Ich weiß nicht (mehr) wie zitieren von einem Thema ins andere geht, deshalb zitiere ichs so:
Manchmal kann Mut etwas ganz kleines sein, ..., den Mund aufmachen wenn man die Argumente des anderen nicht unterschreiben kann
Insofern habe ich jetzt mal "Mut" ;)
Ich beziehe mich auf die beiden vorausgegangenen (wie nennt man das? Post, Artikel .... mir fehlt gerade das passende Wort) Meinungen.
Ich denke aus sehr vielen Fachbereichen sind Begriffe in den Alltag "übergeschwappt", Begriffe, die dann nicht mehr die klar definierte Bedeutung haben, wie sie es in dem jeweiligen Fachbereich haben.
Oft ergibt sich die gemeinte Bedeutung aus dem Kontext. Ich finde die Bedeutung von Wörtern ist sehr eng mit dem jeweiligen Zusammenhang zu sehen.
[(Wie war das noch mit der Bedeutung von "ich habe Liebe genossen", bzw. "ich habe liebe Genossen" in der Schriftsprache gleich erkennbar ... gesprochen ist der Zusammenhang wichtig ....) ok, ist nicht dasgleiche und nicht das Selbe, aber es zeigt, dass es auf den Zusammenhang ankommt ;)]
Ehrlich gesagt benutze ich auch Wörter aus dem Bereich der Psychologie in der "Alltagsanwendung"
Ich will nicht ausufern, aber ums zu verdeutlichen ein Beispiel:
Mein kleiner Sohn hat sein erstes Silvester gut mitgemacht. Wir waren bei Freunden in einem kleinen Ort, nicht nahe an irgendwelchen Raketen oder Böllern.
Sein zweites Silvester waren wir bei anderen Freunden, die noch weiter weg von dieser Knallerei waren, aber gesehen und gehört hat man es natürlich trotzdem. Ich musste mit einen schreienden und weinenden Kind vom Balkon ins Haus flüchten (auch wenn ich mich nicht wirklich auf der "Flucht" befand).
Seither hat er Angst vor Dingen, die "Puff" machen könnten.
Es schränkt seinen Alltag nicht ein, aber manchmal gibt es Situationen, wo er ängstlich fragt: macht das nicht "Puff"? Zuletzt als ein Handwerker die Heizung meines Vaters reparierte.
Mein Mann und ich sprechen seither davon, dass er ein Trauma von Silvester hat.
Auch das Wort Depression verwende ich zuweilen auch so, wie es im "Alltagsgebrauch" genutzt wird. Vielleicht weil ich weiß, dass die Personen, mit denen ich darüber spreche wissen, wie ich es meine.
Ich habe in meinem Tagebuch schon einmal Bezug zu diesem Thema hier genommen und dargestellt, dass ich bevor ich die Diagnose "Depression" bekommen habe nicht wußte, was es konkret bedeutet.
Aber ich habe auch keine schlechte Erfahrung damit gemacht, wenn ich sagte, dass ich Depressionen habe. Im Gegenteil, ich habe zu hören bekommen, dass die Menschen mit denen ich darüber sprach, wussten, was damit gemeint ist. Dass sie Freunde hatten, die davon betroffen waren, etc. Es war wirklich so, dass außenstehende mir sagten, welche Erfahrungen sie im Freundes-/Bekanntenkreis damit hatten. Wirklich mit allem, was dazugehört.
Vielleicht ist es deshalb für mich nicht so schlimm, weil ich keine schlechten Erfahrungen gemacht habe, weil mir niemand gesagt hat, dass ich faul, oder sonstwas bin.
Insofern poche ich nach wie vor auf meinen "Kontext", der weiterhilft damit, was wie verwendet wird. Die Zweckentfremdung im Alltagsgebrauch, wenn alle Dialogpartner wissen, was gemeint ist, erspart manchmal auch Zeit für lange Erklärungen ...
Natürlich, wenn Sprache zu Vorurteilen führt, wie du Ina, das schreibst, sollte man sie überdenken.
Wenn nun umgangssprachlich das eine mit dem anderen gleichgesetzt wird, ohne dass man sich diesen Unterschieden bewusst ist, wundert es mich nicht, dass manche Nicht-Betroffene nicht verstehen, dass eine Depression eine ernst zu nehmende Erkrankung ist und glauben...
... man würde sich "nur anstellen",
... übertreiben,
... sei faul,
... würde etwas vorschieben, um nicht arbeiten oder seinen Verpflichtungen im Alltag und im sozialen Leben nachkommen zu müssen,
... müsse einfach nur positiv denken
... u.ä.
Es bedarf also umfassenderer Aufklärung.
Ja, es bedarf umfassender Aufklärung, das ist das, was ich mit Öffentlichkeitsarbeit meinte.
Wie gesagt, es gibt so viele Wörter, die man aus anderen Fachbereichen übernommen hat, und wenn man sich in dem jeweiligen Bereich nicht auskennt, dann weiß man es im Alltag gar nicht.
Da rege ich mich wirklich mehr über die Wörter auf, die wir ungefragt einfach so aus dem Englischen übernehmen, wo unsere Sprache auch so viele wunderschöne Möglichkeiten bietet.
Worüber ich mich aufrege ist, wenn Bezeichnungen verwendet werden, die verletzend sind.
Vor allem, wenn sie von denen genutzt werden, die es besser wissen müssten!!!
Nachtrag: Beim Schreiben ist mir eine Situation eingefallen, als vor Jahren einen Kollegin, die "wirkliche" Depressionen hatte, erzählte, dass als sie nach längerer Zeit wieder damit zu kämpfen hatte, von ihrem Ex-Mann zu hören bekam: Ach so, fängst du jetzt wieder an zu spinnen.
So eine Aussage finde ich unfassbar. Ich kannte die familiären Verhältnisse nicht näher, aber es gab gemeinsame Kinder. Aber was nehmen die Kinder von solchen Aussagen mit? ....
Aber wenn ich so was höre, frage ich mich auch, ob derjenige überhaupt dazu bereit ist, seine Aussage zu überdenken, mit noch so viel Aufklärung ....
"Eigentlich" könnte ich noch mehr dazu schreiben .... ;)