Hallo Lena,
eigentlich möchte ich Dir erstmal nur einen Rat geben:
Wir haben auch schon versucht darüber zu reden
Mehr davon! In jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist Kommunikation das A und O – ohne die geht es nicht, auf lange Sicht jedenfalls nicht GUT. Durch reden lassen sich Missverständnisse ausräumen bzw. vermeiden; durch reden kann Verständnis auf beiden Seiten entstehen; durch reden können Kompromisse eingegangen und Wege gefunden werden, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann, ohne dass die eine oder die andere Seite zu sehr darunter leidet und belastet wird.
Sprich mit Deinem Partner und auch mit Deinen Freunden. Auch, wenn Du noch nicht alles so gut erklären kannst, weil Du es selber nicht wirklich verstehst, solltest Du versuchen, ihnen mitzuteilen, wie Du Dich fühlst – und was Du brauchst. Die, die wirklich Deine Freunde sind, werden gewillt sein, es Dir zu geben, wenn sie dazu imstande sind. Wichtig ist meiner Meinung, nicht nur zu sagen, was man NICHT will und was einen verletzt, sondern auch WAS man will und braucht. Niemand kann hellsehen... Damit meine ich z.B., dass Du Deinem Freund nicht nur sagst, dass Du nicht allein gelassen werden möchtest, wenn Du weinen musst, sondern was Dir in solchen Momenten gut tun würde, also z.B. dass er mit Dir redet oder Dich einfach still in den Arm nimmt und festhält. Genauso kannst Du auch Deinen Freunden sagen, dass sie Dich aufgrund Deiner Depression jetzt nicht mit Samthandschuhen anzufassen brauchen.
Je klarer Du Dich den Menschen in Deinem Umfeld mitteilst, desto besser werden sie Dich verstehen und auf Dich eingehen können. Also: Reden, reden, reden...
Dass sich einige Menschen abwenden, damit muss man rechnen. Nicht jeder kann damit umgehen (insbesondere weil Du sagst, Du seist nun ein anderer Mensch – es scheint sich also vieles verändert zu haben) und es will (!) sich auch nicht jeder damit auseinandersetzen. Das kann die unterschiedlichsten Gründe haben und die sollte man tolerieren, auch wenn es schwer fällt. Sicher ist das schade, aber so trennt sich die Spreu vom Weizen und Du weißt, woran Du bist. Halte Dich an die Menschen, die Dir gut tun und Dich so nehmen, wie Du bist.
Manchen ist es schlicht zu viel – es überfordert sie, weil sie sich hilflos fühlen. Um sich selbst zu schützen, gehen sie dann eventuell auf Distanz und ziehen sich ein wenig (oder sogar komplett) zurück. Ich denke, da muss man selbst auch ein bisschen aufpassen und sein eigenes Verhalten gut reflektieren. Wenn es einem schlecht geht, im Kopf Chaos herrscht und man das alles selber kaum versteht, kann es schnell passieren, dass man anderen ungewollt auf die Füße tritt, sie verärgert oder verletzt. Einem selbst fällt das in jenen Momenten nicht immer auf, weil man gedanklich und emotional sehr mit sich selbst beschäftigt ist und dort der Fokus liegt. Da muss man wiederum aufpassen, dass man sein Verhalten nicht mit seiner Depression rechtfertigt ("Ich hab halt Depressionen und kann nicht anders!" o.ä.). Ich habe es sowohl bei anderen, als auch bei mir selbst schon beobachten können. So habe ich früher durchaus in speziellen Situationen gedacht, die Menschen um mich herum müssten sich doch an mich anpassen bzw. Verständnis dafür aufbringen, wenn ich so und so reagiere – weil ich eben dachte, dass ICH ja nicht anders könne. Dabei hätte ich es sehr wohl gekonnt. Nur zu fordern, also eine zu hohe Erwartungshaltung gegenüber den Mitmenschen zu haben, ist schädlich für jede Art von Beziehung. Man muss auch immer an sich selbst arbeiten und ebenso auf sein Umfeld Acht geben und Rücksicht nehmen, wie man es sich von anderen wünscht. Diese Erkenntnis hat mich enorm weitergebracht und dazu geführt, dass ich mittlerweile eigentlich nur noch harmonische Beziehungen pflege. Streit und Missverständnisse kommen im direkten Umfeld nur noch selten vor. Auch hier gilt: Offen reden ist oftmals der Schlüssel!
Liebe Grüße
Ina