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Autor Thema: Kein Mut  (Gelesen 2962 mal)

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Egal

  • Gast
Kein Mut
« am: 15 Juni 2018, 00:18:17 »

Kennt Ihr das wenn man einfach nur noch sterben will. Warum hab ich nicht endlich den Mut dazu.
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Ina

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Re: Kein Mut
« Antwort #1 am: 15 Juni 2018, 02:07:27 »

 
Vielleicht ist es gar keine Frage des Mutes, sondern etwas ganz anderes, was einen davon abhält, sich das Leben zu nehmen.

Ich habe es oft bei anderen gesehen (und kenne es auch von mir selbst), dass sie glaubten, sie würden nur noch leben, weil sie "zu feige" sind, es zu beenden. In Wahrheit steckte aber etwas anderes dahinter – und zwar, dass sie doch irgendwie am Leben hingen und dass es Dinge oder Personen gab, die ihnen so viel bedeutet haben, dass allein diese schon ein Grund waren, für den es sich zu kämpfen lohnt.

Depressionen verschleiern die Sicht, färben manchmal alles schwarz und lassen in schweren Zeiten kaum oder keine positiven Gedanken und schönen Gefühle mehr zu. So kann es also auch sein, dass man es als Mutlosigkeit deutet und empfindet, weil man das, was einen wirklich noch am Leben hält, einfach nicht sehen kann und es sich nicht anders erklären kann.

Meistens ist es doch so: Man hat zwar Suizidgedanken, aber wirklich sterben möchte man nicht. Man möchte nur nicht mehr SO leben – nicht so, wie es gerade (bzw. schon seit längerer Zeit) ist. Probleme, die unlösbar scheinen; Situationen, in denen man ohne Hoffnung ist, weil man sie für aussichtslos hält; ungeklärte Verhältnisse und offene Fragen in zwischenmenschlichen Beziehungen usw... Gegebenheiten, die sich so schlimm anfühlen, dass man es kaum noch aushält – oder es nicht mehr aushalten will (!). Selbstmord erscheint einem dann möglicherweise als der einzige oder "beste" Weg, diesen Gedanken und Gefühlen endlich zu entkommen. Dass grundlegende Veränderungen im Leben nötig wären – und dass diese durchaus dazu beitragen könnten / würden, dass es einem besser geht und man sein Leben wieder als lebenswert erachtet – ist einem "eigentlich" klar, nur fühlt man sich zu kraftlos und einfach nicht imstande, dies aktiv anzugehen (oder man weiß nicht, wie oder aber kann sich nicht dazu überwinden oder glaubt, dass man es ohnehin nicht schafft). Also sehnt man sich den Tod herbei...

...und hält sich für mutlos, weil man trotz allem "bleibt". Der wahre Grund dafür schwirrt derweil irgendwo ganz weit im Hinterkopf herum und wird von der schwarzen Wolke der Depression verdeckt...
 
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Lars

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Re: Kein Mut
« Antwort #2 am: 15 Juni 2018, 02:16:13 »

Es ist immer wieder erstaunlich wie nah du das alles allein mit deinen Worten bringst Ina und so wahr!
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liveanddie

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #3 am: 15 Juni 2018, 09:06:27 »

Hallo liebe Forumsmitglieder und Gäste!
Ich lese jetzt schon etwas länger und regelmässig hier mit. Zu dieser Seite bin ich gekommen, als ich in der Suchmaschine "Suizidgedanken" eingegeben hatte.
Da ich schon seit vielen Jahren unter Depressionen leide und vieles versucht habe (Medikamente, ambulante und mehrfache stationäre Psychotherapien), aber leider bis jetzt ohne wirklich nennenswerte Erfolge, mache ich mir natürlich auch um das Thema Suizid immer mehr Gedanken.
@Egal  Du bist mit diesen Gedanken nicht alleine, auch ich habe nicht den Mut dazu, ich kann aber auch nicht sagen warum. Ich mache mir keine Gedanken um evt. Hinterbliebene, der gibt es sowieso nicht viele.
@InaDiva
Du hast das in Worte gefasst was einem depressiven schwer fällt, sehr gut geschrieben und für mich persönlich trifft es "den Nagel auf den Kopf".

