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Autor Thema: Keine Macht über mich  (Gelesen 531 mal)

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ruach

  • Gast
Keine Macht über mich
« am: 29 Februar 2012, 19:55:54 »

Lass mich los!, sage ich.
Du reißt an mir mit Deinen fiesen Klauen, Deinen kalten Fingern.
Du machst mich frieren, machst mich umherirren im Dunkel.
Ich will das nicht!

    Nein?, fragt es. Du willst nicht? Ach!
    Aber Du kennst mich. Ich bin Dir vertraut.
    Ich bin bei Dir, meine Liebe. Ich lass Dich nicht los.
    Ich halte Dich.

Du hältst mich nicht, sage ich.
Du willst mich umklammern. Umzingeln. Besetzen. Besitzen.
Aber ich, ich gehöre mir. Nur mir.
Nicht Dir!

    Ach, komm, schmeichelt es. Na, komm schon.
    Bei mir weißt Du, wie es aussieht.
    Auf mich konntest Du Dich immer verlassen. Immer.
    Komm in meine Arme.

Bei Dir ist es kalt, sage ich.
Bei Dir ist es finster. Trostlos. Du raubst mir alle meine Kraft.
Aber weißt Du was?, frage ich. Ich sage Dir:
Meine Kraft gehört mir.

    Ja, sagt es. Natürlich. Deine Kraft. Behalt sie.
    Nur: Wie lange noch?
    Du wirst nach mir schreien, sagt es.
    Dich nach mir zurücksehnen.

Mag sein, sage ich.
Aber jetzt weiß ich, was ich verlassen müsste,
um zu Dir zurück zu kehren.
Leb wohl. Nein: Stirb.
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imepenem

  • Gast
Re:Keine Macht über mich
« Antwort #1 am: 29 Februar 2012, 21:05:08 »

Bekomme Noppenhaut, du triffst den Nagel exakt auf den Kopf. Kampf, jeden Tag, gegen die Krankheit, gegen sich selbst, gegen die Dunkelheit. Immer wieder nach Strohhalmen greifen, die nicht da sind. Immer wieder Lichtblicke sehen, die nicht real sind. Immer wieder Seifenblasen, die zerplatzen. Was bleibt, ist der Schmerz, und der ist real. Und wird auch nicht weniger. Immer weiter machen, aber wie lange noch?
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ruach

  • Gast
Re:Keine Macht über mich
« Antwort #2 am: 29 Februar 2012, 21:49:16 »

Doch. Der Schmerz wird weniger, imepenem. Das dauert. Und es hängt eben an dem einen Satz: ich weiß jetzt, was ich verlassen müsste - ich lebe nicht frei von depressiven Episoden. Aber frei davon, mich in sie hineinfallen zu lassen. Weil ich weiß, was ich verlieren würde. Das zu erkennen, wünsch ich auch Dir :)
ruach
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Ina

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Re:Keine Macht über mich
« Antwort #3 am: 02 März 2012, 05:10:42 »

Wow... Deine Zeilen berühren mich sehr, weil sie genau zutreffen...
Auf mein Empfinden, meine Gedanken, mein Erleben.
Genauso ist es, genauso...

Danke, dass Du es hier eingestellt hast.
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