Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Allgemeines Nur-Ruhe Forum => Nur-Ruhe - Einfach nur Ruhe! => Thema gestartet von: Tobe am 19 September 2020, 00:04:16

Titel: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 19 September 2020, 00:04:16
Hallo Ihr Lieben,

wenige von Euch werden sich vielleicht noch an mich erinnern.
Ich war irgendwann 2006 hier her gekommen mit dem Nicknamen "to_be_a_born_loser" und habe hier viel Unterstützung erfahren
und ganz nebenbei auch hier meine Liebe (Demian) gefunden.

Nun bin ich leider wieder hier, weil ich weiß dass ich die auf mich zukommende Zeit nicht alleine bewältigen kann.
Für die, die sich an uns zwei noch erinnern...
Ja wir sind immer noch zusammen ein Paar und wir haben zwischenzeitlich viele schwere Zeiten relativ gut zusammen durchgestanden.

Doch jetzt hat uns eine üble Nachricht überrannt.
Mein Schatz Demian mit dem ich so viele schlechte Zeiten überstanden habe, wird mich leider wohl in absehbarer Zeit verlassen müssen.
Bei ihm wurde ein Tumor festgestellt und die Prognosen sehen nicht gut aus.
Wir müssen diesbezüglich allerdings noch die weiteren Ergebnisse abwarten.

Nun stehen wir Beide da.
Wir haben beide immernoch die Depressionen, die bei uns Beiden schon eine halbe Ewigkeit bestehen.
Dennoch konnten wir uns Beide irgendwie immer unterstützen und so irgendwie doch im "Alltag" zurechtkommen.
Doch die Diagnose verändert nun alles und ich werde vermutlich bald alleine hier sein.

Ich hoffe einfach hier ein wenig Unterstützung zu bekommen.
In der jetzt auf mich zukommende Zeit und vorallem auch in der Zeit danach.
Ich weiß jetzt schon, daß diese Zeit mir alles abverlangen wird und ich leider Unterstützung, Begleitung
und vermutich hier und da auch mal ein wenig Zuspruch benötigen werde.

Ich weiß, daß ist nicht die feine Art, nach Jahren der Abwesenheit hier gleich mit "Forderungen" wieder zu erscheinen.
Es soll aber keine Forderung sein.
Ich weiß nur, daß mir dieses Forum damals sehr geholfen hatte und darauf hoffe ich nun wieder.

Vielleicht ist ja noch jemand hier von Damals und erinnert sich an mich.
Mal schauen.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: claudi am 19 September 2020, 00:13:40
Hallo Tobe,

auch wenn der anlass ja ein schrecklicher ist. Ich freue mich dich zu lesen und wieder von dir zu hören.
Ja ich bin ja hier ein kleines urgestein und erinnere mich noch gut an dich.
willkommen zurück!
ich hab keine depressionen mehr aber bin denoch gerne ein teil dieser platform.

lg claudi
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 19 September 2020, 00:27:14
Hallo Claudi,

ja Dich kenne ich auch noch :-)
Ich freue mich, das es Dir nun besser geht.

Ich hatte leider auch gedacht, daß ich Nur Ruhe nicht mehr wirklich brauche.
Auch da Demian und ich uns gegenseitig so gut unterstützen konnten.
Wir hatten zusammen Strategien erarbeitet, daß wir mit unseren Depressionen besser umgehen und leben können.
Es hat auch recht gut funktioniert. Aber so ganz los geworden sind wir das leider nie.

Viele aus der damaligen Zeit werden wohl nicht mehr hier sein.
Aber ich freue mich über jedes "Gesicht" von Damals.
Es gibt mir irgendwie das Gefühl zuhause zu sein.
Und es wird mir sicherlich helfen diese Zeit zu überstehen.

Es ist aber im Vergleich zu damals sehr ruhig hier geworden.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 19 September 2020, 00:37:47
 
Hallo Tobe,

auch ich erinnere mich noch gut an Dich und Demian und auch an unser Forumstreffen in Köln 2008. Ich habe sogar noch Fotos davon.

Was für eine schreckliche Nachricht... Es macht mich traurig, das zu lesen – mir fehlen die Worte. Aber ich möchte Dich wissen lassen, dass Du hier herzlich willkommen bist. Ich finde es überhaupt nicht verwerflich, dass Du Dir wieder Hilfe bei uns suchst und auf mentale Unterstützung und Beistand hoffst. Ich wünsche Dir sehr, dass Du Dich bei uns wohlfühlen wirst und wir Dir geben können, was Du brauchst. Ja, es ist ruhiger geworden, dafür aber auch harmonischer. Hier sind viele liebe Seelen unterwegs – Du wirst es sehen. Wir werden Dich begleiten!

Viel Kraft und alles Liebe für Dich und Demian!

Ina
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 19 September 2020, 01:03:12
Ich Danke auch Dir Ina

Ja, das Forumstreffen 2008 in Köln war wirklich schön.
Ein paar Leutchen von Damals sind ja noch hier, so wie auch Du.

Es ist schwer momentan irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen.
Es war mir jedoch sofort klar, daß ich dies nicht alleine schaffen kann
und da fiel mir sofort Nur Ruhe wieder ein.

Ich habe all die Jahre immer mal wieder geschaut, wer alles hier noch so herumschwirrt :-)
Es kann ja auch ein gutes Zeichen sein, daß nicht mehr alle von Damals hier sind.
Denen könnte es mittlerweile ja auch besser gehen.

Es ist wirklich so traurig. Auch mir fehelen die Worte.
Morgen, also am Samstag und Sonntag darf er tagsüber nachhause, da dann eh keine Untersuchungen laufen.
Aber er muss über die Nacht im Krankenhaus sein, falls er wieder Atemnot bekommt.

Es wird sehr schwer werden...
Aber ich freue mich sehr, daß ich so herzlich hier wieder aufgenommen werde.

Ich Danke Euch Beiden für die nette Begrüßung

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: darksoul86 am 19 September 2020, 12:58:55
Hallo Tobe.
Herzlich Willkommen.
Bin auch eine Rückkehrerin (war 2016 und 2018 hier, teils noch unter Junehoney) und mir hat das Forum auch sehr geholfen. Insofern kann ich total verstehen, dass es dich zurück zieht und finde es auch gar nicht fordernd, sondern klug, die Dinge zu tun, die du nun dringend brauchst! Und das Forum ist nun mal für Viele eine Stütze.

Es tut mir sehr leid für dich und Demian, dass er so schwer krank ist.... Das ist wirklich furchtbar und unbegreiflich schlimm. Ich kann nur erahnen, wie schlecht es dir damit geht.
Aber zumindest weiß ich, wie es ist, wenn ein nahestehenden schwer erkrankt, weil meine Mutter auch seit Mai die Diagnose Krebs mit Metastasen hat und auch wenn wir nicht das Beste Verhältnis haben, macht es mich sehr betroffen.
Herzliche Grüße und viel Kraft für euch!
Darksoul
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 22 September 2020, 00:20:15
Hallo Darksoul,

auch dir lieben Danz für die herzliche Begrüßung.
Es tut mir Leid, daß Deine Mutter auch so schwer krank ist.
Ich wünsche Dir ebenfalls viel Kraft. Denn auch wenn das Verhältnis zwischen euch beiden nicht das Beste ist, wird es dennoch schwer sein.
Ich habe vor 10 Jahren schon meinen Vater am Krebs verloren.
Nach nicht mal 2 Jahren verstarb dann meine Mutter und ein halbes Jahr später folgte die Mutter von Demian.
Ich hätte niemals gedacht, daß er ihr sobald folgen könnte. Er ist dafür einfach zu jung.
Versuche das Beste daraus zu machen, für Die Zeit die Euch bleibt.
Man kann es später nicht nachholen.

L.G. Tobe

-------

Heute wurden bei ihm leider mehrere Metastasen gefunden. Gott sei Dank hat er noch keine Schmerzen.
Dies bedeutet jedoch das er sich bereits im fortgeschrittenem Stadium befindet und die Symptome, die er bereits im Juni hatte schon durch Metastasen verursacht wurden. Morgen folgen weitere Untersungen, mit der Suche nach weiteren Metastasen.
D.h. er lief schon eine ganze Weile mit dem eigentlichen Tumor herum. Was sich nicht gerade positiv auf die Prognose auswirkt.
Ich bin täglich einige Stunden am und im Krankenhaus um mit ihm so viel Zeit wie möglich zu verbringen.
Dank dem "Corona" darf man ja nur sehr beschränkt im Krankenhaus besuchen, deshalb verbringen wir die meiste Zeit außerhalb auf dem Gelände.
Es ist jedes mal furchtbar schwer für mich ihn dann zu verlassen und irgendwann nachhause fahren zu müssen.
Diese Woche wollen sie mit der Chemo beginnen. Sofern er sie einigermaßen gut verträgt folgen die weiteren ambulant und er darf dann nachhause.
Wir hoffen beide, daß er bald nachhause darf, auch weil wir nicht wissen, wieviel Zeit uns wirklich bleibt.

Wir sind uns jedenfalls einig, das wir alles versuchen, um ihn ein möglichst langes, aber vor Allem ein Leben mit möglichst langer Lebensqualität zu verschaffen. Ohne eine gewisse Lebensqualität nützt die Länge nichts.
Mir ist bewusst, das diese Zeit sehr kurz sein kann. Aber ich hoffe, das wir wenigsten ein bisschen Glück im Unglück haben und uns vielleicht doch ein bißchen mehr Zeit bleibt.

Ich weiß nicht, wie ich dieses Ganze psychisch verkraften werde.
Wenn ich so abends hier alleine sitze, oder ich auf sein leeres Bett schaue, kommen die Gedanken,...
das wird Deine Zukunft
und dann rollen die Tränen.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: darksoul86 am 22 September 2020, 07:29:59
Dankeschön, Tobe!