LG an alle
 
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Violetta

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #4 am: 15 Juni 2018, 12:24:36 »

Tief verborgen unter der grauen Asche der Depression glimmt ein winziger Funke Lebenswille. Nicht zu sehen und nicht zu spüren unter der dicken Ascheschicht. Aber es ist da und lässt dich jeden Tag, jede Stunde und jede Minute weiteratmen und weiterleben. Dieser winzige Funke sorgt dafür, dass du nicht den Mut hast zu sterben. Dieser Funke gibt dir stattdessen den Mut weiterzuleben. Auch wenn es ein Leben am Rande des Verlöschens ist.
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limited edition

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #5 am: 16 Juni 2018, 17:13:21 »

Hallo "Egal"!

Ja, erstmal Luft holen - das kenne ich. Sehr gut sogar. Ich sage jetzt nicht, wie viele andere hier auch ;).
Mut zu sterben ...
Sterben werden wir wie von selbst. Wenn es geschieht. Mut? Mutig ist es, weiterzuleben. Wenn ich einfach nur noch sterben möchte.... das gilt sicher nicht für alle! ....... aber, ich lasse dies Gefühl zu. Aber - ich sterbe dabei nicht. Das Gefühl bringt mich nicht um. Es lässt mich spüren, dass ich noch da bin.
Es geht irgendwann weg, von selbst.
So, wie ich immer weiterlebe, wie von selbst.

Schwer, dies so kurz wie möglich zu schreiben ....

Eins muss ich deutlich schreiben: wenn ich selbstverletztendes Verhalten hätte, das es lebensgefährlich machen könnte ... dann könnte ich das nicht so schreiben!

Dann würde ich mich einweisen.

War dir das zuviel Text? Kürzer ging es für mich nicht ....

Mut zum Leben wünsche ich dir ,

limited edition
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limited edition

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #6 am: 03 Juli 2018, 06:57:54 »

@liveanddie, @Violetta

auch euch viel Mut zum Leben!
vielleicht meldet ihr euch hier auch mal an.
Danke für die lieben Grüße

LG,

limited edition
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liveanddie

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #7 am: 04 Juli 2018, 09:04:24 »

@limited edition  Danke für den Zuspruch!
Ich bin mir noch am überlegen ob ich mich hier anmelden soll.
Vielleicht tut es mir nicht gut all das hier zu lesen. Die Gedichte sind schön,
aber auch sehr traurig, ich finde mich darin oft wieder.

LG,
liveanddie
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liveanddie

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #8 am: 03 August 2018, 09:02:02 »

Ich habe mich doch entschieden mich hier anzumelden.
Auch wenn es mir oft schwer fällt hier einige Beiträge zu lesen, da es viele parallelen zu meinem Krankheitsbild gibt und ich dann immer mitfühle.
Aber so geht es sicher vielen hier Vielleicht hilft es mir, das ich nicht alleine bin mit dieser schlimmen und heimtückischen "Krankheit".
Mit meinem Gastbeitrag hier im Thread hatte ich ja schon was über mich geschrieben.
Ich hoffe un wünsche mir sehr das wir ALLE aus diesem Tal einmal heraus kommen und wieder ein lebenswertes Leben führen können.
Liebe Grüsse an Euch alle.
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Mitleser

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #9 am: 24 August 2018, 21:24:39 »

Tief verborgen unter der grauen Asche der Depression glimmt ein winziger Funke Lebenswille. Nicht zu sehen und nicht zu spüren unter der dicken Ascheschicht. Aber es ist da und lässt dich jeden Tag, jede Stunde und jede Minute weiteratmen und weiterleben. Dieser winzige Funke sorgt dafür, dass du nicht den Mut hast zu sterben. Dieser Funke gibt dir stattdessen den Mut weiterzuleben. Auch wenn es ein Leben am Rande des Verlöschens ist.

wow "am Rande des Verlöschens ist doch genug Wärme um nicht zu erfrieren"

Das ist es wohl, was all die ungezählten Tage der Depression am Ende doch nie endgültig beendet haben.
Ich weiss heute das jeder Tag Schmerz, jedes Aushalten, jede Minute der Agonie, das jetzige Leben wert waren.

