Depressive Menschen gehen Denkaufgaben analytischer an und treffen bessere Entscheidungen als gesunde. Dies ist das Ergebnis einer Studie internationaler Wissenschaftler, das jetzt in der Fachzeitschrift "Journal of Abnormal Psychology" veröffentlicht wurde.
Es widerspricht damit der landläufigen Ansicht, wonach diese Krankheit häufig mit einer schlechteren Leistung in Denkaufgaben zusammengeht, teilte die Universität Basel jetzt mit.
In der Studie, an der neben Basler Forschern auch Wissenschaftler der TU München und der Charité in Berlin beteiligt waren, schnitten Patienten, die an einer klinischen Depression litten, bei einer Entscheidungsaufgabe besser ab - sowohl im Vergleich zu Gesunden als auch zu Patienten, die sich auf dem Weg der Besserung befanden. In einem Computerspiel mussten insgesamt 54 Probanden alltagsnahe Entscheidungen treffen - zum Beispiel bei der Vergabe eines Parkplatzes, einer Wohnung oder eines Jobs. Dabei hatten sie aus einer Reihe von Bewerbern von unterschiedlicher Qualität den besten auszuwählen. Diese wurden nacheinander in einer zufälligen Reihenfolge präsentiert, und bei jedem konnten sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie ihn einstellen oder ablehnen und weitersuchen möchten. Die Untersuchung ergab, dass sich nicht depressive Teilnehmer nur wenige Bewerber ansahen, bevor sie einen von ihnen akzeptierten. Depressive gaben sich nicht so schnell zufrieden - sie suchten länger und wählten im Mittel die besseren Bewerber aus.
Die Frage, ob eine Depression zu einer schlechteren Leistung bei Denkaufgaben führt, wird in der Psychologie seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Die aktuelle Studie bringt nun erstmals einen Nachweis der Theorie, wonach eine depressive Verstimmung eine analytische und beharrliche Herangehensweise an Probleme fördern kann - zum Beispiel in Entscheidungssituationen.
Quelle: http://www.morgenpost.de/printarchiv/wissen/article1632687/Depressive-Patienten-treffen-bessere-Entscheidungen.html