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Autor Thema: Richtigstellung Sintram  (Gelesen 2365 mal)

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Sergio

  • Gast
Richtigstellung Sintram
« am: 21 Dezember 2011, 21:07:57 »

Sintram schrieb "Die Allgemeinmedizin hat sich im Grunde erst im auslaufenden Mittelalter durchgesetzt, um sich als Männerdomäne zu behaupten, kam es zum systematischen millionenfachen Massenmord an heilkundigen Frauen und Hebammen, als Handhabe diente der kollektive und geschürte Hexenwahn.
Der Schaden der damals angerichtet wurde wirkt bis heute nach. "

Also erstenseinmal wurde der Hexenwahn weder geschürt von der Obrigkeit, weder von Kirche noch von Staat, er war nur über viele Jahrhunderte im dummen Volk vorhanden. Es gab die Verfolgung von Hexen oder Hexern im übrigen schon vor der Christianisierung der Germanen, die Germanen waren von Hause aus, schon immer ein sehr abergläubisches, magiegläubiges Volk gewesen.

Wikipedia sagt dazu "Die vorchristlichen Germanen kannten die Verbrennung von Schadenszauberern seit frühester Zeit. Im karolingischen Frühmittelalter gab es jedoch keine Hexenverfolgung. Karl der Große bestätigte durch das Gesetz den Beschluss des Konzils von Paderborn aus dem Jahr 785"
„Wer vom Teufel verblendet nach Weise der Heiden glaubt, es sei jemand eine Hexe und fresse Menschen, und diese Person deshalb verbrennt oder ihr Fleisch durch andere essen lässt, der soll mit dem Tode bestraft werden.“

Die eigentliche europäische Hexenverfolgung fand in der Frühen Neuzeit vor allem in West- und Mitteleuropa aufgrund von Anklagen gegenüber vermeintlichen Anhängern der sogenannten Hexenlehre statt. Bei der europäischen Hexenverfolgung von 1450 bis 1750 (Höhepunkt 1550–1650, Österreich bis 1680) handelte es sich nur zum Teil um eine kirchliche Aktion gegen Häretiker, sondern in erster Linie um ein europäisches Hysterie-Phänomen bezüglich Zauberei und Hexerei, das juristisch zur Straftat der Zauberei umgesetzt wurde und zu vielen Verdächtigungen, Denunziationen, öffentlichen Massenprozessen und Hinrichtungen führte. Die tatsächliche Verfolgung geschah, im Gegensatz zur Inquisition, durch Gerichte und in sehr vielen Fällen aufgrund von Denunziationen aus der Bevölkerung.

Als Wendepunkt in der modernen Erforschung[45]der Hexenverfolgung in Deutschland und Eurapos gilt das Werk von H. C. Erik Midelfort[46]. Demnach wurden Hexenverfolgungen von einem Großteil der Menschen nicht nur toleriert. Statt der kirchlichen wie weltlichen Obrigkeit die Initiative zuzuschreiben, wurden Midelfort zufolge Hexenverfolgungen ganz wesentlich von breiten Bevölkerungsschichten gefordert und eigenhändig organisiert. Dabei trug ein straff organisierter Justizapparat, wo er in Einzelstaaten wirksam war, erheblich dazu bei, die gröbsten Auswüchse zu verhindern.

Sintram schreibt weiter "Liest man die Beipackzettel der Medikamente, findet man im Großen und Ganzen nichts anderes als die chemische Konzentration und Anreicherung biologischer Stoffe, die bereits in der Jungsteinzeit ihre Anwendung fanden,
ja schon bei Primaten bekannt sind, benutzt und per Erziehung weitergegeben werden."

Das glaubst du doch wohl selbst nicht was du da schreibst, es mag ja sein das man zu dieser Zeit die ein oder andere Heilpflanze kannte, jedoch war dieses Wissen extrem primitiv und stümperhaft. Vielleicht hat man sich damals irgendne Brennessel aufs Bein geschmiert und ja kann sein das die wunde auch besser heilte, damit hatte sichs dann aber auch schon, die Annahme es hätte damals ein Wissen gegeben mit dem man hätte schwere Krankheiten heilen können, ist in meinen Augen einfach nur weldfremd. 90% der Bevölkerung waren bis ins 16 Jahrhundert Analphabeten, und da glaubst du diese Primitiven hätten damals ein solches Wissen gehabt ;DDD

Sintram schreibt weiter "Zum Beispiel die chinesische Medizin konnte vieles davon in die Moderne tradieren."

