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Autor Thema: Hilferuf?  (Gelesen 836 mal)

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KleoTess

  • Gast
Hilferuf?
« am: 11 Oktober 2018, 03:53:53 »

Wie geht es dir? - Gut.
Sich zu öffnen ist schwer, zu sagen wie es einem wirklich geht.
Wenn mich jemand fragt wie es mir geht, sage ich "Ganz gut", obwohl mein ganzer Körper sich dagegen wehrt, obwohl mein Kopf, meine Gedanken, schreien "Hilf mir!"
Wie geht es dir? - Mir geht es gut.
Einfache Tätigkeit, einfach Aufgaben im Alltag verlangen mir so viel Kraft ab.
Wie kann es mir gut gehen, wenn ich innerlich doch so leer bin? Wie kann ich nach Hilfe rufen, wenn ich weiß, dass es nichts ändern würde? Dass niemand die Krankheit heilen könnte?
Die Krankheit ist ein Gedanke, der sich wie ein Virus durch meinen Geist frisst.
Egal wie sehr ich mich dagegen wehre, wie positiv ich denke.. Es würde nichts ändern.
Wie geht es dir? - Mir geht es gut.
Schmerz, Wut, Verzweiflung bestimmen meinen Alltag. Mein Lächeln trage ich nach außen, doch innerlich... Ich bin wie ein schwarzes Loch. Nichts ist genug. Keine Liebe, die mir gegeben wird, keine Zuneigung, die ich bekomme, keine Anerkennung, keine Zuversicht können mein Verlangen stillen. Mein Verlangen nach dem Tod.
Wie geht es dir? - Mir geht es gut.
Ich bin eine tickende Zeitbombe und wenn es so weit ist, werde ich alles mit mir reißen. Eigentlich müsste ich den Schaden so klein halten wie möglich, müsste mich abgrenzen, niemanden in mein Leben lassen.
Doch dafür bin ich zu egoistisch. Welcher Mensch wünscht sich nicht Liebe, Zuneigung und Anerkennung?
Was ist das für ein Leben? Ich wünsche mir nichts sehnlicher als die Liebe eines anderen Menschen, doch kann ich sie nicht annehmen, wenn ich sie bekomme. Ein aussichtsloses Unterfangen.
Wie geht es dir? - Ich weiß es nicht..
Manchmal habe ich gute Tage. Tage an denen ich positiv starte, an denen ich das tue, was man eben so macht. Aufstehen, essen, leben, schlafen gehen.
Das sind ungefähr 15 Prozent meines Jahres.
Den Rest liege ich im Bett, betrinke mich, gebe mir den Rausch mit irgendwelchen Substanzen, erliege ich meinen Gedanken...
Aussichtslos, auswegslos, unnötig..
Wie geht es dir? - Nicht gut..
Wer weiß schon, was wirklich ist und was nicht?
Was bedeutet Realität?
Sind meine Halluzinationen echt?
Ist das Echte meine Halluzination?
Sehe ich was ich glaube zu sehen, höre ich was ich glaube zu hören? Oder bilde ich mir das nur ein?
Wie geht es dir? - Beschissen..
Kann man mir noch helfen, wenn ich den Wunsch habe zu sterben?
Wenn das einzige, das mich am Leben hält, die Angst ist zu überleben, was nach dem Tod ist?
Was passiert, wenn das, was ich momentan fühle, wenn mein Leben schmerzhafter ist, als die Angst vor dem Überleben oder dem was nach dem Tod kommt?
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hardworking fool

  • Gast
Re: Hilferuf?
« Antwort #1 am: 11 Oktober 2018, 07:02:46 »

Hallo Kleo!

Ich würde dir gerne ein paar Gedanken zu deinem Text, der mich sehr berührt hat, mitteilen.

Du hast Recht. Es ist schwer anderen zu sagen wie es einem wirklich geht. Aber den ersten Schritt hast du ja schon gemacht als du dich hier im Forum angemeldet hast. Ich hoffe sehr, dass du dadurch eher in der Lage sein wirst auch außerhalb um Hilfe zu bitten, denn du klingst so als bräuchtest du sie dringend.

„Wie kann ich nach Hilfe rufen, wenn ich weiß, dass es nichts ändern würde? Dass niemand die Krankheit heilen könnte?“ <= Da irrst du dich. Es macht einen Unterschied! Vielleicht kannst du nicht völlig gesund werden – obwohl das nicht ausgeschlossen ist – aber eine Besserung ist sicherlich möglich.

