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Psychotherapeut seriös?

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Moonracer:
Hey,

bei mir wurde eine mittelgradige bis schwere depressive Episode diagnostiziert und ich bin gerade sehr mühsam auf der Suche nach einer geeigneten Therapiestelle, was sehr mühsam und schwer ist. Ich hatte schon bei 4 Psychotherapeuten ein Erstgespräch. Bei 3 Therapeuten blieb es dabei und bei 1nem habe ich komischerweise gleich draufkommende Woche einen weiteren Termin erhalten. Habe mich schon etwas gefreut, weil ich sofort Hilfe brauche.

Ich habe mich dann auch über die Psychotherapie informiert, wie es abläuft. Da habe ich gelesen, dass zuerst 5 probatorische Sitzungen möglich sind indem die Diagnostik erfolgt und die Therapie aufgestellt wird. Bei dem jetztigen Therapeuten der gleich einen Termin mir gegeben hat hat bisher mit mir nur geredet. Hat mir etwas geholfen. Dann kommt er zum Ende der Stunde mit der Aussage: "Das nächste mal gebe ich ihnen einen Zettel mit für den Hausarzt welchen dieser für mich ausfüllen muss". Ich habe mir daraufhin echt Gedanken gemacht weil keine Diagnostik gemacht wurde und noch nicht so richtig über die Therapie gesprochen wurde. Mir kommt es irgendwie so vor als wolle er schnell dies machen, damit er mein Therapeut wird. Das kann ich auch falsch liegen. Aber so von der Art und Weise wie er mir dies rüberbringt denke ich genau daran.

Nun stellt sich mir die Frage ob er überhaupt seriös ist und mir wirklich helfen kann. Denn ich brauche jetzt in meiner Verfassung keinen Fall wo der Therapeut sich zu aller Erst so hilfbereit erklärt und dann wenn alles durch ist mit der Beantragung mir nicht mehr richtig hilft. Da habe ich gerade echt rießen Angst davor und ich weiß nicht ob ich wieder zu ihm gehen soll.

Ich weiß es einfach nicht..... :(

Was meint ihr?

Moonracer

nobodyisperfect86:
Hallo Moonracer,

ich kann verstehen, dass es dich irritiert, weil der Therapeut so auf Tube tritt. Ich finde es persönlich eher nicht so gut, wenn man so gedrängt wird. Wie du schon sagtest, kann man bis zu 5 Probesitzungen machen, bevor beide Seiten entscheiden, ob man denn eine gemeinsame Grundlage findet. Diese würde ich auch dir empfehlen, da es sehr wichtig ist, dass du dich dem Therapeut oder der Therapeutin anvertrauen kannst. Ich kann auch verstehen, dass man nun zwar will dass es klappt, weil es ja schwer genug ist überhaupt einen Termin zu bekommen, aber auf der anderen Seite auch skeptisch bist wegen dieses drängenden Verhalten.

Ich würde halt die zweite Sitzung abwarten und die Fragen stellen, die dich so beschäftigen. Und auch nachfragen, was er/sie für eine Therapie für richtig haltet. Wenn du danach trotzdem noch ein schlechtes Gefühl bei der Sache hast, dann kannst du ja immer noch sagen, dass du sein Angebot ablehnst und weiter suchen.

Gruß

Nobody

Mickie:
Huhu,

grundsätzlich erscheint mir an dem Therapeuten nichts unseriöses, ausser das er vielleicht vergessen hat dir zu erklären wie es weitergeht.

Meine Erfahrung ist, der eine Therapeut benennt seine Diagnose und ein anderer eher nicht, weil die Wertstellung der Diagnose anders gewichtet ist.
Auch gibt es Therapeuten die nur zu einem Termin bitten, wenn sie Kapazitäten haben und einen dann auch weitere Termine geben, wenn der als Therapeut sich vorstellen kann mit dir zu arbeiten.

Das erste Gespräch ist meist ein erstes Kennenlernen, wo der Therapeut einen ersten Eindruck gewinnt und  beide sich überlegen können ob sie es sich vorstellen können. Auch den sogenannten Konsilarbericht für den Hausarzt wird oft beim 2. oder 3. Gespräch mitgegeben, weil der Antrag ja im Idealfall zügig nach den ersten 5 Gesprächen gestellt werden sollte, um dann keine lange Wartezeit zu haben.