Zum ersten Mal das man dir rechtgeben kann, stimmt! die chinesische Medizin war ihrer Zeit weit vorraus damals! Als wir im Mittelalter gehaust haben, war China bereits eine Hochkultur, in der sich viele Gelehrte mit der Medizin damals befassten. Die Chinesische Hochkomplexe Pflanzenheilkunde kann man aber mit Sicherheit nicht mit der primitiv stümperhaften wenn denn überhaupt vorhanden Pflanzenheilkunde des dunklen Mittelalters vergleichen.
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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #1 am: 21 Dezember 2011, 23:35:37 »

Interessanter Thread Sergio, darüber freue ich mich, denn ich lerne gerne dazu und Hexenverfolgung hat mich als Heilkräuterkundige immer schon fasziniert.

**Also erstenseinmal wurde der Hexenwahn weder geschürt von der Obrigkeit, weder von Kirche noch von Staat, er war nur über viele Jahrhunderte im dummen Volk vorhanden. Es gab die Verfolgung von Hexen oder Hexern im übrigen schon vor der Christianisierung der Germanen, die Germanen waren von Hause aus, schon immer ein sehr abergläubisches, magiegläubiges Volk gewesen.**

Folgendes kurz zusammengefasst hielt ich immer für Richtig, aber ich kann mich auch täuschen, schließlich war ich da - obwohl man mich neuerdings von früheren Leben her erkannt hat - leider nicht dabei und falls doch, wäre ich wohl ebenso auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden :-)

Zur Obrigkeit:
Fast alle sogenannten Hexenprozesse wurden vor weltlichen Gerichten geführt. Allerdings hatten katholische Theologen die dämonologische Hexenlehre (z.B. Schadenszauber) entwickelt - die Kirche hatte den Nährboden für den Hexenwahn gelegt, die Prozesse selbst aber recht schnell an die weltlichen Gerichte abgegeben. So wurden die Hexenprozesse zu Strafverfahren gemischter Zuständigkeit kirchlicher und weltlicher Gewalten. Die örtlichen Gerichtsbarkeiten waren das weltliche Vollzugsorgan, während die kirchlich beeinflussten juristischen Fakultäten die jeweiligen Rechtsgutachten erstellten.

Für eine Behörde war damals ein Hexenprozess der beste und schnellste Weg, Geld zu verdienen. Die Obrigkeit hatte also sehr wohl handfeste materielle Interessen und folglich wurde der Hexenwahn durch sie nicht nur rege geschürt, sondern  Denunzianten wurden auch noch fürstlich entlöhnt!
Laut Gesetz fiel ihr der ganze Besitz der  Hingerichteten zu. Vor allem waren es reiche und alleinstehende Frauen, in erster Linie Witwen, auf die das Auge der gierigen Obrigkeit fiel. Nach der Hinrichtung einer vermögenden Frau gönnten sich ihre Richter ein üppiges Mahl auf Kosten des Opfers. Oft wurde das Geld einer Angeklagten schon vor deren Verbrennung ausgegeben. Für die meist erheblichen Prozess, - und Exekutionskosten musste die Hingerichtete mit ihrer Hinterlassenschaft selbst aufkommen, berechnet wurde dabei oft sogar noch das Feuerholz.

Aber auch der als verschwendungssüchtig bekannte Sonnenkönig ( Ludwig XIV.1638 - 1715) ließ aus Habgier, um an das Geld reicher Vasallen zu kommen deren Vermögen beschlagnahmen und danach von  bestochenen Richtern einige als Hexenmeister verurteilen.

Zur Kirchlichen Beteiligung:
Im 13.Jahrhundert erfolgte die Identifizierung der Ketzerei mit der Hexerei. Für die Kirche ging es dabei in erster Linie um die Bekämpfung der Autorität feindlicher, gut organisierter Gruppen und natürlich um den eigenen Machterhalt. Thomas von Aquin (1225-1274), bedeutendster und einflussreicher Philosoph und Theologe des Mittelalters, bestätigte die Existenz von Hexen und erklärte, dass es die Magie gebe und dass sie nicht das Werk der Hexen, sondern des Teufels sei. Später folgten wissenschaftliche Begründungen für den Hexen- und Dämonenglauben.

Kaiser Friedrich II. erließ 1238 und 1239 Gesetze zum Schutz der Inquisition. Papst Innozenz IV. ließ 1252 mit der Bulle "Ad Exstirpanda" den Gebrauch der Folter zur Erpressung von Geständnissen zu. Diese Verfahren stammt aus dem römischen Recht, dort wurde es hingegen ‚nur' gegen SklavInnen verwendet. Die Grundlagen bzw Voraussetzungen für die späteren Hexenverfolgungen waren nun geschaffen: Verfahren ohne Anklage, Denunziation, Folter und Tod auf dem Scheiterhaufen.

