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Autor Thema: Ich will Sommer  (Gelesen 218 mal)

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Deja

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Ich will Sommer
« am: 26 Februar 2024, 12:32:45 »

Tja. Nun bist du tot. Seit 8 Monaten schon. Keine Ahnung warum und wie und überhaupt. So viele offene Fragen. Kein letztes, vielleicht erleichterndes, Gespräch. Ich frage mich seitdem ob sie es verhindert hat aber du hattest genügend Zeit nach mir rufen zu lassen. Und wie sich selbst in ihren Lügen verheddern um mir nicht in die Augen schauen und sagen zu müssen....warum sie mich erst 3 Tage später informiert haben.
Ich kann phasenweise an nichts anderes denken und ich könnte einen Brief an sie schreiben und meine offenen Fragen formulieren. Ich hab nichts zu verlieren. Jedoch stehen große therapeutische Bedenken dabei im Raum.

Und plötzlich...als ich es aussprechen konnte...wie sooft in meiner Therapie...verlieren diese mörderischen Gedanken ihre Macht. Mir wird bewusst, auch wenn du schwer krank warst, du warst bei Bewusstsein. Obwohl, naja, hat man als schwer kranker Alkoholiker nicht schon vor sehr langer Zeit sein Bewusstsein verloren?
Ein Wort von dir, ein Anruf. Ich wäre zu dir gekommen.

Und sie? Sie hat anscheinend null Bedürfnis sich wenigstens jetzt an ihre Tochter zu erinnern. Für mich ist das krank. Anfangs hatte ich Mitleid. Es ist ihr Verdrängungsmechanismus. Kann man verdrängen, dass man eine Tochter hat?

Ja, man kann. Selbst, wenn sie das Einzige ist, was einem bleibt.
Ich frage mich, was passiert, wenn sie mal gepflegt werden muss? Bringe ich die Kraft auf, nein zu sagen? So wie die beiden die Kraft hatten, zu mir nein zu sagen? Ich bin nicht abgestumpft und verbittert. Trotz allem. Ich habe eben Gefühle, sagt meine Therapeutin. Schei** auf Gefühle. Echt. Die haben mir noch nie Gutes gebracht.

Ich war auf deiner Beisetzung und deiner Trauerfeier. Mein Sohn und ich haben zusammen geweint um dich. Es tut mir weh zu wissen, dass du ein nie erwachsen gewordenes Kind warst, abgeschoben und verstoßen. Ich habe einige gute Erinnerungen an dich.

Und trotzdem...

Auch du hast mich zu dem gemacht, was du selber warst

Ein Kind. Abgeschoben und verstoßen.




Und ich denke mir...


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