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Zusammenfassung

Autor: Tobe
« am: 06 Mai 2022, 06:41:57 »

Hallo Sophie,

ich kann Dich so gut verstehen.
Ich habe auch eine Beziehung mit einem Narzisten hinter mir. Wir lebten 7 Jahre zusammen, davon 4 Jahre verheiratet.
Sein wahres Ich zeigte er nur schleichend. So kann ich bis heute noch nicht sagen, wann diese Beziehung so richtig falsch wurde.
Ich habe sehr lange nicht verstanden, das die Probleme nicht an mir lagen, sondern an seinem Narzismus.
Durch meine Vorgeschichte (se*uelle u. emotionale Gewalt, emotionale Vernachlässigung, schon in meiner Kindheit) dachte ich lange,
daß ich nicht richtig bin und ich mich nur zusammenreißen muss.
Ich hatte mich ihm gegenüber so sehr angepasst, daß ich mich selbst aufgegeben hatte.
So konnte er mich sehr lange manipulieren, mich klein halten, mich von meinem Freundeskreis isolieren indem er sie schlecht machte,
oder sich so verhielt, das er mir peinlich war.
Trotzdem hielt ich sehr lange an ihm fest, weil ich nicht alleine sein konnte.
Das ging sogar so weit, daß er ebenfalls se*uelle und emotionale Gewalt regelmäßig an mir ausübte
und ich teilweise auch "freiwillig" mich ihm hingegeben hatte, nur um des Friedens willen.

Mit seinem Verhalten schaffte er es, daß ich das letzte bißchen an Selbstwertgefühl, Selbestvertrauen
und Vertrauen anderen Menschen gegenüber vollkommen verloren habe.
Aber auch da habe ich mich immer noch nicht von ihm trennen können, da ich nicht alleine sein wollte und ich ebenfalls von ihm abhängig war.
Ich kam mir vollkommen verloren und allein in dieser Welt vor.
Ich dachte in dieser Zeit oft, daß nur ein Suizid mich retten kann.

So kam ich damals 2006 hier zu "Nur Ruhe" und lernte hier einige User kennen, die mich und meine Verzweiflung verstanden.
Sie öffneten mir meine Augen und zum ersten mal bekam ich das Gefühl, das ich gar nicht so unnormal bin und meine Empfingungen
von Angst und ausgeliefert sein in meiner Ehe gar nicht so falsch waren.
Diese User hatten damals sehr viel Zeit investiert, mich dann doch soweit zu bringen ihn zu verlassen.
Zum ersten mal bekam ich dadurch das Gefühl doch etwas wert zu sein, warum sollten sie sich sonst so bemühen mir zu helfen.
 
Ich hatte mich dann doch dazu durchgerungen vor ihm zu flüchten und mich von ihm zu trennen.
Es war eine harte Zeit.

Hier auf "Nur Ruhe" lernte ich in dieser Zeit auch meinen Lebensgefährten (Demian) kennen.
Auch ihm gegenüber war ich anfangs sehr misstrauisch.
Ich ging trotz allem das Risiko ein, da ich gefühlt eh nichts mehr zu verlieren hatte, außer meinem Leben, welches ich als nicht lebenswert empfand.
Ich war so weit unten, daß es mir nichts mehr ausgemacht hätte, wenn er mich hätte umbringen wollen.

Doch es kam ganz anders,...
Er war ein sehr empatischer, einfühlsamer, liebevoller und behutsamer Mensch.
Ich fühlte mich zum ersten mal in meinem Leben sicher, geborgen und geliebt.
Er hätte mich jederzeit mit seinem eigenen Leben beschützt.
Diese Erfahrung möchte ich nicht mehr missen und ich bin froh darüber, daß ich diese Erfahrung machen dürfte.

Warum ich dies alles in der Vergangenheitsform schreibe, liegt leider daran, daß ich Demian letztes Jahr an Krebs verloren habe.

Nun bin ich durch diesen schmerzhaften Verlust wieder ganz unten angekommen.
Ich bin seit mehr als 1,5 Jahren arbeitsunfähig geschrieben, mittlerweile schon von der Krankenkasse ausgesteuert worden
und letzte Woche habe ich auch noch die Kündigung von meinem Arbeitgeber erhalten.
Mein Selbstwertgefühl ist wieder weg, genauso auch das Selbstvertrauen und Vertrauen anderen Menschen gegenüber.
Nicht mal meinem Therapeuten gegenüber habe ich genug Vertrauen ihm meine Gedanken und Gefühle unzensiert mitzuteilen.
Ich befürchte, wenn ich ihm alles unzensiert mitteile, daß ich dann das letzte was mir in meinem Leben geblieben ist,
das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben auch noch verliere.

Ich habe in meinen 45 Jahren schon genug Leid erfahren und ertragen müssen, das dies locker für mehre Leben genug Leid gewesen wäre,
um daran zu zerbrechen.
Ich möchte bis zu letzt selbst entscheiden dürfen, wann ich aufhöre zu kämpfen.
Ich habe nur noch meinen Therapeuten und fühle, daß da meinerseits eine Abhängigkeit entsteht oder schon entstanden ist, die ich nicht möchte.
Momentan fühle ich mich ihm gegenüber verpflichtet durchzuhalten und nicht aufgeben zu dürfen.
Ich könnte es ihm nicht antun jetzt aufzugeben, da er mir mittlerweite zu viel bedeutet.
Deshalb denke ich schon eine Weile darüber nach die Therapie und somit diesen Kontakt abzubrechen.

