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Autor Thema: Alleinsein  (Gelesen 1559 mal)

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Daniel

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Alleinsein
« am: 07 Juni 2013, 20:08:40 »

Ich weiß ich bin noch ziemlich jung. Um genau zu sein bin ich 14 und männlich. Es ist so, dass ich mich sehr allein fühle, da ich keine wirklich guten Freunde habe. Am Schulhof gehe ich sehr oft einfach alleine lang, und die Leute wundern sich oft über mein trauriges Gesicht. Jeden Tag gehe ich den selben Weg, jeden Tag muss ich in der Gruppenarbeit entweder mit den einzigen verbringen, die mich mehr oder weniger aufnehmen oder mit sehr unbeliebten Leuten, die ich über alles hasse (diese haben aber auch Freunde, die mir ehrlichgesagt auch nicht gefallen). Aber wenn ich versuche näher zu den zu kommen, die mich einschließen, bevorzugen die sofort die anderen. Naja, wenn ich dann schließlich zuhause bin, setz ich mich vor den PC, und spiele einfach die ganze Zeit ein langweiliges Spiel, das mir eigentlich selber kaum Spaß mehr macht. Einfach nur aus Zeitvertreib. Dann gehe ich schlafen, denke über mein sinnloses Leben nach, wie ich die Zeit verschwende, und wie keiner für mich da sein will und weine manchmal sogar. Vor Kurzem hab ich in einer Gruppenarbeit einfach vor mich hin geweint. Ich wollte niemals in der Schule darüber nachdenken, aber desto länger ich alleine bin, desto schlimmer wird es. Ich setze mich weiter weg und falle hin, die anderen lachen mich aus. Abgesehen von meiner Trauer, habe ich sehr Angst vor der Öffentlichkeit und versuche einfach alleine zu sein, Peinlichkeiten (egal wie klein diese sind) fallen mir immer wieder neu ein, und genau in den Momenten wo es grad am ungünstigsten ist, werde ich rot im Gesicht, ein weiterer Grund, warum ich mich selten in der Öffentlichkeit zeige, ich will mich nicht wieder "outen" und es noch bis zu 2 Wochen später erinnern. Ich liege gerade im Stimmbruch, das macht die ganze Sache noch schwieriger. Ich möchte meiner Mutter nicht sagen, in was für einer Situation ich mich befinde, und zum Arzt zu gehen, will ich auch nicht so gerne. Die sagen doch alle das Selbe, versuche dich mehr in die Öffentlichkeit einzumischen, such dir Freunde oder bau dein Selbstbewusstsein weiter auf. Dabei ist das alles so schwierig, und mit meiner Angst vor der Peinlichkeit ist das für mich unvorstellbar. Ich habe zwar Freunde in der anderen Schule, aber an die komme ich kaum ran, da diese so weit weg wohnen und ich sie nur über Skype erreiche. Selten unternehme ich etwas mit denen. Zum mindestens manchmal, kann ich was mit denen machen. Ich brauche einfach nur jemanden, der mir beiseite steht, jemanden dem ich vertrauen kann. Aber so einen gibt es in meiner Nähe nicht, alle scheinen so albern in der Klasse und können nichts ernst nehmen, egal über welches Thema man sich mit denen unterhält. Wenn man so alleine ist, ergibt das Leben an der Stelle keinen Sinn mehr. Ich habe schon oft überlegt Selbstmord zu begehen, sehe aber keine Möglichkeit dies zu machen, außerdem glaube ich, es könnte sich doch vielleicht noch alles zum Guten wenden, auch wenn es gerade sehr schlecht damit aussieht, ich hoffe jemand kann mir helfen.
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nubis

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Re: Alleinsein
« Antwort #1 am: 09 Juni 2013, 12:38:52 »


hi Daniel,

wenn ich das mal ganz lapidar sagen darf: sowas nennt man Pubertät und da muss jeder mal durch.

Klar sieht es im Moment für dich so aus, als würde es niemals besser werden und die ganze Unsicherheit einer ungewissen Zukunft liegt vor dir - das kann einem Angst machen.
Das Gefühl mit niemandem reden zu können, die Ansicht, keiner könnte dich verstehen - das gehört alles dazu - bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger.

Anscheinend hast du kürzlich die Schule gewechselt? Oder wieso hast du nur Freunde auf einer anderen Schule?
Viele tun sich schwer neue Freundschaften zu schließen - aber vielleicht gibt es in der Klasse noch einen 'Außenseiter' mit dem du mal ins Gespräch kommen kannst? ...manchmal entstehen so gute Freundschaften :-)

Dass du nicht mit deiner Mutter darüber reden möchtest, wie es dir geht, ist in dem Alter sicher normal - hast du denn an sonsten ein gutes Verhältnis zu ihr? was ist mit deinem Vater?

