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Einstellung zu Psychopharmaka

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Traumfänger(Guest):
Hallo Forumianer,
ich hab da mal eine Frage. ;) Welche innere Einstellung muss man haben, damit Psychopharmaka überhaupt wirken können? Ich habe seit Jahresanfang in Absprache mit meinem behandelnden Arzt einige Medikamente gegen Depressionen verschrieben bekommen und ausprobiert. Ich habe mich bei der Einnahme der Medis strikt an die Anweisungen gehalten. Trotzdem gab es ausser diversen Nebenwirkungen keine Hauptwirkung. In einem Telefongespräch mit der Suizidambulanz erklärte man mir, dass ich selbst schuld an der Nichtwirksamkeit sei, weil ich eine falsche Einstellung zu den Medis habe. Auf Nachfrage konnte man mir aber nicht erklären was genau an meiner Einstellung falsch sei. Ich bin mir nicht so recht einer Schuld bewusst, was ich hätte anders denken müssen. Hatte immer gedacht ich hätte eine positive Einstellung den Medis gegenüber. Oder ist positiv in dem Fall falsch? In den Beipackzetteln konnte ich keine Hinweise auf innere Einstellung finden. >:( Vielleicht habt ihr hier im Forum eine Idee, oder Erfahrungen, was man wie am bessten denken muss, damit Psychopharmaka wirksam sind

Grüße, Traumfänger

Ina:
Hallo Traumfänger (schöner Name!),

Nicht jedes Medikament schlägt bei jedem gleich gut an.
Auch ich habe schon sehr viele Antidepressiva ausprobiert (9 Stück um genau zu sein)
und geholfen hat mir keins.
Dabei bin ich immer sehr optimistisch an die Sache rangegangen, hatte Hoffnung,
dass mir das Medikament helfen könnte. Passiert ist trotzdem einfach gar nichts.
Unterstützend mache ich eine Psychotherapie.

Klar ist eine positive Einstellung dem Medikament gegenüber gut, aber das allein
bringt es nicht, glaube ich. Nein, ich bin mir sicher. Wahrscheinlich wirst Du einfach
noch weitere Medikamente ausprobieren müssen, um das richtige zu finden! Welche
hattest Du denn, wenn ich fragen darf? Es gibt bei Antidepressiva ja viele verschiedene
Gruppen, vielleicht bekommst Du ja mal eins aus einer anderen verschrieben!

Alles Gute!
Ina

Traumfänger(Guest):
Hallo Ina,
danke Dir für Deine Antwort! Genauso bin wie Du bin ich auch rangegangen. Habe mir immer gesagt, wenn es anderen hilft, dann wird es mir auch helfen. Hoffnung hatte ich somit also auch.

Ich hatte vor vielen Jahren ein Medi verschrieben bekommen, das für etwa zwei Wochen zu meinem Erstaunen gut gewirkt hatte. Danach bin ich in die Depression zurückgefallen.  :(  Damals habe ich mich gegen innere Ablehnung gegenüber Medikamenten überreden lassen. Die üblichen Sätze halt " Wenn du auch nichts tust, dann wird es dir auch nicht besser gehen" oder "du hast keine Bereitschaft mitzuarbeiten, dann kann dir auch niemand helfen" So habe ich mich halt "breitschlagen" lassen und hübsch brav das verordnete Medi eingenommen. Als es dann wirkte, konnte ich es kaum glauben. Ich war sehr erstaunt darüber, wie zuversichtlich ich in vielen Dingen wurde. Ich hatte Hoffnung und wieder Mut Pläne für mein Leben zu machen. Zurückblickend betrachtet, waren es die bessten Tage der letzten 24 Jahre. Danach liess sich diese Erfahrung nicht wiederholen. Nicht mit diesem Medikament in höherer Dosis, noch mit etlichen anderen, die ich später im Laufe der Zeit ausprobiert habe. Ich kann mich aber nicht mehr an alle Medikamentennamen komplett erinnern. Es waren zu viele, und die Namen sind ja fast unaussprechlich. Ein Psychiater sagte mal zu mir, es hätte kaum Sinn, mir noch etwas neues zu verschreiben, da ich schon aus allen "Medikamentenfamilien" welche ausprobiert hätte und diese sich innerhalb einer Familie nur in relativ feinen Nuancen unterscheiden. Die Medis die ich jetzt aktuell ausprobiert habe waren. Amitriptylin, Cymbalta und Anafraniel. Namen an die ich mich erinnere sind, Synquan, Sulpirid, Fluktin, Aponal, Trevelior, Cipralex und noch einige weitere die mir momentan nicht einfallen. :(

Jedenfalls weiss ich aus Erfahrung, das Medis grundsätzlich helfen können und deshalb habe ich auch keine Ablehnende Haltung denen Gegenüber wie damals. Aber vielleicht wirkte das Medi damals gerade deshalb, weil ich es innerlich abgelehnt habe? Ich bin da nun wirklich sehr verunsichert, weil man mir auch kürzlich hier im Chat wie aus der Pistole geschossen sagte, ich hätte mit den Medis versagt, weil ich eine falsche Einstellung zu den Medis habe. Eine zu Hohe Erwartungshaltung hatte ich meiner Meinung nach auch nicht. Ich habe mir immer gesagt, wenn es mir um ein viertel besser geht, als vorher, dann ist das für mich schon ein riesengrosser Gewinn. Das wären übers Jahr gerechnet etwa 80 Tage weniger Depressionen ;). Selbst wenn ich nur 40 Tage im Jahr weniger Depris hätte, dann wäre es schon ein guter Erfolg.

Würde mich freuen, wenn euch zur inneren Einstellung bei der Medikamenteneinnahme noch etwas einfallen würde.

Grüße, Traumfänger

Traumfänger(Guest):
Hallo Pudel,
die innere Einstellung scheint tatsächlich völliger Quatsch zu sein. Ich hatte gestern noch ein Gespräch dazu. Ein Medikament, das keine eindeutig erwiesene Wirksamkeit hat, wird garnicht erst freigegeben. Dazu werden sogenannte Blindstudien durchgeführt. Schneidet das Medi da nicht gut ab, bekommt es keine Zulassung.

Ich habe die Medis immer nach ärtzlicher Anweisung eingenommen und auch abgesetzt. Ich habe schon des öfteren Warnungen gehört, da eigenmächtig rumzuexperimentieren. Zu dem Willen gesund zu werden, hatten wir beide ja heute morgen im Chat schon einen Austausch. Ich halte es für quatsch, dass Menschen nicht gesund werden wollen. Dadurch hat man doch keine Vorteile . Es gibt aber wohl depressionsbedingt einen "gebrochenen Willen". Du sagtest, der entsteht aus der Hoffnungslosigkeit, die manche Menschen mit Depressionen haben. Hoffnungslosigkeit ist ja gerade carakteristisch für eine Depression. Wie gesagt einen Mutwillen krank zu bleiben, kann ich mir nicht so recht vorstellen.

Grüße, Traumfänger

to_be_a_born_loser:
Hallo Traumfänger,

eine positive Einstellung gegenüber Psychopharmaka, hat wahrscheinlich auch eine positive unterstützende Wirkung.
Da es sich aber nicht um so genannte Placebos (Medikamente ohne Wirkstoff) handelt, kann eine negative Einstellung gegenüber Psychopharmaka, keines Falls die Wirkung behindern, bzw. gar verhindern.

Also kurz gesagt...

Die Aussage, "Deine innere Einstellung verhindet die Wirkung" ist absoluter Schwachsinn !!!


L.G. Tobe

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