Oh, Mann, das ist wirklich schlimm! Allein dieser ganze Diagnostik Prozess ist einfach furchtbar! Und dann abends nicht zusammen zu sein auch echt unerträglich.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass er bald rauskommt.... Zu Hause habt ihr euch wenigstens.
Und wer weiß..... Der Freund einer Freundin lebt seit 10 Jahren mit vielen Metastasen, macht immer wieder Chemo, aber hat auch noch erstaunlich viel Lebensqualität. Die Medizin kann schon einiges anrichten. Ich wünsche euch sehr, dass die Chemo gut anschlägt!
Viel Kraft!
Herzliche Grüße
Darksoul
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 24 Februar 2021, 11:42:47
Hallo Ihr Lieben,

es ist nun einige Zeit schon vergangen seit ich mich gemeldet habe.
Es ist viel passiert, aber mir fehlt immer mehr die Kraft um auch nur irgend etwas zu tun.

Ich bin nun seit 28.09.2020 selber krankgeschrieben, da ich der extremen Doppelbelastung nicht mehr standhalten konnte.
Von meiner Krankenkasse wurde ich dann auch schon innerhalb der Lohnfortzahlung belästigt.
Seitdem rufen sie in regelmäßig hier an und da ich nicht mehr abnehme, trudelt kurz danach immer ein Schreiben von denen ein,
ich solle sie zurückrufen.
Vor ca. 3 Wochen kam dann noch ein Schreiben von denen mit dem "Vorschlag" einer stufenweise Wiedereingliederung,
wo ich hätte nach deren Wünschen innerhalb von 2 Wochen antworten sollen.
Als ob ich es aktuell nicht schon schwer genug habe.

Nachdem mein Hausarzt auch schon von der Krankenkasse mit Anfragen belästigt wurde, kam was kommen musste...
Er bat mich, ich solle mich dringend um eine Psychotherapie bemühen.
Nun befinde ich mich seit dem 18.01.2021 tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Psychotherapie.
Die jenigen hier, die mich noch von damals kennen und sich noch erinnern, können sich vorstellen was für eine Überwindung
mich das gekostet haben wird.
Der erste Termin sollte eigentlich ein Vorstellungstermin sein, also ein "beschnuppern" von beiden Seiten.
Doch wurde der Termin schnell zu einem akuten Auffangen durch den Psychotherapeuten umfunktioniert,
was deutlich 1 Stunde überzog.
Ich bin ihm sehr dankbar dafür und auch das er mich als seine Patientin akut mit aufgenommen hat, obwohl seine Kapazitäten
(Patienten-Anzahl) eigentlich ausgeschöpft sind. Er erkennt Gott sei Dank meine akute Notlage.

Der Zustand von Demian hatte sich zunächst in den ersten Monaten etwas gebessert.
Die erste Chemo (kombiniert aus 2 Zytostatika) bekam er noch im Krankenhaus stationär und am 30.09. 2020 konnte er
schließlich nach Hause entlassen werden.
Kurz darauf bekam er dann noch die "glückliche" Nachricht, das er zusätzlich noch für eine s.g. Immuntherapie geeignet ist.
Dies ist noch eine recht neue Therapiemöglichkeit mit besseren Erfolgen bei der Krebsbehandlung, als eine reine Chemotherapie.
Durch die s.g. Immuntherapie wird das eigene Immunsysthem deutlich angeregt, selbst gegen den Tumor zu kämpfen.
Dies bedeutet aber auch gleichzeitig ein deutlich erhöhtes Risiko, daß das eigene Immunsysthem überreagieren kann
und unter Umständen gegen den eigenen Körper ankämpft. Diese Überreaktion kann ebenfalls tötlich enden.

Seit der Info bekommt er nun alle 3 Wochen ambulant seinen "Cocktail" per Infusion.
Nach 4 Therapien musste allerdings ein Zytostatikum (Chemo) auf Grund extremer Nebenwirkungen abgesezt werden.
Auch weil er die dazu benötigtigte Spritze zur Anregung der Leukozytenbildung nicht mehr ausgehalten hatte.
Er bekam immer 24 Stunden später unerträgliche Schmerzen in seinen Knochen.
Also ging es nun weiter mit dem anderen Zytostatikum und der Immuntherapie.

Erste Kontrollaufnahmen im November/Dezember zeigten dann einen kleine Reduzierung der Metastase im Gehirn und
hinter dem Brustbein. Doch der Lungentumor und die Metastase an der Nebenniere blieben unverändert.

Weihnachten kam es dann zu einer Überreaktion des Immunsysthems.
Ich dachte zuerst er hätte sich einen Magen-Darm-Infekt eingefangen. Doch dem war nicht so.
Sein Darm, seine Bauchspeicheldrüse sowie die Galle wurden angegriffen und stellten ihren "Dienst" ein.
Nachdem er diese Situation überstanden hatte, ging es wie gewohnt weiter.

Seit einigen Wochen baut er jedoch zunehmend ab und ich befürchte das dies schon Anzeichen sind,
daß dies der Beginn des Endes sein könnte. Kontrollen sollen jedoch erst wieder im April folgen.
Hinzu kommt, daß seine Psyche mittlerweile fast unerträglich für mich wird.
Täglich kommen so Sprüche wie,
"andere machen Home office, ich machen Home dieing"
"das interessiert mich nicht, das werde ich Gott sei dank nicht mehr erleben".
Oder er wird massiv ungerecht zu mir und macht mir Vorwürfe was ich alles nicht mehr schaffe.

Ich weiß nicht wie ich das weiter ertragen kann.
Ich bin selber massiv depressiv, habe keine Hofnung mehr, extreme Zukunftsängste und Verlustängste
und muss mir jeden Tag seine extremen Depressionen ansehen und anhören.
Oft muss ich mir mehrere Stunden am Stück so etwas anhören, bis mir der Kopf regelgecht rauscht
und ihm trotzdem mit letzter Kraft Mut zusrechen und ihn aufbauen.
Dabei würde ich am liebsten selber einfach vom Balkon springen, weil ich nicht mehr kann.

Ich hoffe, daß ich die Psychotherapie nicht schon viel zu spät begonnen habe.
Nach jeder Therapie-Stunde bin ich massiv erschöpft und ich kann kaum nachhause laufen,
da mir die Beine immer wieder wegsacken, als wäre ich extrem betrunken.
Mir geht es richtig beschissen.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: claudi am 24 Februar 2021, 12:45:29
Hi tobe

Ich möchte dich wissen lassen das du gelesen wirst

Es ist ja schon mal eine Erleichterung alles aussprechen zu können

Das mit der tera ist super U noch viel mehr das es sofort bei euch gepasst hat

Ich denke du gibst dein bestes und das nochmal über die eigenen Grenzen U befindlichkeiten hinaus
Das hast du schon immer getan
Aber du selber bist ja auch noch da

Das du das erkannt hast und dir Hilfe holen konntest finde ich gut
Den es wird ja nicht einfacher werden

Ganz viel Kraft f die bevorstehende Zeit
Wünscht claudi

Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 26 Februar 2021, 04:27:11
Liebe Claudi,

ich wollte Dir nur Danke sagen für Deine lieben Worte.
Für mehr fehlt mir momentan die Kraft.
Ich vermisse hier eine "Danke-Funktion", würde es einfacher machen.

Liebe Grüße Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 02 März 2021, 12:34:56
 
Liebe Tobe,

Deinen Beitrag vom 24.02. habe ich gerade erst gelesen.
Es tut mir so leid, das alles zu lesen. Deine Verzweiflung und Hilflosigkeit sind spürbar...

Gut, dass Du so schnell einen Therapeuten gefunden hast und er Dich auffängt. Ich denke, je öfter Du bei ihm gewesen bist, desto mehr Vertrauen wirst Du zu ihm aufbauen – und desto mehr Halt wirst Du in der Therapie finden. Diesen Halt brauchst Du im Moment ganz dringend, daher wünsche ich Dir, dass Du Dich wirklich darauf einlassen kannst, auch wenn es die erste Psychotherapie ist und es Dich viel Überwindung kostet.

Wenn der Partner oder ein nahestehender Angehöriger schwer erkrankt, ist die Belastung enorm – für beide Seiten. In den letzten Jahren sind in meinem Umfeld mehrere Personen an Krebs erkrankt und leider auch verstorben (zuletzt meine Mutter im Januar). In jedem dieser Fälle habe ich miterlebt, dass die Angehörigen trotz ihres eigenen Leids enorm viel Kraft aufbringen konnten, um für den Betroffenen da zu sein und ihm zur Seite zu stehen. Wichtig war bei allen, dass sie sich trotz allem auch immer wieder ein bisschen Zeit für sich genommen haben, um selber neue Kraft zu finden, Mut zu entwickeln und weitergehen zu können, ohne daran zu zerbrechen. Du darfst auch Hilfe von anderen annehmen, Tobe. Jeder wird Verständnis dafür haben, wenn Du um Unterstützung bittest und das alles nicht alleine aushalten kannst.

Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du Menschen um Dich hast oder findest, die für DICH da sind und Dir helfen, diese schwere Zeit zu überstehen.

Liebe Grüße
Ina
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 11 März 2021, 05:29:50
Auch Dir liebe Ina möchte ich für Deine lieben Worte danken.
Es ist schwer diese Situation zu ertragen.
Mich begleiten täglich Ängste...
die Angst neben ihm zu liegen, aufzuwachen und festzustellen er ist tot
die Angst in leiden zu sehen und nicht helfen zu können
die Angst vor verschlechterten Befunden und wie er darauf reagiert

Dazu kommt auch die Angst meinen Job zu verlieren
die Angst vor dem alleinsein
die Angst vor meinem Therapeuten

Ich hatte zur letzten Stunde eine ausführlichen Fragebogen ausgefüllt und abgegeben.
Da stehen Dinge drin worüber ich nicht sprechen möchte.
Jetzt habe ich Angst davor, daß mein Therapeut dazu Fragen stellt.

Verschärft wird dies durch die lange Wartezeit bis zum nächsten Termin.
Mein Letzter Termin war am 23.02., darauf sollte der nächste Termin am 05.03. sein,
doch dieser wurde abgesagt, da mein Therapeut krank war.
Jetzt muss ich noch bis zum 15.03. warten und die Angst steigt von Tag zu Tag.
Ich habe auch Angst davor das er mich nun ablehnen könnte, weil in diesem Fragebogen
viel mehr steht, als ich zum Beginn geäußert habe.
Sprich, der Fall (ich) bin wesentlich komplizierter, als er anfangs vermutete.

Es ist vorallem schlimm, weil ich befürchte abgelehnt zu werden.
Weil ich dann völlig alleine hier bin.
Ich habe nur den Therapeuten und sonst niemandem mit dem ich sprechen könnte.

