Stachel
vlt glaubst du es, vlt nicht. Genau das, was du hier alles beschreibst, ist eine ERKRANKUNG. Deine Realität, diese Ohnmacht als persönliches Versagen anzusehen, ist krank. Jeder andere, der nicht mehr kann, der kann eben nicht mehr, der denkt nicht drüber nach, ob er krank ist oder nicht. Er nimmt sich seine Auszeit und gut ist es. Wir nicht. Aber gerade deshalb werden wir krank. Das ist die Sinnlosigkeit oder vlt soagr der Sinn darin.
Sie nimmt starke Medikamente und ich garantiere dir, wenn du so weitermachst, bist du die nächste, die starke Medikamente nimmt.
Ich bin damals 1Woche in die Klinik gegangen, als mein Sohn mit meinen Eltern im Urlaub war und ich selber Urlaub hatte. Ich war total am Ende. Darauf die Woche bin ich ganz normal arbeiten gegangen. Schalter umgelegt auf Arbeit und los gings. Nach Feierabend Schalter wieder umgelegt und los ging das andere. Das Weinen, das Träumen vom Sterben, die endlose Sehnsucht, endlich Ruhe und Frieden zu finden. Hätte ich meinen Sohn nicht gehabt, ich weiß nicht, ob wir heute miteinander schreiben würden.
Iwann gings nicht mehr, ich hatte keine Wahl mehr. Das muß bei dir nicht so sein. Ich hab seit Jahrzehnten psych Probleme, die da erst richtig ausbrachen. Ich hab nie was für mich gemacht. Ich hab mich mißachtet.
Hör auf, diech mit anderen zu vergleichen. Du weiß nicht, wieviel Unterstützung diese Kollegin von ihrer Familie hat, wie behütet und umsorgt sie aufgewachsen ist. Sie geht Teilzeit, sie hat eine scheinbar Unterstützung und Rückhalt. Das alles ist jedoch unwichtig für dich.
Wichtig ist, das du dir immer wieder bewußt machst, daß du so nicht mehr leben willst. Nicht möchtest sondern nicht willst. Wenn du keinen Willen hast, etwas zu ändern, dann wirst du es nicht tun. Da reichen keine halbherzigen Sachen, da muß man Wollen.
Es ist schön, daß dein Hund dein Ein und Alles ist, genau wie es schön ist, daß mein Sohn mein Ein und Alles ist. Aber das ist nicht gut, nicht gesund und nicht normal in dem Sinne, daß ausreichend ist. Du gehst arbeiten, weil es dich von deiner Einsamkeit ablenkt. Ist das lebenswert?
Du kommst scheinbar langsam in die Phase, zu merken, daß du zwar lebst aber nur überlebst und nicht lebst, so wie du es dir wünschst. Das zu erkennen, ist ein guter Schritt und sollte dich anspornen zb heute beim Soz-psy Dienst anzurufen, oder auch morgen, oder diese Woche. Setz dich nicht selber unter Druck, wenn du es heute nicht packst, packst du es beim nächsten Mal.
Kleine Schritte, Stachel, kleine Schritte sind der Weg zum Erfolg. Aber gehen mußt du sie, das kann niemand anderes für dich tun. Ich würd dich von hier aus ein bißchen anschieben, nur so weit wie du möchtest?
lg yogu