Das Aushalten ist es wert. Es gibt Licht am Ende des Tunnels, auch wenn man es erst spät sieht; es ist da. Unter der Asche, in uns, tief im Herz.
Jeden Tag auch nur für einen flüchtigen Augenblick ja zu sagen reicht. Du musst es nicht sehn. Ich sehe es grade für Dich.

Ich habe Euch lieb.

    Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsam sein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Hermann Hesse
November 1905
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emil

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #10 am: 10 September 2018, 02:27:38 »

Da hat jemand keinen Mut zu gehen?

Vielleicht darf ich ausnahmsweise dazu etwas sagen. Ein für mich noch ungewohntes Gelände, so ein Forum, obwohl mein Alter mit "7" beginnt.
Weil jeder Mensch sein eigenes Unikat ist, kann es sein, ich ecke hier gewaltig an. Dann bitte ich um Vergebung.

Kein Mut also, obwohl man (wirklich?) gehen möchte. Das ist schon klar, ist ja auch ein unwiderruflicher Schritt, ein letzter. Wenn der daneben geht und wenn man dann womöglich noch als ... Krüppel irgendwo am Katzentisch dahinvegetieren muß ... nee, den Gedanken möchte ich auch nicht mit mir herumschleppen. Darum muß dieser Schritt ein sicherer sein. Das heißt aber: Es ist der wirklich letzte!
Man sollte ihn wirklich erst gehen, wenn nach tausend Überlegungen keine Alternative sichtbar wurde.

Es ist ein Problem: Zum einen möchte man von dieser Welt nichts mehr wissen (ich auch nicht). Gründe gibts genug. Zum anderen muß man eine sichere Methode auswählen, weil ... siehe oben. Aber dann: Wer bestätigt mir als Aspiranten denn, daß es tatsächlich keine Alternative gibt? Ich kann doch nicht die Umwelt fragen, denn eine sachlich fundierte Antwort wird man nicht bekommen. Es läuft letztlich immer auf´s gleiche hinaus:
"Geh nicht! Es gibt nur dieses eine Leben ..." u.s.w. Aber keine/r der ach so gutmeinenden Ratgeber/innen möchte so ein Leben selber leben, nicht wahr?! das soll ich dann bitteschön selber tun . . .

Heißt: Man ist als Aspirant geistig entweder nicht mehr akzeptabel und sollte schnell separiert werden, bestenfalls "nur" etwas von der Rolle und "das wird schon wieder ..." - oder es wird das ewig gleiche Gelaber losgelassen, weil jeder Umstehende glaubt, alles ganz genau und beser zu wissen. Wen also soll ich fragen, um mir Mut zu holen? Nicht zum Bleiben, sondern zum Gehen!

Es wird von jedem Einzelfall abhängen, ob es um Mut geht oder um das Wissen, allen ernstes keine Alternative zu haben. Persönlich betrachte ich diese Frage so:

Wenn ich lange genug Zeit hatte (und das ist die allererste Voraussetzung zum Mutschaffen), das gesamte Problem, welches mich zum Gehen veranlasst, zu durchleuchten, dann zum Ergebnis komme, daß es eben so sein soll, Dann ist das Mutfassen schon mal leichter. Denn: Jetzt (!) bin ich mir ja wirklich absolut sicher, daß es der einzige Schritt ist, Allem zu entkommen. Aber es sollte dann wirklich alternativlos sein, egal warum. Ob beim lösen dieser Frage noch jemand hilft, ist eine andere Frage. Zwei Köpfe denken mehr als einer ... sachlich, ohne Blabla.

