei Euch? Wirkt sich die Depression auf Eure Partnerschaft aus? (Wie?)
Leidet die Beziehung darunter? (Warum?)
Führt die Depression zu Konflikten mit dem Partner? (Zu welchen?)
War die Depression vielleicht sogar schon mal der Grund einer Trennung?
Könnt Ihr auf positive Auswirkungen wie bspw. einen stärkeren Zusammenhalt aufgrund der Depression zurückblicken?

Meine Fragen richten sich an die, die entweder aktuell unter einer depressiven Erkrankung leiden und eine Beziehung führen oder in der Vergangenheit in einer Partnerschaft lebten und während dieser Zeit von Depressionen betroffen waren.
 

Bella:
Liebe Ina, gerne möchte ich etwas zu deinem Thread schreiben, obwohl ich nicht ganz zu denen gehöre, an die sich deine Fragen richten. Ich habe bis jetzt noch in keiner wirklichen Beziehung oder Partnerschaft gelebt, obwohl das immer mein größter Wunsch und meine größte Sehnsucht war und immer noch ist. Ich habe über lange Zeit immer wieder mit Unterbrechungen aktiv nach einem Partner gesucht und mich auch mit verschiedenen Kandidaten getroffen. Ich denke, dass meine ganze Problematik, und das sind auch, aber nicht nur die Depressionen, es eben verhindert haben, dass es je zu einer ernsthaften Beziehung bei mir kommen konnte. Sobald ich mit einem Mann in engeren Kontakt kam und sich etwas hätte entwickeln können, kamen bei mir große Ängste auf und ich konnte mich nicht mehr darauf einlassen. So sehr ich mich nach Nähe und emotionaler Bindung sehnte, so sehr fürchtete ich mich dann wieder davor und ich war dann immer unendlich erleichtert, wenn ich wieder alleine war. Bis dann die Sehnsucht wieder wuchs und die Einsamkeit wieder unerträgliche Züge annahm und ich mich wieder auf die Suche machte. Und wieder und wieder und wieder...

Meine Depressionen und Ängste haben also definitiv zu massiven Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen geführt und eine Partnerschaft gar nicht erst entstehen lassen. Jedenfalls bis jetzt. Vielleicht ist das für deine Fragestellung auch interessant. Ansonsten darfst du meinen Beitrag auch gerne wieder löschen. :)

nubis:
Hallo Ina,

ich kenne beide Seiten: das positive Erlebnis in der Beziehung aufgefangen zu werden ebenso wie eine Beziehung, in der ich mich mit meiner Depression (sowie Angstzuständen und Panikattacken) nicht ernst genommen fühle.

Das Erste war mit meinem Mann...
Nach einer Krise festigte sich unsere Beziehung grade wieder, da beging mein Bruder Suizid.
Meine Depression (oder damals noch: depressive Phase) entwickelte sich almählich bis hin zur Unfähigkeit mich überhaupt noch um irgend etwas zu kümmern.
Ich habe in dieser Zeit meine Anstellung verloren, mich nicht mehr um Hund oder Haushalt - geschweige denn um unsere Beziehung kümmern können.
Da war mein Mann für mich da - hat mich aufgefangen und gehalten.
Hat sich um alles gekümmert und mich - im irgendwie perfekten Maße - eingebunden und doch auch in Ruhe gelassen.

Ich kam aus der Depression heraus ohne einen Arzt aufgesucht zu haben (und habe 1 Jahr später meinen damals-noch-'nur-Freund' geheiratet :-) )

Tjaaa....

und das Zweite ist interessanter Weise jetzt mit Ingo.

Obwohl wir uns hier im Nur-Ruhe-Chat kennen gelernt haben und Ingo selbst manisch-depressiv ist (oder vielleicht grade deshalb?).

Ihm geht es schon seit längerer Zeit auch ohne Medikamente gut - bei anhaltendem Stress (vor allem beruflich) musste er zwischenzeitlich noch mal auf Medis zurück greifen, aber auch das ist inzwischen Jahre her.

Mir dagegen geht es ...wechselhaft.
Trotz Medikamente.
Ohne diese bekomme ich vor allem schnell wieder Panikattacken - von denen Ingos meint, ich solle sie nicht so nennen, ich würde mich sonst da rein steigern.
Und überhaupt - 'es herbei-reden'.
Wenn es mir stimmungsmäßig nicht gut geht, ist es eine 'Sache der Einstellung' - ich solle mich mal mehr auf das Positive konzentrieren; es gebe nun mal 'gute Zeiten, schlechte Zeiten' und deshalb habe ich noch lange keine Depression. (juhu! - ich bin geheilt!^^)

In der Zeit, als im letzten Jahr die Alzheimererkrankung meiner Mutter so schlimm wurde, dass ich mich (zusätzlich) um vieles kümmern musste und ich emotional stark belastet war, da hatte Ingo zwar Verständnis für die Fakten an sich - empfand die Beziehung und meine teilweise sehr gereizte Stimmung aber als sehr 'unharmonisch', weshalb es zu Unstimmigkeiten zwischen uns kam.
Jedenfalls standen wir kurz vor der Trennung, als sich die Situation dann wieder etwas entspannt hat.

