Liebe Fool,
es freut mich dass du dir die Mühe gemacht hast und einen separaten Bereich hierzu eröffnet hast. Dankeschön :-)
Gerne kopiere ich meine (Kurz-)antwort aus meinem Tagebuch hier ein und ergänze sie mit meinen Gedanken.
Ich hoffe du bist damit einverstanden.
Die Grundsatzfrage 'Ist der Glaube bei Depressionen ehr förder- oder hinderlich?' kann jeder Mensch nur für sich selbst beantworten. Dennoch könnte man darüber tatsächlich gut und vor allem ausgiebig philosophieren sofern es die Zeit erlaubt und genügend Muse vorhanden ist. Letzteres könnte ich mir im Gedankenaustausch mit dir sehr gut vorstellen.
Mein Verhältnis zum Glauben wurde gespalten, nachdem mir meine Lebenskraft genommen wurde. Dennoch möchte ich mich nicht zu stark vom und im Glauben beirren lassen, gab es doch auch Gutes und Schönes, was ich nicht durch Traurigkeit ersticken lassen möchte. Mir helfen manche Bibelstellen so tief in mich zu kehren, dass ich sehen/erkennen und dadurch definieren kann, wie es mir gerade - wirklich - geht. Das ist die Basis für mein Tun.
Wie Jaycee schrieb, bin auch ich im Christlichen Glauben (evangelisch) erzogen worden. Es gehörte auch für mich jeden Sonntag dazu, den Gottesdienst in unserer Kirche zu besuchen, beten vor jedem Essen, beten bei Zubettgehen, beten und singen bei Gewitter, die Kirchengemeinde bei 'verlassenen' Gräbern bei der Pflege zu unterstützen, sich um Blumenschmuck für den Altar, um die Kirche und das Pfarrhaus zu kümmern, etc. pp.
Das alles war normal für mich und ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass es irgendwo anders sein würde, als hier bei mir in dem kleinen Dorf aus dem ich stamme. Der Religionsunterricht in der Schule wurde standesgemäß vom Pfarrer des Dorfes abgehalten, ich freute mich auf die Zeit des Präparandenunterricht sowie auf den für die Konfirmation vorbereitenden Unterricht.
Für mich stand schon immer fest, dass mein Mann und ich auch kirchlich heiraten werden und wir unsere Kinder (evangelisch) taufen lassen werden. Punkt.
Bei Jaycee ist mir ein Satz besonders aufgefallen: 'Es war aber nie wirklich meine Entscheidung.'
Dieser Gedanke aus Elternsicht ausgesprochen (er soll später einmal selbst entscheiden dürfen, welche Religion für ihn die Seine ist!) hätte während der Schwangerschaft mit unserem Sohn damals beinahe einen Ehekrach ausgelöst ;-)
Es ist einfach so, dass der Glaube für mich schon immer ein fester Bestandteil im Leben war und dadurch, dass ich die meisten Jahre meiner Kindheit die Erziehung meiner Großeltern genoss, ist der Glaube noch viel tiefer in mir verankert, als es bei meinen Geschwistern der Fall zu sein scheint. Was ich auch nie verurteilen würde! Wie bereits im Zitat von mir geschrieben, finde ich, dass jeder Mensch diese Frage nur für sich selbst beantworten kann.
Mir hilft mein Glaube und wir zwei (mein Glaube und ich) haben im Laufe meines Lebens so manche Täler durchschritten, was nicht heißt, dass ich niemals zweifle. Ohnein, das tue ich auch, nur fand ich bisher jedesmal zurück, zurück zu meinem Urvertrauen auf den Herrn. Für mich ist Gott wahrlich eine feste Burg und mein Gott lässt mich niemals im Stich, auch wenn ich es schon oft gedacht habe, beweist er es mir, ich muss mich ihm nur ganz bewusst widmen/öffnen!
Mein Glaube ist kein Fanatismus und ich würde niemals versuchen, einen anderen Menschen zu meinem Glauben zu bekehren. Jeder darf und soll wie er es gerne mag. Wir leben nicht ausschließlich nach den 10 Geboten, leben nicht wie die Amish (Amisch), wir fluchen schon mal, Jemanden ermorden würden wir (würde ich meine Hand für ins Feuer legen) niemals - kurzum - wir leben ein ganz normales Leben im 21. Jahrhundert mit allem was derzeit möglich ist.
Ergo: Mein Glaube ist mir bei meiner Depression nicht nur ehr förderlich sondern wirklich hilfreich!
Der Glaube lässt sich sehr gut mit Depressionen vereinbaren. So würde ich die Frage umformulieren. Denn der Glaub kann meiner Meinung nach wirklich hilfreich sein (z.B. Bibel(-stellen) lesen, Gespräche mit den Geistlichen, Christmessen usw.), wenn man im Glauben lebt und/oder im Christlichen Glauben erzogen wurde. Ich schreibe bewusst Christlichen Glauben und schließe alle anderen Religionen damit aus, da ich 'nur' meine Religion kenne.
Aus diesem Hilfreichsein könnte ich mir durchaus vorstellen, dass der Glaube in der Tat auch förderlich sein könnte beispielsweise bei Gesprächen mit Geistlichen, die im persönlichen Gespräch eine Art Werkzeug mitgeben, mit dem man sich in der Zeit/Phase/Episode (s)einer Depression selbst Hilfe bauen kann. Dies allerdings, so denke ich, kann man nur schaffen, wenn man im Glauben aufgewachsen ist, denn dazu gehört meines Erachtens schon noch ein gewisses Vorwissen/Erfahrung über die Quelle des Glaubens.
Ergo: Der Glaube kann bei Depressionen förderlich sein!
Wie überall spielt es auch im Glaube eine große Rolle, wie stark man damit verwurzelt ist und wie ein Mensch generell sich anderen Arten/Menschen/Religionen öffnen kann. Es gibt Menschen, die ganz in ihrer eigenen Welt leben und glücklich sind. Für diese Menschen gibt es das, was sie von klein auf kennen und das was sie nicht kennen interessiert nicht oder stellt sogar eine Art von Bedrohung für sie dar.
Ich möchte nicht auf Fanatismus hinausgehen, vielleicht ehr Autismus?, jedenfalls könnte ich mir vorstellen, das für diese Menschen der Glaube bei Depressionen ehr hinderlich sein könnte denn förderlich wobei man die Art der Depression (Phase/Episode/dauerhafte/schwere) eine immens große Rolle spielt, denn würde eine dauerhafte Depression diagnostiziert worden sein, könnte ich mir auch wiederum vorstellen, dass der Glaube eben doch nicht so hinderlich für diese Menschen ist, als läge eine depressive Phase/Episode vor, denn das (Phase/Episode) wäre meiner Ansicht nach das Paradebeispiel fürs Hinderlichsein.
Ergo: Der Glaube kann bei gewissen Voraussetzungen einer Depressionen hinderlich sein!
Gern nachhaken, bei Fragen oder Unklarheiten ;-)
Danke.
Einen lieben Gruß, pepsi