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Autor Thema: Angehörige  (Gelesen 4039 mal)

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Zwantje

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Re: Angehörige
« Antwort #15 am: 17 Februar 2021, 16:58:39 »

ein Schritt vor - zwei zurück

Von welchen Zeiträumen "reden" wir hier eigentlich...
Naja, ist eh nur eine rhetorische Frage.
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Zwantje

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Re: Angehörige
« Antwort #16 am: 14 Juni 2021, 16:54:59 »

ein update

Ich hatte mir eine deadline gesetzt - die lag Mitte Mai...und anders als nach meinem "Eiszeit"-Gedicht vielleicht zu vermuten wäre - ich hab noch nicht aufgegeben, wir haben noch nicht aufgegeben.
Auf meine Fragen bekomme ich noch immer keine Antworten, telefonischen Kontakt gibt es ebenfalls nicht - aber seit einigen Wochen 2-4 Mails am Tag. In denen steht zwar auch immer was von Müdigkeit und sich schlapp fühlen, aber auch von der Gartenarbeit, von seiner Mutter u.ä. 4-6 Sätze kommen da schon manchmal vor. Der Ton ist nicht mehr so kalt und abwesend/abweisend.
Er fragt zwar nichts, auch nicht, wie es mir geht, aber er sorgt sich. Ein Beispiel - ich esse total gerne Ingwerstäbchen. Er hat mir übers www welche bestellt und schicken lassen ( und auch bezahlt), ebenso hat er mein prepaid-handy "aus der Ferne" aufgeladen. Ich telefoniere regelmäßig mit seiner Mutti, vielleicht deshalb. Spielt aber keine Rolle, ich habe nicht drum gebeten, er hat es von sich aus gemacht, deshalb werte ich es als gutes Zeichen. Ich denke nicht, daß ich da zu naiv bin.
Ich/wir hangeln uns etappenweise voran.

Und zu meinem letzten Gedicht - es gab eine Zeit, da hat es sich für mich genau so angefühlt...da hatte ich einfach keine Kraft mehr, da war ich dem Aufgeben nahe.

LG, Zwantje

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Ina

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Re: Angehörige
« Antwort #17 am: 15 Juni 2021, 18:55:55 »

 
Liebe Zwantje,

schön, dass ihr die Beziehung noch nicht aufgegeben habt und sich zumindest positive Tendenzen zeigen. Ich finde es toll von Dir, dass Du so viel Geduld aufbringst. Das ist nicht selbstverständlich, zumal es sehr viel Kraft kostet und es nicht leicht ist, mit den eigenen unerfüllten Bedürfnissen zurechtzukommen.

Seine kleinen Aufmerksamkeiten, von denen Du berichtest, deute ich ebenfalls als gutes Zeichen. Wie Du ja weißt, gehen Depressionen meistens damit einher, dass man seine Interessen verliert und an (fast) nichts mehr Freude findet. Und bei schweren Depressionen kann es so weit gehen, dass man phasenweise wirklich gar nichts mehr fühlt. Völlige Emotionslosigkeit, alles scheint egal zu sein. Es ist, als wäre man so dick in Watte eingewickelt, dass einen nichts mehr erreicht. Um einen herum ist es dunkel, weil die Sonnenstrahlen nicht durch die vielen Watteschichten kommen. In der Dunkelheit sieht man nichts, also auch nichts Gutes. Und die Watte macht einen auch taub und bewegungsunfähig. Man ist wie gelähmt oder ohnmächtig.

Bei mir ist es manchmal so, dass ich zwar weiß, dass mir dieses und jenes „eigentlich“ Freude bereiten würde, es aber aufgrund der Depression nicht bei mir ankommt, mich einfach nicht oder nur stark abgeschwächt erreicht. Umgekehrt fällt es mir selbst dann auch schwer, Emotionen „nach außen“ zu bringen / zu zeigen. Vor gar nicht so langer Zeit hatte ich eine Phase, in der ich nicht mehr imstande war, meinem Partner zu zeigen, dass ich ihn liebe. Ich wusste zwar, dass es so ist und habe diese Liebe tief in mir irgendwie wahrgenommen, aber ich konnte ihm dieses Gefühl nicht aktiv vermitteln, weil ich – abgesehen von der Liebe – so gut wie gar nichts mehr gefühlt habe und einfach nur noch Kälte und Leere in mir waren.

Ich könnte mir vorstellen, dass es bei Deinem Partner ähnlich ist: dass er zwar weiterhin Gefühle für Dich hat, sie aber (vorübergehend) nicht zeigen kann. Dass er dann versucht, Dir mit kleinen Aufmerksamkeiten zwischendurch zu zeigen, dass Du ihm durchaus wichtig bist und etwas bedeutest, finde ich sehr schön. Das ist ein guter Anfang!

Alles Liebe
Ina
 
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Zwantje

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Re: Angehörige
« Antwort #18 am: 16 Juni 2021, 15:19:34 »

Liebe Ina - vielen Dank für Dein feedback mit den aufmunternden Worten.
Ja, ich denke auch, daß ich ihm was bedeute und daß diese Gedanken ab und an in sein Bewußtsein gespült werden.
Was mich sehr nachdenklich stimmt, daß eine therapeutische Begleitung für ihn scheinbar kein Thema ist. Das muß sich ändern, denke ich.

Naja, in den letzten zwei Tagen gab es auch schon einen kleinen Austausch über unser gemeinsames Interesse an Gartenvögeln.
(Das Wetter, speziell die Sonne, bekommt ihm mMn gut...er sitzt oft auf der Terrasse, schreibt er.)

