Tja, letztlich glaube ich, dass manche Dinge im Leben etwas sind, was man alleine können muss. Liebe, Freundschaft, Familie... alles gut und wichtig... aber letztlich müssen wir jeder für uns unser Leben selbst leben. Nix zu machen...
Halle Ponyhof!
Muss man das wirklich? Warum? Warum muss man unbedingt alleine klarkommen können?
Sicher: Ehen, Beziehungen und Freundschaften können enden – manchmal sogar schneller, als man es für möglich gehalten hat. Aber man kann auch wieder einen neuen Partner finden und neue Freundschaften schließen. In der Zwischenzeit hat man es natürlich verdammt schwer, aber wenn man wieder einen oder mehrere Menschen gefunden hat, mit denen man sich wohlfühlt und die zu einem passen, kann man mit neuer Kraft weitergehen.
Ich weiß nicht so recht, ob ich gerade wirklich ausdrücken kann, was ich meine. Also ein neuer Versuch:
Ich bin davon überzeugt, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die jemanden an ihrer Seite brauchen, um Probleme zu bewältigen, durchs Leben zu finden und überhaupt einen Sinn darin zu sehen. Und das finde ich sogar völlig in Ordnung. Mich selbst zähle ich auch zu diesen Menschen. Ja, natürlich muss ich mein Leben selber leben, aber ich muss, möchte und kann das nicht alleine. Ich muss und möchte mein Leben – meine Erlebnisse, meine Gedanken, meine Freude, meine Trauer usw. – mit jemandem teilen. Ich kann mir noch so viel Gutes tun: Wenn ich dies mit niemandem teilen kann, bleibt es oberflächlich und erreicht mich nicht wirklich. Es dringt nicht bis in meine Seele vor. Ich habe meistens das Gefühl, dass es mir kaum etwas bringt, Dinge nur für mich zu tun. Ich muss sie für mich und jemanden anders tun, damit sie sich sinnvoll anfühlen und etwas in mir bewegen und verändern.
Natürlich bin ich selbst diejenige, die an sich arbeiten muss, ihre Vergangenheit bewältigen muss, Therapien gemacht hat und ihr Leben gestalten muss. Aber es gab immer mindestens einen Menschen in meinem Leben, der diese ganze Last mitgetragen hat und ohne den ich es nicht geschafft hätte. Das musste und muss ich auch nicht. Es war also praktisch immer jemand da, mit dem ich mein Leben geteilt habe und der es somit gewissermaßen "mitgelebt" hat. Das beruhte übrigens in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit (war also auch umgekehrt so) und war für beide genau das, was gebraucht wurde und gewollt war. Ich finde es in Ordnung, jemanden zu brauchen und sein Leben nicht nur für sich selbst zu leben. Menschen sind unterschiedlich. Die einen können und wollen alleine zurechtkommen, die anderen können und möchten das nicht.
Dabei besteht natürlich auch die Gefahr, dass man sich von jemandem abhängig macht. Aber bedeutet das überhaupt unbedingt Gefahr? Ich sehe es nicht so und habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass es etwas Wunderschönes und unglaublich Wertvolles sein kann, einander wirklich zu brauchen und sich so eng miteinander zu verbinden, dass man wohl schon von einer (gegenseitigen) emotionalen Abhängigkeit sprechen kann. Der Begriff ist gemeinhin wohl eher negativ konnotiert und dafür gibt es sicher auch berechtigte Gründe. Wenn sich zwei Menschen dessen aber bewusst (!) sind und sich einvernehmlich darauf einlassen, weil sie es nicht als überfordernd, einengend o.ä. empfinden, sondern ganz viel Kraft daraus ziehen und ihre Erfüllung darin finden, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen. Das gibt es übrigens auch zwischen Personen, die nicht von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Dann haben sich nämlich eventuell einfach zwei Menschen gefunden, die nicht bereit und gewillt sind, allein mit ihrem Leben klarzukommen; zwei Menschen, die sich geben, was sie brauchen, um ihr Leben meistern zu können und es nicht (nur) selbst leben zu müssen.
Ob Du mit meinen Zeilen etwas anfangen kannst, weiß ich nicht (aber ich weiß, dass es nicht sooo viele Leute gibt, die es so sehen oder auch selber schon Erfahrungen dieser Art gemacht haben), aber das ging mir gerade so durch den Kopf, als ich Deine letzten Sätze gelesen habe. Ich hoffe, es ging nicht ZU sehr am Thema vorbei...
Liebe Grüße
Ina