Als die Ketzerbewegungen weitgehend ausgerottet waren, begann man nach anderen, dem Teufel verschriebenen, zu suchen. Zum neuen Feindbild wurden nun die Frauen. Die latent vorhandene Frauenverachtung, gepaart mit Vorstellungen von Dämonen und Zauberei mit Teufelspakt, war eine der Auslöser der Hexenverfolgungen. Jakob Sprenger, päpstlicher Inquisitor für die Rheinlande und Heinrich Insititoris, Inquisitor für Oberdeutschland, waren bei ihren Versuchen, statt Ketzern nun von ihnen als "Hexen" bezeichnete Frauen zu verfolgen, auf heftigen Widerstand gestoßen: Ihre Opfer wurden ihnen nämlich häufig durch weltliche Macht entzogen.

1484 baten die beiden Inquisitoren und Dominikanermönche Jakob Sprenger und Heinrich Institoris den Papst um Unterstützung ihrer Tätigkeit. Als Reaktion erläßt Innozenz VIII. die Bulle Summis Desiderantis, in der er zur verstärkten Verfolgung von Hexen aufruft. Mit dieser allgemein gehaltenen Bulle - der Papst spricht hier interessanterweise nicht speziell von Frauen, sondern von "Personen beyderley Geschlechts…" - gelang es mit päpstlicher Autorität jeden Widerstand und Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Prozesse und Hinrichtungen im Keim zu ersticken.

**im dummen Volk vorhanden** ??? So dumm war das Volk damals scheinbar doch nicht :-), wie folgendes belegt:

Der päpstliche Freibrief für die beiden Inquisitoren ("sie dürfen durch keinerley Gewalt beeinträchtigt oder sonst auf irgendeine Weise gehindert werden") brachte den beiden immer noch kein Glück. Trotz päpstlicher Unterstützung erleidet der Inquisitor Heinrich Institoris in einem Innsbrucker Prozeß eine schwere Niederlage. Im Oktober 1485 begann Institoris in Tirol mit den Verfolgungen. Doch die neuen Ideen des Hexenwesen stießen - nicht nur bei der Bevölkerung - auf Widerstand. Ein Sturm der Entrüstung ging durchs Land und der Bischof forderte den Inquisitor auf, das Land zu verlassen.

Dieser Misserfolg war für Institoris vermutlich der Grund, das Handbuch "Der Hexenhammer" zu verfassen. Im Jahr 1487 veröffentlichten die beiden Dominikanermönche Heinrich Institoris und Jakob Sprenger den "Hexenhammer"; das Buch wurde zum Standardwerk in der Prozessführung."Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karl V." (kurz ‚die Carolina' genannt) schafft 1532 die gesetzliche Grundlage für die massenhafte Durchführung von Hexenprozessen in Deutschland.

Im Gegensatz zur päpstlichen Bulle ("Hexenbulle") ist im Hexenhammer (Malleus Maleficarum = Unholdinnen-Hammer) nur mehr ausschließlich von Frauen als Hexen die Rede. Sprenger und Institoris vermittelten in ihrem Buch ein extrem frauenfeindliches Bild und trugen alles zusammen, was damals an Negativem über Frauen zu finden war, so zum Beispiel die These, dass die Frauen sowohl biologisch als auch metaphysisch minderwertig und unvollkommen seien und sie diese Mängel mit Lüge, Hinterlist und Habgier auszugleichen versuchen.

Sie behaupten, dass Frauen von Natur aus einen geringeren Glauben haben und ihr Verstand mangelhaft sei. Als Indiz für die Minderwertigkeit der Frauen leiteten sie von der lateinischen Übersetzung für das Wort Frau ab: Femina komme von fe und minus (fe deuteten sie als fides = Glaube und minus heißt weniger, femina = die weniger Glauben hat). "Also sei das Weib von Natur schlecht, da es schneller am Glauben zweifelt und auch schneller den Glauben ableugnet".

Der Hexenhammer und die darin beschriebenen Vergehen (z.B. sexueller Verkehr mit dem Teufel), die die Hexen angeblich begangen hatten, sagen eigentlich nichts über die Frauen (die Opfer) aus, sondern offenbaren vielmehr die kranken Phantasien, die sexuellen Frustrationen und Obsessionen der im Zölibat lebenden Kleriker.

