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Autor Thema: Meine Depressionen haben meine Familie zerstört  (Gelesen 6069 mal)

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imepenem

  • Gast
Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« am: 18 Dezember 2011, 16:30:45 »

Hy, ihr Lieben,

Bin neu hier, ist mein erster Eintrag bei Euch, hab mal ein paar Einträge gelesen und Ihr kommt mir mit Eurer Website gut rüber.
Ich bin 44 J. alt und leide wahrscheinlich seit meiner Jugend oder Kindheit unter dieser Erkrankung.
Habe 2 tolle Jungs (11+13)
Ich war mit meiner Frau bis vor einem Jahr meiner Meinung nach glücklich verheiratet. Letzten Oktober teilte sie mir ihren Trennungswunsch mit. Ich würde sie nicht mehr lieben, ich hätte mich von ihr,unseren Kindern und meinen (unseren Freunden) zurückgezogen. Damit hatte sie Recht. Wir hatten damals lange und intensive Gespräch, in denen ich Ihr alles über mich und meine Kindheit und mein vorheriges Leben erzählt habe (Mein Bruder und ich wurden nach dem Tod meines Vaters durch Suizid über verschieden Heime und Pflegefamilien zu unseren Adoptiveltern durchgereicht).
Ich habe lange auf der Strasse gelebt, konnte mir aber durch Hilfe von Freunden endlich eine eigene Existenz aufbauen.
Nachdem ich meine Frau heiratete, dachte ich, nun könnte ich endlich ein "normales" Leben führen.Die Kinder kamen, wir kauften uns vor 2 J. ein altes Haus, welches wir mit viel Eigeninitiative bewohnbar machten. Im Laufe der Jahre hatte ich immer wieder mal depressive Episoden, habe sie mir aber nie eingestanden. Ich sollte und wollte ja immer ein "starker Kerl" sein. Am schlimmsten war es 2001, als ich aus meinem Bosnien Einsatz (War 12 J. als Sani bei der Bundeswehr) zurück kam.
Habe zuviel Mist da gesehen, auch das macht mich zum Teil heute noch fertig. Auch damals hielt ich es nicht für notwendig, mich behandeln zu lassen. Wie dem auch sei, wir einigten uns darauf, dass wir zusammen bleiben. Ich fing eine ambulante, rein medikamentöse Therapie an (Fluoxetin + Amitryptilin), die auch sehr gut anschlug. Es wurde ein wunderbares Jahr, meine Frau und ich liebten uns intensiv, wir redeten über Gott und die Welt und ich war echt happy.
Wir halfen auch einem Freund, der nach der Trennung von seiner Frau (sie hat ihn wegen eines Anderen sitzen gelassen)
Dann, am 19. November ließ sie alle meine Träume platzen: SIE WOLLE SICH JETZT ENDGÜLTIG VON MIR TRENNEN; SIE SCHAFFE DAS NICHT MEHR; DIESES 1 JAHR SEI SIE NUR NOCH AUS MITLEID MIT MIR ZUSAMMEN GEWESEN! Auf mein weiteres Nachfragen hin, ob da vielleicht noch jemand Anderes wäre, gab sie zu, adss sie bereits seit 8 Monaten eine Beziehung zu diem "Freund" hätte. Dann ging sie einfach zu ihm. Danach konnte ich nicht mehr. Bin 45 h nur durch die Stadt getigert, war hundemüde, konnte aber nicht schlafen, hab nur Bier und Zigaretten zu mir genommen. War kurz davor Schluß zu machen, Schluß mit dem Selbsthass, Schluß mit dem Schmerz, habe zu Gott gebetet, er möge doch statt eines anderen Lebens meines nehmen, ist ja sowieso wertlos, kann nur alles kaputt machen. Bevor ich mich selber tötete, hab ich die Notbremse gezogen und mich selbst in eine psychiatrische Fachklinik eingewiesen. Dort bin ich bis jetzt. Werde gut behandelt und die Symptome sind etwas besser geworden. Aber der Schmerz, die Trauer und die Wut über den Verlust meiner Familie, den Verlust meiner Frau an diese hinterhältige Kakerlake, die wollen einfach nicht weniger werden. Ich seh mein ganzes Leben in Trümmern, weiss nicht, woher ich die Kraft für einen Neuanfang nehmen soll. Meine Frau besucht mich 1x pro Woche mit den Kindern für 1-2 h. Ist das alles, was mir von meiner Familie bleibt? Die beiden haben mir mein ganzes Leben genommen, der Typ hat mich aus meinem Leben rausgeschubst und ist jetzt an meinem Platz.
Jetzt kommt sie schon wieder mit Lügen daher, beide Autos seien kaputt, sie könne heute nicht kommen, vielleicht irgendwann die nächste Woche. LÜGEN; IMMER NUR LÜGEN !!!
Ich sehe keine Zukunft mehr für mich. Umbringen kann ich mich der Kinder wegen nicht, aber wie soll´s weitergehen?
Hört dieser verdammte Schmerz denn nie auf ?
Das Schlimme ist, ich liebe sie immer noch, kann einfach nicht loslassen. Die meiste Schuld an dieser Situation schiebe ich immer noch auf mich. Denn aus einer gesunden Beziehung will man doch nicht weglaufen.

