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Autor Thema: Briefe an die Welt  (Gelesen 560 mal)

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Lightning

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Briefe an die Welt
« am: 25 August 2013, 16:06:18 »

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Brief überhaupt schreiben soll, worüber ich schreiben soll. Es ist ja nicht so, als wüsstest du nicht längst, was ich sagen will. Du hast es die ganze Zeit gewusst. Aber es kümmert dich ja nicht. Wen kümmert überhaupt irgendwas? War es schon immer so? Ich meine, bist du schon immer so gewesen, hast du schon immer das Selbe getan? Nämlich nichts?
Findest du es in Ordnung, so wie es ist? Stört es dich denn überhaupt nicht?
Deine Antworten waren immer klar, aber sie wurden verzerrt, gefälscht, kopiert und am Ende waren es nur noch Lügen. Du hast nichts dagegen unternommen, hast dich nicht aufgebäumt, nicht gewehrt gegen die Dekadenz.
Ich dachte eigentlich, ich müsste wütend auf dich sein, voller Hass auf das, was du nicht tust, aber irgendwie hat sich die ganze Wut verloren. Es ist nichts geblieben als Leere, Apathie gegenüber dir.
Eine Zeit lang habe ich gewartet. Gewartet und gewartet, dass sich etwas ändert. Ich bin mir selbst nicht sicher, wie diese Änderung aussehen soll, aber irgendwie habe ich immer gedacht, so wie es ist, kann es nicht bleiben. Anscheinend habe ich mich getäuscht. Da ist nichts mehr, wohin wir streben könnten, das hier ist alles, was wir erreichen können.
Bin ich traurig deswegen? Enttäuscht vielleicht. Die Erwartungen konnten ihre Versprechen nicht halten. Und überhaupt? Was sind Versprechen überhaupt noch wert? So sind sie doch längst zweckgebunden, zeitgemäß und  überhört. Dennoch denke ich, dass es noch immer relevant ist.
Ich hatte gehofft, das alles würde sich verlieren mit der Zeit, sich von Selbst regeln.
Ich frage mich einfach, ist es nicht in Ordnung, geboren zu werden? Zu denken, zu fühlen, ist es nicht in Ordnung, Erwartungen zu stellen?
Bin ich nur hier, um weiter etwas zu versuchen, das niemals war und niemals sein wird? Soll ich mich nun zum Gehen oder zum Bleiben verurteilen?
Es kümmert dich nicht, wer lebt, oder wer stirbt.
Es ist nicht wichtig, wie lange man bleibt. Du hast von Anfang an klar gemacht, dass wir es sind, die zu kämpfen haben und du nichts weiter tun wirst, unbeeindruckt vom Tod.
Ich hoffe nur, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem du deine Fehler wieder gut machen wirst. Worauf wartest du noch? Du hast nicht mehr lange Zeit, bis es zu spät ist. Das ist jetzt deine letzte Chance.
Wir stehen staunend vor den Trümmern einer guten, alten Zeit und wenn du jetzt nichts tust, werden die Scherben uns alle töten.
Dich zuerst.

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