Auf Thomas von Aquin (1225-1274), berufen sich auch heute noch viele Kirchenmänner und zitieren seine  Lehre von der Teufelsbuhlschaft, die das sexuelle Motiv in den Hexenglauben einführte: Hexen (=Frauen!) wurden und werden zumeist als vollbusige, rothaarige, lüsterne und enthemmte Frauen dargestellt. Das ist wohl ein Grund dafür, daß in Österreich und Deutschland überwiegend Frauen als Zauberinnen/Hexen verfolgt worden sind.

Martin Luther, der große Reformator, hatte ebenfalls eine fürchterliche, lüsterne Vorstellung von Hexen. Er phantasierte sie sich zurecht als "Teufelshuren, die da auf Böcken und Besen reiten... Kinder in der Wiege martern, die ehelichen Gliedmaßen bezaubern… und die Leute zur Liebe und Buhlschaft zwingen und des Teufels Dinge viel...".
" Gemeinhin ist es der Weiber Natur, daß sie viel Zauberei und Aberglauben treiben und die Eine die Andere lehret. Item die Hexen, das sind die Teufelshuren, welche das Wetter machen, die Milch stehlen und auf dem Besen reiten . . . Mit Hexen und Zauberinnen soll man keine Barmherzigkeit haben. Ich wollte sie selber verbrennen."

Die letzte Hinrichtung einer Frau als Hexe im deutschsprachigem Raum fand übrigens im Jahr 1782 (Anna Göldi in Glarus/Schweiz) statt.

LG
Epines
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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #2 am: 22 Dezember 2011, 04:35:24 »

@Sergio
Hier noch ein interessanter Buchtipp zu:

** es mag ja sein das man zu dieser Zeit die ein oder andere Heilpflanze kannte, jedoch war dieses Wissen extrem primitiv und stümperhaft. Vielleicht hat man sich damals irgendne Brennessel aufs Bein geschmiert und ja kann sein das die wunde auch besser heilte, damit hatte sichs dann aber auch schon, die Annahme es hätte damals ein Wissen gegeben mit dem man hätte schwere Krankheiten heilen können, ist in meinen Augen einfach nur weldfremd. 90% der Bevölkerung waren bis ins 16 Jahrhundert Analphabeten, und da glaubst du diese Primitiven hätten damals ein solches Wissen gehabt**

"Primitive Medizin und Hightech-Medizin R. Jütte", es geht unter anderem um den Anbau von Heilpflanzen in der Jungsteinzeit, übrigens ebenfalls ein interessantes Thema, was mich brennend interessiert, darum auch meine Kommentare an dieser Stelle, obwohl eigentlich der Thread Sintram gewidmet ist, er möge meine kindliche Altklugheit verzeihen.

Schon damals wurden ca. 200 Heilpflanzen angebaut und vermutlich wussten die Menschen im Gegensatz zu vielen in der heutigen Zeit ganz genau, dass man sich keine Brennnesseln aufs Bein schmieren muss, da wirkungslos, sondern eher den sogenannten Beinwell (Symphytum officinale).

Ein Beinbruch war übrigens damals eine schwere Krankheit, denn als Jäger und Sammler und später auch als Bauer, war man auf gesunde, schnelle und leistungsstarke Beine angewiesen.

Die Beinwell-Arten wurden deshalb schon in alter Zeit als Heilkraut verwendet. Ihr Name leitet sich von ihrer Verwendung bei Knochenbrüchen und bei offenen Wunden ab. Auch bei Verletzungen von Bändern und Sehnen wurde der Pflanze Heilwirkung zugeschrieben.
Sowohl der heute anerkannte Gattungsname Symphytum als auch der in früheren Werken gebräuchliche Name Consolida bedeuten übersetzt „Zusammenwachsen“ (lat.: consolidare, gr.: symphýein).  Äußerlich angewendet ist er wirksam bei Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen.

Die Heilwirkung auf die Haut ist auf den Inhaltsstoff Allantoin zurückzuführen.  Allantoin ist heute  in Crèmen und Salben zur äusserlichen Anwendung und in zahlreichen Kosmetika und Körperpflegeprodukten enthalten, z.B. Alphastria®, Dul-X®, Lyman®, Optrex®, Sportium®, Wulnasin®, Narbensalben: Contractubex®, Gorgonium®, Keli-med® u.s.w.

Allantoin bewirkt die Beschleunigung des Zellaufbaus und der Zellbildung, was in der alten Heilkunde vor allem bei der Behandlung von Unterschenkelgeschwüren genutzt wurde. Man konnte zwar damals noch nicht lesen, aber Wissen wurde genau wie auch heute noch vielerorts, durch direkte Kommunikation übertragen.

