Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

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Autor Thema: Einfach nur Ruhe  (Gelesen 770 mal)

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DasEnde

  • Gast
Einfach nur Ruhe
« am: 09 Oktober 2022, 21:06:32 »

Hallo ...

ich würde meinen, dass ich psychisch einigermaßen gesund bin ... keine Depressionen ... ich habe einen Beruf, den ich mag und drei erwachsene Kinder, die ich liebe und die mich lieben und die gut und glücklich und selbständig im Leben stehen. Ich bin relativ gesund. Nie geraucht, nie Drogen genommen, ich bewege mich gern - wandern, schwimmen, Rad fahren - und bin gerade im Urlaub.

Und doch mag ich nicht mehr. Ich bin am Ende meines Lebens angekommen - so fühlt es sich an, und es ist ein guter Gedanke. Meine Mutter war suchtkrank, mein Vater nie da, mein Bruder jünger als ich. Vielleicht ist es dieses Erbe, das mich einholt. Meine Kinder habe ich allein großgezogen, meine Eltern sind früh gestorben. Es war eine harte Zeit, und ich hatte immer gedacht, dass die Härte nachlässt, wenn meine Kinder auf eigenen Füßen stehen und glücklich sind. Aber so ist es nicht. Die Härte ist da, und sie trifft mich mit so voller Wucht, dass ich einfach nicht mehr weiterkämpfen mag. Seit einigen Wochen lebe ich nun allein. Ich bin allein. Mein letzter Partner ist mit seiner neuen Freundin im Urlaub, und ich urlaube allein - seit drei Jahren. Ich mag einfach nicht mehr. Und ich glaube, dass das Erbe meiner Kindheit mich niemals wird glücklich werden lassen.

Ich möchte diesen Weg nicht weitergehen.

In den Urlaub bin ich gefahren, weil ich dachte, dass ich ein Jahr lang noch mache, was ich möchte, bevor ich gehe.

Doch die Freude bleibt aus.

Ich atme, ohne da zu sein.

Gibt es hier einen Menschen, der ähnliches erlebt? Der die Verantwortung genommen hat, sie abgeben konnte und nicht mehr will? Wenn ja - was ist der Weg? Mein Bäcker hat einen Einweggrill ins Bad gestellt und alle Öffnungen abgedichtet und an die Tür das Schild gehängt, dass nur die Feuerwehr sie öffnen darf. Dignitas wird nur tätig, wenn nachweisbare unheilbare körperliche Erkrankungen vorliegen, oder? Was ist mit uns Menschen, die einfach nicht mehr weitergehen wollen? Die die Verantwortung getragen haben und nicht mehr weiterleben möchten? Ohne Depression, ohne "guten Grund"?
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F.

  • Gast
Re: Einfach nur Ruhe
« Antwort #1 am: 10 Oktober 2022, 11:58:09 »

...die halten wenigstens durch. Und wenn es auch nur für jemand anders ist, deine Kinder die dich lieben würden nicht wollen dass du einfach gehst.
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Wohlstandspudel

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Re: Einfach nur Ruhe
« Antwort #2 am: 11 Oktober 2022, 21:12:26 »

hallo dasende

du meinst dass du psychisch einigermaßen gesund bist?

ich würde eher sagen nein, du hast ein ernstzunehmendes psychisches problem.

es wäre toll wenn man dir jetzt raten könnte wie es dir besser gehen kann, leider funktioniert es nicht so.

auch wenn du e snciht hören magst, das leben ist lebenswert, auch wenn du anderer meinung bist.

hole dir psychologische hilfe und findet heraus warum deine freude weg ist um dann eventuell eine therapie in angriff zu nehmen.

man muss ergründen warum deine gemütslage so ist wie sie ist.

was du aber brauchst ist viel geduld und den willen.

und denke immer daran: deine psyche spielt dir einen streich und vieles was schwaz erscheint ist nicht schwarz.

was deinen partner betrifft: traue niemandem nach der auch nicht dir nachtrauern würde!

ich drücke dich mal
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Violetta

  • Gast
Re: Einfach nur Ruhe
« Antwort #3 am: 12 Oktober 2022, 22:10:04 »

Hallo Gast DasEnde,

du hast Kinder großgezogen, so dass die Aufgabe der Erziehung zu Ende ist und deine Partnerschaft hat auch ein Ende gefunden. Das heißt, ein Abschnitt des Leben in dem du bestimmte Aufgaben und einen bestimmten Platz hattest, ist tatsächlich zu Ende. Nach der Erfüllung einer langen anstrengenden Aufgabe darf man müde sein und auch die Trauer über das Ende einer erfüllten Aufgabe hat ihre Berechtigung. Trauer und Müdigkeit sind sozusagen der Abschlussbericht am Ende einer großen Aufgabe. Diese Zeit kann wenige Wochen aber auch 18 Monate dauern und schafft Raum für Neues. (Die Anpassung an große Veränderungen im Leben brauchen häufig 18 Monate.)

Durch deine gesunde Lebensweise hast du gute Chancen neue Lebensfelder zu finden, die in völlig anderen Bereichen liegen und an die du zur Zeit noch nicht einmal denkst. Deine Situation ist gar nicht so selten. Am Ende eines Lebensabschnittes steht eine Zeit der Leere, die sich nach und nach wieder mit neuem Leben füllen kann. Wenn du dir Hilfe sucht, und dass muss keinen ärztliche Hilfe sein, sondern kann einen grundsolide Lebensberatung sein, gib dir Zeit. Häufig muss man mehrere Anläufe wagen, um das richtige zu finden.

