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Autor Thema: LVR Klinik Düren  (Gelesen 4279 mal)

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thaia

  • Gast
LVR Klinik Düren
« am: 07 Januar 2012, 19:40:45 »

Hallo ihr Lieben,
wollte mal fragen ob hier jemand Erfahrungen mit der LVR klinik in Düren gemacht hat.
ich würde mich ganz gerne Einweisen lassen.
Hab da angerufen und die Frau meinte ich müsste auf die Geschlossene da auf den offenen kein Platz mehr ist, sie meinte auch wenn ich es schaffe sollte ich doch durchhalten und mich auf der DBT station in köln anmelden.
Ich weiß aber nicht ob ich es aushalte habe jedoch totale angst auf die geschlossene zu kommen da man von dort nichts gute hört war von euch schonmal jemand da und auf der geschlossenen ist es wirklich so schlimm wie immer gesagt wird?
Ich würde mich freuen wenn ihr mir Antworten geben könnt und am besten so schnell wie möglich.
Ganz ganz lieben Gruß
Thaia
Gespeichert

Nicki

  • Gast
Re:LVR Klinik Düren
« Antwort #1 am: 08 Januar 2012, 05:16:25 »

Hallo thaia,

von Düren weiß ich nichts, aber über die DBT-Station in Köln habe ich leider nicht allzu viel Positives gehört.
Vielleicht probierst du es in Düren aus.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße,
Nicki
Gespeichert

Hobo

  • Gast
Re:LVR Klinik Düren
« Antwort #2 am: 08 Januar 2012, 07:46:55 »

Hallo Thaia,

über diese spezielle Klinik kann ich nichts sagen, nur allgemein über die "geschlossene". Ich war da vor 3 Jahren. Sie unterscheidet sich von den offenen Stationen schon sehr. Es gibt keine Therapien dort, nur Medikamente und Beobachtung. Möchte man zum Kiosk, dann braucht man einen Pfleger der mit geht. Alleine darf man nicht raus. Die Tür ist abgeschlossen. Mein persönliche Erfahrung war gar nicht so schlecht. Mich haben sie ja quasi von der Straße aufgelesen und die Polizei hat mich dort abgeliefert.

Ok, die ersten Tage musste ich auf dem Gang direkt vor dem Glaskasten des Pflegepersonals schlafen. Wegen der permanenten Überwachung, die in meinem Fall angeordnet war. Aber die Menschen dort waren alle total nett. Sowohl das Personal als auch die Patienten. Das Schlechteste was ich sagen kann ist die Langeweile dort. Es passiert halt nichts. Keine Anwendungen, keine Therapien. Man hangelt sich von einem Essen zum Nächsten und irgendwann kommt dann das Ärzteteam vorbei und man wird begutachtet. Es gibt einen Rauerraum, man darf ja nicht raus und dort spielt sich das gesellschaftliche Leben der Patienten ab. Es gibt TV, Bücher oder Malutensilien. Man kann sich durchaus beschäftigen. Aber die meisten haben halt mit sich genug zu tun und man ist recht alleine. Mit Glück findet man ein paar, die auf der gleichen Wellenlänge sind und das werden dann sehr schnell die Kumpels, die dann fast immer zusammen hängen und den ganzen Tag quatschen^^

Die Visite passiert so 3 bis 4 mal die Woche. Dazu gibt es Fragebögen, die man ausfüllen soll und das Pflegepersonal schreibt Berichte über das Verhalten der einzelnen Patienten. Das hört sich schlimm an, ist es aber gar nicht. Das sind Profis, die erkennen sehr schnell, ob ein Patient besser auf der geschlossenen bleiben sollte oder recht schnell auf die offene verlegt werden kann.

Ich war nur 12 Tage dort, dann haben sie erkannt, dass ich nicht akut suizidgefährdet bin und ich wurde auf eine offene Station verlegt. Dort war es natürlich besser. Man bekommt dann einen "Stundenplan" und der Tag ist recht gefüllt mit Therapien und Anwendungen. Von Gesprächen, über Sport, Ergotherapie, Schwimmen oder Gruppenaktivitäten. Man darf dann auch alleine die Station verlassen und sogar auch das Gebäude. Ok, man muss sich nur auf einer Tafel am "Glaskasten" eintragen, dass die wissen wer gerade wo ist. Aber das ist reine Routine.

Insgesamt war ich 12 Wochen in der Klinik und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Fast irgendwie beschützt. Mein Fehler war, dass ich am Ende Druck gemacht habe und raus wollte. Die Ärzte wollten mich noch 4 bis 6 Wochen länger da behalten. Das hätte ich machen sollen. Aber wie Menschen eben sind, wollte ich raus, dachte ich kann es. Ich war dann noch eine Weile in der Tagesklinik, ich glaube so 3 Wochen. Aber das ist nicht vergleichbar. Man kommt dann ja nur zu Anwendungen und ist kein Teil der Stationsgemeinschaft mehr.

Zusammenfassend kann ich aus meiner heutigen Sicht sagen, die Zeit war wichtig und für mich war es nicht belastend oder gruselig, was man ja immer mal hört. Weder die geschlossene und schon gar nicht die offene Station. Also von meiner Seite, Daumen hoch, wenn Du schlecht unterwegs bist, wenn Deine Welt einstürzt und die so richtig am Boden bist und ganz tief unten in einem bodenlosen schwarzen Loch bist, dann geh dahin!! Je früher, desto besser. Und lass Dir bloss keine Gruselmärchen erzählen. Die Leute dort sind absolut professionell und sehen in dir genau das was du bist. Nämlich ein kleines Menschlein, das vollkommen am Ende ist, aus der Spur geraten ist und nicht mehr alleine weiter machen kann.

Also keine Angst vor der Klinik. Ich kann nur jedem zuraten, je früher desto besser...

lg
Hobo, klinikerfahren...
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