Vielleicht habt Ihr ja schon mal ähnliches erlebt und könntet mir mal mit einem Rat helfen, wie ich es schaffe, diese schädliche Liebe aus meinem Herzen raus zu ätzen.

Vielen Dank fürs lesen, auch wenn´s diesmal ein ziemlich langer Text ist, aber manchmal hilft ja schon das Schreiben ein bisschen.

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imepenem

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #1 am: 19 Dezember 2011, 13:16:50 »

Hallo Wohlstandspudel.

was Du schreibst, ist durchaus richtig, bekomme ich auch hier in der Klinik oft zu hören, aber weißt du, wie schwer das ist, jemanden loszulassen, den man richtig liebt?
Außerdem sagte sie mir, dass sie diesen Typen gar nicht liebt, sie liebt nur sich und die Kinder (in genau dieser Reihenfolge).
Das Schlimme an dieser Sache ist, dass ich sie jederzeit wieder zurücknehmen würde (die anderen Patienten hier erklären mich schon für verrückt). Tja, die Hoffnung stirbt halt zuletzt, aber genau diese Hoffnung hält mich hier über Wasser, obwohl ich weiss, dass dieser Schuss durchaus nach hinten losgehen kann. Ich kann leider insgesamt 17 gemeinsame Jahre, in denen wir alle möglichen guten und schlechten Sachen zusammen durchgemacht haben, nicht einfach so in den Dreck werfen. Und Liebe kann mann nicht einfach raus operieren (das wäre Klasse), genauso wenig kann sich meine Frau zur Liebe zwingen. Ich denke, sie ist momentan einfach überfordert (vielleicht auch in Richtung Burn out), ich habe es ihr sicher nicht leicht gemacht mit meinen Depri´s. Manchmal denke ich, einfach nur Geduld und Zeit, vielleicht wird alles wieder gut.
Tja, irgendwie muß es halt weitergehen, ist aber nicht einfach, nur an sich zu denken, ich krieg´sie halt nicht aus dem Kopf.

Auf jeden Fall Danke für deine Antwort

LG.
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imepenem

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #2 am: 19 Dezember 2011, 20:55:00 »

Hy Wohlstandspudel,

an meiner Gesundheit arbeite ich schon, mache auch Fortschritte, aber von himmelhochjauchzend bin ich noch weit entfernt. Ansonsten versuche ich mich bestmöglich abzulenken, was aber nicht immer klappt, aber auf einer Stimmunggsskala von 1 - 10 bin ich schon auf ´ner guten 4, immerhin.
Und vielleicht renkt sich ja auch alles wieder ein, denke, jeder braucht einen kleinen Strohhalm.

Hab Dank für Dein Interesse

LG
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Epines

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #3 am: 19 Dezember 2011, 20:58:29 »

Hallo Imepenem

Du hast vermutlich Recht, wenn du sagst, dass es schwer ist jemanden los zu lassen den man liebt. Ich denke dies ist überhaupt der größte Schmerz den es gibt, denn egal auf welche Weise man einen geliebten Menschen verliert, man kann ihn lange nicht vergessen, im Grunde gar nie.
Was uns bleibt sind die Erinnerungen an gute Zeiten, die gilt es fest zu halten.

Ich denke nicht das du verrückt bist, nur weil du deine Frau wieder zurück nehmen würdest. So etwas ist gar nicht einmal so selten. Die Zeit wird  zeigen, wie es bei euch weiter geht.

Manchmal merkt man leider erst im Nachhinein was man wirklich verloren hat.