Eine andere Sache sollte aber nicht vergessen werden. Die beschäftigt(e) mich immer wieder mal: Was ist danach, nach geglücktem Abgang?
Man sagt so gern und gedankenlos "Dann hab ich endlich Ruhe!" oder ähnliches Zeug. Bitteschön, nicht schimpfen ... Wie kann man denn, nachdem man "glücklicherweise" gekonnt gegangen ist, feststellen, daß es geklappt hat und nun endlich Ruhe eintreten wird?
Wie erkenne ich als selbstgemordeter Mensch, daß es der richtige Schritt war und die ganze böse Welt mich nun endlich mal ... gern haben kann?
Das Dumme nach so einem Ereignis:
Man bekommt keine Bestätigung über die Richtigkeit der Entscheidung. Folglich wird es kein Aufatmen geben: "Geschafft"
Es sei denn, man glaubt als noch Lebender ans zweite Leben oder am frohen Davonfliegen der Seele. Dieser Typ bin ich (leider?) nicht.

Daß dieser Schritt der falsche war, bekommen immer nur jene zu spüren, die anschließend als ... Behinderte weiterleben müssen oder Koma-Abonnenten bleiben.

Ich gehöre zur anderen Kategorie: Schon sehr lange ist es beschlossene Sache. Sehr lange, sehr genau und alle Fakten durchcheckend, bleibt keine andere Möglichkeit mehr. Warum, soll hier egal sein. Nachdem das - nach langer Zeit - geklärt war (mit mir allein), wurde das Weiterleben nicht einfacher, aber ich ertrage es leichter. Denn ich weiß ja: Ist das, was ich noch zu erledigen habe, getan, kann ich gehen. Aber erst dann! Erst muß ich noch schaffen, was (als Konsequenz aus der vorangegangenen bösen und noch böseren Ursache) ich mir zu erledigen vorgenommen habe. Bis dahin kann ich mit viel Mut ... gerade noch so am Leben bleiben. Das anschließende Ende ist dann nur noch eine letzte Handlung und fertig. Das war mein Weg zum Mut-finden. Ohne Hilfe von außen, ohne wohlmeinende Ratgeber, die nach dem Beraten ohnehin wieder ihrer Wege gehen. Inzwischen ist es ein normales Denken und nichts Aufregendes mehr.
Allerdings: Die Begründung zum freiwilligen Abtreten sollte wirklich ohne Alternative sein.
Ist das zu anarchistisch?

emil 
 
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Cailyn

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Re: Kein Mut
« Antwort #11 am: 10 September 2018, 14:15:08 »

Hallo emil,

ich finde viele Aspekte deines Textes sehr interessant.

Ist es denn die Bestätigung, dass man mit seinem Selbstmord etwas "richtig" gemacht hat, die man darin sucht? Mir zumindest geht es eher nicht so. Ich will ja grade nicht zurückblicken können, nicht mehr denken können, nicht mehr mein Handeln bewerten und rechtfertigen müssen. Ich will ja, dass grade all das aufhört. Demnach würde ich im Suizid nicht nach einem Aufatmen suchen, sondern nach dem Wissen, über all das nicht mehr grübeln zu müssen.
Es ist ja nun mal so, dass sich das menschliche Gehirn die Zustand "tot" und "nichts" nicht vorstellen kann. Aber ich hoffe darauf, dass nach dem Tod ein solches "Nichts" folgt, ich einfach aufhöre zu existieren und meine Gedanken sich endlich aufhören zu drehen...