Ich lebe seit langem schon in "selbstgewählter" Isolation und seit Demians Erkrankung und Corona hat sich dies massiv verschärft.
Diese Einsamkeit die mich seit dem Tod von Demian Tag und Nacht umgibt schmerzt so sehr, das ich am liebsten nur noch einschlafen möchte
und nicht mehr aufwachen muss.

Ich möchte Dich dennoch dazu ermutigen, auch mal wieder zu riskieren einem Menschen zu vertrauen.
Nur so kannst Du ebenfalls die Erfahrung machen, das es sich lohnen kann.
Man muss ja nicht gleich zu 100 Prozent Vertrauen entgegenbringen. Man kann sich auch Schritt für Schritt herantasten.
Mein Therapeut hat dies mal sehr schön bildlich beschrieben...
Er beschrieb es mit einer Schnecke, die sich bei Berührung (Gefahr) komplett ins Schneckenhaus zurückzieht
und sich nach einer Weile Stück für Stück wieder heraustraut.
Erst ein Fühler abwartend ob etwas passiert, dann den Zweiten Fühler und wenn dann immer noch keine "Gefahr" droht auch wieder komplett.
Eben Stück für Stück, nach jeweiligem überprüfen der Siatuation.

So ist es auch mit Vertrauen...
Vertrauen ist eine "Vorschussleistung" ohne zu wissen was passiert.
Deshalb ist es auch ratsam das Vertrauen vorest stückchenweise anzubieten und abzuwarten was damit passiert.
Ich weiß es klingt leichter gasagt als getan. Aber nur so wirst Du wieder Nähe und Vertrauen langsam erlernen.
Ich kann Marina in allem nur vollkommen zustimmen.

Es ist kein leichter Weg, aber ein lohnender.
Wie schon gesagt, ich möchte diese Erfahrung mit Demian trotz allem nicht missen.
Wenn er nicht krank geworden und gestorben wäre, hätte diese Beziehung sicherlich noch sehr lange gehalten.
Manch ein Mensch wird diese Erfahrung durch Angst vor Verletzung und Enttäuschung nie machen dürfen.
Wenn man diese Angst nie überwindet fürht man ein sehr trauriges Leben voller Einsamkeit.

Bitte traue Dich, Schritt für Schritt.
Nicht alle Menschen sind "Schweine" und nutzen das ihnen entgegengbrachte Vertrauen aus.
Ich würde mir sehr wünschen, daß Du Dich traust und auch mal diese doch sehr schöne Erfahrung machen darfst.

Liebe Grüße Tobe
Autor: Robert
« am: 06 Mai 2022, 03:23:00 »

Hallo,

Danke für die Antworten auf den Beitrag. Ich sehe wo meine Grenzen liegen und wo ich Fehler mache.
Zum Thread: Nicht Vertrauen und Misstrauen sind für mich nicht das gleich!
Menschen nehme ich so wie sie sind. Ohne voreingenommen zu sein.
Wenn frau/man misstrauisch ist, dann sieht frau/man eine Person negativ.
Das tue ich nicht. Aber ich vertraue Menschen nicht.  Menschen ändern sich.
Ehepartner-Seitensprung, Geschwister-Erbstreitigkeiten, Kollegen-Karriere, Geschäfte-Gewinnmaximierung, Freunde-Geldangelegenheiten
usw. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Alles Gute für Euch
Robert
Autor: Marina
« am: 05 Mai 2022, 15:16:00 »

 "Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser."

@Robert. Würde ich beim Kauf eines Pferdes sofort unterschreiben, jedoch nicht innerhalb zwischenmenschlichen Beziehungen.

Kontrolle ist das Gegenteil von Vertrauen, also Misstrauen und nichts verletzt mehr als Misstrauen!

Leute welche ihr Vertrauen durch missbrauchende Eltern, Partner, oder sonstige Menschen verloren haben, leiden oft sehr lange darunter, manchmal sogar das ganze Leben lang. Die Angst wieder verletzt zu werden hemmt jede zwischenmenschliche Beziehung. Sophie hat deutlich geschildert wie es ihr damit geht.

Aber auch Lebenspartner danach, leiden unter dem darauf folgenden  Misstrauen, sprich dieser Kontrolle.

Ich weiss wie lange es gehen kann bis man wieder jemandem vertraut und dieser Mensch muss wirklich lange beweisen, dass er einem nicht weh tun will.

Wie schon gesagt, nur wer riskiert wieder verletzt zu werden findet schlussendlich was er braucht. Manche erfahren sehr viele Verletzungen bis es irgendwann klappt.

Wer dies nicht kann, wird wie Ina schon schrieb ein einsames Leben führen.

Wünsche euch allen einen schönen Tag

Autor: Ina
« am: 05 Mai 2022, 13:37:57 »

 
Warum? Wir müssen doch nicht einer Meinung sein. Dafür ist ein Forum schließlich da: Um sich auszutauschen, verschiedene Sichtweisen darzulegen und seine Gedanken dazu mitteilen.

Mehr habe ich auch nicht getan: Ich habe gesagt, wie ich zum Thema Vertrauen stehe und dass ich es für wichtig halte. Dieser Meinung muss sich niemand anschließen. Mich würde eher interessieren, warum es jemand so sieht, wie er es nun mal sieht. Von daher gibt es keinen Grund, Dich zurückzuhalten. Du könntest ja erklären, warum Du glaubst, dass man besser durchs Leben kommt, wenn man niemandem vertraut (damit wir beim Thema des Threads bleiben).
 
Autor: Robert
« am: 05 Mai 2022, 12:52:47 »

Hallo Ina,

da habe ich wahrscheinlich wieder Blödsinn geschrieben. Tut mir leid.
Ich werde mich in Zukunft mit Kommentaren zurückhalten.

liebe Grüße
Robert