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Autor Thema: Ich möche nicht mehr leben  (Gelesen 1440 mal)

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Schmetterlingstod

  • Gast
Ich möche nicht mehr leben
« am: 16 Oktober 2018, 12:16:26 »

Seit vielen Jahren habe ich Suizidgedanken sogar als 7 oder 8 jähriges Kind schon und es im Laufe meines Lebens mehrfach versucht oder mir fest vorgenommen mein Leben zu beenden, aber letztlich habe ich mich nie getraut, weil ich Angst vor dem Sterbeprozess habe. Zudem habe ich auch noch Angst das der Selbstmordversuch misslingt und ich als Pflegefall ende oder sowas. Meine Erfahrung zeigt, dass es im Leben immer schlimmer kommt als es eh schon ist.

Ich leide jetzt seit ca. 4 Jahren auch noch an Panikattacken, die sind manchmal so schlimm, dass ich glaube gleich zu sterben, es quasi schon weiß wie sich sterben anfühlt, somit verstärkt es diese Angst auch noch zusätzlich. Aber ich kann nicht so weiter leben wie bisher. Besser wurde es nie, sondern es wurde nur immer schlimmer von Jahr zu Jahr.

Ich habe Angst vor dem Leben, das Sterben macht mir auch Angst. Ich möchte nur Ruhe und nicht mehr existieren. Aber alleine schaffe ich es glaube ich nicht mein jämmerliches Leben zu beenden. Keine Ahnung wie es weitergehen soll, ich weiß nicht weiter und bin verzweifelt.

Tot sein ist das Sinnvollste in meinen Augen. Mich vermisst auch keiner, ich hinterlasse keine trauernden Angehörigen oder so, also ich habe schon lange alle Kontakte zu Freunden und Familie abgebrochen und lebe isoliert. Haustiere habe ich auch nicht mehr.
Bald bin ich auch wieder arbeitslos, mein Vertrag endet und ich werde der Gesellschaft auf der Tasche liegen, ich habe nichtmal eine Bewerbung geschrieben, reingeschaut in die Stellenanzeigen schon, aber ich finde nichts passendes. Dann liege ich bald wieder nur noch im Bett rum und schaue Serien um mich abzulenken und vegetiere vor mich hin. Oder ich finde noch rechtzeitig eine neue Arbeitstelle und vegetiere arbeitend vor mich hin. Wie auch immer es kommt, ich bin gefangen in einer Welt in der ich mich nicht zugehörig fühle und fühle mich hier fehl am Platz.
Ich möchte doch nur nicht mehr leben, warum ist das so schwer...
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Ina

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Re: Ich möche nicht mehr leben
« Antwort #1 am: 16 Oktober 2018, 17:17:17 »

 
Hallo Schmetterling,

während ich Deinen Beitrag hier gelesen habe, habe ich mir das Lied angehört, welches Du heute in "Depri Songs" gepostet hast. Und ich muss sagen, dass mich das in Kombination wirklich berührt hat – und:

Mich vermisst auch keiner, ich hinterlasse keine trauernden Angehörigen oder so, also ich habe schon lange alle Kontakte zu Freunden und Familie abgebrochen und lebe isoliert.

...dass zumindest ICH es sehr schade fände, hier künftig nicht mehr von Dir lesen und Dich auf diese Weise ein bisschen näher kennenlernen zu dürfen! Die traurigen Seelen sind für mich oftmals die interessantesten – und wertvoll sind sie ohnehin. Das bist DU ganz sicher ebenfalls!


Ich leide jetzt seit ca. 4 Jahren auch noch an Panikattacken, die sind manchmal so schlimm, dass ich glaube gleich zu sterben

Damit bist Du nicht allein. Ich kenne das auch. Vor allem nachts ist es besonders schlimm – mir geht es dann manchmal so schlecht, dass ich während einer Panikattacke fest davon überzeugt bin, diesen Zustand nicht aushalten zu können und daran zu sterben. Erst, wenn ich mich wieder beruhigt habe, wird mir bewusst, dass das niemals passiert wäre, selbst wenn es noch schlimmer geworden wäre...

Es ist traurig, dass Du so wenig Sinn im Leben siehst und Dich von den Menschen, denen Du bestimmt wichtig warst und es noch immer bist, abgekapselt hast und Dich im Alleinsein verlierst. Aber auch das kann ich zum Teil nachvollziehen, da ich mich in den letzten Jahren ebenfalls von vielen (aber zum Glück nicht allen!) Menschen in meinem Leben "verabschiedet" habe, indem ich mich von ihnen distanziert oder den Kontakt komplett abgebrochen / beendet habe. Und das, obwohl mir bewusst ist, dass es in meiner Situation auf lange Sicht nicht sinnvoll ist. Rückzug und Isolation sind schließlich "Gift", wenn es einem derart schlecht geht und man das Leben nur noch als Qual empfindet!

