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Autor Thema: Brief an meine Mutter  (Gelesen 1518 mal)

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Crying Angel

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Brief an meine Mutter
« am: 25 Dezember 2008, 17:15:46 »

Ich schreib hier einfach mal nen Brief rein, den ich an meine Mutter schreiben würde, wenn ich könnte!
Leider hab ich nicht genügend Kraft ihn ihr zu zeigen oder zu sagen, worum es geht, warum ich mich nicht mehr wohlfühle!

Liebe Mama!

Ich schreib einfach mal auf, was ich dir gerne sagen möchte, aber es nicht wirklich kann!

Ich will dir keine Vorwürfe machen, aber hast du nie gemerkt, was mit mir los ist, oder wie es mir jetzt gerade geht?
Ich habe das Gefühl, dass ich dir egal bin und du mich damals gar nicht gewollt hast!
Ich war und bin doch sowieso immer allein! Liebst du mich denn gar nicht?
Ich weiß, dass deine Ehe mit Papa nicht leicht war, aber du hättest damals mit uns weggehen können, hast des aber nicht getan! Ich bin dir deswegen nicht böse, aber warum ignorierst du mich immer?
Du tust mir damit sehr weh! Ich hab das Gefühl, du kennst mich gar nicht richtig, du kennst nur meine Maske, die ich immer weiter aufrecht erhalte, weil ich dir einfach nicht weh tun will!  Ich weiß aber nicht, wie lange ich das noch schaffe, denn meine Kraft neigt sich langsam zum Ende!
Weißt du noch damals, als ich 17 war und du mit mir den Morgen in die Kinder- und Jugendpsychiatrie fahren musstest, weil ich mich umbr*ngen wollte?
Das war ein deutliches Signal für mich an dich, dass ich dir Situation einfach nicht mehr aushalte, aber du hast mich nicht verstanden! Oder wolltest du mich nicht verstehen?
Du hast damals alles abgestritten, dass die ganze Situation ja nicht so schlimm sei! Für mich war es schlimm, besser gesagt, es war die Hölle! Es tat so weh, wie du das Gegenteil behauptet hast! Warum haben wir nicht noch mal darüber geredet, wieso wurde das Thema einfach todgeschwiegen? Ich versteh das einfach nicht!
Dadurch hab ich das Gefühl bekommen, ich bin nicht wichtig, bin nur Luft, oder Dreck!
Genau so fühl ich mich heute noch!
Wie war es für dich, als du erfahren hast, dass ich mich selbst verletze? Hast du es eigentlich wahrgenommen! Du hast ja einfach nicht drauf reagiert! Warum nicht?
Ist es für eine Mutter nicht schmerzhaft, wenn sich das eigene Kind mit absicht selbst verletzt?

Ich verstehe das alles nicht, verstehe mein ganzes Sinnloses Leben nicht! Manchmal wünsche ich mir ehrlich, dass ich nie auf die Welt gekommen wär, oder zumindest nicht mehr hier wäre! Würdest du mich dann vermissen? Ich glaube nicht!

Ich fühle mich gerade einfach nicht mehr wohl, egal wo ich bin, ob ich bei dir bin oder in meiner Wohnung, ich bin ja doch immer allein!

Warum tust du mir das an Mama, ich hab dich doch lieb *heul*

Liebe Grüße Michi
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Brief an meine Mutter
« Antwort #1 am: 25 Dezember 2008, 18:00:26 »

@Michi

ich hab mir das grad durchgelesen und hat mich schon betroffen gemacht und habe das alles mal versucht aus der Warte deiner Mutter zu sehen, wenn ich den Brief an ihrer Stelle lesen würde.

Ich glaube dass auch Mütter einer gewissen Erwartungshaltung unterlegen sind, aus der es nicht leicht ist sich zu befreien, genau wie es schwer für dich ist ihr den Brief zu zeigen, was m.E. du aber machen solltest.

Mütter sollten perfekt sein, die Liebe zum Mann und den Kindern immer beständig, nicht zweifelnd, nie wankend. Trautes Heim, alles sauber adrett usw. Wenn Mütter erfahren müssen, dass dieses nicht einhaltbar ist, die Ehe wankt, Kinder Probleme haben suchen sie erstmal die Schuld bei sich. Zugeben tun sie es natürlich nicht.

Sorry wenn ich verallgemeinere das soll nur eine Grobskizze sein, natütlich gibts auch Ausnahmen, aber ich denke die Erwartungshaltung der Gesellschaft ist so und auch unsere.

