Aber das ist doch alles blauäugig, ich gebe es uneingeschränkt zu.
Was ist, wenn jemand wirklich mich meint und zwar weil ich es bin?
Wenn da Jemand ist, der mich nicht leiden, riechen, ausstehen kann und mich das regelmäßig spüren lässt?
Wie um alles in der Welt soll ich damit umgehen?
Zuerst einmal:
Muss ich überhaupt damit umgehen? Bin ich genötigt, darauf zu reagieren? Es überhaupt an mich heranzulassen?
Ist es denn zwingend, darauf einzugehen? Mich zu "verteidigen"?
Da hocken zwei Teufelchen auf meinen Schultern. Das eine nennt sich Selbstmitleid, das andere Stolz.
Das Selbstmitleid wispert:
"Die sind soo gemein. Dabei hast du ihnen doch überhaupt nichts getan. Warum nur mögen die dich nicht, was haben sie nur gegen dich?
Du bist doch in Wirklichkeit ganz anders. Das musst du ihnen klar machen, vor allem auch deshalb, weil es am Ende die andern sonst auch noch glauben, dass du so bist, wie sie behaupten.
Auf! Wehr dich, rechtfertige dich, erklär dich. Das bist du deinem Selbstwertgefühl schuldig."
Alles gelogen. Wie Teufelchen das eben so tun.
Garnichts muss ich beweisen. Niemandem. Und der/dem/denen schon gleich gar nicht, weil es mich überhaupt nicht zu interessieren braucht, ja mich nicht einmal betrifft.
In dem Moment, in dem ich beteuernd darauf eingehe, haben sie Macht über mich und gewonnen.
Sie sind nicht verpflichtet mich zu mögen und es ist auch vollkommen bedeutungslos ob sie das tun.
Es gibt andererseits Menschen, die mich wertschätzen, ja sogar lieben.
Lebende Beweise dafür, dass man mich mögen kann.
Die sind es die mich am Leben erhalten und auf die es ankommt.
Die andern zählen nicht. Sie spielen keine Rolle und dürfen keine spielen.
Ich muss mich ja nicht einmal eingehend mit ihnen beschäftigen um dahinter zu kommen, dass es einfach Menschen sind, die sich selbst nicht leiden, riechen, ausstehen können und die sich das -im Gegensatz zu den meisten andern- nicht eingestehen können oder wollen.
Und deshalb brauchen sie jemand Beliebigen, mit dessen Hilfe - als Objekt ihrer Aversion- sie von sich selbst ablenken können.
Warum sollte ich also so blöd sein, ihnen den Gefallen zu tun und sie auch noch dabei unterstützen?
Ohne mich.
Soweit so gut.
Aber dann kommt da das andere Teufelchen zu Wort, der Stolz:
"Was fällt denen ein? Dazu haben sie kein Recht! Das ist erlittenes Unrecht!
Wenn du schon nichts unternimmst um deinetwillen, so musst du wenigstens stellvertretend kämpfen für die Schwachen und Wehrlosen, die Menschenwürde als solche verteidigen und das Recht auf eigene Meinung!
Auf in den heldenhaften selbstlosen Kampf!"
Alles Quatsch. Gar nichts muss ich.
Ich kann meine Meinung sagen, ob sie nun über mich herziehen oder nicht, unbehelligt und frei.
Und meine unantastbare Würde erreichen sie nicht, da mögen sie im Dreieck springen was sie wollen. Die bleibt mir erhalten, mit oder ohne ihre Einschätzung und Kommentare.
Es gibt nicht einen Grund für mich ein anderer zu sein als der der ich bin.
Ich habe außerdem genug an Problemen mit mir selbst, als dass ich mich auch noch mit ihrer Ablehnung befassen oder gar herumplagen müsste. Dazu besteht nicht der geringste Anlass.
Je weniger ich mich ins Bockshorn jagen lasse, je konsequenter ich sie ignoriere, desto deutlicher manifestiere ich die Menschenwürde als solche und das Recht auf freie Meinung. Stellvertretend für alle.
Sie mögen mich nicht, sie scheinen das zu brauchen, und wenn sie glauben dass es ihnen besser geht damit- nun, nur zu. Mich geht das nichts an.
Ich bin nicht einmal verpflichtet, sie deshalb meinerseits nicht zu mögen.
Auch wenn ich gestehen muss, dass sie mir das nicht gerade symphatisch macht, aber bestätigen muss ich ihnen das deshalb noch lange nicht.
Kurzum: Ich pfeif auf Leute, die mich nicht mögen.
Sie drehen mir das Wort im Mund um, wollen mich um jeden Preis missverstehen und bezichtigen mich der absurdesten Absichten und Charakterschwächen.
Na und wenn schon, sie werden schon ihre Gründe haben, meine sind es auf alle Fälle mal nicht.
Also können sie mir getrost und besten Gewissens gestohlen bleiben.
So einfach und simpel wäre das im Grunde.
Wenn´s nicht immer wieder so verlockend wäre und verführerisch, auf eins der Teufelchen zu hören.
Oder gleich auf beide.
Die Beiden klingen einfach so überzeugend und einleuchtend. So logisch. Gerecht und berechtigt.
Schluss damit!
Wer mich nicht mag, der mag mich eben nicht. Das hat überhaupt keine Bedeutung.
Es zählt nicht.
Punkt.