Eine Sekundenentscheidung.
Jetzt könnte ich aufhören, stoppen, einlenken, Ruhe geben, jetzt ist dieser Punkt erreicht, wenn ich den überschreite, dann gibt es kein Zurück mehr.
Dann schlinge und winde ich mich hinein in die Dunkelheit, tiefer und tiefer, keine Stimme der Vernunft erreicht mich mehr, ich sehe nur noch rot und Feind und beisse, kämpfe, schlage um mich, blindlings, grundlos und nach allen Seiten.
Allein gegen den Rest der Welt, erbittert, unaufhörlich, unermüdlich, ohne Absicht und Ziel bis zum Kollaps.
Und nichts was man dagegen tun könnte. Absolut nichts.
Ein Trauerspiel, und immer läuft es nach dem selben Muster ab. Als hätten die Tobenden eine Schallmauer durchbrochen, eine unsichtbare Grenze überschritten, als wären sie aus freien Stücken in den Abgrund der Umnachtung gesprungen. Und niemand, der sie davor zurückhalten kann.
Hab das oft genug erlebt. Und stehe ihm nach wie vor ratlos gegenüber.
Was steckt dahinter? Warum zwingen sich Menschen freiwillig in die Isolation? Als würden sie sich in Stacheldraht wickeln, in einem dunklen Kerker verkriechen, und die schwere Eisentür von innen verriegeln.
Und schreiend, wütend und höhnend das Unrecht anprangern und beklagen, das ihnen angetan wurde.
Ich verstehe es nicht. Ich begreif es einfach nicht. Ich komm nicht dahinter, was so ein Verhalten bringen soll.
Aber es passiert, immer wieder, ohne erkennbaren Anlass oder Auslöser.
Plötzlich kippen sie weg und driftern ab. Schnappen regelrecht über. Gestern noch vernunftbegabt und dialogfähig, heute nur noch am wüten und toben.
Handelt es sich um eine Art geistige Tollwut? Unkontrollierbare Tobsucht?
Ich weiß nur das eine: Dagegen bist du machtlos. Verflucht machtlos.