Eine sehr interessante Frage fand ich jene nach den möglichen Alternativen zum Suizid. Ich denke das ist einer der Punkte, die Personen noch am ehesten davon abhält, diesen Schritt zu wählen. Vielleicht nicht mal rational überlegt sondern eher aus dem Gefühl, aus der Hoffnung heraus, dass dort irgendwo doch noch eine winzig kleine Alternativroute wartet. Ein versteckter Ausweg, der einen doch noch in ein schöneres Leben führen kann. Auch wenn viele vielleicht nie den Mut oder die Kraft finden, diesen zu beschreiten. Und so auch nie wissen können, ob er sie wirklich aus ihren Problemen befreit hätte.
Auch ich kenne solche letzte Hoffnungen, auch gerne als Realitätsflucht und Tagtraum genutzt, wenn wieder alles über mir zusammenbricht. Ob diese alternativen Wege mir helfen könnten, weiß ich nicht. Auch ich hatte bis jetzt nicht den Mut, sie zu gehen. Und es bleibt natürlich die Frage, ob diese Wege wirklich den erwünschten Effekt erzielen könnten oder ob unsere Probleme so tief in uns verhaftet sind, dass wir sie auch auf diese Wege mitnehmen würden.

Auf jeden Fall hat mir dein Appell, zunächst alle Alternativen auszuschließen, grade ein wenig Mut gemacht, auch wenn das komisch klingen mag. Denn auch wenn ich das, was ich jetzt grade tue in den Sand setze (und damit eigentlich nach meiner Ansicht keinen Grund mehr hätte, zu leben), gibt es da doch noch weitere Wege in meinem Kopf, die vielleicht etwas weiter entfernt verlaufen zu dem, wo meine Vorstellung im Moment liegt, denen ich aber vielleicht dennoch Aufmerksamkeit schenken sollte, sollte dieser Weg in einer Sackgasse enden.
Danke dafür!

Tut mir leid, wenn ich hier zu sehr off-topic geworden bin, gerne löschen.

Grüße
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emil

  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #12 am: 11 September 2018, 03:34:41 »

Hallo Caylin

An sich hatte ich mit keiner Reaktion gerechnet. Kurz vor´m Schlafen nochmal geguckt und nun also doch eine gefunden - danke fürs hinhören ;-).

Um es vorweg zu nehmen: Ja, ich werde gehen, aber der Zeitpunkt ist noch nicht da. Es muß noch etwas erledigt werden. Hab ich mich dann vom Geschehen überzeugt, ist der Zeitpunkt da. Aber es wird noch etwas dauern, obwohl es mich täglich viele Stunden beschäftigt. Man braucht eben etwas länger, wenn der Geist zwar willig, aber das Fleisch schon schwach ist. Deshalb war auch genügend Zeit, dieses "Gehen" genauer zu ordnen.

Zugeben muß ich es aber auch: das war zu Beginn dieser Entscheidung noch anders. Infolge der erlittenen Heftigkeiten wäre ich sofort, auf der Stelle abgetreten. Die Situationen sind ja individuell verschieden (also ist es nicht ursprünglich die miese gesundheitliche Lage - trotz gleich mehrerer nicht heilbarer Sachen -, sondern eine echt menschen-verursachte Geschichte, die mir den Anlaß gab). Es brauchte dann schon einige Tage, bis das Denken wieder zurückkehrte und Ordnung im Oberstübchen schaffte. Dann war es möglich, gezielter zu überlegen und dem Chaos zu entfliehen.
Von der depressiven Dauerwelle los zu kommen, war aber doch nicht möglich. Sie schlägt immernoch zu. Der aufgebaute "Plan" aber hilft, sie irgendwie zu überstehen. Meine Waffe:       "Ich habe noch zu tun, also laß mich in Ruhe!"
Notfalls, selten, mit dem Fotoapparat ein Runde nach draußen ...
 
Nein, keine Beruhigungsmittelchen mehr, keine Tranquilizer, nix "Tavor" usw. und auch kein Schnäpschen. Keinerlei Drogen also - nur der vorgesehene Plan schafft Ordnung. Das verflixte Gedankenrundum in der Nacht jedoch wird manchmal mit einer Lavendelpille betäubt. Die kaum etwas erreicht, nur teuer ist.