„Manchmal habe ich gute Tage. Tage an denen ich positiv starte, an denen ich das tue, was man eben so macht. Aufstehen, essen, leben, schlafen gehen.
Das sind ungefähr 15 Prozent meines Jahres.“ <= Wenn du mal darüber nachdenkst. 15 Prozent deines Lebens. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von sagen wir 80 Jahren ist das eine ganz schön lange Zeit.

„Den Rest liege ich im Bett, betrinke mich, gebe mir den Rausch mit irgendwelchen Substanzen, erliege ich meinen Gedanken...“ <= Ich bin sicherlich die letzte die hier den Moralapostel spielen sollte, aber dir ist schon klar, dass Alkohol und Drogen um es mal vorsichtig auszudrücken nicht gerade förderlich sind in deinem Zustand. Ich weiß wovon ich rede.

„Kann man mir noch helfen, wenn ich den Wunsch habe zu sterben?“ <= Auch das. Ich hatte auch Zeiten in denen ich nur noch darüber nachdachte wie ich mich am besten umbringen könnte. Es hat lange gedauert aber mittlerweile habe ich die Lust am Leben wieder gewonnen. Und plötzlich sind es nicht mehr nur 15% gute Tage sondern 85% , Tendenz steigend.

Ich wünsche dir alles Gute!

Fool

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KleoTess

  • Gast
Re: Hilferuf?
« Antwort #2 am: 15 Oktober 2018, 16:49:10 »

Hey Fool,

Danke für deine Liebe Antwort. Ich bin positiv überrascht, dass jemand anderes auf meinen Text so eingeht. Ehrlich gesagt hatte ich nicht mit einer Antwort gerechnet, ich wusste nur nicht wohin mit meinen Gedanken... Und dieses Forum schien mir der richtige Ort..

Ärzte sagten mir, sie können mich nicht heilen, sie könnten mir nur helfen damit zu leben.. Eine motivierende Aussicht.
Wie soll man richtig leben, wenn man teilweise Fiktion nicht von Realität unterscheiden kann?
Und wer bin ich schon wegen sowas um Hilfe zu bitten?
Ich meine, es gibt auf dieser Welt doch Menschen mit echten Problemen, lebensbedrohlich und real.
Im Prinzip besteht mein Leiden ja nur aus negativen Gedanken und ab und an fehlerhaften Synapsen..

Dennoch regt deine Nachricht zum Nachdenken an.
Danke.
 
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hardworking fool

  • Gast
Re: Hilferuf?
« Antwort #3 am: 15 Oktober 2018, 20:32:19 »


Und wer bin ich schon wegen sowas um Hilfe zu bitten?
Ich meine, es gibt auf dieser Welt doch Menschen mit echten Problemen, lebensbedrohlich und real.
Im Prinzip besteht mein Leiden ja nur aus negativen Gedanken und ab und an fehlerhaften Synapsen..


Hi KleoTess,

dein Beitrag erinnert mich an eine Therapiesitzung in der ich genau die gleichen Fragen aufgeworfen habe: Nehme ich anderen den Therapieplatz weg? Gibt es nicht viele denen es viel schlechter geht?

Die Antwort meiner Therapeutin hat mich zunächst geschockt: "Es stimmt, es gibt viele die diesen Platz nötiger brauchten. Aber sie sind jetzt hier und es geht ihnen nicht gut. Warum sollten sie daran nicht etwas ändern wenn sie schon die Gelegenheit dazu haben?!"

Ich glaube das ist eines der Kernprobleme meiner Depression (vielleicht auch dein Problem?): Ich habe mich lange Zeit für nicht wichtig genommen. Um alle anderen habe ich mich gekümmert, meine eigenen Bedürfnisse aber völlig ignoriert. Das ist der falsche Weg.

2. Denkanstoß: Wieso sollte seelisches Leiden weniger schmerzhaft (= behandlungsbedürftig) sein als körperliches?

Vielleicht sehe ich das falsch, aber ich finde, dass Du schon ziemlich viel erreicht hättest wenn du lernst mit deinen negativen Gedanken und deinen Problemen zu leben. Eine Diagnose die besagt, dass etwas unheilbar ist, die würde ich sowieso grundsätzlich anzweifeln.

Alles Gute!

Fool 
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