Allantoin (C4H6N4O3, Mr = 158.12 g/mol) ist ein Racemat und gehört zur Gruppe der Imidazolidine. Es liegt weisses, kistallines Pulver vor und ist geruch- und geschmacklos. In Wasser ist es schwer löslich. Allantoin ist ein Endprodukt des Purinstoffwechsels in pflanzlichen und tierischen Organismen und wird beim oxidativen Abbau von Harnsäure vom Enzym Uricase gebildet. Es kommt natürlicherweise zum Beispiel in Wallwurz, Ahorn, Schwarzwurzeln, Rüben, Rosskastanien und in Weizenkeimen vor.


Nur ein Beispiel von vielen , ich könnte nun noch ausführlich auf den vermutlich auch schon damals bekannten fiebersenkenden und entzündungshemmenden Inhaltsstoff der Weidenrinde (Salicylsäure) eingehen, der auch heute noch Hauptbestandteil in vielen Medikamenten ist. Das  bekannteste dürfte  Aspirin sein, dafür wird heute jedoch synthetische "Acetylsalicylsäure"  verwendet, so nachzulesen auf dem Beipackzettel.

Keine Angst damit verschone ich euch jetzt :-)

LG
Epines
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Sergio

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #3 am: 22 Dezember 2011, 08:14:05 »

Dieser Heinrich Kramer war ein einzelner Eiferer, solche Leute hats immer gegeben, das ist aber nicht der Beweiss das die komplette katholische Kirche an Hexenprozessen beteiligt war.

Vor allen Dingen gab es in südlichen Ländern wie Spanien, Italien, die wenigsten Hexenprozesse, wo die Länder doch am stärksten katholisch geprägt waren, hätte es ja deiner Logik folgend eher umgedreht sein müssen.

Ganz im Gegenteil, in nordischen mitteleuropäischen Ländern hat es die meisten Hexenprozesse gegeben, und das nicht aus Gründen der Religion sondern des fest verwurzelten starken heidnischen Aberglaubens, der damals in weiten Teilen der Bevölkerung vorhanden war. So wie auch in heutigen Teilen Rumäniens, die einfache Landbevölkerung noch an Vampire und Untote glaubt.

Der Aberglaube und die fehlende Aufklärung, sowie die fehlende Alphabetisierung waren die Hauptgründe, für diese Pogromme.

Das es nur Frauen waren, stimmt im übrigen auch nicht, es stimmt zwar für unseren Kulturkreis, aber nicht im allgemeinen, Wikipedia sagt dazu folgendes
"Nach neueren Forschungen und umfangreichen Auswertungen der Gerichtsakten geht man davon aus, dass die Verfolgung in ganz Europa etwa 40.000 bis 60.000 Todesopfer forderte. Etwa 25.000 Menschen wurden auf dem Boden des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, davon in Süddeutschland etwa 9.000, im Thüringer Raum, nach dem Forschungsstand von 2006, 1.565 bei als niedrig eingeschätzter Dunkelziffer, hingerichtet. Dazu kam eine hohe Zahl weiterer zu Konfiskation und Haft Verurteilter. Insgesamt soll etwa drei Millionen Menschen der Prozess gemacht worden sein. Die früher verbreiteten Zahlen von mehreren 100.000 Todesopfern stützten sich auf Schätzungen und das durch Literatur und Filme verbreitete Bild einer ungezügelten Hexenverfolgung. 1786 veröffentlichte Gottfried Christian Voigt seine – auf falschen Zahlen beruhende – These von neun Millionen hingerichteter Hexen, die zu Propagandazwecken von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurde und noch heute in der Literatur zitiert wird.

In etwa 75-80% der Verfolgten waren, dem mitteleuropäischen Hexereibegriff entsprechend, Frauen. Regional konnte es hier jedoch auch zu Abweichungen kommen. So ging die Hexervorstellung in Nordeuropa beispielsweise eher von männlichen Hexen aus, was sich daran zeigt, dass gleichermaßen oder überwiegend Männer verurteilt wurden (zwischen 50 % in Finnland bis zu 90 % in Island). Diese Männer wurden als mit einem speziellen Gürtel, der sie in Tiere (Werwölfe) verwandelte, ausgestattete Wesen beschrieben. Die vielfach verbreitete These, es habe sich um organisierten Massenmord an Frauen gehandelt (Gynozid), ist vor diesem Hintergrund wie auch vor dem der oben genannten Opferzahlen unhaltbar."
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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #4 am: 22 Dezember 2011, 12:27:02 »