Das Allerwichtigste ist jedoch nun, dass du versuchst das Vergangene endlich zu verarbeiten und das hast du ja nun schon in Angriff genommen. Schritt für Schritt aus dem Dilemma heraus zu kommen, sollte nun dein vordringlichstes Ziel sein.

Du schreibst, dass deine Frau nur einmal in der Woche mit den Kindern vorbei kommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass du grosse Sehnsucht hast und enttäuscht bist das sie nicht häufiger kommt, aber immerhin kommt sie doch noch.
Wenn man jedoch damit rechnen muss, mit Vorwürfen bombardiert zu werden, kann die Motivation auch nachlassen.

Wenn ein Paar beschließt zusammen Kinder zu haben, dann ist dies eine Beziehung die ein Leben lang besteht, egal ob geschieden wird oder nicht. Man schuldet es den Kindern sich zu verstehen, egal was in der Beziehung war, es ist euer Problem. Schuldzuweisungen helfen da überhaupt nicht, denn die Kinder lieben beide Elternteile und wollen sich nicht für eine Seite entscheiden.

Du merkst, ich bin  ein Scheidungskind. Leider haben meine Eltern es nicht geschafft sich nach der Trennung wie Erwachsene zu benehmen. Bei Familienfesten fehlte entweder der Vater oder die Mutter, ja sogar die Verwandten bezogen Stellung. Meine Mutter wurde nach der Trennung von allen Verwandten meines Vaters gemieden, dabei trug er genau so viel Schuld, dass die Ehe auseinander brach, aber er hatte sie überall schlecht gemacht und umgekehrt natürlich auch. Wir Kinder haben darunter sehr gelitten.

Wie oft hätte ich mir einfach nur gewünscht, dass sie sich vertragen, dass sie normal miteinander reden können, ohne sich jedes mal zu beschuldigen und danach den Frust an uns Kindern auszulassen. Wir wurden auch immer ausgefragt und es wurde so lange gebohrt bis wir etwas erzählten und danach waren sie dann immer sauer und wir wurden ungerecht behandelt.

Man hat sich einmal  geliebt, so sehr, dass man beschoss eine Familie zu gründen, also sollte man nach einer Trennung versuchen, das fest zu halten was einmal schön war und nicht immer nur die Vertrauensbrüche, Lügen und was sonst noch war ins Zentrum zu stellen.
Ich weiss dies ist sehr schwer, aber es dient den Kindern und wie gesagt,sie haben ihre  Eltern trotz Scheidung ein Leben lang. Zuerst ist man gemeinsam Eltern, dann gemeinsam Großeltern.

Obwohl du Depressionen aufgrund deiner schlimmen Vergangenheit hast, darfst du die Schuld nicht alleine bei dir suchen, egal was in einer Beziehung schief läuft, es braucht immer zwei dazu.

Wenn sie endgültig vorbei ist, kann mit der Zeit etwas anderes entstehen, eine freundschaftliche Basis zum Wohle der gemeinsamen Kinder die euch geschenkt wurden, aber daran müssen beide arbeiten, von alleine geht es nicht.

Dies nur ein paar Gedanken, wirkliche Ratschläge habe ich leider auch nicht.

Viel Kraft und alles Liebe
Epines
« Letzte Änderung: 19 Dezember 2011, 21:05:52 von Epines »
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stumm

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #4 am: 20 Dezember 2011, 08:04:12 »

ich habe einige fragen an dich

lass deine frau völlig aus den gedanken wenn du diese fragen beantwortest
versetze dich einfach zurück in deine jugend
in eine zeit als du noch ideale hattest

was ist für dich liebe?
nicht irgendwelche klischees
welche sich die menschen zusammen gebastelt haben
deine wirkliche tiefe meinung was ist liebe?

wie muss die frau welche du liebst sein?
welche charakteigenschaften muss sie haben das du sagst diese frau liebe ich ?
welche charaktereigenschaften darf sie auf gar keinen fall haben ?
was muss sie tun damit du sagst ich liebe diese frau?
was darf sie auf gar keinen fall tun damit du sie lieben kannst?

wie war deine meinung deine einstellung zu liebe und welchen typ frau hast du geliebt ?
was war dir wichtig in einer ehe?
warst du der meinung, dass liebe wirklich alles verzeihen kann?
warst du der meinung, dass man sich selbst aufgeben muss um geliebt zu werden?
was hast du damals geglaubt kann liebe zerstören???
gibt es eine schuld wenn liebe nicht mehr da ist?
eine schuld welche nur einer trägt?