Ich merke wie ich schon innerlich Abschied nehme, mich mehr und mehr versuche gefühlsmäßig
von Demian zu lösen, damit es nicht so hart wird, wenn er geht.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 11 März 2021, 08:55:55
 
Ich habe auch Angst davor das er mich nun ablehnen könnte, weil in diesem Fragebogen
viel mehr steht, als ich zum Beginn geäußert habe.
Sprich, der Fall (ich) bin wesentlich komplizierter, als er anfangs vermutete.

Liebe Tobe,

dass da noch einiges mehr ist, als Du zu Anfang gesagt hast, wird Deinem Therapeuten von vornherein klar gewesen sein. Warum? Weil es wahrscheinlich bei so gut wie jedem neuen Patienten so ist. Ein Mensch ist kein Computer, der nach Eingabe eines kurzen Befehl eine vollständige Liste aller korrekten Antworten oder Möglichkeiten ausgibt. Wir haben Emotionen, können und wollen über manches nicht sofort sprechen und setzen meistens auch Prioritäten, worüber wir gerade sprechen möchten und was uns am wichtigsten erscheint – abhängig davon, was uns in der jeweiligen Stunde am meisten beschäftigt und belastet, aber auch davon, worüber wir überhaupt zu sprechen in der Lage sind. Niemand wird in den ersten paar Stunden all seine Probleme offenlegen können – und das wird auch von keinem Patienten erwartet. Die ersten Therapiestunden, die probatorischen Sitzungen, sind dafür gedacht, herauszufinden, ob Therapeut und Patient hinsichtlich der benötigten Therapieform zusammenpassen und auch, ob die Chemie zwischen den beiden überhaupt stimmt. Er muss sich einen groben Überblick über die Probleme des Patienten verschaffen, um einschätzen zu können, ob er der geeignete "Ansprechpartner" für ihn ist.

Ich glaube, darüber brauchst Du Dir wirklich nicht so viele Gedanken zu machen.


Ich merke wie ich schon innerlich Abschied nehme, mich mehr und mehr versuche gefühlsmäßig
von Demian zu lösen, damit es nicht so hart wird, wenn er geht.

Es entwickelt wahrscheinlich jeder seinen ganz eigenen Weg, um eine solche Situation emotional möglichst "gut" zu verkraften. Das ist völlig in Ordnung so!
Vielleicht kannst Du Demian trotzdem Deine Liebe spüren lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass das jetzt für Euch beide ganz wichtig ist.

Du bist nicht allein, liebe Tobe!
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 18 April 2023, 18:50:43
Es ist nun schon wieder sehr lange her, daß ich hier etwas geschrieben habe...
Der Thread darf nun übrigens in den öffentlichen Bereich verschoben werden, da Demian dies ja nun auch nicht mehr lesen kann. Demian ist am 17.08.2021 an seiner Krebserkrankung verstorben.

Seit dem Tod von Demian geht es mir zunehmend schlechter. Obwohl es mir schon während seiner Erkrankung massiv schlecht ging. Je mehr Zeit vergeht, um so mehr fange ich richtig an zu leiden.
Diese Einsamkeit in der ich seit seinem Tod stecke, bzw. mich auch selbst zunehmend darin verkrieche, bringt mich um.

Ich bin momentan nur noch ein Häufchen Elend, habe keine Kraft mehr, habe ständig Ängste, immer wieder Albträume, Flashbacks und Panikattacken. Meine Vergangenheit, holt mich ein und nimmt meine Gedanken mehr und mehr ein. Alles kommt wieder hoch und vermischt sich mit meiner aktuellen Realität.
Die Albträume verändern sich auch, so daß die Täter nun wechseln und manchmal nun auch Menschen aus meinem aktuelleren Leben darin vorkommen. Es fällt mir dann sehr schwer, dies als nicht wahr zu erkennen und dann auch wieder so zu empfinden. Dies verunsichert mich massiv und dies kenne bzw. kannte ich bisher auch nicht. Es quält mich sehr und ich habe keine Kraft mehr damit irgendwie zurecht zu kommen. Ich möchte nur noch, daß das alles einfach aufhört.

Ich kann nachts nicht mehr schlafen und werde von Traurigkeit, Schmerzen im Herzen und Ängsten wach gehalten. Ich schrecke immer wieder wegen jedem kleinsten Geräusch hoch. Oft habe ich “Filmrisse“, wo ich dann merke, daß mir teilweise Stunden einfach fehlen und ich nicht weiß wieso und was in dieser Zeit passiert ist.

Es ist alles so massiv anstrengend geworden und ich schaffe kaum noch etwas zu erledigen, was für andere Menschen vollkommen normal wäre. Sei es hier endlich aufzuräumen, den Müll herauszubringen, auf Post zu reagieren oder auch der eigene Körperpflege regelmäßiger nachzugehen. Ich dusche eigentlich nur noch, bevor ich zu meinem Therapeuten gehe, weil ich ihm das nicht zumuten möchte. Für mich selber tue ich eigentlich nichts mehr. Für mich selber ist mir alles egal geworden.

Auch schaffe ich es immer noch nicht, mich von den persönlichen Sachen von Demian zu trennen. Er wird es aber nicht mehr brauchen und ich werde viele Dinge davon auch nicht verwenden, z.B. auch viele seiner Hilfsmittel, die während seiner Erkrankung angeschafft wurden.
Jetzt am Wochenende habe ich einen kleinen unbedeutenden Anfang gewagt und ein paar Dinge von ihm entsorgt, die er aber auch entsorgt hätte, wenn er noch leben würde. Doch auch dies tat irgendwie weh. Ich schäme mich dafür und ich glaube auch daß dies niemand nachvollziehen kann, daß mir so etwas eigentlich simples einfach weh tut. Es ist irgendwie wie ein loslassen von ihm, doch ich will und kann ihn nicht loslassen. Ich habe dabei das Gefühl ihn immer mehr zu verlieren.
Ich weiß, daß klingt vollkommen schwachsinnig. Denn ich habe ihn ja schon längst verloren.

Auch habe ich es immer noch nicht geschafft das s.g. Bürgergeld zu beantragen, nachdem ich aber schon Ende März aus dem ALG 1 herausgeflogen bin.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter und habe auch keine Kraft mehr irgendetwas zu erledigen.
Vor allem frage ich mich wofür überhaupt noch?
Wofür und für wen soll ich denn noch kämpfen?
Jetzt würden wahrscheinlich einige von euch denken,...
natürlich für Dich, denn Du bist auch etwas wert.

Doch ich fühle mich so wertlos und bedeutungslos auf dieser Welt.
Es würde auch niemandem auffallen, wenn ich plötzlich einfach weg wäre.

Mein Leben bedeutet für mich nur Leid und ich will und kann das einfach nicht mehr ertragen.
Ein längeres Leben für mich, würde auch ein längeres Leiden für mich bedeuten.
Auch bin ich für die Welt nur noch eine Belastung geworden und kann niemanden mehr etwas gutes tun, was mir aber immer sehr wichtig war.

Ich bin nur noch ein psychisches Wrack, was auf kosten des Staates überleben kann und das will ich einfach nicht.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Feli am 19 April 2023, 07:06:38
Doch ich fühle mich so wertlos und bedeutungslos auf dieser Welt.
Es würde auch niemandem auffallen, wenn ich plötzlich einfach weg wäre.

Hallo Tobe,

auch wenn ich gleich zur Arbeit muss, kann ich das jetzt nicht einfach so unkommentiert stehen lassen...

Obwohl ich die gleichen Gefühle habe wie Du, heißt das nicht, dass es tatsächlich so ist. Unsere Psyche ist nicht gesund und will uns diese Gefühle einreden.

Ich kenne Dich nicht persönlich, aber was sagen eigentlich Deine Bekannten und Freunde zu Deinen Empfindungen? Und Dein Therapeut?

Was würdest Du einer Frau raten, der wegen Brustkrebs beide Brüste wegamputiert werden mussten und die nun die gleichen von Dir beschriebenen Gefühle hat?

Lieber Gruß, Feli
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 19 April 2023, 08:41:45
Liebe Feli,

vielen Dank für Deine lieben Worte und daß Du Dir die Zeit genommen hast, auf meinen Beitrag zu antworten.
Das Problem ist, das ich eigentlich schon sehr lange keinen Bekannten- oder Freundeskreis mehr habe. Dies ist schon seit Anfang 2006 so, als ich damals wegen meiner Ehe meine Heimatstadt verließ. Dann flüchtete ich zurück in meine Heimatstadt (Scheidung vom Ex-Mann), zog aber dann wieder weg, um mit Demian zusammen leben zu können.
Seit dem habe ich keinen neuen Freundeskreis mehr aufbauen können und lebte schon mit Demian sehr isoliert. Jetzt wo er verstorben ist, bin ich quasi vollkommen alleine.

Meinen Job habe ich in dieser Zeit auch verloren, bin aber auch seit Ende August 2020 arbeitsunfähig. Ich habe somit auch keine Zukunftsperspektive mehr.

Den einzigen Menschen, den ich aktuell noch habe, ist leider nur mein Therapeut.
Und nein, ich traue mich nicht ihm das Ausmaß meiner Todessehnsucht zu erzählen.
Er weiß nur von meinen schon lange bestehenden allgemeinen Suizidgedanken.

Ich möchte mir diese “Freiheit“ erhalten, mein Leben beenden zu können, wenn ich dies absolut nicht mehr aushalte. Ich glaube dies können nur sehr wenige wirklich nachvollziehen. Dies nimmt aber den Handlungsdruck meinerseits.
Wenn ich jetzt akut in einer Klinik untergebracht würde, würde ich vollkommen durchdrehen und vermutlich erst recht einen Suizid begehen, um dieser “Gefangenschaft“ zu entkommen.
Dieses Gefühl von Ausgeliefertsein und “Gefangenschaft“, welches ich in einer Klinik so empfinden würde, liegt an meiner persönlichen Vergangenheit.

Um zu Deiner Beispielfrage zurückzukommen...
Einer Frau, die durch eine Krebserkrankung beide Brüste verliert, die dazu kein Umfeld mehr hat und dann auch keinerlei Freude mehr empfinden kann, sondern nur leidet, könnte ich selber nicht wirklich etwas entgegensetzen. Natürlich würde ich dies trotzdem versuchen...

