Autor: Freudestrahlend
« am: 31 Dezember 2017, 14:00:53 »
Die Geschichte mit deiner Mutter ist traurig und ich kann mir vorstellen, wie belastend das für dich ist. Ich bin selber Alkoholikerin (trocken seit Jahren) und hatte auch schon mehrere Alkoholiker als Lebenpartner. Aus meiner Erfahrung kann ich nur etwas sagen, was sich wie eine abgedroschene Plattheit anhört, aber leider wahr ist: Du kannst nur jemandem helfen, der*die das auch will. Alles andere ist totale Kraftverschwendung.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ich einem (womöglich geliebten) Menschen dabei zuschauen muss, wie er sich selber ruiniert oder sogar umbringt. Es tut verdammt weh, festzustellen, dass man komplett hilflos ist. Es wurde für mich leichter, als ich das eingesehen habe. Als ich mir eingestanden habe, dass diese Menschen ihren eigenen Weg beschreiten, ganz egal, was ich davon halte. Es gibt Dinge, die können wir nicht verhindern, egal, wie sehr wir uns das wünschen oder wie sehr wir uns bemühen.
Eine Sache würde ich dir gerne noch mitgeben. Manche Menschen meinen, wir müssten unserer Blutsverwandschaft bedingungslos zur Seite stehen und wären es ihnen schuldig, sie zu unterstützen oder sie zu retten. Aber das stimmt nicht. Wir sind nicht dazu verpflichtet. Wir müssen auf uns selber Acht geben, müssen uns schützen, mit unserer Energie haushalten. Ich war sehr dankbar für meine Schwägerin, die in der Pflege arbeitet und deshalb viel Erfahrung hat. Sie sagte zu mir: "Tu nur das, was du auch wirklich tun kannst. Es nützt niemandem, wenn du dich und deine Gesundheit ruinierst, weil du die zu irgendetwas verpflichtet fühlst." Das war eine große Erleichterung für mich.