Sie versuchen erstmal nach aussenhin den Schein aufrecht zu erhalten. Deshalb hat deine Mama vielleicht deine Signale heruntergespielt. Wie oft habt ihr wirklich darüber geredet?

Ich glaube auch dass sie mit deinem SVV überhaupt nicht klarkam.

Liebe Michi, dein Leben ist nicht sinnlos und ich denke es wäre gut wenn du JETZT zu deiner Mutter gehst und dich mit ihr aussprichst, weil ich denke eine Mutter ist sehr traurig wenn sie fühlt es stimmt etwas mit ihrem Kind nicht,
das Kind weicht aber ebenso aus die Wahrheit ihr anzuvertrauen.

Bitte start einen Neubeginn mit deiner Mutter!

LG Adre

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Crying Angel

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Re: Brief an meine Mutter
« Antwort #2 am: 25 Dezember 2008, 18:09:59 »

Liebe Adre
Danke dir erstmal für die Antwort!

Wenn meine Mutter ja nur mal die Schuld bei sich gesucht hätte!
Nein, ich war und bin hier immer der Sündenbock und an allem Schuld, so wird es jedenfalls immer dargestellt!
Egal was war, die kleine Ela war es! Tut mir leid, aber ich denke nicht, dass sie mir zuhören würde! Ich habe nur das eine mal mit meiner Mutter darüber geredet, sie istt danach immer ausgewichen, ich hatte keine Chance!

Adre, ich weiß, ich sollte mit ihr reden, aber ich kann einfach nicht, denn auch wenn ich sie irgendwie noch liebe, habe ich das Gefühl, sie ist nicht mehr meine Mutter! Ich weiß, dass klingt sehr hard, aber dieses Gefühl wird von Tag zu Tag stärker!
Gerade jetzt an Weihnachten nimmt es wieder zu!
Wer lässt an Weihnachten schon sein Kind alleine zu Hause sitzen, nur um zu ner Arbeitskollegin zu gehen?
Ich muss ihr doch irgendwie egal sein!
Ne andere Erklärung hab ich dafür einfach nicht! Denn sie hätte sich genau so gut mit mir hier irgendwie nen schönen Tag machen können!

Also, wenn ich ehrlich bin, ist mein Eindruck, sie weiß nicht, was in mir vorgeht, denn ich spiele hier jeden Tag auf neue, die Liebe Glückliche Michi, der es wunderbar geht! Sie fragt auch nie, wie es mir geht!

Michi
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Brief an meine Mutter
« Antwort #3 am: 25 Dezember 2008, 19:21:59 »

Hallo liebe Michi,

ich versuch das alles nach und nach zu verstehen. An was sollst du denn Schuld gewesen sein?

Habe immer mehr den Eindruck, dass ihr euch einfach zu lange ausgewichen seit und jetzt habt ihr euch auseinandergelebt.

"Nur" mit einer Arbeitskollegin ausgehen und einfach so nicht mehr auftauchen? Ohne was zu sagen usw. das ist recht seltsam.

Wer wollte denn dass du Weihnachten zu ihr kommst du oder sie?

LG Adre
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Adrenalinpur

  • Gast
Re: Brief an meine Mutter
« Antwort #4 am: 25 Dezember 2008, 19:38:48 »

Jetzt sehe ich klarer und schreibe für Michi wie folgt:

Manchmal steht man im Leben auf einer hohen Mauer
und kann erstmal nur auf die eine Seite dahinter sehen
dunkel nebulös und angsterregend
Gestalten aus alten Zeiten die schimpfen und fauchen
"Du bist schuld, wieso bist du überhaupt"
Man hört dies und es schmerzt in den Ohren
so tief das es durch Mark und Bein geht
man rutscht aus und fällt auf der Mauer

Man liegt dort am Abgrund kurz davor zu stürzen.
Man fühlt noch nicht das man immer noch halt hat.

Auf der Mauer des Lebens
die gebaut ist aus neuen Aufgaben, anderen Menschen, neuen Zielen und Zeiten.

Auf der anderen Seite der Mauer,
die man noch nicht sehen kann
liegt eine Zukunft in der Morgendämmerung
voller neuer Tage in denen man etwas tun kann
um anderen die helle Seite der Mauer zu zeigen.
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Crying Angel

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Re: Brief an meine Mutter
« Antwort #5 am: 25 Dezember 2008, 19:42:27 »

Danke dir Liebe Adre, dass hast du schön geschrieben!

Drück dich mal ganz lieb!


Michi
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