Ich glaube aber, nur wenige Menschen haben so gar kein Umfeld mehr...
und jemand der extreme Todessehnsucht hat, würde bei einer Krebserkrankung wohl kaum noch eine Brustamputation durchführen lassen.
Ich zumindest nicht, ich würde aktuell eher dankbar für eine todbringende Erkrankung sein und dann nichts dagegen unternehmen. Allenfalls auch hier, wenn das Leid dadurch zu groß wird rechtzeitig zum Suizid greifen. Dies wäre dann gesellschaftlich sogar noch akzeptiert.

Ich verstehe durchaus, was Du mit dieser Frage beabsichtigt hast...
Ich denke jedoch, daß es einen Unterschied dazu gibt, wenn jemand “nur“durch eine akute Krise aus der Bahn geworfen wird, wie beispielsweise durch eine akute Erkrankung,...
oder wenn jemand schon seit frühster Kindheit, 34 Jahre lang mit einer kPTBS, schweren Depressionen und Borderline herumläuft und somit auch schon seit 34 Jahren ums Überleben kämpft. Irgendwann sind die eigenen Kräfte einfach aufgebraucht.

Und wenn man dazu dann auch keine Perspektiven und keine Ziele mehr hat, woher soll man dann noch Kräfte hernehmen. Ich bin bald 47 und mein Leben ist quasi an mir vorbeigegangen.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: nubis am 19 April 2023, 12:21:09

Auch schaffe ich es immer noch nicht, mich von den persönlichen Sachen von Demian zu trennen. Er wird es aber nicht mehr brauchen und ich werde viele Dinge davon auch nicht verwenden, z.B. auch viele seiner Hilfsmittel, die während seiner Erkrankung angeschafft wurden.
Jetzt am Wochenende habe ich einen kleinen unbedeutenden Anfang gewagt und ein paar Dinge von ihm entsorgt, die er aber auch entsorgt hätte, wenn er noch leben würde. Doch auch dies tat irgendwie weh. Ich schäme mich dafür und ich glaube auch daß dies niemand nachvollziehen kann, daß mir so etwas eigentlich simples einfach weh tut. Es ist irgendwie wie ein loslassen von ihm, doch ich will und kann ihn nicht loslassen. Ich habe dabei das Gefühl ihn immer mehr zu verlieren.
Ich weiß, daß klingt vollkommen schwachsinnig. Denn ich habe ihn ja schon längst verloren.



Liebe Tobe,

das klingt absolut nicht schwachsinnig!

Ich bin nach dem Tod meines Mannes 2007 ins Forum gekommen - vielleicht erinnerst du dich.

Dezember 2006 war er gestorben. Ich weiß nicht, ob du damals meine Tagebucheinträge gelesen hast, aber ich möchte dir hier zwei Ausschnitte rein stellen:

________________________________________

Titel: in liebe....
Beitrag von nubis(Guest) am 15.07.07 um 00:13:00
________________________________________
...
Aber deine Jacken hängen an der Garderobe, deine Zahnbürste liegt im Bad.....
Alles unverändert.

________________________________________

Titel: A_nubis
Beitrag von nubis am 29.01.10 um 08:57:39

...

Inzwischen sind es drei Jahre - immer noch unfassbar.

Immer noch Jacken von dir an der Garderobe - aber inzwischen... : kleine Veränderungen überall.
Hier was umgestellt - da was dazu gekommen - dort was auf Seite geräumt...

Kommt mir immer noch komisch vor - so, als dürfte ich das nicht.
Einfach etwas Neues in den Schrank stellen - oder umräumen.
________________________________________


Das war 3 Jahre später.
Und ich habe immer noch seine Sachen, das Meiste jedenfalls.
Jetzt - nach über 16 Jahren.

Vieles auch in Kartons im Keller.
Aber auch immer noch Einiges in der Wohnung.

Und das ist ok so.

Manche ertragen die Sachen der geliebten Person nicht mehr um sich und gehen am nächsten Tag hin und räumen aus.
Manche ziehen sogar um, weil sie nicht in der Wohnung bleiben können, wo sie alles erinnert.

Andere halten fest.

Jeder geht mit seiner Trauer anders um - das ist nicht schwachsinnig, nicht richtig oder falsch.

Es ist DEIN Weg und du musst - und darfst - ihn so gehen, wie es für dich gut ist.

Es ist schlimm genug, wie es ist. Da muss man sich nicht noch selbst unter Druck setzen.


Ich wünsche dir die Kraft, das Erlebte zu verarbeiten und einen Weg, mit der Trauer umzugehen!
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 19 April 2023, 20:20:57
Vielen Dank auch Dir liebe Nubis, für deine lieben Worte.

Ja, ich erinnere mich noch an Damals, aber ich muß zugeben auch nur noch ganz blass.

Es tut irgendwie gut und gibt mir das Gefühl vielleicht doch nicht ganz so verrückt zu sein.
Oder zumindest nicht alleine so “verrückt“ zu sein.

Wenn es hier mittlerweile nicht so unsagbar dreckig und vermüllt wäre, könnte man glauben, daß mein Schatz jederzeit wieder durch die Türe hereinkommen könnte.
Auch seine Zahnbürste, Rasierer usw. sind hier noch unverändert.
Ebenfalls hängen seine Jacken auch noch an der Garderobe.
Nur seinen Rollator und seinen Rollstuhl habe ich nicht mehr, da dies Leihgaben vom Sanitätshaus waren.

Natürlich tut es auch sehr weh, diese (seine Sachen) jeden Tag zu sehen, aber etwas verändern kann ich noch nicht. Ich weiß auch nicht, wie ich ohne ihn weiterleben kann und soll.

Oft schnuppere ich noch an seinen T-Shirts, um ihn riechen zu können...
dabei können die eigentlich trotz, daß ich sie gut verpackt aufbewahre, nicht mehr nach ihm riechen.
Es tut einfach alles so unsagbar weh und statt das es mal besser und etwas leichter wird,...
wird es zunehmend schlimmer.
Wenn ich meinen Therapeuten nicht hätte, wäre ich ihm schon längst gefolgt. 😥

Ich danke Dir nochmals für Deine lieben Worte und Wünsche.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 29 April 2023, 05:24:49
Hallo ihr Lieben,

meine Kraft geht zu Ende …

Meine Trauer überwältigt mich zunehmend und bricht immer öfter an die Oberfläche.
Ich kann mit Emotionen ohnehin nur schwer umgehen und Trauer ist neben Ängsten und Scham ein sehr intensives, für mich nur schwer aushaltbares Gefühl.

Ich trauere natürlich in erster Linie um meinen Demian. Er fehlt mir so sehr...
Verbunden mit all dem, was ich durch ihn erst erleben dürfte und mir in meinem bisherigen Leben leider verwehrt geblieben ist.
Aber ich trauere auch um mein Leben...
Ein Leben welches mich leider zu dem gemacht hat, was ich heute bin. Ein psychisches Wrack.
Damals ein Kind, welches den eigenen Eltern nicht wert genug war, daß man ihm all das gibt, was es braucht, Liebe, Geborgenheit und Schutz. Sondern es sich einfach selbst überlässt. Ganz egal was mit ihm geschieht.

Der Verlust von meinem Schatz bedeutet für mich einen Absturz zurück in mein bisheriges Leben und dies ertrage ich nicht mehr.
Ein leidvolles Leben, ohne Hoffnung und Zuversicht.
Ich fühle mich vollkommen verloren und alleine.

Sicher werde ich aktuell von niemanden (außer von mir selbst) gequält.
In letzter Zeit höre ich mir oft deprimierende Musik an, die mich ebenfalls an schreckliche Zeiten erinnert. Oder ich denke an all das, was ich verloren habe und nie wieder, oder überhaupt erleben werde. Vermutlich auch eine Art von selbstschädigendem Verhalten, oder eine Art Selbstbestrafung.

Damals war es auch ein harter Kampf, jedoch nicht mit dem heutigen zu vergleichen.
Damals hatte ich noch mehr Kraft und auch Quellen u.a. Demian, aus denen ich wieder Kraft schöpfen konnte.
Diesmal bin ich jedoch schon mit kaum noch vorhandenen Ressourcen in diese Situation hineingeraten. Die zu diesem Zeitpunkt eigentlich auch schon, nur noch zum überleben ausreichten.

Die Trauer über den Verlust von Demian bricht leider immer mehr durch und ich schaffe es nicht mehr diese zu unterdrücken oder wenigstens zu kontrollieren. Dies weckt in mir auch das Bedürfnis mich mit Alkohol zu betäuben, oder eben den seelischen “Schmerz“ durch SVV gegen den körperlichen auszutauschen.
Dies hindert mich auch daran, die Dinge zu erledigen, die ich eigentlich erledigen müsste.
Oder auch daran mal wieder in einen normaleren Schlafrhythmus zu finden. Stattdessen sitze ich die Nächte hier, quäle mich und versuche mit meinen Gedanken und Gefühlen irgendwie klarzukommen.
Momentan habe ich nur noch das Gefühl, ich versuche einen Vollbrand mit einem Wäsche-Sprenger zu löschen und zwischendurch gieße ich selber noch Öl in die Flammen.

Momentan fühle ich mich mit meinem Leben nur noch überfordert und ich befürchte, das ich alles nicht mehr schaffe.
Es fühlt sich so an, als erdrückt mich mein Leben.

Warum darf ich nicht einfach einschlafen und nie mehr aufwachen?
Warum soll ich noch weiter kämpfen, wenn ich doch keine Kraft mehr habe und auch kein Ziel?

Ich kann einfach nicht mehr...

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Wohlstandspudel am 30 April 2023, 13:27:48
hallo tobe

trauer ist erstmal normal aber bei dir bestimmt die trauer dein leben und sie schränkt dich sehr ein,

ich habe mir jetzt nciht alles durchgelsen aber es wird höchste zeit dass du dir hilfe suchst.

ich bin mir sicher dass demian es nciht wollen würde dass du so leidest und ich kann dir da wirklich nur raten dass du in therapie kommst,

ich drücke dich mal



Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 30 April 2023, 15:06:44
Hallo Pudel,

ich kenne Dich ja nun auch schon sehr lange und weiß daher auch, daß Du es nur gut gemeint hast.
Dennoch hilft Dein Post nur wenig.
Denn hättest Du ein wenig mehr gelesen, als nur die Reizwörter...
“Trauer“ und “ich kann nicht mehr“
wüstest Du auch, das ich schon länger in Therapie bin.