Wenn bei einem Apfelbaum im Hebst die Äpfel gereift und geerntet sind, geht der Baum in einen langen Winterschlaf um im nächsten Frühjahr wieder zu erblühen.
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Mira

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Re: Einfach nur Ruhe
« Antwort #4 am: 13 Oktober 2022, 17:45:05 »

Hallo DasEnde,

Violetta hat dir sehr treffend und schön geantwortet. So wie dir ergeht es sehr vielen Eltern, sobald ihre Kinder das Haus verlassen haben, da sie nun selbständig auf ihren eigenen Füssen stehen. Du darfst mit Fug und Recht stolz darauf sein, dass du sie zu eigenständigen Persönlichkeiten erzogen hast.

Natürlich war das neben deiner Berufstätigkeit mit reichlich Stress verbunden. Du wirst wohl kaum Zeit für dich gehabt haben. Und plötzlich hast du die Zeit für dich, nur fehlt dir ein soziales Umfeld. Jetzt hast du Zeit, dir ein neues Umfeld zu schaffen. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude.

Du schriebst über deine Hobbies - wandern, schwimmen, Rad fahren. Solche haben viele andere. Es werden sich ganz gewiß viele in deiner Wohngegend finden, die dieselben Interessen teilen. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich an die skurrile "Nussbaum-Ranch".
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=nussbaum+ranch+m%C3%BCnchen An der kamen meine Tochter und ich immer während unserer Ausflüge mit dem Rad vorbei. Es war nur ein Kiosk, der mit der Zeit zu einem kleinen Biergarten heran. Alles Marke "Eigenbau" und schnuckelig. Steckerleis, Würstchen und Getränke im Angebot. Das Publikum bestand aus Radfahrern, die sich bestens untereinander verstanden. Die Stimmung war dort sehr harmonisch und offen für "Neuzugänge". Und in einer Krise (plötzliches Dauergewitter) außerordentlich hilfsbereit. Ich war zutiefst gerührt.

Vermutlich wird es vergleichbares auch bei dir geben. Halte einfach die Augen offen und pass auf, dass dein neues Umfeld dir nicht zuviel wird. Sonst droht wieder Stress.^^ Es gibt sicher viele Wege, um sich einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen. Selbst über Kontaktanzeigen im Regionalblatt. Muss sich nicht alles gleich als Volltreffer erweisen. Kontaktfreudigkeit ist nicht jedermanns Sache. Mir selber fällt eine Kontaktaufnahme leicht. Ein Wort ergibt das andere und so entwickeln sich neue Bekanntschaften manchmal zu Freundschaften selbst mit Menschen, die sehr zurückgezogen leben.

Ich wünsche dir, DasEnde viel Erfolg, damit du deine neue Freiheit in vollen Zügen genießen kannst.
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Mira

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Re: Einfach nur Ruhe
« Antwort #5 am: 14 Oktober 2022, 23:07:40 »

Mir ist noch etwas dazu eingefallen. Deine Interessen sind dir bekannt. Warum nicht auch mal was ganz "Verrücktes" machen, etwas, wozu einem früher wahrlich die Zeit und dadurch automatisch das Interesse fehlte? Ich denke da z. B. an ein Laientheater, die es auch vielerorts gibt. Habe den Eindruck, dass du mit Menschen gut umgehen kannst. In solch einem Theater hat man es ständig mit anderen zu tun und entdeckt Fähigkeiten in sich, für die man sich unfähig hielt. Es wäre gleichsam eine Veränderung der Perspektive aus den gewohnten Mustern und könnte ungeahnte Kräfte aktivieren.

Beim "Roten Kreuz" war ich auch einmal ehrenamtlich tätig als nicht ausgebildete Dolmetscherin. Konnte einfach Gespräche simultan hin- und zurück wiedergeben. Habe dadurch sehr viele freundliche Menschen kennengelernt, weil dort, wie in vergleichbaren die Organisationen Hilfsbereitschaft das Verbindende ist. Die können jeden brauchen gleich welchen Berufs oder auch ohne ihn.

Eine meiner Freundinnen in Rente besucht dreimal die Woche ein Hospiz. Dazu benötigte sie allerdings eine mehrwöchige Schulung im Umgang mit Sterbenden. Ist sicher nicht jedermanns Sache. Eine andere Freundin, ebenfalls in Rente arbeitete ehrenamtlich in einem Kindergarten für Flüchtlinge. Sie las den Kindern vor, spielte mit ihnen.

Das sind einfach nur wenige Beispiele, wo man sich einbringen könnte. Ein neues Tätigkeitsfeld verändert jedenfalls das eigene Blickfeld und könnte dazu führen, dass man einen kräftigen Gewinn für sich selbst daraus zieht. Nach dem Motto: "So, das schaffe ich auch noch? Habe mich selber anscheinend nicht genug gekannt." Bin mir dessen sicher, dass du mich darin bestätigst, nachdem du bisher Ungewohntes dir zu erlauben zugelassen hast.

DasEnde, nutze deine neue Freizeit zu deiner Freude!
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