Hallo Ezabeth und alle Beteiligten,
also, dass ich kein Kämpfer bin, kann ich so generell nicht von mir behaupten, manche sehen mich sogar als alten Kämpfer.
Für mich persönlich –und es gibt ja sicher ganz verschiedene Auslegungen des Begriffs- ist ein Kämpfer zum Beispiel einer, der von irgendetwas überzeugt ist, etwas wesentlich Existenziellem, das in seinem Leben eine verbindliche Mitte bildet, also eng mit seinem Sein und seiner Persönlichkeit verbunden.
Und das er bereit ist gegen alle Widerstände und Zweifel durchzuziehen, koste es was es wolle von mir aus sein Leben, weil er sonst nichts hat für dass es zu leben lohnt oder an einer Preisgabe seiner Überzeugung zu Grunde gehen würde.
Da gibt es dann natürlich verschiedene Phasen oder Möglichkeiten sich einer Gefahr oder einem Angriff zu stellen, um mich auf hobos genetische Grundlage des Kämpfens zu beziehen, die des Fliehens, Versteckens, tot stellens und eben kämpfens.
Und da, Ezabeth, geht es mir im Bezug auf meine Mitmenschen inzwischen so, dass ich höchstens in äußerster Bedrängnis –also wenn ich gefordert oder bedrängt werde- um etwas kämpfe, das mir wichtig und bedeutend ist, ruhig auch mal um mich,
ohne die Absicht unbedingt gewinnen zu wollen oder jemanden zu überzeugen, das ist mir längst gleichgültig geworden, sondern um der Sache bzw meinetwillen.
Und das auch nur so lange, bis ich merke, dass es mich stresst oder hinunterzieht, dann gebe ich zwar nicht klein bei, aber ich zieh mich einfach zurück.
Verstecke mich und stelle mich tot, das hat viel mit Bewahrung von Würde zu tun.
Was meine Meinung und Lebensführung betrifft, lasse ich ansonsten alles auf mich zukommen, was sich da zusammenbraut und von „außen“ über mich hereinbricht und versuche erst dann, wenn ich keine andere Wahl mehr habe, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. :-)
War mein (Überlebenskampf)Kampf früher eher offensiv, ist er heute defensiv.
Nicht nur weil mir die Kraft zur Offensive ausgegangen ist, sondern weil ich mir meiner Sache sicher genug bin, um sie einfach zu leben, ohne sie groß anzukündigen oder vor mir herzutragen, um mich ihrer zu versichern, indem ich sie gegen zwangsläufig aufkommende Widerstände behaupte. Das brauche ich einfach nicht mehr.
Ebenso ergeht es mir mit der Gunst meiner Mitmenschen- entweder sie nehmen mich wie ich bin oder sie lassen es eben bleiben, sicher freut mich das erste (auch nicht immer und ausschließlich) und schmerzt mich das zweite (siehe erste Klammer), aber ich versuche weder das eine zu verstärken noch das andere zu gewinnen.
Vielleicht ist es Müdigkeit, aber genau wie du sagst, bringt es nichts, jemanden oder einen Streit zu gewinnen, weil keines davon echt und tragfähig genug ist für aufkommende Krisensituationen oder wichtige Entscheidungen und man es sich deshalb genauso gut sparen kann.
Außerdem macht es nicht glücklich, sondern eher grimmig und zerknirscht, es ist eine leidige, zermürbende und auch demütigende Angelegenheit,
„Sieg“ her oder hin, weil der über Nacht zur Niederlage werden kann.
Meine Güte, ist das jetzt viel geworden, schrecklich.
Ich ziehe mein Ding durch, irgendwie, und versuche mit meiner Depression zu leben, das ist für mich Kampf genug.
LG
Sintram