Ich würde die zweite Stunde nutzen um die Fragen die dir auf der Seele brennen zu stellen, wie z.B. wie läuft so eine Therapie ab, was passiert nun etc.Auch der Therapeut wird normalerweise in den Stunden 2-4 sich mit deinem Lebenslauf beschäftigen, deine Ziele die erreicht werden sollen etc.

Im Konsilarbericht geht es übrigens nur darum das der Hausarzt bestätigen muss das nichts gegen eine Therapie spricht.

Bei meiner allerersten Therapie habe ich Dienstags angerufen Mittwochs meinen ersten Termin gehabt und danach auch gleich die nächsten Termine. Ich weiss noch wie buff ich war, weil ich ja überall gelesen hatte man wartet immer so lange etc. am Ende war es das beste was mir damals passieren konnte. Insofern freu dich das es einfach mal zum nächsten Termin gekommen ist und gucke wie kommst mit dem Therapeuten klar, auch du kannst in den ersten 5 Stunden sagen, hier fühle ich mich nicht wohl und weitersuchen.

ich wünsche dir viel Glück einen Therapeuten zu finden der zu dir passst.

Lieben Gruß

Mickie

hardworking fool:
Hallo,

ich kann mich Mickie nur anschließen. Beim Erstgespräch geht es nur um ein erstes Kennenlernen. Wenn du einen Therapeuten findest, der dir dann gleich einen Termin für eine probatorische Sitzung gibt, hast du wahrscheinlich einfach Glück gehabt.

Bei mir war es tatsächlich ähnlich. Ich hab sehr schnell einen Termin bekommen und dann ging es auch gleich zur Sache. Viel erklärt hat mir meine Thera auch nicht, was aber auch daran liegen kann, dass ich sie beim ersten Mal kaum zu Wort kommen ließ. Wieviel dir dein Therapeut erklärt hängt vermutlich auch ein bisschen vom Verfahren (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder tiefenpsychologische Therapie) ab. Du kannst aber natürlich jederzeit Fragen stellen.

An deiner Stelle würde ich mich erstmal freuen, dass es vorerst mal weiter geht. Ob du dann wirklich die Therapie bei dem Therapeuten beginnst kannst du dir ja immer noch überlegen.

Zweifel an der Seriosität des Therapeuten kann ich allerdings nachvollziehen. Bei mir war es so, dass das Erstgespräch quasi in einer Baustelle stattfand. Da hing tatsächlich noch nicht mal ein Namensschild an der Tür. Da kamen mir im nachhinein schon komische Gedanken, aber ich war so froh, dass mir endlich mal jemand zuhörte, dass ich die Bedenken beiseite schob.
Gott sei Dank, kann ich heute nur sagen.

Alles Gute und viel Erfolg mit deiner Therapie.

Fool

Ina:
 
Hallo Moonracer,

ich sehe es wie Mickie und Fool. Lass erstmal die nächsten Stunden bei dem Therapeuten auf Dich zukommen, stell ihm Deine Fragen und entscheide dann, wie Du mit seinen Antworten umgehst und ob Du Dich immer noch unwohl und unsicher fühlst. Ich denke nicht, dass Du mit so einem negativen Gefühl an die Sache heranzugehen brauchst. Sei offen für das, was Dich bei ihm erwartet – und wenn es Dir nicht gefällt, wird er eben nicht Dein Therapeut.



--- Zitat von: Moonracer am 10 April 2019, 19:22:17 ---Ich habe mir daraufhin echt Gedanken gemacht weil keine Diagnostik gemacht wurde
[...]

--- Ende Zitat ---

Ich würde mich wahrscheinlich eher Gedanken machen, wenn er mir schon nach dem ersten Gespräch eine Diagnose gestellt hätte! Da hätte ich das Gefühl, dass er mich vorschnell in irgendeine "Schublade" steckt, ohne wirklich etwas über mich, mein Leben und meine Gefühle zu wissen. Das würde bei mir wahrscheinlich eher den Eindruck hinterlassen, dass der Therapeut unseriös ist.

Übrigens hat keiner meiner bisherigen Therapeuten jemals mit mir über Diagnosen gesprochen. Sie haben sich Gedanken und Notizen gemacht, keine Frage, aber thematisiert haben sie es nie, denn im Grunde ist die Erstdiagnostik doch nichts weiter als formeller Papierkram, der für die Krankenkasse von Belang war, nicht aber für unsere Gespräche. Viel wichtiger war, dass meine Fragen nicht kommentarlos übergangen wurden und die Therapeuten mir zugehört haben.

Liebe Grüße
Ina
 

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