Auf jeden Fall ein trauriges Kapitel in der menschlichen Geschichte :-(

LG
Epines
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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #5 am: 22 Dezember 2011, 23:34:04 »

Hallo Sergio

**... als Handhabe diente der kollektive und geschürte Hexenwahn.
Der Schaden der damals angerichtet wurde wirkt bis heute nach. "**

Hexenverfolgung und die damals geschürte Angst vor  Teufel und Dämonen wirkt tatsächlich bis in die heutige Zeit nach, hat folglich im Grunde nie aufgehört zu existieren. Exorzisten sind nach wie vor aktiv, auch wenn es in den meisten Staaten natürlich verboten ist. Es gibt jedes Jahr nachweislich mehrere Fälle, zum Teil mit Todesfolge. Im Vatikan sind  immer noch viele Exorzisten tätig und werden von  Papst Benedikt XVI tatkräftig unterstützt, obwohl man heute weiss, dass in der klinischen Psychologie und Psychiatrie das entsprechende Verhalten eines "Besessenen" als Symptom einer Psychischen Störung gewertet wird.

Evangelische Freikirchen beleben den Teufelsglauben und  befinden sich seit Jahren im Aufwind, vor allem  bei der schwarzen Bevölkerung in Afrika wird im Namen des Christentums verhaltensgestörten Kindern, der Teufel mit brutalsten Foltermethoden ausgetrieben.
Es sind jedoch wie schon im Mittelalter nicht ausschließlich religiöse motivierte Aktionen, sondern vor allem finanzielle Interessen die zu den Folterungen führen. Oft werden "besessene Kinder" auch einfach nur ausgesetzt, ihre Not ist folglich grenzenlos!

Die interessante Doku zeigt; Exorzismus ist ein lukratives Geschäft und auch heute noch eine humanitäre Katastrophe.

"Hexenkind - Folter im Namen Jesu"
http://www.youtube.com/watch?v=wa9YAdXtZrY&feature=related   **Teil 4 Trigger**

"Der Westen hat Afrika das Christentum einst gebracht und nun kehrt es in seiner dunkelsten Form zurück nach Europa", dies sollte uns allen zu denken geben.

Eine weitere spannende Doku über Aberglauben im Tierbereich möchte ich zur Auflockerung, nach diesem doch heftigen Film über "Folter im Namen Jesu" anregen.

"Tiere des Teufels 1/5 - Christlicher Aberglaube im Mittelalter"

Der Vampir wie wir ihn kennen wurde von Romanschriftstellern und Gelehrten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt. Sie setzten ihn zusammen aus Bruchstücken der Überlieferungen der volkstümlichen Erzählungen und schufen damit einen modernen Mythos.

Die Natur und die menschliche Psyche wurden noch nie so gut verstanden wie heute und trotzdem leiden wir noch unter den selben Ängsten wie  Menschen die Jahrhunderte vor uns lebten.
Egal wie vermeintlich gebildet wir sind und wie rational wir denken, lauern noch immer in  unserem Hinterkopf  die Tiere des Teufels.

http://www.youtube.com/watch?v=TLEqhZCqYII&feature=related

LG
Epines
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Sintram

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #6 am: 23 Dezember 2011, 14:52:33 »

Hi @Sergio,

meine Güte, was ich da irgendwo(?) irgendwann(?) in irgendeinem(?) Zusammenhang mal so vor mich hingeschrieben hab... ;-))

Aber nun, auslaufendes Mittelalter sprich frühe Neuzeit, geschürter Hexenwahn sprich verbreitete Hexenlehre, geht doch alles wunderbar zusammen und steht in keinem Widerspruch, finde nichts was zu "berichtigen" wäre, aber sei´s drum.
Hab den "Hexenhammer" im Regal stehen, nach spätestens zehn Seiten weißt du, dass zwischen Wahn und Lehre keinerlei Unterschied bestand.

Mit keinem Wort hingegen hab ich gesagt oder auch nur angedeutet, dass es derlei Perversionen nicht schon früher gab, es ging mir offenbar -so wie ich das aus dem Zitierten zu rekapitulieren versuche- um die damalige gewaltsame Errichtung von Männerherrschaft in einer bisherigen Frauendomäne, was sich historisch nicht von der Hand weisen lässt bis in die Gegenwart hinein.

Ein geschichtlicher "Lehr"vortrag mit verbindlicher Präzision war das Gesagte mit Sicherheit nicht, aber da kann man ja nachschlagen, wenn´s einen interessiert. :-)

Das mit den widerlichen Beipackzetteln dürfte höchstwahrscheinlich spöttisch gemeint sein, hämisch meinetwegen, auf alle Fälle nicht todernst, ich lese das Zeug schon lange nicht mehr, bin ja nicht verrückt, aber das hast Du eh schon gemutmaßt.