Eines ist mir in Deinem Text besonders aufgefallen – etwas, was ich auch von anderen schon häufig gelesen habe und auch auf mich selbst zutrifft:

Aber ich kann nicht so weiter leben wie bisher.

Ich möchte doch nur nicht mehr leben, warum ist das so schwer...

Du möchtest nicht mehr leben. Du möchtest SO (!) nicht weiterleben. Weißt Du, worauf ich hinaus möchte? Dieses kleine Wörtchen "so" zeugt von einem übrig gebliebenen Funken Hoffnung, der Dir sagt: "Wenn ich ANDERS leben könnte, würde ich es vielleicht NICHT beenden wollen.". Vermutlich nimmst Du es selber nicht als Hoffnung wahr, aber ich denke schon, dass sie ganz tief in Dir schlummert und noch nicht gänzlich erloschen ist. Und an genau dieser Hoffnung solltest Du Dich festhalten: Dass es doch auch anders sein könnte und dann viel erträglicher wäre – und dass Du dann womöglich auch die positiven Seiten des Lebens erkennen bzw. kennenlernen könntest.

Also, was tun? Ich vermute, dass Dir Deine Grundeinstellung da im Wege steht. Dieses "Es wurde nie besser und das wird es auch nie." – das macht es wirklich sehr schwer. Aber wie ändert man seine Einstellung zum Leben, wenn sie doch seit Jahren fest in einem verankert ist? Nun, das hängt ganz sicher vom Menschen ab. Vom Menschen mit all seinen Erfahrungen, Prägungen, Sichtweisen und seinen derzeitigen Lebensumständen. An Deinen Erfahrungen und Prägungen wirst Du nichts ändern können; die sind nun mal geschehen / entstanden und lassen sich nicht rückgängig machen. Aber an Deinen Lebensumständen, ja, an denen lässt sich durchaus etwas verändern, auch wenn es nicht einfach ist und Mut und Überwindung kostet. Selbst wenn es Dir unmöglich erscheint, in Deiner Situation Veränderungen zu schaffen: Das ist es nicht!

Alleine ist es schwer, jedoch gibt es viele, viele Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. Und diese Hilfe solltest Du in Anspruch nehmen. Das darfst und solltest Du Dir wirklich wert sein! Als erstes würde ich Dir den Gang zum Arzt empfehlen: So kann z.B. ein Hausarzt durch verschiedene Untersuchungen feststellen, ob es körperliche Ursachen wie eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse für Deine Depressionen gibt. Auch ein Neurologe kann hier weiterhelfen. Liegen Deinen Depressionen und Ängsten auch bzw. in erster Linie äußere Einflüsse zugrunde – damit meine ich Erlebnisse aus der Vergangenheit, aber auch nicht allzu weit zurückliegende Geschehnisse – sind Gespräche mit einem Psychiater sinnvoll. Dieser wird Dir Vorschläge machen, wie Du vorgehen kannst. Eine Veränderung Deiner Situation (dazu zählt auch das Alleinsein und die Einsamkeit aufgrund der Isolation sowie die daraus resultierende Überforderung) ist wichtig, um aus dem Tief herauskommen zu können – häufig ist hierbei allerdings die innere Einstellung entscheidend. Insbesondere dort gilt es also, Veränderungen zu schaffen und Dich in eine andere Richtung zu bewegen. Sicher funktioniert das nicht von heute auf morgen. Es ist definitiv ein Prozess, der seine Zeit braucht, um zu "reifen" und sich nachhaltig in Dir zu verfestigen. Ich kann Dir nur raten, Dir Hilfe zu suchen und ggf. einen Psychotherapeuten aufzusuchen, dem Du Dich öffnen kannst, zu dem Du nach und nach Vertrauen aufbaust und mit dem Du über Deine Sorgen und Nöte sprichst – oder anders gesagt: den Du in Deine Seele blicken lässt! Es lassen sich eigentlich immer Wege finden, sein Leben wieder in andere Bahnen zu lenken. Selbst wenn Du nicht daran glauben kannst, weil die Depression Deine Sicht verschleiert und eine objektive, rationale Betrachtung der Dinge verhindert: Glaub mir, verloren bist Du noch lange nicht!

Du kannst Dir ganz sicher sein, dass Du mit Deinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bist. Hier gibt es viele liebe Menschen, denen es leider ganz ähnlich geht und die Dich deshalb nur zu gut verstehen!

Ich wünsche Dir alles Gute, viel Kraft und dass Du Dich an einen Arzt wendest, um die Hilfe zu bekommen, die Du brauchst und die Dir zusteht!

Liebe Grüße
Ina
 
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Schmetterlingstod

  • Gast
Re: Ich möche nicht mehr leben
« Antwort #2 am: 17 Oktober 2018, 08:06:35 »

Hallo Ina,
vielen Dank für den lieben Text, den du mir geschrieben hast.
Ja du hast vermutlich recht das da noch irgendwo ein kleiner Funken Hoffnung in mir ist, aber ich habe auch nicht mehr die Kraft. Ich bin immer wieder aufgestanden und habe mich zurück gekämpft. Es hat letztlich nichts gebracht, weil ich immer wieder falle und erneut am Boden liege.

