Hi,
Danke für die Rückmeldungen. Ich hatte geschrieben, daß es nur eine Vorstellung "in Kurzform" sei. Ich produziere nicht gern seitenlange Texte, schon allein wegen meiner dummen Angewohnheit, verwinkelte Schachtelsätze zu schreiben. Hätte ich gleich ein wenig ausführlicher geschrieben, dann hätte sich einiges aus euren Rückmeldungen erledigt. Also, warum nicht jetzt, schreibe ich noch ein wenig mehr über mich.
Ich habe eine recht heftige Vergangenheit mit Alkohol und "weichen" Drogen hinter mir. Das Thema konnte ich weitgehend abschließen, dadurch habe ich aber ziemlich viel Erfahrung darin, mir selbst kritisch auf die Finger zu schauen. Ich habe mich lange Zeit mit dem Thema "Sucht" intensiv auseinandergesetzt, aus der Zeit habe ich zwar wenig Therapie-, aber sehr viel Gruppenerfahrung.
Meine chronische Krankheit ist "Rheumatoide Arthritis", deshalb muß ich alle 3 Monate zum Arzt. Die Blutwerte müssen wegen der Rheumamedikamente ständig kontrolliert werden. Ich habe vor einem Jahr wegen eines Umzugs die Ärtzte gewechselt. Meine alte Hausärztin und der alte Rheumatologe waren der Meinung, daß es bei Einnahme von Antidepressiva zu Wechselwirkungen mit den Rhaumamedikamenten kommen könnte. Bei der Entscheidung, entweder die Depression auszuhalten, oder aber die Rheumamedikamente neu einzustellen und so eine Zeit mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auszuhalten, habe ich mich gegen die Antidepressiva entschieden. Irgendwann ging es einfach nicht mehr und meine neuen Ärzte waren der Meinung, daß es mit einem Antidepressivum funktionieren müßte - was es dann auch tat. Anscheinend gab es doch eine Wechselwirkung, aber eine positive: das AD wirkte erheblich schneller und besser als erwartet.
Und nun zum Job und dem Burn-Out. Nein, die Arbeit ist mir nicht wichtig, ich könnte auch sehr gut ohne Arbeit leben, wenn ich jetzt schon Rente bekommen könnte. Aber ich habe einen Job, der viel Spaß macht: technischer Außendienst. Es ist keine 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr Tätigkeit, es gibt immer wieder Überstunden, Nacht- und Wochenendarbeit. Und ich fahre durchschnittlich um die 5.500 Kilometer im Monat. Aber ich habe mit vielen unterschiedlichen Kunden zu tun, und das macht Freude. Zum Burn-Out kam es in einer speziellen Situation: die Firma hatte einen Kollegen rausgeworfen, der die Nase nicht aus dem Koks lassen konnte. Diese Geschäftsstelle war unterbesetzt und wir fuhren mit drei Leuten reihum wochenweise dorthin, um das auszugleichen. Ich fuhr erheblich öfter als meine Kollegen, weil ich dort sehr gern war. Die Stadt ist interessant und sie haben ein paar Kunden, zu denen ich sehr gern fahre. Tja, ich habe zwar gemerkt, daß ich an meine physischen und psychischen Grenzen gehe, doch ich habe mich verschätzt. Ich war nicht der einzige dem es so ging, einen Kollegen erwische der Burn-Out kurz nach mir. Die Firma hat daraus wenigstens ein paar Lehren gezogen, und daß mir die Depression als Folgeerscheinung des Burn-Out erhalten geblieben ist, ist einfach Pech.
Einen "Plan B" für die eventuelle Arbeitslosigkeit habe ich schon länger fertig. Die Privatinsolvenz ist unumgänglich, doch _das_ macht mir keine Angst. Ich habe in meiner Alk- und Drogenzeit schon viel schlimmer in der Sch..... gesessen und da bin ich auch herausgekommen. Die Depression macht es nur viel schwieriger, mit der unsicheren Zukunft umzugehen. Ich war immer ein absoluter Optimist und das funktioniert überhaupt nicht mehr. Mit den AD ist ein Zehntel meines alten Optimismus wieder da, doch es geht halt nur mit Tabletten.
So, jetzt reicht's erst mal wieder. Der Firmenlaptop steht neben mir und da schreien etliche mails nach Bearbeitung.
Grüße
det