Dank @Epines ist ganz schön was ins Rollen gekommen und was Gutes bei raus, sehr erfreulich!
Du könntest ja noch die eine oder andere Aussage aus meinen Einträgen zusammensuchen, die deinen Ansprüchen nicht genügt, wenn jedes Mal sowas Positives daraus erwächst... hast Du meinen Segen, ich mach mir diese Mühe sicher nicht.

Frohe Weihnachten!
Hexer Sintram
« Letzte Änderung: 23 Dezember 2011, 15:33:39 von Sintram »
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Sergio

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #7 am: 23 Dezember 2011, 17:46:56 »

Ich mag es eben nurnicht wenn man allzuleicht verurteilt oder irgendeiner Gruppe eine imaginäre Schuld zukommen lässt.

Und so wird es eben auch oft bei diesem Thema gemacht, fragt man die Leute auf der Straße werden da wohl 90% sagen das die Schuld für die Hexenverfolgung die Kirche hat, wieso sagen sie das, weil sie uninformiert sind, weil sie verallgemeinern, weil sie von grundauf kirchenfeindlich sind und ihnen das in den Kram passt.

Aber wenn man sich mit dem Thema mal sehr lang befasst, aus Interesse oder was auch immer, dann merkt man, das es garnicht "eingeimpft" wurde, oder so wie du sagst verbreitete Hexenlehre. Sondern das die Leute das damals ganz von sich aus glaubten und daraus auch keinen Hehl machten, ja sie schriehen sogar danach das angebliche "Schadenszauberer" endlich verurteilt wurden. Die Verfolgungen wurden nicht von der Kirche geschührt, nein sie wurden vom Volk gefordert. Ja das will man heute nichtmehr hören, weil es ja so leicht ist anderen die Schuld zu geben, dabei herrscht der Teufel in den Menschen selbst in ihren Herzen, indem sie ihren Nachbarn denunzieren zb.

Alles schlechte in der Welt, das kommt nicht vom Teufel oder von der Kirche oder was auch immer, nein das kommt immer von einem selbst, erstmal selber an die eigene Nase packen, bevor man andere verurteilt, das ist gerade das was man am meisten aus Hexenprozessen lernen kann.
Aber es ist ja immerwieder so leicht lieber andere zu beschuldigen als die Schuld endlich mal dort zu suchen wo sie auch liegt, bei sich selbst.
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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #8 am: 23 Dezember 2011, 22:40:22 »

Hallo Sergio

** erstmal selber an die eigene Nase packen, bevor man andere verurteilt**

Du sagst es!

Ich denke auch, dass wir heute nicht vollumfänglich bewerten können was damals geschah. Es braucht wie du richtig bemerkt hast anfangs immer einen einzelnen Eiferer der die Masse bewegt, in Bann hält und genügend anheizt, der außerdem rhetorisch perfekt ist und das Heil auf Erden verspricht und schon wird die Gemeinschaft seiner Anhänger größer. Oftmals gleitet die Sache aus seinen Händen und verselbständigt sich in eine Richtung, die vom Verursacher nicht mehr steuerbar ist. Massenhysterie und Massenmord sind wie man  der Geschichte entnehmen kann die Folgen.

Der Mensch ist leider im Laufe seiner Entwicklung nicht wirklich klüger geworden, was heute durch die Wissenschaft bewiesen ist, wussten unsere Ahnen vielmals instinktiv, oder durch ihre Erfahrungen.

Ich meine warum wohl, essen wir heute die Knollen  einer Kartoffelpflanze und nicht ihre Früchte?

LG
Epines und auch ich wünsche frohe Weihnachten
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Sintram

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #9 am: 24 Dezember 2011, 12:00:30 »

Danke @Epines,

auch für Deine profunden Ausführungen über "primitive" Medizin.
Tatsächlich ist es so, dass nicht erst seit heute namhafte Ärzte und Wissenschaftler aus der Heilpflanzenkenntnis der sogenannten Naturvölker schöpfen und Erstaunliches zu Tage bringen, was in der chemischen Konzentration pharmazeutischer Medikamentation nachweislich Niederschlag gefunden hat und weiterhin findet.
Auch Menschenaffen kennen und nutzen Heilpflanzen, verspeisen sie ausschließlich bei Erkrankungen und Verletzungen, was auf tradiertes Wissen zurückschließen lässt.