In einer Klinik und kurzzeitig auch eine Therapie habe ich mal begonnen, aber wieder abgebrochen, weil ich mich nicht gut aufgehoben fühlte, aber auch weil ich Probleme habe zu erzählen was ich wirklich denke und fühle. Manche Menschen sind froh wenn sie erzählen können um Last loszuwerden oder so, denke ich mal. Mir ist das furchtbar unangenehm und ich frage mich immer was jemand gerade von mir denkt oder in welche Schublade ich gesteckt werde.
Mir fällt reden von Angesicht schwer und ich beginne wenn es um mich oder meine Gefühle geht automatisch alles zu verharmlosen oder zu lügen.

Aber ich habe dieses Jahr wieder begonnen Tagebuch zu schreiben. Weil meine Privatsphäre in der Jugend nicht respektiert wurde habe ich damals alle meine Tagebücher verbrannt und auch wenn ich es gerne wieder begonnen hätte z.b dann als Erwachsene mit eigener Wohnung, habe ich es nicht getan, weil ich weitere Vertrauensbrüche nicht ertragen hätte. Aber jetzt habe ich dieses Jahr einfach wieder geschrieben und es macht mir wieder etwas Spaß, aber ist auch aufwühlend.

Danke für deine Gedanken und deine Sichtweise dazu und ich wünsche Dir auch alles Gute und Kraft. Dir geht es, wie ich lese, auch nicht gut und du hast ebenso mit Problemen zu kämpfen.
Liebe Grüße
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Ina

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Re: Ich möche nicht mehr leben
« Antwort #3 am: 21 Oktober 2018, 15:15:15 »

 
Hallo Schmetterling,

In einer Klinik und kurzzeitig auch eine Therapie habe ich mal begonnen, aber wieder abgebrochen, weil ich mich nicht gut aufgehoben fühlte

ich denke, dann hast Du genau das Richtige getan! Wenn die Chemie nicht stimmt, bringt es nichts... Ich halte es für eine Grundvoraussetzung, dass einem der Therapeut sympathisch ist und man einen Draht zueinander findet. Andernfalls ist es ja noch schwerer als es ohnehin schon ist, Vertrauen zu fassen und sich zu öffnen – und ohne dies macht eine Therapie letztlich keinen Sinn.


[...]aber auch weil ich Probleme habe zu erzählen was ich wirklich denke und fühle. [...} Mir ist das furchtbar unangenehm und ich frage mich immer was jemand gerade von mir denkt oder in welche Schublade ich gesteckt werde.
Mir fällt reden von Angesicht schwer und ich beginne wenn es um mich oder meine Gefühle geht automatisch alles zu verharmlosen oder zu lügen.

Wenn Du bei einem Therapeuten sitzt und nicht ehrlich bist, machst Du es ihm, in erster Linie aber Dir selbst ganz schön schwer. Denn wie soll man jemandem helfen und mit ihm zusammenarbeiten, wenn er nicht sagt, was wirklich in ihm vorgeht? Ich meine es nicht böse – im Gegenteil: Vielmehr möchte ich Dich dazu ermutigen, es noch einmal zu probieren. Auch Du wirst einen Therapeuten finden können, der Dir sympathisch ist und mit dem Du Dich verstehst. Auch wenn Du es Dir im Moment vermutlich nicht vorstellen kannst: Ich glaube schon, dass Du unter solchen Voraussetzungen lernen kannst, Vertrauen aufzubauen. Genauso wie man lernen kann, sich zu öffnen und zu reden. Für Therapeuten ist das nichts Ungewöhnliches – Du bist damit schließlich kein Einzelfall. Ein einfühlsamer Therapeut kennt Wege, solche Blockaden zu lösen bzw. Schwierigkeiten mit dem Reden zu überwinden – und er wird auch merken, wenn Du in Deinen Ausführungen nicht ganz ehrlich bist.

Vielleicht denkst Du ja nochmal darüber nach, einen weiteren Versuch zu wagen... Du hast nichts zu verlieren!


Aber ich habe dieses Jahr wieder begonnen Tagebuch zu schreiben. [...] Aber jetzt habe ich dieses Jahr einfach wieder geschrieben und es macht mir wieder etwas Spaß, aber ist auch aufwühlend.

Das ist wirklich schön! Ich mache das auch und halte es für eine gute Möglichkeit, sich und seine Gedanken zu sortieren, etwas klarer zu sehen und innere Anspannung und Druck zu reduzieren. :)

Alles Liebe Dir!
Ina
 
« Letzte Änderung: 21 Oktober 2018, 15:18:18 von InaDiva »
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