Hallo Schmetterling,
während ich Deinen Beitrag hier gelesen habe, habe ich mir das Lied angehört, welches Du heute in "Depri Songs" gepostet hast. Und ich muss sagen, dass mich das in Kombination wirklich berührt hat – und:
Mich vermisst auch keiner, ich hinterlasse keine trauernden Angehörigen oder so, also ich habe schon lange alle Kontakte zu Freunden und Familie abgebrochen und lebe isoliert.
...dass zumindest ICH es sehr schade fände, hier künftig nicht mehr von Dir lesen und Dich auf diese Weise ein bisschen näher kennenlernen zu dürfen! Die traurigen Seelen sind für mich oftmals die interessantesten – und wertvoll sind sie ohnehin. Das bist DU ganz sicher ebenfalls!
Ich leide jetzt seit ca. 4 Jahren auch noch an Panikattacken, die sind manchmal so schlimm, dass ich glaube gleich zu sterben
Damit bist Du nicht allein. Ich kenne das auch. Vor allem nachts ist es besonders schlimm – mir geht es dann manchmal so schlecht, dass ich während einer Panikattacke fest davon überzeugt bin, diesen Zustand nicht aushalten zu können und daran zu sterben. Erst, wenn ich mich wieder beruhigt habe, wird mir bewusst, dass das niemals passiert wäre, selbst wenn es noch schlimmer geworden wäre...
Es ist traurig, dass Du so wenig Sinn im Leben siehst und Dich von den Menschen, denen Du bestimmt wichtig warst und es noch immer bist, abgekapselt hast und Dich im Alleinsein verlierst. Aber auch das kann ich zum Teil nachvollziehen, da ich mich in den letzten Jahren ebenfalls von vielen (aber zum Glück nicht allen!) Menschen in meinem Leben "verabschiedet" habe, indem ich mich von ihnen distanziert oder den Kontakt komplett abgebrochen / beendet habe. Und das, obwohl mir bewusst ist, dass es in meiner Situation auf lange Sicht nicht sinnvoll ist. Rückzug und Isolation sind schließlich "Gift", wenn es einem derart schlecht geht und man das Leben nur noch als Qual empfindet!
Eines ist mir in Deinem Text besonders aufgefallen – etwas, was ich auch von anderen schon häufig gelesen habe und auch auf mich selbst zutrifft:
Aber ich kann nicht so weiter leben wie bisher.
Ich möchte doch nur nicht mehr leben, warum ist das so schwer...
Du möchtest nicht mehr leben. Du möchtest SO (!) nicht weiterleben. Weißt Du, worauf ich hinaus möchte? Dieses kleine Wörtchen "so" zeugt von einem übrig gebliebenen Funken Hoffnung, der Dir sagt: "Wenn ich ANDERS leben könnte, würde ich es vielleicht NICHT beenden wollen.". Vermutlich nimmst Du es selber nicht als Hoffnung wahr, aber ich denke schon, dass sie ganz tief in Dir schlummert und noch nicht gänzlich erloschen ist. Und an genau dieser Hoffnung solltest Du Dich festhalten: Dass es doch auch anders sein könnte und dann viel erträglicher wäre – und dass Du dann womöglich auch die positiven Seiten des Lebens erkennen bzw. kennenlernen könntest.
Also, was tun? Ich vermute, dass Dir Deine Grundeinstellung da im Wege steht. Dieses "Es wurde nie besser und das wird es auch nie." – das macht es wirklich sehr schwer. Aber wie ändert man seine Einstellung zum Leben, wenn sie doch seit Jahren fest in einem verankert ist? Nun, das hängt ganz sicher vom Menschen ab. Vom Menschen mit all seinen Erfahrungen, Prägungen, Sichtweisen und seinen derzeitigen Lebensumständen. An Deinen Erfahrungen und Prägungen wirst Du nichts ändern können; die sind nun mal geschehen / entstanden und lassen sich nicht rückgängig machen. Aber an Deinen Lebensumständen, ja, an denen lässt sich durchaus etwas verändern, auch wenn es nicht einfach ist und Mut und Überwindung kostet. Selbst wenn es Dir unmöglich erscheint, in Deiner Situation Veränderungen zu schaffen: Das ist es nicht!
Alleine ist es schwer, jedoch gibt es viele, viele Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. Und diese Hilfe solltest Du in Anspruch nehmen. Das darfst und solltest Du Dir wirklich wert sein! Als erstes würde ich Dir den Gang zum Arzt empfehlen: So kann z.B. ein Hausarzt durch verschiedene Untersuchungen feststellen, ob es körperliche Ursachen wie eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse für Deine Depressionen gibt. Auch ein Neurologe kann hier weiterhelfen. Liegen Deinen Depressionen und Ängsten auch bzw. in erster Linie äußere Einflüsse zugrunde – damit meine ich Erlebnisse aus der Vergangenheit, aber auch nicht allzu weit zurückliegende Geschehnisse – sind Gespräche mit einem Psychiater sinnvoll. Dieser wird Dir Vorschläge machen, wie Du vorgehen kannst. Eine Veränderung Deiner Situation (dazu zählt auch das Alleinsein und die Einsamkeit aufgrund der Isolation sowie die daraus resultierende Überforderung) ist wichtig, um aus dem Tief herauskommen zu können – häufig ist hierbei allerdings die innere Einstellung entscheidend. Insbesondere dort gilt es also, Veränderungen zu schaffen und Dich in eine andere Richtung zu bewegen. Sicher funktioniert das nicht von heute auf morgen. Es ist definitiv ein Prozess, der seine Zeit braucht, um zu "reifen" und sich nachhaltig in Dir zu verfestigen. Ich kann Dir nur raten, Dir Hilfe zu suchen und ggf. einen Psychotherapeuten aufzusuchen, dem Du Dich öffnen kannst, zu dem Du nach und nach Vertrauen aufbaust und mit dem Du über Deine Sorgen und Nöte sprichst – oder anders gesagt: den Du in Deine Seele blicken lässt! Es lassen sich eigentlich immer Wege finden, sein Leben wieder in andere Bahnen zu lenken. Selbst wenn Du nicht daran glauben kannst, weil die Depression Deine Sicht verschleiert und eine objektive, rationale Betrachtung der Dinge verhindert: Glaub mir, verloren bist Du noch lange nicht!
Du kannst Dir ganz sicher sein, dass Du mit Deinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bist. Hier gibt es viele liebe Menschen, denen es leider ganz ähnlich geht und die Dich deshalb nur zu gut verstehen!
Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft und dass Du Dich an einen Arzt wendest, um die Hilfe zu bekommen, die Du brauchst und die Dir zusteht!
Liebe Grüße
Ina