Die Arroganz des lesekundigen und zivilisierten Menschen der Moderne @Sergio, ist eine typische Ausprägung von Ignoranz, einer tradierten und gepflegten Überheblichkeit und Dummheit, die sich immer wieder in der Verfolgung und Ausrottung "rückständiger" Volksgruppen und "abergläubischer" Kulturen niederschlägt, die im Dünkel vermeintlicher Überlegenheit mithilfe militärischer Aggression durchgeführt werden und die mitgeführte "Zivilisation" den Betroffenen mit Barbarei und roher Gewalt überstülpen sprich aufzwingen.

Das fing nicht erst bei den dekadenten und imperialistischen Römern und angeblichen Kulturbringern an, als sie die Hochkulturen der Keltogermanen durch Genozid und Versklavung auslöschten, es findet bis heute konsequente Nachahmung und unreflektierte Fortsetzung zum Unfrieden der Menschheit.

Die Rolle, die christliche Kirchen hierbei spielten, ist schändlich, verbrecherisch und verwerflich, was schlicht einer objektiven geschichtlichen Tatsache entspricht und keiner "Verteufelung".

Ich hoffe, damit ist alles "richtiggestellt." :-)

LG
Sintram
« Letzte Änderung: 24 Dezember 2011, 12:43:59 von Sintram »
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Sintram

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #10 am: 25 Dezember 2011, 13:04:54 »

Hallo Christkinder!

Zurückschließen, meine Güte, Zurückschlüsse ziehen, das kommt davon, zwischen Adventkalendertür und Weihnachtsglöckchen zu schreiben. :-)
Sicher ist, dass sich das Erlernen der Anwendung von Heilpflanzen bei Primaten insofern zurückverfolgen lässt, dass Handaufzuchten diese Fähigkeit nicht besitzen.

Klar gab es den Hexenglauben schon vor der Inquistition, Rassismus schon vor der Sklaverei, Imperialismus schon vor der Entdeckung Amerikas, Antisemitismus schon vor den Nazis, es kommt eben immer drauf an, inwieweit eine Legislative diese Vorurteile und kollektiven Umnachtungen für ihre Zwecke benutzt und auf welche Weise sie diese –möglicherweise uralten- Fehlentwicklungen im Zuge eigener Machtgewinnung und Terrorherrschaft instrumentalisiert, von Missbrauch kann man ja hier nicht sprechen.

Opferzahlen nach so langer Zeit festzumachen dürfte fast unmöglich sein, aber Verbrechen gegen die Menschlichkeit und an Menschen in ihrer Schwere an Zahlen festzumachen, ist ohnehin relativ geschmacklos und so gesehen irrelevant, ein Menschenleben wäre schon zuviel.

Selbstverständlich kommt es in diesen Dingen wie in allen anderen auch auf einen selbst an, auf die eigene Bewusstseinsbildung und das eigene Bemühen um Erkenntnis, Toleranz und Vorurteilslosigkeit, da hast Du natürlich recht, Sergio, weshalb ich zum Beispiel Hitlers demokratisch gewählte Schreckensherrschaft nicht mit der faulen und unrichtigen Ausrede einer "Diktatur" durchgehen lasse.

Vermutlich war ich auch deshalb ein wenig unwillig und schroff, weil jedes Kind weiß, dass die Hexe bei Sommersonnwend verbrannt wird und nicht zur Wintersonnenwende an Weihnachten, in Italien bringt sogar eine Hexe den Kindern Geschenke.

Habt in diesem Sinne schöne Tage alle miteinander!




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Epines

  • Gast
Re:Richtigstellung Sintram
« Antwort #11 am: 25 Dezember 2011, 14:26:23 »

Hallo liebe Leute

Jemand hat mich gefragt was im Innsbrucker  1485 Prozess damals passierte.

Heinrich Institoris und Jakob Sprenger hatten eine Anklage an 7 Frauen wegen Teufelsbuhlschaft injiziert. Der Prozeß scheiterte durch das engagierte Auftreten des Tiroler Bischofs Martin Golser und die Frauen wurden  freigesprochen.
Aufgrund dieser Blamage entstand dann vermutlich das Handbuch der Hexenhammer, welches 2 Jahre später publiziert wurde.

Wen es interessiert wie damals solche Prozesse durchgeführt wurden, welche Kriterien für eine Anzeige erfüllt werden mussten und wie z.B. Zeugenaussagen aussahen, der kann in folgender gut dokumentierter Seite etwas von der angsterfüllten Zeit in der man damals lebte nachfühlen.

http://www.henker-folter.de/zur-information-von-a-z-der-inquisition/die-hexe/hexenprozeß/

LG
Epines
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