Liebe Oma.
Du warst für mich immer wie eine zweite Mutter. 20 Jahre haben wir unter einem Dach gelebt. Du hast mich und meinen Bruder mit groß gezogen. Du warst sehr lange noch fitt. Bis 85 warst du noch so fitt wie kaum jemand in dem Alter. Und dann fing es langsam an mit der Demenz. Anfangs ging es nur schleichend bergab. Und dann immer schneller. Plötzlich wurden die Rollen getauscht. Ich war für dich da, habe für dich gekocht und dir beim waschen geholfen. Lange Zeit habe ich dich jeden Samstag in die kirche gebracht. Kirche war dir immer sehr wichtig. Irgendwann musstest du dann ins Heim. Die erste Zeit ging es dir dort besser als zuhause. Du warst immer gut zufrieden. Anfang des Jahres hast du mich dann das erste mal nicht mehr erkannt. Ich war die letzte die du noch erkannt hast. Seit dem war es immer ein auf und ab. Wir dachten öfters das es nun zuende gehen würde. Aber jedes mal hast du dich wieder aufgerappelt. Ich hatte fast immer das Gefühl das du zwar meinen Namen nicht mehr wusstest aber trotzdem wusstest das ich wichtig bin. Vielleicht habe ich es mir auch eingeredet um besser mit der Situation klar zu kommen. Die letzte Zeit warst du kaum noch ansprechbar. Du hast in deinem Rollstuhl gesessen, nur noch ins leere gestarrt und kaum noch reagiert wenn du angesprochen wurdest. Als wir das letzte mal da waren ging es dir verhältnismäßig gut. Du hast so viel gegessen wie schon lange nicht mehr und gelacht. Selbst heute Mittag ging es dir noch gut. Heute morgen haben sie Mama angerufen weil du sehr schlecht ausgesehen hast. Sie war mit dem Wohnmobil unterwegs und ist direkt zurück gekommen. Mama wollte mich erst anrufe, wollte sich dann aber erst ein Bild von der Situation machen. Es ging dir wieder gut als sie bei dir war. Du hast viel gelacht, dich gefreut als Mama dir ein Bild von deinem neuen Ur-Enkel gezeigt hat. Der neue Bruder vom Kleenen schwatten, wie du ihn immer genannt hast. An Kindern hattest du bis zum Schluss noch Freude. Die haben dir bis zum Ende ein lächeln ins Gesicht gezaubert. Gegen 22 Uhr kam dann der Anruf. Mama hat meine Freundin angerufen und sie hat den Lautsprecher angemacht. Mama hat zu ihr gesagt du seist tot und sie wüsste nicht wie sie es mir sagen soll. Naja, das brauchte sie nicht mehr... ich habe es gehört... Mama und Papa haben uns abgeholt und wir sind zu dir gefahren. Fast alle deine Kinder waren da. Und du sahst aus als würdest du nur schlafen. Ich glaube du bist wirklich ruhig eingeschlafen. Du warst sogar noch warm. Du hast es endlich geschafft, du bist jetzt wieder bei Opa. Ich bin gleichzeitig erleichtert das du es endlich geschafft hast und gleichzeitig so unendlich traurig das du nun nicht mehr da bist. Ich liebe dich so sehr und werde dich niemals vergessen. Du gehörtest zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich kann es einfach noch nicht glauben das es jetzt vorbei ist