Ich bin schon während der Krebserkrankung von Demian, also schon Monate vor seinem Tod, zur Therapie gegangen und habe da auch schon bereits freiwillig wieder Antidepressiva eingenommen, weil ich wusste ich schaffe das alles nicht und werde brutal abstürzen. Ich werde mit ihm alles in meinem Leben verlieren.
Ich bin mittlerweile seit über 2 Jahren in Therapie, aber meine Kraft geht eben zu Ende.

Sicher würde Demian dies nicht wollen, daß ich so sehr leide...
Doch er wusste es, daß dies passieren wird und es war auch seine größte Sorge.
Er war auch sehr traurig darüber, daß er mich nach all dem, was ich schon alles in meinem Leben erleiden musste, auch noch alleine zurücklassen muss.

Dies ändert jedoch nichts daran, daß ich einfach nicht mehr kann.
Ganz nebenbei, würde es ja auch nicht mal jemandem auffallen, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Wohlstandspudel am 01 Mai 2023, 22:19:36
huh tobe ja ich kann mich an dich sehr gut erinnern.

du hattest glaube ich auch mal ne katze die verstorben ist,

ja du hast recht ich lese nur oberflächlich udn schriebe eher selten und auch wenn meine postingt nicht imemr hilfreich sind.

fakt ist aber man darf ncihts schönreden so nach dem motto *es wird shcon gut werden*

man muss da wirklich teilweise mehrere therapien und manchmal über jahren machen bis sich besserung einstellt.

es wäre schön wenn man paat stzungen mach tund alles wird gut, so ist leider nicht.

was ich dir nur sagen will ist wenn du meinst dass dir die therapie nciht wirklich hilft, dann musst dies klipp und klar dem theraputen sagen damit ihr nach anderen therpaie möglichkeiten sucht!

und sage doch bitte nciht das e sniemandem auffallen würde wenn du weg wärst, völliger quatsch, slebst und würde es hier auffallen, so darfst du nicht denken.

ich kann dir wirklich nur raten dass du dich mit dem therapueten hinsetzt und ihn sagst ich bin an einem punkt wo ich nciht mehr weiterkommen.

wie ich bereits geschrieben habe gibt es auch spezialkliniken de eben auf ganz bestimmte krankheitsbilder spezialisiert sind und dauch darüber solltest ihn nachdenken.

es gibt auch spezielle ja so trauergruppen wo du dich vielleicht austauschnen kannst.

ich wünsche mir dass du durchhälst und deinen weg findest und bald lernst mit dir und der erkrankung gut umzugehen

mal drück
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 02 Mai 2023, 00:45:25
Ach weißt Du Pudel,

wenn man schon seit Jahren sehr isoliert lebt, keine Freunde mehr hat und auch keinen Job mehr, dann wird man nicht mehr vermisst, wenn man nicht mehr ist...

Was meinst Du warum man immer wieder, vor allem ältere, allein lebende Menschen, nach mehreren Wochen dann “plötzlich“ tot in der Wohnung findet?
Weil sie leider niemanden mehr haben, dem es auffallen würde.
Sie haben eben niemanden mehr der sie liebt und vermissen wird.
So ist es mittlerweile in dieser Welt.
Und ich habe eben auch niemanden mehr, dem ich noch irgendwas bedeute.

Wenn es bei mir “nur“ Trauer und vielleicht dazu auch noch Depressionen wären, könnte ich noch froh darüber sein und es würde dann auch eine realistische Chance geben dies zu verbessern. Von Heilung spreche ich da nicht mal mehr. Aber ich habe eben auch psychische Diagnosen, die ich nicht mehr weg bekommen werde und so bin ich eben auch eine extreme Belastung für jeden, der mit mir zu tun haben wird.
Selbst Demian habe ich nicht gut getan, und daß obwohl ich ihn wirklich von ganzem Herzen geliebt habe und mich auch bemüht habe, mein psychisches Leiden vor ihm weitestgehend zu verbergen. Aber es hat nun mal Auswirkungen auf ein Zusammenleben und eine Beziehung.
Ich bin kein Mensch, der einsam und alleine leben kann...
und wer möchte sich so ein Psycho denn freiwillig antun?

Selbst jahrelange Therapie wird daran nichts mehr ändern können.
Mein Therapeut hat schon sehr viel mehr für mich getan, als es je ein Therapeut normalerweise tun würde. Er ist sogar schon 2x mit mir zur Müllkippe gefahren und ich bin schon 90x zur Therapiesitzung bei ihm gewesen, obwohl er bisher nur 2x12 Stunden von meiner Krankenkasse beantragt und bezahlt bekommen hat, oft sind die Stunden auch länger als vorgegeben. Alleine das kann ich schon nicht mehr gutmachen.

Natürlich hilft mir die Therapie bei ihm, sonst wäre ich schon längst nicht mehr unter den Lebenden. Er ist auch ein Therapeut mit den bei mir nötigen Zusatzqualifikationen, inkl. Traumatherapie...
Dennoch kann er nicht zaubern, für mich die Zeit nicht zurückdrehen, meine Vergangenheit nicht ändern, mir kein neues und positives Leben erschaffen. Ich habe keine Zukunftsperspektiven mehr und daran kann niemand mehr etwas ändern.

Eine Klinik kommt für mich auch nicht in Betracht, da dies für mich zu einer massiven Retraumatisierung führen wird und dies habe ich meinem Ex-Mann zu verdanken. Der mich immer wieder gefesselt und in übelster Form missbraucht und gequält hat. Ich würde unter diesen Umständen die nächste Gelegenheit nutzen, mein Leben zu beenden und dies würde dann für mich sicherlich nicht friedlich ablaufen können.
Aber auch eine Klinik kann mir meine Zukunftsperspektiven nicht zum Positiven verändern.
Das kann eben niemand für mich.

Ich möchte niemanden mehr belasten und ich möchte auch nicht den Rest meines scheiß Lebens vom Staat abhängig sein. Wenn ich erst einmal die 5 vorne stehen habe, eine mehrjährige Lücke in meinem Lebenslauf habe, die ich nicht mehr verbergen und erklären kann.
Wer stellt einen dann noch wieder in einen Job ein, von dem man dann auch leben kann?
Wobei meine zukünftige Arbeitsfähigkeit ohnehin in den Sternen steht.
Ich lebe momentan noch von dem, was ich auf meinem Konto habe, werde bald aus der Krankenversicherung fliegen oder muss mich “freiwillig“ dort versichern, weil ich nicht mal den scheiß Bürgergeldantrag hinbekomme.
Auch habe ich seit Juni 2022 keinen Stromvertrag und zahle somit auch keine Abschläge.
Wie lange dies noch gut geht und nicht auffällt?

Am Mittwoch kommt zudem auch noch der Heizungsableser und hier sieht es aus wie auf einer Müllkippe. Ich habe ihn schon mehrfach nicht reingelassen, vertröstet und verschoben. Das kann ich nicht wieder tun. Also werde ich wohl bald auch noch die Wohnung verlieren.
Der einzige Ort, wo ich mich noch irgendwie sicher fühlen kann.

Ich weiß noch nicht, was ich am Mittwoch tun werde.
Am liebsten würde ich mich gleich aufhängen.
Ich kann einfach nicht mehr und habe auch keine Kraft mehr auch nur irgendetwas zu schaffen.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Uhu am 02 Mai 2023, 13:00:44
Liebe Tobe,

ich habe dich gelesen, und ich würde dir gern was sagen, was deine Trauer und deine Depression lindert, aber ich weiß, das keine Worte der Welt das können.
Man liest in deinen Worten sehr viel Schmerz, Trauer und Verlustängste.
Deine Kraft ist aufgebraucht, das kann man nach Jahren der Pflege des Angehörigen und wenn man selbst krank ist, sehr gut nachvollziehen.
Du bist noch hier im Forum, das kann dir helfen, deine Trauer zu verarbeiten, NICHT deinen Lebensgefährten zu vergessen, auch wenn sich alles danach anfühlt, wenn du dich von einigen Sachen trennst oder seine Kleidung nicht mehr nach ihm riecht. Ich war noch nicht in so einer Situation, aber ich hab anderen Verlust erfahren, und das ist etwas, was einen völlig aus der Bahn wirft.
Und manchmal findet man durch Zufälle doch noch Lichtblicke, die einen weitermachen lassen. Auch wenn´s sich gerade bei dir absolut nicht danach anfühlt, da ist noch was in dir, ein Funke, ein : Das kann doch nicht alles gewesen sein, sowas könnte dich nach vorne bringen. Vielleicht kann es dir helfen, mit deinem Therapeut genau danach zu suchen.  Auch wenn einiges jetzt, was ich hier so verzapft hab, nur Mutmaßungen sind, wünsche ich dir, dass du nach deinem Funken suchst.
Ich habe in meinen Depressionsphasen auch ähnliches erlebt , wie schaffe ich es nur mich jetzt zu duschen, anzuziehen und den Müll rauszubringen?? Wenn man überhaupt nicht an all das denken will. Und doch hast du es geschafft, dir deinen Kummer hier zu schreiben, etwas zu trinken und vielleicht was zu essen. Das ist auch schon was!

Hast du schon mal von der 15 Minuten-Methode gehört? Da räumt man nur soviel auf, was man in 15 Minuten schafft. Es kann ja heute einfach nur 5 Minuten sein, zum Beispiel die Heizungszähler freizuräumen.
Und was ich dir noch ans Herz legen will: Die Caritas, Lebensberatungsstellen und Diakonie, die haben auch eine Sozialberatung, bzw. eine Beratung für Trauerbewältigung. Da kannst du auch nach Eingliederungshilfe fragen, es kann ja erst mal nur telefonisch sein, diese Hilfe steht dir zu, und die würde dich unterstützen bei dem Antrag und deiner Wohnung, dich vielleicht auffangen?

So genug für heute. Ich wünsche dir, das du heute einen kleinen Hoffnungsfunken finden kannst...