Weißt du ...Suizid klingt immer so leicht.
Wenn man darüber nachdenkt erscheint es eine gute Lösung zu sein für alle Probleme - und genau das ist das wirkliche Problem, wenn man einmal damit anfängt: man kann in nahezu jeder Situation sagen 'dann bringe ich mich eben um'... und verliert dabei den Blick für die Relation.

Was ist einem wirklich so wichtig, dass man dafür sterben würde? dass man seine ganze Zukunft dafür hergeben würde?

Heute ist es das Gefühl der Einsamkeit.
Vielleicht hast du morgen Freunde?
Da wird es dann auch mal Unstimmigkeiten geben - auch in den Gruppen ist nicht alles eitel Sonnenschein.
Aber dann verträgt man sich halt wieder.
Oder auch nicht.
Dann findet man neue Freunde.
Dann kommt mal ein Mädel, in das man sich verguckt.
Liebeskummer vorprogrammiert.
Aber eben auch: der Weg freigemacht für eine Neue.

Du kannst deinen ganzen Lebensweg so gestalten, dass du immerzu das Schlimmste erwartest und als Ausweg Suizid siehst.
Damit kann man sogar alt werden^^ - nur: nicht glücklich.

Vielleicht findest du einen anderen Weg für dich - das  wünsche ich dir - und hoffe, dass dir auch das Forum dabei helfen kann.

Willkommen hier :-)
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Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)

Nele

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Re: Alleinsein
« Antwort #2 am: 09 Juni 2013, 14:33:03 »

Lieber Daniel,

ich misch mich mal ein, wenn Du erlaubst.

Ich habe zwei Söhne (16, 24). Daher kenne ich Deine Problematik, aus Sicht einer Mutter, sehr gut.
Diese Probleme sind für Dich riesengroß und Pupertät ist da kein großer Trost.

Du verfängts Dich in diesen (scheinbar unlösbaren) Problemen, wenn Du es nicht schaffst mit Deiner Mutter darüber zu reden. Mütter können mehr verstehen als Du ahnst. Niemand kennt Dich so lange und so gut. Wenn Du bisher ein gutes Verhälznis zu ihr hattest, dann wird sie Dir wenigstens zuhören. Das nimmt Dir den Druck und Du bist nicht mehr so alleine.

Meine Jungs sind beide keine Sportler, hatte damit lange zu kämpfen. Na Und !!!!! Der eine kann fantastisch fotographieren, der andere spielt Theater und zeichnet sehr gut. Beide sind inzwischen sehr anerkannt, weil sie irgendwann begriffen haben, dass Sport nicht alles ist. Die Mitschüler haben sie akzeptiert, weil sie "drüber standen". Sie haben ihren Weg gemacht und das wirst Du auch.

LG, Nele
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Daniel

  • Gast
Re: Alleinsein
« Antwort #3 am: 09 Juni 2013, 20:47:52 »

Danke für die Antworten.

@nubis
Ja es stimmt, ich habe wirklich Freunde aus einer anderen Schule, mit denen habe ich auch ab und an Kontakt. Ich habe mir überlegt die Schule zu wechseln, aber die Schule ist wirklich nicht für mich geeignet, weil ich in Mathe besser bin, und das eher eine auf Deutsch fokussierte Schule ist. Es ist natürlich möglich, dass ich gerade nur eine schlechte Phase in der Pubertät habe.
@Nele
Kann sein, dass meine Mutter mir gut helfen könnte, sie hat mir viel über ihre Jugend erzählt und hatte krassere Probleme als ich selbst. Leider ist das so, dass meine Mutter kaum Kontakt zu mir hat, ich diesen beziehungsweise sehr ablehne, unbewusst. Ich möchte meiner Mutter momentan keinen Stress machen, da sie selber gerade genug Probleme hat, und sich dann noch mit meinen zu beschäftigen, wäre ein bisschen viel (sie ist psychisch ein bisschen verspannt, und geht bald zur Psychiater (ich weiß nicht ob man das so nennt). Ich glaube ich versuche einfach mal mit den jenigen etwas Kontakt aufzunehmen, die mich einschließen wollen. Vielleicht sollte ich etwas länger bei denen bleiben und nicht sofort zu gehen, wenn diese mal mit jemanden anderem sprechen..
Es ist auch einer meiner Probleme, mich sofort auszuschließen, wenn jemand mal mit jemanden anderen zutun hat.

