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Autor Thema: Dreh ich durch?  (Gelesen 959 mal)

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sputney

  • Gast
Dreh ich durch?
« am: 14 Februar 2011, 22:25:09 »

hallo,

ich weiß nicht, ob ihr mich jetzt ganz für verrückt hält, aber ich muss das einmal nieder schreiben, weil mich interessieren würde, ob das von euch auch jemand kennt?

Ich falle von einem Extrem ins andere, von himmelhochjauchzend zu tode betrübt, das trifft es genau, aber ziemlich heftig. Meist kommt eine längere Phase, wo ich gar nichts mehr fühle, nichts mehr wahrnehme und wirklich nur funktioniere. Und dann macht es pklötzlich peng und ich bin die ganze Nacht wach und merke, wie ich eine unglaubliche Kraft bekomme und fit werde. Ich schlafe dann auch nicht mehr und am nächsten Tag ist es dann richtig heftig, ich bin völlig überdreht. Nein das ist untertrieben, ich tue viele verrückte Dinge, für die ich mich dann später unglaublich schämen werde, aber mir entgleitet vollkommen die Kontrolle. Ich kenne mich dann selbst nicht mehr, ich halte mich für unsterblich ganz krass ausgedrückt, ich unterhalte die ganze firma, habe nur unsinn im kopf, arbeite ohne probleme 16stunden am stück, hab nur bekloppte für "normal denkende"nicht nachvollziehbare ideen und bin davon überzeugt, dass mir eh keiner das Wasser reichen kann. Das gute daran ist, ich laufe zu höchstform auf, ich arbeite unglaublich  viel und effektiv. Widerrum kam es dann sogar schon vor, dass ich gefragt wurde, ob ich was eingeschmissen hätte, weil es andere so befremdlich fanden. Meist brauche ich die Nacht darauf auch keinen schlaf, bin topfit und dadurch wird das am nächsten tag nur noch schlimmer, ich brauche dann wirklich keine ruhepausen geschweige denn essen mehr.  Und dann passiert immer das, was ich gerade wieder erlebe, ein gewitter braut sich in mir zusammen; MEIST NACH 2-4 tage. Ich merke wie ich immer unruhiger und nervöser werde und irgendwann sitze ich dann und weine und kann mich kaum noch beruhigen. Meine kollegen finden die tage, wo ich mich so abartig verhalte, ja meistens ganz witzig, aber ich schäme mich dann schrecklich dafür...wenn diese verzweiflung dann abgeklungen ist, kommt dann wieder diese phase wo ich nichts mehr fühle bis irgendwann alles von vorne beginnt.

so geht es mir gerade, bin jetzt zwei nächte ohne schlaf und noch immer total aufgedreht und glücklich und möchte irgendwas anstellen und merke gleichzeitig, dass ich auch heulen könnte. mit meiner hausärztin habe ich endlich darüber geredet und sie meinte der absturz danach sei nicht verwunderlich, alleine aus erschöpfung, weil das meinem körper ja eine Menge kraft kosten würde. glaube ansonsten war sie etwas überfordert damit und gab mir eine überweisung. Gestern dachte ich ich brauch die gar nicht, weil es mir ja viel zu gut geht, heut bin ich schon wieder anderer meinung.

kennt das noch jemand?oder dreh ich einfach durch?
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21HEIDI

  • Gast
Re:Dreh ich durch?
« Antwort #1 am: 14 Februar 2011, 22:51:57 »

Hallo Sputney!

Ja,das kenne ich von früher,als ich auch noch jung war,...
In der Früh zeitig in die Arbeit,(Koch/Kellner) wo ich 12 -16 Stunden gearbeitet habe,nach Hause,ein wenig Hausarbeit,u.s.w...
Dann kamen noch die Kinder dazu und ich war genauso wie bisher.
Arbeit,Haushalt,Hund,Kinder,Wäsche,einkaufen,u.s.w....

Ich will Dich nicht einschüchtern,aber irgendwann holt sich der Körper zurück,was Du ihn in den jungen Jahren nicht gegeben hast,also Ruhepausen und genügend Schlaf.
Mir ist das vor 13 Jahren passiertr,indem ich meinen ersten Schlaganfall erlitten habe,einfach so aus heiterem Himmel ohne Voranzeichen!
Alles Gute und mach Dir einen "Tages,- und Nachtplan"
Liebe Grüße,
HEIDI (46J.)    :-)
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aepfelchen

  • Gast
Re:Dreh ich durch?
« Antwort #2 am: 14 Februar 2011, 22:54:01 »

Vielleciht solltest Du mal zu einem Facharzt (Psychiater) gehen und mit ihm darüber reden? Ich kann das jetzt nicht wirklich beurteilen, aber vielleicht könntest Du ja auch manisch depressiv sein? Da wechseln ja auch diese Hoch-und Tiefphasen. Aber ich finde auch die Erklärung Deiner Ärztin plausibel, dass Du Dich an diesen 2-4 Tagen eben völlig auspowerst und der Körper dann eben seinen Tribut fordert. Hat sie Dir denn Möglichkeiten an die Hand gegeben was Du machen könntest um in diesen aktiven Phasen Dir auch ein bisschen Ruhe gönnen zu können? Vielleicht hilft es Dir wenn Du konkret eine Entspannungstechnik lernst und die dann täglich praktizierst auch wenn Du gerade viel lieber Bäume ausreissen würdest ;)

aepfelchen
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sputney

  • Gast
Re:Dreh ich durch?
« Antwort #3 am: 14 Februar 2011, 23:27:16 »