sag mir wie hast du all das damals gesehen
damals als du deiner frau einen antrag gemacht hast

und nun sag mir deine meinung von heute
nicht die zeit der ehe sondern wirklich nur der stand von heute
was ist für dich liebe?
eine wirklich interessante frage in anbetracht deiner lage
was ist für dich liebe?
wie ist die frau die du liebst?
welche charaktereigenschaften an ihr liebst du?
welche charaktereigenschaften liegen ihr völlig fern und dafür liebst du sie?
was macht die frau wofür du sie liebst?
wo bist du dir sicher dass sie niemals tun würde und dafür liebst du sie?
welcher typ frau ist sie ???
warum liebst du sie heute??
nochmal....nicht die zeit der ehe
nicht weil du weisst wie sie sein kann
heute, was ist zum heutigen stand an ihr liebenswert?
so wie sie sich heute verhält dir gegenüber
wofür liebst du sie?



 
 

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Adrenalinpur

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #5 am: 20 Dezember 2011, 19:50:03 »

@imepenem

ich bin selbst eine Frau und ich denke wenn eine Frau liebt liebt sie immer
nur was vom Part Mann rüberkommt kann sie vielleicht nicht aushalten
und flüchtet dann in etwas neues

und irgendwann kann man sich nur rausreden indem man sich selbst gegenüber sagt die alte Beziehung war ein Irrtum

Dann was ist Liebe? Ist abgelehnte Liebe nur der Schmerz das man selbst abgewiesen wurde?

Loslassen und anderen die Freiheit geben die man selbst ersehnt und trotzdem zu lieben ist denke ich eine der schwersten Aufgaben der menschlichen Existenz

Kinder vorzuschieben ist auch so grenzwertig, denn sie werden auch ihren Weg gehen

Diese alten Familienverbünde gibt es nicht mehr überall genauso wie nicht andere Werte, ich erlebe das jeden Tag, es tut mir weh aber
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Adrenalinpur

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #6 am: 20 Dezember 2011, 19:53:47 »

Männer sind oft sehr viel mehr sexorientiert und verletzen Frauen damit. Meist merken sie das nicht mal.

Nur ein Beispiel.

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21HEIDI

  • Gast
Re:Meine Depressionen haben meine Familie zerstört
« Antwort #7 am: 26 Dezember 2011, 11:44:22 »

Hallo Imepenem!

Möchte Dir nur sagen,daß es auch Frauen gibt,denen so was oder so was Ähnliches passiert ist.
Ich hatte einen schweren Schlaganfall,war total gelähmt und dann die Scheidung.
Was war?
Die Kinder wurden mir entzogen,mit der Antwort:"Sie können ja nicht mal für sich selbst sorgen-wie wollen sie dann für die Kinder aufkommen,einkaufen,kochen,u.s.w..?"
Mein Exmann bekam also die Kinder,die ihm allerdings ziemlich egal waren,...
Meine Tochter starb mit 14 Jahren an Leukämie(Blutkrebs) und mein Sohn war immer der Meinung,daß ihn seine Mutter (also ich) ja gar nicht mehr mag,.......!
Ich war 1 Jahr fast komplett gelähmt und konnte alleine so gut wie nichts machen,war immer in einer Klnik oder auf Reha und mußte lernen,wie man ißt,wie man redet,wie man sich bewegt,u.s.w..

Mein Sohn ist heute 20 Jahre vorbei und liebt mich wie nie zuvor!
Warum?

MEINE Hoffnung,was MICH damals aufrecht hielt:
Irgendwann werden die Kinder ja erwachsen sein und verstehen,was damals so los war und passiert ist.(habe inzwischen eine Adoptivtochter dazubekommen)
Und genau das ist ja passiert!
Ich habe zig Operationen hinter mir,doch meine Kinder stehen voll an meiner Seite!!!
Und heute weiß ich,daß es sich gelohnt hat,damals die Zeit abzuwarten.
Heute brauche ich keine Antidepressiv oder Nerventropfen mehr-nichts!
Und heute führe icch ein traumhaftes Leben und habe 2 wunderbare erwachsene Kinder!

Sag Dir das 100x vor,......vielleicht hilft es Dir.
Alles,alles Liebe und Gute dazu sowie viel,viel Kraft!!!
HEIDI  (47J.)    :-)
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