Ich sehe momentan wirklich jedes noch so kleines Problem als Weltuntergang
ich versuche einfach die Zeit der Pubertät durchzustehen. Danke für die Hilfe.
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Daniel

  • Gast
Re: Alleinsein
« Antwort #4 am: 10 Juni 2013, 22:04:06 »

Ein weiteres Problem... Meine Mutter hatte.. naja wie soll ich sagen.. einen Nervenzusammenbruch und ist jetzt in einer sogenannten "Nervenklinik" sie könnte da bis zu 3 Wochen bleiben, sich erholen und so. Jetzt bin ich aber wirklich alleine. Es ist so einsam, allein in der Wohnung, meine kleine Schwester wohnt nun bei meinem Vater (der Asthma hat und ich zuhause auf meinen Kater aufpassen muss) Mein Vater hat kein Platz in der Wohnung für mich mehr. Ich halt das keine 3 Wochen aus glaub ich..
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Deja

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Re: Alleinsein
« Antwort #5 am: 10 Juni 2013, 23:17:41 »

Hast du keine Verwandten? Ich glaube nicht, daß es gestattet ist, einen 14jährigen allein zu Hause zu lassen. Die Ärzte deiner Mutter müssen dahingehend doch was in die Wege geleitet haben?

lg Deja
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Daniel

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Re: Alleinsein
« Antwort #6 am: 11 Juni 2013, 20:52:32 »

Es ist leider so, dass die Verwandten in Bremen oder sogar Russland leben, und ich glaub der Arzt weiß nichts von. Und doch, eigentlich ist es ab 14 Jahren gestattet. Aber ich bin nicht sicher ob es auf ewig geht. Naja auf jeden Fall kommt meine Oma aus Bremen hier her, allerdings erst in 2 Wochen. Es gibt keine andere Lösung. Und es ist nicht gerade schön, die meiste Zeit alleine zuhause zu sein. Meine Schwester geht bald zum Hort und mein Vater arbeitet dann wieder bis 18:00.
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Deja

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Re: Alleinsein
« Antwort #7 am: 11 Juni 2013, 21:02:55 »

Das ist heftig. Ich kenne deine Familie nicht aber das dein Vater dich allein läßt finde ich sehr bedenklich. Mein Sohn ist auch 14 und ich würde mir lieber das Herz rausreißen als ihn solang allein zu lassen. Deine Freundesituation ist deinen Aussagen nach ja sowieso bedenklich so das sich wohl die Frage erübrigt, ob dort jemand in Frage käme?

lg
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Daniel

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Re: Alleinsein
« Antwort #8 am: 21 Juni 2013, 22:47:28 »

Ich bin schon seit knapp 2 Wochen alleine zuhause, aber meine Oma hat den Flug eine Woche früher genommen (sie kommt ja jedes Jahr zum Sommer). Trotzdem wird sich die Situation nicht viel bessern. Sie wird mich nur weiter kritisieren, wie sie es sonst auch tut... Es ist immer dieselbe Antwort bei ihr, wenn ich frage was ich tun soll, um nicht am PC zu sitzen "Such dir Freunde und geh raus". So einfach ist das aber immer noch nicht. Es wäre dann nur noch schlimmer, da ich mich dann vor ihr "verstecken" würde in meinem Zimmer und mich gar nicht trauen würde rauszugehen, weil mich ihre Kritiken oder Kommentare wie "endlich verlässt du mal dein Zimmer" echt nerven. Ich weiß nicht, aber ich fühle mich immer mehr alleine. Ich habe mich ein bis zwei mal versucht zu verabreden, aber wenn ich dann wieder abends zuhause bin, ist es wieder dasselbe. Es liegt vielleicht gar nicht an dem Mangel der Freunde. Ein paar wenige aus dem Internet hab ich ja. Mit denen treffe ich mich auch ab und zu. Es ist einfach... Ich fühle mich so alleine. Es ist vielleicht nicht so. Aber diese tiefe Trauer zieht mich immer weiter in mich rein. Ich finde keine Beschäftigung zur Ablenkung mehr. Und mittlerweile bin ich mir nicht sicher ob es wirklich die Pubertät ist, denn der Zustand ändert sich eigentlich kaum.
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Re: Alleinsein
« Antwort #9 am: 22 Juni 2013, 14:15:23 »

Hallo Daniel.

Ich denke, wende dich mal ans Jugendamt oder an eine vertraute Person, die dir da evtl helfen kann.

Ansonsten zu dem Gefühl "alleinzusein". Nunja, dies haben mehr Menschen als du denkst. Das kann man wohl auch haben, wenn man Freunde und eine Beziehung und ähnliches hat.

Du kannst versuchen, dieses Gefühl abzuschalten oder es ändern, indem du dich fragst, woran es liegt.
Vielleicht musst du dich in deiner Schule mehr einbringen, um mit den anderen klar zu kommen. Überlege, was du anders machen kannst, damit du akzeptiert wirst.

Dann denke ich ebenfalls, dass dein Alter wohl auch ein Problem ist. So schnell, geht die Pupertät auch nicht rum und in 2 Wochen schon gar nicht.

...
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