Das lag aber vor allem an der Unterbringung meiner Mutter in einer entsprechenden Einrichtung und nicht etwa an mehr Verständnis für meine Depressionen und Angstzustände.
Außerdem hat es mir sehr geholfen, mir wieder einen Hund ins Leben zu holen: seit die Maus da ist geht es mir wieder viel besser - wovon natürlich auch die Beziehung profitiert.

Im Nachhinein sehe ich auch (und habe es auch mit Ingo besprochen), wo der Unterschied war:
Mein Mann (zu der Zeit noch 'nur-Freund') war für mich da, indem er mich gelassen hat, mir auch einfach nur zugehört hat, wenn ich gejammert habe und mit mir gemeinsam alles Sch*ße fand.
Verständnis hatte und nur so viel von mir gefordert hat, wie ich geben konnte - und wollte.

Ingo dagegen ist ein 'Problemlöser'.
Wenn ich da anfange zu 'jammern' versucht er mir zu sagen, was ich tun sollte um den Zustand zu verbessern - und wenn man es nicht anpacken kann, dann wird es eben kleingeredet - hauptsache, er hat eine 'Lösung' angeboten.

Dass eine Depression davon nicht weg geht, weiß er schon ....aber er ist ja auch der Meinung, ich habe keine - Problem gelöst  ;-)



Bubble:
Hallo Ina,
Das ist sogar wie ich finde ein wichtiges Thema hier.
Es fällt mir schwer darüber zu schreiben, da es meine inneren Gedanken sind.
Es gibt gute und schlechte Tage in einer Beziehung/ Partnerschaft.
Ich bin schon seit 14 Jahren verheiratet und zusammen sind wir 18 Jahre. Das klingt so ,das ich extrem alt bin. Bin ich aber nicht ;) .
Mein Mann sieht alles positiv und versucht mich zu stärken wo er kann. Leider gibt es auch mal Situation, wenn ich eine Depression habe, das er mich nicht versteht. Warum jetzt! Wieso? Dann wird er Sauer und schweigt. Und ich sitze da und möchte eigentlich nur in seine Arme liegen.
Dann denke ich: die Ehe wird nicht mehr lange halten. Und das denke ich immer. Warum weiss ich nicht.
Mein Mann sagte mal zu mir: ich lasse euch nicht im Stich, nicht nach so einer langen Zeit und wir haben gemeinsame Kinder.  Die Depression schaffen/ überwindenden wir auch noch. Daran halte ich fest.
Ich weiss aber wenn ich Depressionen habe, das es ihn nicht gut geht und er sich Gedanken macht.
Besonders das ich mir nichts antue. Die Kinder sollen soweit aus den Depressionen raus gehalten werden.
Ab und zu verzweifelt man in seiner Ehe, da ich selber nicht weiss was richtig oder falsch ist.

Wie läuft es bei dir selber mit deinen liebsten ab, Ina?

Fühl dich gedrückt  Bubble

Mickie:
Huhu,

ich bin jetzt seit 24 Jahren mit meinem Mann zusammen und 17 Jahre verheiratet. Über die Diagnosen Depressionen etc. haben wir unsere Beziehung nie definiert.
Am Anfang stand in unsere Beziehung die Problematik Nähe zulassen im gesunden Kontext mit Freiraum. Später standen andere Dinge im Fokus, mal war es das versinken meines Mannes in eine depressive Phase aufgrund Suizidversuche auf Seiten seiner Familie, dann stürzte ich wieder in ein Strudel voller Täler.
In allen Zeiten waren wir aber einfach füreinander da, es musste nicht geredet werden, es durfte. Es durte sich in in den Arm genommen werden, aber auch zwei Minuten später viel Distanz da sein.
Irgendwann kam die Zukunft in unser Leben. Ein Kind hat wieder andere Herausforderungen vor die Tür geliefert, aber auch da galt und gilt soviel zusammen wie wir es zusammen ertragen und soviel Freiheit wie es der andere braucht.
Wir haben vor unserem Zwerg nie ein Geheimnis daraus gemacht wie es uns gerade geht, denn dass spüren die eh. Über Diagnosen haben wir eher weniger geredet. Ich weiss noch das ich meine Kleinen in recht jungen Jahren mal sagte: Körperliche Nähe ist etwas was jeder anders für sich möchte. Ich bin kein Kuschelmensch, dein Papa liebt Kuscheln und du guckst was du willst. Es ist immer alles gut solange es für alle in Ordnung ist, wenn einer sagt: Nein jetzt möchte ich nicht mehr dann hört man auf.

Ich glaube Kinder mitnehmen auf der Reise der Emotionen ist leichter, wenn man dabei einfach ehrlich ist und sich auch mal entschuldigt und sagt da war ich als Großer drüber und hab gemeckert obwohl du nix falsch gemacht hast.

Klar denke ich in den tiefsten Phasen auch ich ziehe aus, Kind und Papa schaffen das schon udn wären besser dran ohne mich und ja es für keinen immer leicht.

Für mich empfinde ich meine Beziehung noch immer eher als heilsam, weil sie konstante hat aber ich auch nicht immer die einzige war mit den Tiefs.

Ich glaube Partnerschaften müssen Wege finden und wenn Kinder dabei sind gilt es sie verantwortungsbewusst an den Facetten des Lebens teilhaben lassen.

Lg

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