Trotz dieses inzwischen geordneten Zustands (ich sage mal "Warteschleife") und der abgeschlossenen Überlegungen ist das Ganze natürlich doch fast täglich irgendwo im Hinterstübchen. Aber: es beunruhigt nicht, stellt keine Fragen mehr auf. Auch nicht die nach dem "später" möglichen Wunsch, zurück zu blicken, um bestätigt zu werden. Für mich ist konkret klar, daß es das Zurückblicken nicht gibt. Andere mögen das anders sehen, so wie es die religiösen oder auch ominöse Glaubensgemeinschaften für sich in Anspruch nehmen. Mögen sie ...
Also bin ich auch nicht darauf eingestellt, "später" zu wissen, ob alles richtig war oder wer hinter mir her lacht.
Das "Aber" muß vorher erledigt sein: Je nach Befindlichkeit sollte vor dem Tag X möglichst viel von dem abgearbeitet sein, was hinterbliebene "Trauernde" zum hämischen oder besserwissenden Be(Ver-)urteilen veranlassen würde.       

Ihr Satz (Zitat) "... sondern nach dem Wissen, über all das nicht mehr grübeln zu müssen.) ließ mich eben doch etwas grinsen (Aber richtig verstanden hab ich ihn schon ...). Denn wenn Sie letztlich nur noch die Sicherheit nett suchten, über nichts mehr grübeln zu müssen, ist das ja doch schon wieder ein ... Bestätigung suchender Rückblick. Geht nicht.
Interessant ist diese Vorstellung aber doch, nicht wahr? Von wegen "nun hab ich endlich Ruhe!"

Wir werden uns von der Verwirklichung dieser Hoffnung, das verdammte Gedankenkarussel und die endlosen Quälereien endlich abgeschüttelt zu haben, nicht mehr überzeugen können. 
So versuche ich, mich in der Warteschleife mit dem, was noch zu tun ist, vorwärts zu kämpfen, versuche, beim Einkaufen freundlich zu reagieren, im Fahrstuhl den Mund zu halten. Also ein ganz normaler, unauffälliger Bürger zu sein, dem allerdings das Lachen vergangen ist. Wozu auch ...
Bis dahin zu kommen, brauchte jedoch etwas Mut, nämlich sachlich und konkret am Denken zu bleiben.
Denn wenn es allein schon zum dauerhaften weiterleben Mut braucht, so denke ich, ist es nicht das Leben, das ich mir wünsche. Es wäre mir nicht lebenswert.
Allerdings: Das ist als Alleinwohnender und Alleinlebender älterer Mensch einfacher, klar.

emil
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  • Gast
Re: Kein Mut
« Antwort #13 am: 02 Juni 2019, 07:48:05 »

Ich habe mich doch entschieden mich hier anzumelden.
Auch wenn es mir oft schwer fällt hier einige Beiträge zu lesen, da es viele parallelen zu meinem Krankheitsbild gibt und ich dann immer mitfühle.
Aber so geht es sicher vielen hier Vielleicht hilft es mir, das ich nicht alleine bin mit dieser schlimmen und heimtückischen "Krankheit".
Mit meinem Gastbeitrag hier im Thread hatte ich ja schon was über mich geschrieben.
Ich hoffe un wünsche mir sehr das wir ALLE aus diesem Tal einmal heraus kommen und wieder ein lebenswertes Leben führen können.
Liebe Grüsse an Euch alle.

Hallo liveanddie,

dann herzlich willkommen hier. Das kommt etwas spät von mir :) aber ich lese gerade mal herein.

Alles Gute,

limited e.
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Ina

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Re: Kein Mut
« Antwort #14 am: 02 Juni 2019, 09:00:09 »

 
Hallo liveanddie,

dann herzlich willkommen hier. Das kommt etwas spät von mir :) aber ich lese gerade mal herein.

Definitiv ZU spät: liveanddie hat seinen Account vor knapp zwei Monaten löschen lassen...

Vielleicht solltest Du lieber auf etwas aktuellere Threads antworten.^^
 
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