Liebe Lalelu,
die Verzweiflung Deiner Zeilen machen deine Aufregung und deine Anspannung sind für mich deutlich spürbar. Das kenne ich gut aus meinem eigenen Leben, mit 20 wurde mir mit Hilfe meiner Freundin klar, dass ich krank bin, das ich manisch-depressiv bin. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich mir das genauer angesehen habe und noch einige Zeit, bis ich es mir ganz eingestehen konnte. Jetzt bin ich 50 Jahre und endlich an dem Punkt, für meine Depression aus tiefem Herzen dankbar zu sein.
Das wäre mein Vorschlag für ein paar Schritte in Richtung Lösung:
1. Ruhe: Du hast schon so viel gemacht, bewegt, versucht, gesucht, eingenommen, etc., auch wenn ich es für wichtig halte, hat es da nicht geholfen und diese Erfahrung musst Du erst mal machen. Warum dann aber immer wieder was wiederholen, was trotz aller Sehnsucht nicht funktioniert?
Wie wäre es dann mal anders?
Den ersten Schritt dafür hast Du ja schon getan, Du bist hier auf dieser Plattform gelandet (Nur Ruhe) und Zufälle halte ich für eine Illusion. Das heißt Du ahnst schon wohin die Reise gehen könnte. Was die (böse, verfluchte, verhasste) Depression mit uns macht, geht doch möglicherweise in genau diese Richtung. Archaisch gesehen gibt es drei Arten von Reaktionen auf ein Problem, eine Bedrohung, ein Konflikt:
1. Angriff, kämpfen, wenn ich die Aussicht habe ich könnte gewinnen, ich will ja überleben.
2. Flucht, weglaufen, wenn ich der Überzeugung bin, ich kann nicht gewinnen, ich will ja überleben, der Gegner das Problem, etc. ist zu stark oder zu groß.
3. Starre, anhalten, nichts tun, sich tot stellen, ich will ja überleben. Der Feind das Problem ist so groß, ich bin der Überzeugung: ich kann nicht gewinnen, der Feind ist so groß, ich kann auch nicht fliehen, er ist schneller, oder findet mich überall. Wenn ich in Starre gehe, mich tot stelle, lässt er vielleicht von mir ab, ohne jede Bewegung, oder Reaktion werde ich vielleicht uninteressant.
Das könnte wir schon mal als Trost sehen, die Art und Weise, wie wir reagieren ist natürlich, in uns angelegt, über Jahrtausende weiter gegeben. Krankhaft wird es erst durch die Dosis und das Verhältnis zum Auslöser, wir reagieren zu heftig.
Wenn wir krank werden, z. b., Grippe, Erkältung, Bauchschmerzen, dann holen uns die Schmerzen runter, die Kräfte verlassen uns, wir werden schwach. Was ist dann normaler Weise angesagt? Innehalten, aufhören mit dem Tun, hinlegen, wärmen, ruhen, ein wenig trinken, ein wenig essen, schlafen und wenn man Glück hat kümmert sich jemand liebevoll um einen.
Deine Zeilen zeigen mir, dass es Dir genauso geht wie mir in diesen Momenten. Wir sind aufgeregt, verzweifelt, angespannt, voll schlechten Gewissens, weil wir das nicht hinbekommen. Das sind keine guten Bedingungen für einen Lösungsweg. Wenn ich vor etwas Angst habe, fokussiert sich alles ganz eng darauf, wie das Kaninchen vor der Schlange, wie mit Scheuklappen starre ich mit jeder Pore meines Körpers auf diesen einen Punkt die Angst. Wie soll man da einen Ausweg finden?
Erst in Ruhe weitet sich wieder der Blick. Ich muß mich entspannen körperlich und seelisch, damit sich der Blick weitet, die Gefühle etwas anders wahrnehmen können, ich etwas anderes denken kann.
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Viel Erfolg und lieben Gruß