Hallo liebe Sara
Deine Gedanken an denen du uns teilnehmen lässt, kenne ich als Bordie nur all zu gut, allerdings hätte ich sie in meinen akuten Phasen nie so genau definieren und analysieren können wie du es hier getan hast. Mir wurde vieles erst im Nachhinein klar.
Du sagst:"
ich sehne mich nach hass, schmez und all das obwohl ich mir wünsche das glück, liebe und freude mehr wiegt, tut es aber nicht. ich will das andere leiden wenn ich es tue warum? geile ich mich daran auf diese macht zu haben andere mitzureißen oder gefügig zu machen? ich bin geil schau mich an! und ich werde dir zeigen wie ich dich aufbaue um dann wieder zu zerstören und wenn ich das nicht schaffe wird es meine lebensaufgabe immer bei dir zu bleiben bis ich an deinem leid untergehe! kranke, wirre gedanken. ich bin gestört und trozdem zu normal um mich selbst interessant zu finden. mein leben besteht aus monotonlosen gedanken immer und immer wieder das gleiche. lass mich spielen lass mich leben. lass mich leiden. lass mich an deinem schmerz eine aufgabe finden die mich lebenswert macht. wut, hass, desinteresse und das überlegenheitsgefühl! komm wer will es mit mir aufnehmen? wer traut sich? Gebt mir eine herausvorderung eine aufgabe der ich nicht gewachsen bin um für immer beschäftigt zu sein und langsamm daran zu zerbrechen. weiter ins dunkle, weiter in die hölle, immer weiter! lass mich dein engel sein!"
Ebenso wie du verletzte ich mich, oder ließ mich von meinem prügelnden und vergewaltigenden Ehemann verletzen , was noch einfacher war als es selbst zu tun...
Irgendwann wurde mir aber klar, dass ich damit nur weiter führte was ich von zu Hause gewohnt war. Diese Erkenntnis hat mich total aufgerüttelt und war sehr aufwühlend.
Obwohl es pervers und krank klingt, brauchte ich weiterhin, dass mich jemand wie Dreck behandelt und demütigt. Mir durfte es nicht gut gehen und wenn es dies einmal tat, machte ich etwas um dieses Gefühl möglichst schnell wieder zu haben. Ich wartete ständig darauf, dass etwas Schlechtes passiert. War auch ganz sicher, dass ich Krebs oder eine andere schlimme Krankheit bekommen würde, weil ich es einfach verdient hatte, weil ich durch und durch schlecht war.
Ich ließ keine Gelegenheit aus meinen Schmerz an andere weiter zu geben. Genau so wie du es beschreibst ließ ich sie meine Überlegenheit fühlen, um sie klein zu machen, um meine Macht zu demonstrieren. Dadurch fühlte ich mich stark, mächtig, dadurch fühlte ich mich berauscht und lebendig. Ich schaffte mir mein eigenes persönliches Image als Egozentrikerin. Dies hatte auf andere eine unglaubliche Faszination und viele begaben sich dadurch in Gefahr verletzt zu werden, dies führe ich aber nicht weiter aus, ich denke du weißt genau was ich meine.
Ich verschwendete keinerlei Gedanken daran wie sich andere Menschen nach meinen Attacken fühlten, dies war mir völlig gleichgültig. Hauptsache es tat mir gut, gab mir einen Moment eines Hochgefühls, dass ich so dringend brauchte. Denn tief innen, wusste ich natürlich, dass ich eigentlich ein Nichts, eine Versagerin, eine kleine Null war, wie mir dies immer von meinen Eltern auch rein geprügelt wurde.
Mein Leben glich dem einer Schauspielerin, nur dass es nicht in einem Film ab lief. Ich spielte immer eine Rolle, trug eine wechselnde Maske damit man mich nicht einschätzen konnte, denn ich hatte panische Angst erkannt zu werden wie ich wirklich war. Angst vor Ablehnung, obwohl ich diese mit meinem Verhalten immerzu herbei führte.
Meine Beziehungen waren geprägt von dem auf und ab meiner Stimmungen und wenn ich einmal eine Beziehung hatte mit einem "normalen" Mann, der nicht auf meine "Spiele" einstieg langweilte ich mich schnell.
Ich sehnte mich nach Nähe und Liebe, aber wenn ich sie haben konnte war es mir zu viel, zu einengend zu nah und ich stieß jeden weg, der versuchte mir dass zu geben wonach ich so dringend verlangte.
Nun wie kam ich da raus? Allgemeine Ratschläge möchte ich nicht geben, denn vermutlich kennst du die eh schon alle.
Das Wichtigste ist was Sergio bereits sagte die Selbstfindung, sich selbst zu erkennen, zu erkennen wie man tickt und ohne etwas zu beschönigen dazu zu stehen. Sich selbst bewusst zu werden und sich selbst zu vertrauen, denn ich erkannte irgendwann, dass ich anderen nur vertrauen kann , wenn ich anfing mir und auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.
Da mich die Meisten in meinem Umfeld eh nicht mochten, war es mir eines Tages einfach egal mich so zu zeigen wie ich nun mal bin, sollen sie doch denken was sie wollen, aber bis dahin war noch ein langer Weg.
Zeitgleich hat meine manipulierende und emotional erpressende Mutter, den Kontakt mit mir abgebrochen, was im Nachhinein ein Segen für mich war. Denn ich hatte begonnen meine Wut und den Schmerz an denen auszulassen, die ihn verursacht hatten und nicht mehr an unschuldigen Leuten die nichts dafür konnten und dies konnte sie wie alle toxischen Eltern natürlich nicht zulassen, also hat sie mir ein letztes Mal die Liebe entzogen.
Es ist ein langer und harter Weg, der meist nur steinig ist und viele Schmerzen verursacht, aber man kann da raus kommen.
Ich wünsche dir viel Kraft und Mut und hoffe, dass es dir auch gelingt!
Alles Liebe
Epines
P.S. Hier noch einige Buchtipps: "vergiftete Kindheit" und "emotionale Erpressung" beide Bücher von Susan Forward. Und evt. noch "das Gedächtnis des Körpers" von Joachim Bauer. Diese Bücher haben mir unter anderem sehr geholfen mich und das Verhalten meiner in jeder Form gewalttätigen Eltern, besser zu verstehen und zu erkennen warum ich so bin wie ich bin. Dann lernte ich durch Marshal Rosenbergs Buch "gewaltfreie Kommunikation" wie ich in Zukunft auf Menschen zugehen kann, ohne sie zu verletzten, daran arbeite heute ich noch täglich :-)