Hallöchen Para.....
das du dir das alles momentan in deinem Zustand nicht vorstellen kannst, ist nachvollziehbar. Ich denk nicht, das es dir wirklich gut geht, denn dein Tagebuch spricht Bände. Hör auf damit, dich damit zu vergleichen, wie es andren geht. Du fühlst dich mies und das ist dein gutes Recht. Vllt bin ich dir einen Schritt voraus, jedoch nur, weil ich früher gefallen bin. Vllt wär es sonst umgekehrt und du wärst die Person, die schon anders denken könnte. Die Depression hat auch so ihre Phasen, und je nachdem in welcher Phase man aufgefangen wird bzw sich auffangen läßt, kann sich das Blatt noch wenden.
Das Zerreißen ist eines der furchtbarsten Gefühle, die ich kenne. Für mich ist es immer so, als ob ich explodieren müsse. Ich hab dann auch körperliche Schmerzen, die ich unerträglich finde. Die 2 Welten kenn ich zu gut, man war ein ganz andrer Mensch und iwann hat sich der Schalter umgelegt und alles wurde anders. Schrecklich anders. Ich hab zu meinem Thera gesagt, ich war früher ein komplett andrer Mensch und er hat mich angeschaut, als ob ich nicht von dieser Welt wäre.
Die Therapieverträge sind manchmal ein Graus. Ich habs in meinem Thraed geschrieben, wie sehr man trotzdem immer wieder mit sich hadert, und wie heroisch man sich fühlt, wenn man es doch tatsächlich tun würde.........das Eine, das Bestimmte. Ich hatte auch viele Zeiten, in denen ich es viel stärker fand, sich zu suizidieren. Ich fand auch nie, das man damit sich damit in den Mittelpunkt setzen wolle. Es war für mich ein einfaches "ich kann nicht mehr, ich hab keine Kraft mehr".
Es ist auch nicht so, das ich oft wirklich daran glaube, aber meine Kraft reicht nicht aus für mehr und somit muß ich mich arangieren. Ich geh auch auf keine Feier mehr, alles macht mich wuschig und ich fühl mich noch viel einsamer unter den vielen Menschen als ich es ohnehin schon fühle. Dann muß man sich auch noch über Dinge unterhalten, die für eine selbst so unwirklich, so egal, so oberflächlich scheinen. Man muß lächeln, die ständigen Fragen nach dem Befinden beantworte ich sowieso nur mit Lüge. Nicht, das ich unterstelle, das nur oberflächlich gefragt wird sondern ich bin der Meinung, es geht die Gesunden gar nichts an, wie es mir geht. Laß es arrogant sein, laß es überheblich sein. Ich hab keine Lust mehr auf Beleidsbekundungen oder Gesichtsentgleisungen. Mir gehts gut, wenn mich jemand fragt und glücklicherweise sieht man es mir nicht an. Ich achte auf mein Äußeres, wie es tief in mir aussieht, kann sowieso niemand nachvollziehen.
Auch viele meiner Träume sind zerbrochen. Diese verdammte Krankheit hat mein Studium gekillt, trotzdem hab ich nochmal neu angefangen. Mein Traum von einer intakten Familie--zerplatzt wie eine Seifenblase und vom heutigen Standpunkt gesehen unerreichbar. Mein Traum von verständnisvollen Eltern, mein Traum so geliebt zu werden, wie man ist---aus, die Maus. In dem Moment, wo ich zerbrochen bin, haben sie mich mit Füssen getreten. Karriereträume, Beziehungswünsche---alles zertrümmert.
Nun suche ich die Steine, die man wieder verwenden kann und versuche, ein neues Haus zu bauen. Und selbst jetzt sehen viele so aus, als ob sie noch zu verbauen sind und wenn man genauer hinschaut, zerbröseln sie zu Staub in der Mittagssonne. Ich muß weiter suchen, weil es meinem Leben einen neuen Sinn gibt. Und meinen Traum hab ich noch nicht lange, es ist ein neuer.
Ich muß sagen, ich bin froh, das es die Medikamente gibt. Ich weiß, wo ich ohne sie wäre; dort könnten wir uns nicht so schön austauschen. Zuviel Erde und Beton wär dazwischen. Na klar, es nimmt nicht alles weg, es gibt viel, was bleibt. Aber sie helfen, das ist für mich unbestritten. Ich bin häufig sehr aggressiv, paranoid und hochexplosiv. Das kann ich nicht ausleben und die Medis mindern das Ganze. Ich hasse es auch, wenn ich dissoziiere oder depersonalisiert bin. Dies hat sich gebessert und wenn es ganz schlimm ist, hab ich ein Notfallmedikament, welches mir hilft.
Zu meinen Therapievertrag gehört auch das Annehmen von Hilfsnageboten. Ich denke mal, das ist bei dir ähnlich. Wenn wir es mal schaffen, diesen Punkt als etwas anzunehmen, was normal ist und was uns zusteht, sind wir auf einem guten Weg. Ich mußte gestern lachen, als ich es gelesen hab, mein Thera auch. Gleichzeitig hat er mir signalisiert, welchen hohen Wert es einnehmen wird. Dein Verstand wird dir iwann sagen, das es nichts verwerfliches ist. Egal, wie du es empfinden wirst. Es wird niemals sinnlos sein.
Nun wünsch ich dir eine gute Nacht mit etwas erholsamen Schlaf. Ich guck donnerstags immer Germanys next Topmodells, um mir vor Augen zu führen, wie reich doch meine Seele ist, das ich mich nicht so hergeben muß.
Lg Deja
Das gezeichnete Ich "Sing hallelujah" (anhören und sich wiederfinden)