Der Uhu
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Wohlstandspudel am 02 Mai 2023, 13:26:26
@tobe ich kannmir vorstellen wie schwer du es hast.

und ich weiß dass dir erstmal meien ratschläge nichts bringen aber versuche wenigstens etwas für dich zu tun.

eien negative dnekgweise so wie *mich wird eh keienr vemrissen* wrikt sich noch mehr negativ auf deine psyche aus.

dann schriebst du es sieht bei dir zuhause shclimm aus und der ableser kommt.

es geht hier um dich und nicht um den ableser, dem kann es egal sein.

es gibt beratungsstellen wo man auc helfen kann, mir fallen da viele möglichkeiten ein bis hin zu betreutem wohnen.

problem ist aber du musst irgendwo anfangen, schritt für schrill kleine schritte eben.

ich drücke dich mal
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 04 Mai 2023, 01:11:11
 
Wie hast Du den gestrigen Tag überstanden, liebe Tobe?
Konntest Du den Heizungsableser in die Wohnung lassen?

Ich wünsche es Dir, denn dann hättest Du schon mal eine unangenehme Sache hinter Dich gebracht... Immerhin!
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 13 Juni 2023, 18:44:44
 
Ich hoffe, dass Du die letzten Wochen möglichst gut hinter Dich gebracht hast und wir hier bald wieder etwas von Dir lesen werden.

Habe in letzter Zeit öfter an Dich gedacht und mich gefragt, wie es Dir wohl ergangen ist.
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 31 Juli 2023, 04:48:26
Hallo Ihr Lieben,
Hallo Ina,

ich habe mich lange nicht gemeldet, Entschuldigung dafür.
Mir fehlt einfach die Kraft dazu, auch meine Gedanken und Gefühle irgendwie noch zu sortieren.

Ich habe bis heute noch nicht den Heizungsableser in meine Wohnung gelassen. Die Hausmeisterin ist mir deshalb auch schon auf den Fersen. Lange wird dies auch nicht mehr gutgehen.

Ich habe für nichts mehr die Kraft, nicht mal den Bürgergeld-Antrag habe ich korrekt und vollständig erledigt. Ich bekomme zwar Gott sein Dank, seit Juni 502 Euro monatlich von denen, aber eben noch nicht den Rest (Miete usw.)

Ich bin auch drauf und dran die Therapie und Medikamente zu beenden, quasi alles hinzuschmeißen...
Mir fehlt die Kraft weiter zu kämpfen.
Wofür auch noch, ohne jegliche Hoffnung und Perspektive?

Am Donnerstag den 27.07. hatte ich den vorerst letzten Termin bei meinem Therapeuten, da er nun auch noch für 4 Wochen Urlaub hat. An dem Donnerstag wollte ich ihm eigentlich sagen, daß ich nicht wieder komme und er meinen nächsten Termin am 28.08. jemand anderen geben kann.

Auf seine Frage, was er für mich tun kann, was ich brauche um diese Urlaubszeit gut zu überstehen, versuchte ich das Gespräch in diese Richtung zu lenken. Doch dann brachen bei mir die Verlustängste wieder durch und die Tränen schossen mir in die Augen.
Aufgelöst gestand ich ihm dann, daß ich keinen Sinn darin sehe weiterzumachen, da ich keinerlei Hoffnung mehr habe und auch keine Kraft mehr. Ich gestand ihm, daß es mir schon länger um einiges schlechter geht, als ich ihn habe wissen lassen.

Ich habe selbst bei meinem doch so verständnisvollen und einfühlsamen Therapeuten mich bisher immer zusammengerissen, um auch bei ihm die Fassade möglichst aufrecht zu halten.
Außerdem merke ich wie weh mir das tut, wenn ich ihn länger nicht sehen kann (Urlaub / Krankheit). Ich fühle mich ohne ihn vollkommen verloren, da er so zu sagen mein einziger Kontakt ist, den ich noch habe.

Ich verlasse die Wohnung kaum noch, nur wenn es absolut nötig ist. Also wenn ich z.B. einen Termin bei ihm habe, oder wenn ich Lebensmittel einkaufen muss oder meine AU bei meinem Hausarzt abholen muss.

Ich habe mittlerweile mehr Angst vor meinem Leben und meiner eventuellen Zukunft, als vorm Sterben. Das kleinste Geräusch, oder eine unvorhergesehene Situation und ich schrecke zusammen.

Dieser Termin am Donnerstag lief dann auch vollkommen anders als von mir beabsichtigt. Nachdem er dann von mir erfahren hat, wie ich aktuell wirklich lebe, kam er mit dem Vorschlag, mich in meiner Wohnung zu besuchen, damit ich meine Scham überwinden kann.

Einerseits dachte ich nur
“oh scheiße, dann sieht er diese (meine) Verwahrlosung mit eigenen Augen“
“dann wird er mich eklig finden und ich werde mein Gesicht vor ihm verlieren“
und anderseits sah ich auch, ihn halt doch nochmal sehen zu können, bevor er so lange weg sein wird.

Diese Ambivalenz begleitet mich schon eine ganze Weile.
Die Therapie quält mich ja auch, wenn er mich zum Beispiel nach meinen Gefühlen, nach meinen Wünschen fragt, oder was mir wichtig ist. Alleine mit diesen Fragen bin ich schon überfordert. Ich weiß nicht mehr was ich noch von meinem Leben überhaupt erwarten kann, oder auch darf.
Ich weiß nur, daß ich nicht mehr so viel leiden will, wie bisher in meinem Leben und das wird mir dann jedes mal bewusst und das tut einfach sehr weh.

Am Freitag ist er dann hier gewesen und kam völlig entspannt mit zwei Bechern Kaffee in meine Wohnung. Er blieb total ruhig, verständnisvoll und sehr einfühlsam. Dabei konnte ich ihm noch nicht mal einen anständigen Sitzplatz anbieten.
Selbst das nahm er total entspannt hin und setzte sich auf den Badewannenrand.

Doch jetzt schäme ich mich so unglaublich und glaube, daß ich mich nie mehr überwinden kann, ihm noch mal zu begegnen.
Schließlich hat er das Elend nun mit eigenen Augen gesehen und das finde ich so furchtbar beschämend.

Ich kenne ja aus verschiedensten Dokus, wenn Menschen solche Wohnungen sehen, was sie dann denken. Und so wird er wahrscheinlich nun auch denken.
Wie eklig, wie furchtbar, wie kann ein Mensch nur so leben. Einfach widerlich.

Ich will aber nicht so ekelig und widerlich von anderen Menschen wahrgenommen werden.
Jetzt verfluche ich mich selber, daß ich ihm nun doch den Einblick in mein Leben gewährt habe.
Selbst in meinem Bett habe ich nur noch einen schmalen streifen, wo ich liegen kann.
Ich will und kann einfach nicht mehr.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Wohlstandspudel am 31 Juli 2023, 11:43:08
hallo tobe

du musst dich nicht dafür schämen dass du so bist wie du bist und dass es bei dir in der bude unordentlich ist.

therapeuten / ärzte und sonstige die mit menschen mit psyschischen störungen zu haben, die kennen dein krankheitsbild und für die ist es nichts ungewöhnlich wenn sich ein mensch und seine wohnung gehen lässt.

kein grund zum schämen.

viele wichtiger ist dass du dir helfen lässt, denn es gibt unzählige anlaufstellen und beratungsstellen.

du darrfst jetzt den nkopf nciht in den sand stecken sondenr musst jetzt wirklich am ball bleiben
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 01 August 2023, 05:45:28
Hallo Pudel,

Du scheinst Dich wohl noch nie für irgendetwas abgrundtief geschämt zu haben, oder?
Hast Du überhaupt eine Ahnung wie furchtbar sich das anfühlt?
Es ist bei mir nicht nur unordentlich.

Ich weiß, Du meinst es nur gut.
Aber Deine Aussage “Du hast keinen Grund Dich zu schämen“, ist so hilfreich,
wie wenn Du jemandem mit Flugangst sagen würdest
“Keine Angst, es sind bis heute noch alle wieder runter gekommen“

Doch, ich habe allen Grund mich zu schämen, denn das bin nicht mehr ich.
Krankheit hin oder her, daß ist absolut keine Entschuldigung für den aktuellen Zustand meiner Wohnung.
Bei mir ist es so furchtbar, daß ich lieber sterben würde, als nochmal irgendwen in meine Wohnung zu lassen.
Einzig das WC und Waschbecken im Bad habe ich noch einigermaßen sauber gemacht.
Weil ich ja auch damit rechnen musste, daß mein Therapeut u.U. mal auf die Toilette muss.

Nachdem mein Therapeut dann weg war, wusste ich, daß ich ihn das letzte mal gesehen habe.
Ich hatte einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen. Musste mich auch mehrfach übergeben.
Diese Peinlichkeit ist so furchtbar, daß es regelrecht körperlich schmerzt.

Nun sitze ich hier mit dem Wissen, daß ich die nächsten 4 Wochen niemandem mehr zum Reden habe und der Aussicht,
daß ich meinen Therapeuten nie wieder sehen können werde.

Ich darf den Kopf nicht in den Sand stecken?
Warum nicht?
Ich habe null Perspektive und Hoffnung mehr auf ein erträgliches Leben.
Mein Leben war und ist eine Qual ohne Ende.
Die einzigen wenigen glücklichen Momente, konnte ich nur in der gemeinsamen Zeit mit Demian erleben.
Doch auch in dieser Zeit konnte ich viele Momente, die für andere normal sind und glückliche Gefühle auslösen nicht genießen.

Nun ist mir das letzte bisschen Glück, mit dem Tod von Demian auch noch genommen worden.

Ein Leben in vollkommener Einsamkeit, begleitet mit vielen Ängsten, Flashback´s, Albträumen
und sich ständig wiederholenden dissoziativen Zuständen...
das ist kein lebenswertes Leben.

Hast Du eine Vorstellung wie das ist, wenn man plötzlich hochschreckt und denkt
“Scheiße, Du musst doch noch einkaufen, damit Du was zu essen hast“
uns stolperst dann über Deinen Einkauf. Kannst Dich aber nicht daran erinnern,
diesen gemacht zu haben.
Oder wenn Du Deine Medikamente nehmen willst und weißt nicht mehr ob Du sie schon genommen hast.
Ich lasse mich mittlerweile von meinem Handy an alles erinnern.
Wenn mein Handy mir mitteilt, daß es nun Zeit ist mein Medikament zu nehmen, muss ich erst die Kapsel in der Hand haben,
bevor ich dies in meinem Handy bestätige und danach erst einnehmen, weil ich nach ein paar Sekunden nicht mehr weiß,
ob ich es schon genommen habe, oder nur vorhatte.
Oft vergehen Stunden von meinem Tag und ich weiß nicht, was in der Zeit passiert ist.

