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Autor Thema: Nach der Therapie  (Gelesen 727 mal)

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Leon

  • Gast
Nach der Therapie
« am: 15 Oktober 2011, 23:23:04 »

Hallo liebe Mitleser, melde mich nach langem mal wieder,

meine VT ist beendet; meine Therapeutin hat mich "entlassen", nachdem ich einige Wochen ohne Medikamente klarkam (ein Absetz-Versuch im Sommer ging kräftig in die Hose - beim zweiten Mal ging es mit langsam ausschleichen).

Es geht mir auch tausendmal besser als in der akuten Phase meiner "Episode". Und endlich sind die sch... Nebenwirkungen weg von dem Venlafaxin. So fühlt es sich nun an, wie wenn man die Krücken weglässt - man geht noch etwas wackelig aber es geht. Ich schlafe gut - aber manchmal ist es, als ob die "dunkle Dame" ums Haus schleicht und ein Loch sucht, wo sie reinkommen kann. Oder es ist ein Gefühl wie eine innere schwarze Teerschicht, die versucht, sich aufzublähen und sich in meine Gedanken zu ergießen. Der Herbst tut ein übriges. Jetzt kommts drauf an - hab ich was gelernt?? Jedenfalls erkenne ich schon mal bewusst, wie ich hie und da in alte Verhaltensmuster zurückkippe - lasse mich fremdbestimmen, nehme jede Aufgabe an, gestalte nicht aktiv - und wenn ich Zeit für mich habe, kann ich nichts damit anfangen - keinen Drive für Sport - kein Interesse an Freundeskreis u.ä. Ein dumpfes Durch-die-Tage-waten, zwar nicht mehr krank, aber auch nicht so wie ganz früher. Heute mittag Bowling mit den Eltern der Schulklasse meiner Tochter. Gute Miene zum Graus... 3 Stunden Lärm und Krach, keine Gelegenheit für gepflegte Konversation, nur ständig "Wow - Strike, Mist, Tschakkaaa, Kreisch" - und verloren hab' ich auch ständig... Mist. Was ist mit mir los, dass ich solchen Freizeitbeschäftigungen einfach nichts abgewinnen kann? Dann lieber in die Arbeit - da bin ich aufgeräumt - bin gefragt - habe meine eigene Profession - kann vernünftig mit Menschen unter 4 Augen reden - bekomme Anerkennung. Zuhause wird Familienleben geschäftsplanmäßig abgewickelt - das hat ja auch was positives, die Kinder haben Sicherheit und schaffen/entdecken sich ihre Welt. Aber meine Welt ist irgendwie ausgelaufen wie eine alte Batterie, dreht sich langsam und müde. Ich krieg' die Krise, wenn ich Leute um mich habe, die mit Ihren Lebensplänen und Visionen strotzen und hippelig Ihre Alpha-Männchen-Allüren versprühen. Bei mir schlägt ein Tag hinter dem anderen auf... Ja - müde bin ich geworden - mit Anfang 40 ...

Und es gibt sie doch noch, die Anker in meinem Leben. Die festen Anker - der Glaube an einen Gott, der mein Leben kennt und irgendwie an ein gutes Ziel bringt. An einen Gott, bei dem ich auch mal abhängen darf; an den "guten Hirten", wie ER sich selber mal genannt hat, der ein lahmes Schaf auch mal auf seinen Schultern nach Hause trägt. Ein Gott, dessen Existenz zum Glück nicht von meinen Gefühlen abhängt. Diese Bilder sind Wirklichkeiten, die mir festen Boden unter den Füssen geben - egal wie ich mich fühle.

Trotzdem - irgendwie da draußen ist noch mehr vom Leben - oder? Aber interessiert mich das eigentlich...?
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