Liebe Grüße und nochmals -danke-,

Zwantje
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Ina

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Re: Angehörige
« Antwort #19 am: 23 Juni 2021, 20:57:57 »

 
Was mich sehr nachdenklich stimmt, daß eine therapeutische Begleitung für ihn scheinbar kein Thema ist. Das muß sich ändern, denke ich.

Ja, da hast Du wohl recht, liebe Zwantje. Eine Therapie könnte hilfreich sein. Das muss allerdings von IHM kommen. Für eine Therapie muss man sich bereit fühlen. Es bringt ja auch nichts, beim Therapeuten zu sitzen und nichts zu sagen oder innerlich total „auf Abwehr“ zu sein, weil man das alles eigentlich gar nicht will. Natürlich kann sich das mit der Zeit ändern und irgendwann öffnet man sich dem Therapeuten doch noch. Ich denke aber, dass es sinnvoller ist, wenn die Bereitschaft von Anfang an vorhanden und man davon überzeugt ist, dass eine Therapie hilfreich ist oder sein könnte. Vermutlich braucht Dein Freund noch Zeit, bis er so weit ist...


Naja, in den letzten zwei Tagen gab es auch schon einen kleinen Austausch über unser gemeinsames Interesse an Gartenvögeln.
(Das Wetter, speziell die Sonne, bekommt ihm mMn gut...er sitzt oft auf der Terrasse, schreibt er.)

Das ist ja schön! :)
Weißt Du, ob er eine Futterstelle im Garten hat? Es muss ja kein riesiges Futterhaus sein – es gibt auch kleine Häuschen oder Futtersäulen, die man aufhängen oder sogar am Fenster befestigen kann und wenig Arbeit, dafür aber viel Freude machen. Falls er so etwas noch nicht hat, wäre es doch eine schöne Idee für ein Geschenk. Wenn es sehr warm ist, sind Vögel außerdem sehr dankbar für eine flache Keramikschale, aus der sie trinken oder in der sie baden können. Ein wunderbarer Anblick ist das! Vielleicht tut es ihm ja auch gut, dafür zu sorgen, dass die Vögel immer mit Futter und frischem Wasser versorgt sind?
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Zwantje

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Re: Angehörige
« Antwort #20 am: 25 Juni 2021, 06:10:47 »

Liebe Ina, vielen Dank für Deine Antwort und die Gedanken.

Jetzt mit ihm über Therapeuten zu sprechen, hat keinen Sinn. Das hatte ich ja schon mal versucht und werde damit warten, bis wir durch diese jetzige Zeit durch sind.
Vielleicht treffe ich ja auf offene Ohren...

Zu unseren gemeinsamen Interessen
Bis vorigen Herbst hatte er eine Futterstelle, ein großes Futterhaus und ein kleines. Dann entdeckte eine Ratte den "gedeckten Tisch" und hat sich auch ab und an einen Vogel "gegriffen".
Daraufhin hatte er erstmal die Häuser weggeräumt und ich denke, daß er durch die Erkrankung auch nicht die Kraft aufbringen konnte, an anderer Stelle im Garten, sie wieder aufzustellen.
Eine große Tränke steht hinterm Haus, aber auf meine Nachfrage vor zwei Wochen, wußte er nicht, ob noch Wasser drin ist oder , ob sie ausgetrocknet ist.
Da das früher ganz anders war in puncto regelmäßiges Säubern und Nachfüllen, denke ich, daß die Nachlässigkeit, um es mal vorsichtig zu sagen, auch eine Auswirkung der Erkrankung ist.

Etwas positives kann ich auch berichten.
Wir haben jeder einen Garten und ich habe ab Frühjahr ihm geschrieben, was ich in meinem gerade so mache bzw. anpflanzen will. Gestern nun hat er mir Fotos von seiner Blumenecke und dem Vorgarten geschickt...und von den Sträuchern, die er neu gekauft und eingepflanzt hat. Es waren die ersten Fotos seit acht Monaten. Das ordne ich auch als positives Zeichen ein.
Ich hoffe, ich bin nicht zu voreilig.

Liebe Grüße und einen schönen Tag,

Zwantje
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Zwantje

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Re: Angehörige
« Antwort #21 am: 20 April 2023, 14:08:11 »

Ein kurzes update -

Nach etwas mehr als 30 Monaten, davon waren aber 6 Corona geschuldet, haben wir uns im vorigen Dezember wiedergesehen. Vorausgegangen war mehr als ein Jahr mit langsamen Steigerungen der Anzahl der Mails und deren Inhalte wurden ebenso etwas ausführlicher. (Seit 5 Monaten telefonieren wir auch wieder.)
Er hat mich vom Bahnhof abgeholt und es war wie immer, wie all die Jahre vorher. Ich blieb bis Mitte Januar und war dann Ende Februar bis in den März wieder bei ihm. Jetzt steht die nächste Fahrt an, aber erst möchte er ans Mittelmeer, in die Sonne, fliegen. Die Wärme und die Sonne braucht er, das war schon immer so und er war fast in jedem Frühjahr dort.
Über die vergangenen 2 Jahre haben wir nicht gesprochen. Ich möchte ihn da auch nicht bedrängen.
Seit gut 8 Monaten geht er regelmäßig ins Gym. Ich denke, daß das ihm gut getan hat und noch tut...


So, das war es erstmal ganz kurz.

Liebe Grüße, Zwantje

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