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Autor Thema: Herr Balou  (Gelesen 9563 mal)

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skalesa

  • Gast
Herr Balou
« am: 01 Juli 2010, 21:08:11 »

Das war sein spitzname.
Als er zu mir kam, war ich 16. Ich bekam ihn von meinen eltern, weil sie der meinung waren, dass er mir gut tun würde (hatte ziemlich psychische probleme).
und ja, er tat mir gut. er war mein ein und alles. jemand, der balou nicht an meiner seite akzeptierte, den akzeptierte ich nicht. und er war der grund, warum ichs nicht zu ende brachte und heute noch da bin. ich habe ihm also quasi mein leben sogar zu verdanken.

als ich nach oldenburg zog und ihn nicht mitnehmen konnte, blieb er bei meinen eltern, kam aber immer mal für ein paar tage, ein wochenende, oder auch zwei wochen zu mir.
Dann waren wir immer den ganzen tag draußen, auf den wiesen, im wald oder im schlossgarten. er war dort viel mit seiner hundefreundin maya zusammen. eine der wenigen hunde, die er mochte. maya war wirklich seine große liebe. die beiden teilten sich futter und kuschelten zusammen.
nur wenn maya mal wieder zu langsam war für ihn, sie war ja schon 13, drehte er sich um und bellte sie an.

er war traurig, wenn ich wieder nach oldenburg fuhr, er vollführte tänze und nervte meine eltern solange, bis er im auto saß, wenn sie untereinander sagten, dass sie zu mir fuhren und meinen namen nannten.

Wenn sie sagten "wollen wir zu nadine?" sprang er rum und rannte zum auto. wehe, sie hätten ihn zu hause gelassen.

und wehe, ich hätte ihn unten an seinem eigentlichen platz schlafen lassen, wenn ich über nacht bei meinen eltern war. nein. das ging nicht. sobald ich in richtung treppe kam, schlurrte er sein kissen heran und stellte sich vor die treppe.

wenn ich nach hause kam, brachte er mir immer sein lieblingskuscheltier.

er hat mich immer beschützt, wurde unruhig und knurrte leise, wenn mir leute entgegenkamen und er meine angst oder unsicherheit spürte.

er war aber auch faul. tierärzte bescheinigtem ihm "chronische Faulheit". ballspiele fand er blöd, ihn zu motivieren war schwer. er rannte wirklich nur, wenn es sein musste oder er gerade seine aufregenden fünf minuten hatte, die aber selten vorkamen. Wenn ich einen ball warf, schaute er dem ball nach, mich an und dachte wohl "so und nun? holst du ihn denn jetzt auch wieder?"

Balou wurde leider nur 9 jahre alt. milztumore brachten das ende.

ein halbes jahr vorher war ich noch mit ihm in holland im urlaub. daher ist auch das foto. eines der letzten was ich von ihm habe.

http://img821.imageshack.us/i/balou.jpg/
« Letzte Änderung: 01 Juli 2010, 21:09:02 von skalesa »
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Sintram

  • Gast
Re: Herr Balou
« Antwort #1 am: 04 Juli 2010, 14:49:02 »

Hallo skalesa

Eine bewegende Geschichte.
Die unvoreingenommene und bedingungslose Liebe, die Tiere einem entgegenbringen, kann lebenserhaltend sein, o ja, das kann sie.
Unser Verantwortungsgefühl und unsere Zuneigung retten uns das Leben.

Lieben Gruß
Sintram
« Letzte Änderung: 04 Juli 2010, 14:50:06 von Sintram »
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