Ganz abgesehen von meinen Depressionen...
Wie viele Jahre soll denn daran therapiert werden, bis ein einigermaßen erträgliches Leben daraus werden kann?
Das hätte vielleicht noch etwas gebracht, wenn ich schon als 12-jährige eine Therapie bekommen hätte.

Ich bin jetzt 47 Jahre alt und habe keine Kraft mehr.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Uhu am 01 August 2023, 08:03:36
Hallo Tobe,

du hast geschrieben, das du für den Therapeut das Bad gesäubert hast. Nein, das hast du auch für dich getan. Weißt du, du bist zurzeit in einer Glocke drin, die dich schützt. Doch, ich sehe, du hast eine Tür in diese eingebaut. Du gehst raus einkaufen, du hast es vielleicht ganz unbewusst getan, aber du warst einkaufen. Stell dir vor, diese Glocke, dein Rückzugszort, der jetzt chaotisch und unaufgeräumt ist, kann aber von dir manchmal poliert werden. Das machst du, indem du den Kontakt nach aussen durchs Internet und das Forum nicht abreißen lässt.
Du bist es wert, das du dich nicht aufgibst. Du bist wertvoll. Auch wenn du das im moment absolut nicht glauben kannst.
Ich kenn dich nicht, aber ich hab ein bisschen in deinen Threads gelesen. Deswegen behaupte ich das einfach.
Heute wünsch ich dir, das du ein bisschen nach draußen gucken kannst, durch deine Glocke.

Liebe Grüße
Der Dani-Uhu
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Wohlstandspudel am 01 August 2023, 12:00:32
hallo tobe

ich hätte mich etwas anders ausdrücken sollen ...

ich kann verstehen dass du dich schämst, was nachvollziehbar ist.

was ich aber sagen wollte ist dass derjenige de rbei dir war und alles gesehen hat, es für ihn nichts ist was er nicht gesehen hat.

verstehst was ich meine?

es ist nichts ungewöhnliches wenn sich menschen mit psychischen erkrankungen gehen lassen und therapeuten u.s.w. kennen sowas.

und aus derren sicht musst du dich nicht schämen weil es zum kranheitsbild gehört ..

und wenn du ertsmal niemanden zum reden hast, hier bist du immer willkommen!

ich drücke dich mal ganz doll :-X

Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: stern am 01 August 2023, 20:15:23
Liebe Tobe,
gut das du wieder her gekommen bist und es nieder schreibst hier
ein Schritt aus der Einsamkeit und viele liebe Leute die dir schreiben

ich weiß mittlerweile genau wovon du geschrieben hast/schreibst- mein Mann ist auch seit Monaten schwer krank
es tut so weh
noch hoffen wir auf ein wenig Hilfe-2 Op s hatten nur mäßigen Erfolg -jetzt liegt die Hoffnung noch auf einem einzigen Arzt

ich bin sehr froh hier und im chat einige wenige liebe Menschen hab die mir beistehen, das ist so viel wert

ganz liebe Grüße
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Ina am 02 August 2023, 02:37:47
 
Liebe Tobe,

es ist gut, wieder von Dir zu lesen. Danke, dass Du Dich gemeldet und uns auf den aktuellen Stand gebracht hast.

Dass Du den Bürgergeldantrag gestellt hast, ist doch schon mal ein sehr guter und wichtiger Schritt! Die fehlenden Unterlagen einzureichen, die noch benötigt werden, schaffst Du auch noch!

Was die Sache mit Deinem Therapeuten und seinem Besuch in Deiner Wohnung betrifft, muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich es sehr, sehr mutig von Dir finde, dass Du ihn zu Dir gelassen hast. Und dass er so „gelassen“ reagiert hat, bestätigt doch eigentlich genau das, was Pudel sagen wollte: Ein Psychotherapeut hat einen völlig anderen Blick auf solche Dinge als beispielsweise ein Freund / Bekannter oder ein Fremder. Solche Umstände sind einem Therapeuten nicht fremd. Er weiß, dass es so etwas gibt und er weiß auch, warum das so ist. Ihm ist klar, dass psychische Probleme – insbesondere in so schweren Lebenssituationen wie Deiner – dazu führen können, dass man sich selbst und auch sein Zuhause sehr vernachlässigt und dass dies schlimme Ausmaße annehmen kann. Und gerade WEIL ihm dies bekannt ist, sieht er Dich nun nicht mit anderen Augen und hat kein schlechtes Bild von Dir. Er weiß, dass es ein Symptom Deiner Erkrankung ist und hält Dich deswegen nicht für „schlecht“ oder gar für „ekelig”. Er weiß es richtig einzuordnen, nämlich als Folge Deiner Lebensumstände bzw. Deines Leidens.

Ich kann Deine enormen Schamgefühle verstehen. Ich kann sie wirklich ganz und gar nachfühlen. Bis zu meinem Auszug – da war ich 19 Jahre alt – habe ich im Haushalt meiner Mutter gelebt. Meine Mutter litt unter dem Messie-Syndrom. In der Wohnung sah es mindestens so schlimm aus, wie man es aus dem Fernsehen kennt; wenn nicht noch schlimmer. Ich weiß also sehr genau, wovon Du sprichst. Und daher erlaube ich mir zu sagen: Doch, Du darfst Deinem Therapeuten sehr wohl wieder unter die Augen treten.

Bei uns in der Stadt gibt es mindestens eine Hilfseinrichtung für Menschen, die genau solche Probleme haben wie Du. In Deiner Stadt gibt es so etwas garantiert auch.


Alles Gute für Dich, liebe Tobe.
 
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 02 August 2023, 04:15:19
Hallo Dani,

danke für Deine lieben Worte.
Ich weiß wie Du diese meinst, doch tue ich nichts mehr für mich, weil ich mich selber schon nicht mehr ertrage.
Ich habe dieses Bad nur wegen meinem Therapeuten einigermaßen gesäubert. Mir macht es nicht wirklich noch etwas aus im Dreck und Müll zu leben.
In meinem Kühlschrank sind z.B. auch überwiegend noch Lebensmittel aus der Zeit, wo Demian noch lebte und er ist bald 2 Jahre schon verstorben.
Sicher gehe ich noch einkaufen, zwangsläufig, weil ich ja auch etwas essen muss.
Doch ist das in einem dissoziativem Zustand teilweise echt erschreckend und wohl teilweise auch nicht ganz ungefährlich.
Das ist dann oft so, wie ein Filmriss und nicht nur wie eine unbewusste Handlung, die man aus der Gewohnheit tut.

Ich fühle mich nicht wertvoll und ganz sachlich betrachtet, bin ich dies auch nicht mehr.
Ich bin nur noch eine Belastung.
Ich liege dem Staat auf der Tasche, bin schon seit Ende September 2020 arbeitsunfähig.
Und selbst meinen Therapeuten belaste ich...
ich bin insgesamt schon 103 mal bei ihm gewesen, bei der Kasse beantragt hat er bisher jedoch nur 2x 12 Stunden.
Und er hat mir schon 2x außerhalb geholfen, dazu noch dieser Hausbesuch und einige Emails.
Ich kann das alles gar nicht wieder gut machen. Ich habe so einen Therapeuten gar nicht verdient.
Hinzu kommt, daß er eigentlich schon in den wohlverdienten Ruhestand gehen könnte
und dann kommt da noch so eine verrückte Patientin wie ich zu ihm.

Ich kann leider gar nichts gutes mehr für andere Menschen machen.
Das war das einzige was mir noch ein Gefühl von wertvoll gegeben hatte.
Meinen Beruf könnte ich so auch nicht mehr leisten.

Meine letzten Kräfte habe ich als Liebesdienst in die Pflege von Demian gesteckt und bin dabei weit über meine eigenen Grenzen gegangen.
Nun sind meine Ressourcen schon lange aufgebraucht.
Er war halt auch der einzige Mensch in meinem Leben, der mir so viel bedeutet hat, daß ich für ihn alles getan hätte und getan habe,
was mir nur irgendwie möglich war.
Ich habe ihn wirklich geliebt und er war leider auch der einzige Mensch in meinem Leben, der mich geliebt hat.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 02 August 2023, 04:22:27
Hallo Pudel,

ich weiß, wie Du es gemeint hast.
Es tut mir auch sehr leid, wenn ich da etwas schroff rüberkam.

Das Problem ist nur, ich weiß es theoretisch ja auch, daß Therapeuten oder Ärzte so ein Elend öfter mitbekommen
und dies nicht an der Person selbst festmachen.
Ich bin ja selber im Gesundheitswesen tätig gewesen und habe viele, für Patienten peinliche Situationen miterlebt, mit ihnen zusammen durchgestanden
und ihnen dabei geholfen.
Auch indem ich mich vollkommen neutral, empathisch und verständnisvoll ihnen gegenüber verhalten habe.

In solchen Momenten habe ich mir immer vorgestellt, wie ich mich wohl in deren Situation gerade fühlen würde.
Wegen meiner einfühlsamen und verständnisvollen Art wurde ich von vielen Patienten sehr geschätzt.
Doch ist für mich etwas ganz anderes, jetzt mit voller Härte selber in einer solchen beschämenden Situation zu stecken
und mich nicht mehr daraus befreien zu können.

Und dieses Gefühl der Scham, die ich jetzt gegenüber meinem Therapeuten so heftig verspüre, ist so unglaublich groß,
daß ich den Kontakt zu ihm wohl abbrechen werde.
Wie soll ich diese Scham jemals wieder ablegen, bzw. überwinden können?
Wenn ich bei einer solchen Situation schon so heftig empfinde, wie soll ich dann jemals über meine traumatischen Erfahrungen sprechen können,
um diese in der Therapie verarbeiten zu können?

Meine jetzige Situation ist nur die Spitze des Eisbergs, nur das Resultat von all dem, was ich bisher erleiden musste.
Und da gibt es eben leider noch viele peinliche und beschämende Ereignisse (Traumata) die mich zu dem gemacht haben,
was jetzt von mir noch übrig geblieben ist.

