Hallo liebe Mond
Meine Mutter hatte leider nie das Gefühl, dass sie psychisch krank sei, sondern organisch, was ja ebenso stimmte, sie hatte eine Krankheit nach der anderen, war leidgeprüft, wurde überall bedauert, wie schwer sie es hatte ständig so krank. Sie rannte jede Woche zum Arzt schleppte mich mit, dichtete auch mir Krankheiten an. Immer wieder betonte sie, dass mit mir geistig etwas nicht stimmt, dass ich verrückt, nicht normal sei, irgendwann habe ich es geglaubt, es war wohl auch so, ich habe Borderline und dies seit ich mich erinnern kann.
Sie sonnte sich in ihrem Krank sein , tut es heute noch. Sogar ihre Katze hatte einen angeblichen Leberschaden, den sie bekam, weil ICH sie zu früh (10 Wochen) von der Mutter weggenommen habe. Sie wurde dann täglich mit einer Spritze mit Kuhmilch gefüttert, also zwangs-gefüttert... und frisst nur Garnelen, weil die angeblich so gesund für sie sind und sie so keine Schmerzen hat. Wenn die Katze aus der Toilette kam, wurde ihr After desinfiziert...
Und wie bei dir, wurden niemals andere Meinungen zugelassen, es wurde auch immer betont, dass ich ihr gehöre, "DU BIST MEIN KIND... ich weiss genau was du denkst, ich weiss genau wie du bist". Das hatte mir unheimlich Angst gemacht. Denn ich selber wusste nicht wer und wie ich bin.
Außerhalb des Hauses war ich sehr extrovertiert, aggressiv und laut, zu Hause introvertiert, mutistisch und leise, ich schlich durch die Wohnung, um ja nicht zu stören, um keinen Unwillen zu erregen.
Natürlich ist da ein himmelweiter Unterschied zwischen dir und deinen Töchtern und meiner Mutter und mir, dass ist mir sofort aufgefallen, was vermutlich gleich oder ähnlich ist, ist jedoch das sich zurecht legen der besonderen Umstände. Man bezieht viel auf sich, gibt sich die Schuld Unmut zu erregen, man möchte nicht, dass die Mama leidet und es tut weh, wenn es ihr schlecht geht, weiss aber nicht wie man helfen kann, man ist total überfordert und ohnmächtig. Wenn es ihr besonders schlecht ging, ging es mir auch immer sehr schlecht. Dies war lange Zeit so. Meine Todessehnsucht fing mit 6 an und zog sich durch meine gesamte Kinderzeit. Als Kind versuchte ich mich zwei Mal zu töten, einmal mit 6 Jahren, da legte ich mich auf die Zugschienen und dann erneut mit 14, da schluckte ich alle Tabletten meiner Mutter die ich finden konnte. Sie fanden mich in der Badewanne und brachten mich zum Erbrechen, flößten mir literweise schwarzen Kaffee ein und schleppten mich stundenlang (so kam es mir vor) den Flur rauf und runter. Arzt holte sie ausnahmsweise keinen, der hätte wohl zu viele Fragen gestellt.
Irgendwann stumpft man so ab, dass es einem egal ist. Ich hatte lange Zeit grosse Mühe Menschen gegenüber die leiden, konnte Mitgefühl nicht zulassen, urteilte hart mit Leuten die wie meine Mutter jammerten, auch wenn sie völlig anders waren. Zum Glück ist dies heute anders. Heute bin ich zu empathisch, ich hoffe es pendelt sich irgendwann ein.
Sauber war es bei uns nur, wenn ich geputzt hatte. Täglich musste ich Hausfrauenpflichten erfüllen. Der Perserteppich im Wohnzimmer hatte Fransen, die mussten alle gekämmt in einer Richtung liegen und wehe es war nicht so...
Na ja ich will gar nicht weiter ausholen, sonst bemitleide ich mich wieder :-) Es ist ja vorbei.
Eltern sagen oft etwas Belangloses was dann in den Kindern eine vernichtende Wirkung hat. Ich kann heute nicht verstehen warum man Kinder möchte und diese dann menschenunwürdig behandelt.
Ich denke als Eltern mit Belastung müssen wir jede Möglichkeit ausschöpfen unsere Kinder zu schonen, sie gut zu informieren, eigene Unzulänglichkeiten nicht vertuschen und verleugnen, ihre Empfindungen über unser Verhalten nie in Frage stellen, sondern sie ernst nehmen, immer wieder darüber reden, denn sie sehen die Dinge oft viel klarer als wir selbst, sind aber total verunsichert, ob ihre Einschätzungen richtig sind, vor allem in der Frage, ob sie unsere Stimmungsschwankungen verursachen.
Hey, ich denke das du es bestimmt besser machst, obwohl du auch massiv eingeengt wurdest rutschst du nicht ins gleiche Fahrwasser, denn du suchst den Austausch, du liest dich ein und du hast das Problem erkannt, wenn meine Mutter sich nur ansatzweise so verhalten hätte, wäre ich sehr erleichtert gewesen.
Alles Liebe dir
Epines