@Heidi: Das tut mir sehr leid mit deinem schlaganfall, hast du dich denn wenigstens davon erholen können?
Ich weiß, was du meinst, aber das ist es nicht. dass das mit der Arbeit ein Problem ist, ahbe ich schon länger eingesehen, weil sie zu großen platz in meinem leben einnimmt. Das ist einfach da und das Beispiel auf der Arbeit war das beste, da ich da meist bin und meine Kollegen das daher am meisten mitbekommen, leider...und ich schlaf ja nicht nächtelang nicht, weil ich nicht kann oder soviel um die ohren habe, sondern weil ich es dann echt nicht brauche, bin ja topfit.Ich habe dann urplötzlich einen unglaublichen mitteilungsdrang und stell mich dann gerne auch mal ganz penetrant in den Mittelpunkt, was ich normal so gar nicht mehr von mir kenne, sonst bin ich froh, wenn ich am besten gar nicht auffalle und man mich in Ruhe lässt...und auch privat möchte ich sonst nichts machen, könnte ich dann nächtelang durchfeiern und mich jedem an den Hals schmeißen, weil ich mich ja so toll finde. Und wenn ich dann irgendwann erkenne, was ich da gemacht habe, ekle ich mich nur noch vor mir selbst und Zweifel wieder an allem und stürze ab. Bisher fand ich die Phasen immer wunderschön, verstand es nie, wenn sich da Freunde Sorgen machten, dachte mir sollen sie doch froh sein, wenn es mir so gut geht...aber mittlerweile werden sie immer anstrengender, weil der Absturz ist einfach immer im Preis mit inbegriffen und die übertriebenen Ideen und riesen Ziele die ich mir stecke, schnell wieder vergessen und seh selbst danach ein, wie verrückt und unrealistisch die waren und das entmutigt mich dann noch mehr. Und gleichzeitig habe ich riesen Angst, diese Hochphasen weggenommen zu kriegen, weil sie das einzige sind, was mich noch über Wasser hält.
Dir auch alles Gute und vielen Dank für deine Antwort!

@aepfelchen: ja ich habe eine Überweisung zum Psychiater bekommen, werde mich morgen endlich mal durchringen welche anzurufen, man hört ja immer von den langen Wartezeiten. ich will endlich was dagegen tun, habe zu lange einfach nur abgewartet. So wirkliche Tipps ahtte sie nicht, nur dass ich eben schlafen muss, um den Kreislauf zu durchbrechen, weil noch weniger schlaf= noch überdrehter. Sehr hilfreich, soll sie mal versuchen zu schlafen, wenn sie wie du so schön sagst "Bäume ausreißen könnte" und jede verschlafene Stunde als verschwendet ansieht;)
Auch dir vielen Dank für deine Antwort.

schlaft gut!
lg sputney
« Letzte Änderung: 14 Februar 2011, 23:35:24 von sputney »
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21HEIDI

  • Gast
Re:Dreh ich durch?
« Antwort #4 am: 16 Februar 2011, 20:42:22 »

ps: Hallo Sputney!
Ist schon ok,das wegen mir braucht Dir nicht leid zu tun,..heute sieht man mir ja nichts mehr an.  :-)
Aber man muß eben immer an Allem (auch an Kleinigkeiten) arbeiten,damit man einen Erfolg hat.
Liebe Grüße nochmal,
HEIDI :-)
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Ina

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Re:Dreh ich durch?
« Antwort #5 am: 17 Februar 2011, 12:31:54 »

Liebe Sputney,

in abgemildeter Form kenne ich das auch. Plötzlich ist man aufgedreht, braucht
ganz dringend Action, am besten so viel wie möglich, man kann lachen und Dinge
tun, zu denen man sonst nie bereit wäre. Und wenn dann wieder das Tief kommt,
fühlt es sich umso schlimmer an, weil der Kontrast so krass ist.

Ohne Dir hier irgendeine Diagnose zu stellen (das kann und will ich gar nicht),
klingt es tatsächlich - wie Äpfelchen schon schrieb - ein wenig nach einer bipolaren
Störung (manisch-depressiv). "Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt", genau
das sagt man da immer. Man ist plötzlich voller Euphorie und fühlt sich ganz toll,
hält richtig viel von sich selbst - und dann kommt das Tief und man ist wieder
ganz depressiv, müde und antriebsarm, also genau das Gegenteil vom vorherigen
Zustand. Kommt aber auch beim Borderline-Syndrom vor.

Vielleicht kannst Du ja mal dem User "FreierFall" eine Nachricht schreiben, er ist
nämlich manisch-depressiv, schrieb er hier öfter. Ihr könntet vielleicht mal Eure
Erfahrungen austauschen. Und ganz wichtig ist wirklich, dass Du dem Psychiater
das genau schilderst, damit er Dir Behandlungsmethoden vorschlagen kann oder
irgendwelche Ratschläge für Dich finden kann, wie Du besser damit umgehen
kannst bzw. damit es nicht mehr so extrem ist. Es gibt auch Medikamente gegen
diese krassen Stimmungsschwankungen, also gegen dieses ständige Auf und Ab.
Ich nehme da zum Beispiel Lamotrigin, das ist eigentlich ein Antiepileptikum, ist
aber auch als Stimmungdstabilisator bekannt. Soll bewirken, dass die Hochs und
Tiefs nicht mehr ganz so ausgeprägt sind und man eben eher auf einer "geschmei-
digen Welle" segelt und nicht immer von großen negativen oder positiven Wellen
nahezu überflutet wird (oha, das war mal symbolisch ;) ). Aber ob man Medikamen-
te dagegen nehmen will, muss jeder selbst wissen - und auch, ob das überhaupt
nötig ist. Dein Psychiater wird Dir da mehr sagen können.


Alles Liebe,
Ina
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Love is God's favorite daughter. (David Crosby)
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