Ich bin deshalb auch schon dabei, meinem Therapeuten einen letzten Brief zu schreiben.
Ich möchte auch nicht, daß er sich irgendwie schuldig fühlt. Denn das ist er keinesfalls.
Er hat bisher immer alles richtig gemacht und war immer sehr einfühlsam und verständnisvoll.
Ich werde diesen Brief auch nicht wie sonst per Email schicken, sondern in seinen Briefkasten einwerfen.
Ich möchte daß er seinen Urlaub nicht an mich denken muss, sondern diesen wie jeder andere normale Mensch ohne Belastung
mit seiner Familie genießen kann und sich nicht Sorgen um mich macht.

Das Problem bin ich in dem Fall selber.
Ich habe keine Kraft mehr und kann keine Hilfe an mich heranlassen, ohne das ich mich dabei selber verurteile.
Aber wenn ich eben auch keine Ziele mehr habe, für die es sich noch lohnen könnte...
woher soll die Kraft und Hoffnung dann noch kommen?

Ich bin es eben auch nicht anders gewohnt, als alles immer mit mir selber auszumachen.
Auch habe ich von Kleinkind an immer eingetrichtert bekommen, den Schein nach außen zu wahren und nie über Probleme zu reden.
Auch habe ich nie Hilfe von meinen Eltern bekommen, wo ich sie am dringendsten gebraucht hätte.
Stattdessen wurde ich oft nicht mal wahrgenommen, oder im schlimmsten Fall sogar noch verurteilt
und bekam Vorwürfe, ich solle mich nicht so anstellen.

Und wenn ich mich hilfesuchend nach außen gewannt hatte, erwischte ich leider die falschen Menschen,
die anstatt mir zu helfen, noch zusätzlich traumatische Erlebnisse drauf gesetzt haben.
Somit schwingt auch automatisch die Angst immer mit, wenn sich mir gegenüber jemand wohlwollend und helfend verhält,
daß dies irgendwann eben kippt und mir wieder Schaden zugefügt wird.

Ich bin jetzt 47 und alle Ziele oder Wünsche die ich mal hatte, sind mit meinem Alter einfach utopisch und unerfüllbar geworden.
Ich habe keine eigene Familie, keine Freunde, einfach niemanden, dem es auffallen würde wenn es mich mal nicht mehr gibt.
Es wird dann einfach so sein, als hätte ich nie existiert.
Wenn mir jetzt hier in meiner Wohnung etwas passieren würde, würde es wahrscheinlich erst auffallen,
wenn die Maden unter der Türe hervorkriechen.
Ich möchte unter diesen Umständen auch ehrlich nicht mal alt werden.
Jedes weitere Jahr bedeutet für mich nur weiteres Leiden ohne Ziele.

Ich kann auch nur sehr schlecht diese Einsamkeit ertragen, aber mich wird auch keiner in meinem Zustand ertragen können.
Ich werde somit auch nie wieder die Nähe, oder auch Liebe eines Menschen bekommen können.
Was ist das dann noch für ein Leben?
Und jetzt nähert sich auch schon wieder der Jahrestag (Demians Todestag), mit dem mein Leben seinen letzten Sinn verloren hat.

Das Jobcenter hat mir heute auch eine Email geschrieben, daß wenn ich die fehlenden Unterlagen nicht umgehend einreiche,
sie mir die Leistung wieder streichen werden.
Doch ich schaffe dies einfach nicht.
Meine Welt bricht immer weiter zusammen und es ist kein Ende in Sicht.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 02 August 2023, 04:49:52
Liebe Stern,

danke auch Dir für die lieben Worte.
Das hört sich ja traurig an, daß Du nun solche Erfahrungen auch mit Deinem Mann machen musst.
Es tut mir richtig leid, weil ich weiß wie sehr Du darunter leidest.
Es ist einfach furchtbar sich so hilflos in einer solchen Situation zu fühlen.
Du kannst mir gerne jederzeit schreiben (auch per Mail), vielleicht kann ich so wenigstens Dir noch ein wenig helfen.
Manchmal ist es einfacher sich mit jemanden auszutauschen, der ähnliches Leid schon durchmachen musste.

Ich hoffe natürlich, daß Dein Mann sich wieder erholt und dieser eine Arzt ihm helfen kann.
Ich weiß ja nicht woran Dein Mann erkrankt ist, es gibt ja leider viele schwerwiegende Erkrankungen.
Aber vielleicht kann ich Dir, bzw. ihm auch noch ein paar hilfreiche Tipps geben, bin ja medizinisch
und jetzt leider auch in der Pflege nicht ganz unbedarft.
Wenn ich durch meine Erfahrungen euch beiden da noch ein klein wenig Unterstützung geben kann, tue ich dies sehr gerne.
Und keine Sorge, ich werde Dich nicht mit Infos erschlagen.

Durch meine eigenen beruflichen Erfahrungen, konnte ich so einiges besser überschauen,
wo ich mich leider von vielen Ärzten regelrecht im Stich gelassen gefühlt habe.
So konnte Demian in seiner Situation damals auch von mir profitieren.
Und trotzdem waren die Situationen auf die wir stießen, sehr oft überfordernd.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Patienten in solchen schweren Situationen ohne eine solche Hilfe dastehen
und irgendwie klar kommen müssen.
Sehr oft wird der eigentliche Mensch (Patient) und die Angehörigen hinter dem Patienten nämlich vergessen.
Hilfreiches, auch organisatorisches kommt da leider oft zu kurz.
Wenn Demian mich nicht gehabt hätte, wäre vieles massiv schief gelaufen.

Also, falls Du (ihr) Hilfe braucht oder einfach nur ein offenes Ohr...
Ich bin gerne für Dich/euch da, wenn ich kann.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: Tobe am 02 August 2023, 06:16:16
Liebe Ina,

Dir danke ich ebenfalls für Deine lieben Worte.
Das mit dem Bürgergeld ist so eine Sache...
Ich hatte zwar mit Mühe und Not einen Antrag ausgefüllt, den ich online heruntergeladen hatte, doch wird dieser wohl nicht wirklich akzeptiert,
da er nicht vom hiesigen Jobcenter ist.
Und die Unterlagen, die sie haben möchten kann ich auch nicht alle beibringen.
Z.B. wollen die eine Bescheinigung vom Vermieter haben, wo die aktuelle Miete und Nebenkosten aufgeschlüsselt bestätigt werden.
Ich möchte jedoch nicht, daß meine Vermieterin davon erfährt.

Auch warten hier ja alle auf mich, damit sie die Nebenkostenabrechnung bekommen können.
Heute war schon wieder ein neuer Brief mit neuem Termin für den Heizungsableser im Briefkasten.
Den Termin werde ich wohl auch wieder verschieben, da man nicht mal an alle Heizungen kommt.
Ich weiß auch nicht, wie ich aus der Nummer rauskommen soll.

Als mein Therapeut mit seinem Vorschlag zu dem Hausbesuch kam, wurde mir schon alleine bei der Vorstellung richtig schlecht.
Ich habe es nur zugelassen, weil ich nicht wieder vor ihm ausweichen und flüchten wollte.
Ich hatte jedoch schon den Eindruck, daß es ihn doch überrascht hat, als ich schon in der Stunde am Donnerstag ihm gestanden habe,
wie scheiße es mir wirklich geht und daß ich schon einige Wochen darüber nachgedacht habe, alles hinzuschmeißen und aufzugeben.
Selbst bei ihm habe ich immer versucht, mich zusammenzureißen und den Schein des “Es geht mir noch relativ gut“ aufrecht zu halten.

Ich weiß, daß mein Therapeut das alles professionell sehen können sollte, doch bleibt das Gefühl in mir, der unerträglichen Scham, eben trotzdem da.
Für mich ist es so furchtbar, daß er nun weiß wie ich hier lebe.
Ich wollte nie, daß auch nur irgendjemand diesen Zustand sieht und schon gar nicht Menschen die mir wichtig sind.
Weil gerade bei Menschen die mir wichtig sind, eben auch besonders mein Bedürfnis besteht, normal zu sein, bzw. normal zu wirken.
Mir ist es immer schon sehr wichtig gewesen, wie andere Menschen mich sehen.
Und jetzt das...

Ich hatte aufgrund des Hausbesuchs meinem Therapeuten auch schon eine Mail geschrieben,...
mich entschuldigt, wie leid mir dies alles tut, das ich ihm auch nicht einen anständigen Sitzplatz anbieten konnte und ich mich nun mit dem Gedanken quäle,
daß er dies nun mit eigenen Augen sehen konnte und meine Befürchtung daß dies sein Empfinden und sein Verhalten mir gegenüber verändern wird.
Er hatte mir daraufhin auch zurückgeschrieben und versucht mir meine Befürchtungen zu nehmen.
Eigentlich sollte ich froh darüber sein, einen solchen Therapeuten bekommen zu haben.
Dennoch werde ich dieses Gefühl und die Befürchtungen nicht mehr los und nun sitze ich hier damit.

Du und ich scheinen doch einige Gemeinsamkeiten zu haben, von denen wir beide wohl bisher nichts ahnten.
Eine Messi-Wohnung ist auch mir leider nichts unbekanntes. War bei meinen Eltern auch so.
Als ich von zuhause auszog, waren schon einige Jahre zusätzlich ungebetene “Gäste“ (Mäuse) in der Wohnung unterwegs. Teilweise sogar in meinem Bett.
Vielleicht bin ich deshalb diesbezüglich auch so “abgehärtet“ und blende diesen Zustand oft einfach aus.
Mäuse sind bei mir in der Wohnung aber noch nicht unterwegs, nur Fliegen und einige Spinnen. Was das angeht, scheine ich echt Glück zu haben.

L.G. Tobe
Titel: Re: Bin wieder hier
Beitrag von: stern am 02 August 2023, 20:06:53
Danke liebe Tobe!

Du schreibst, das du niemandem fehlen würdest(o.ä.) -mir würdest du fehlen auch wenn ich weit weg bin und wir uns nur über Forum und chat kennen.

Bitte gib dich nicht auf, versuch ganz langsam und in kleinen Schritten zurück zu kommen in ein Leben, eines von dem du noch nicht weißt wie es ist, aber es wird es geben.

glg stern