Und wieder liege ich nur hier und warte. Stunde für Stunde. Einfach nur…worauf eigentlich?
Dass der Tag vorbei geht.
Ich kenne die Farbe der Wand ganz genau, das Muster der Tapete. Den Stoff der Bettdecke und die Geräusche des Hauses.
Und während Stunde für Stunde vergeht, legt sich ein Stein auf den nächsten. Große und schwere Steine, die für Schutz sorgen könnten, es aber doch nicht tun. Sie bilden die Möglichkeit mir ein Messer in den Körper zu bringen, welches sich Stunde für Stunde genauso dreht, wie der Zeiger sich auf der Uhr weiterbewegt. Kein Schmerz, der einen töten könnte, nein, denn das wäre zu gnädig. Eher ein immer weiter andauernder Schmerz, der aber nie so gering ist, dass er in den Hintergrund rückt. Etwas, was einen immer weiter von innen zerreißt, doch von außen bleibt man eins.
All diese Risse und Schnitte sind vielleicht nicht sichtbar, doch ich sehe sie. Ein roter Faden der sich durch mich zieht, den ich einfach nur sichtbar machen möchte, und es doch nicht tue. Denn was würde es schon noch bringen.
Und mit jedem Moment. Moment. Mit jedem Moment dreht sich alles unaufhörlich weiter, es ist wie ein Stachel, der mit jedem Moment ein Stück tiefer geht.
Wie tief kann es gehen, bis es nicht mehr zu entfernen ist?
Wenn es nicht mehr zu sehen ist.
Mit jedem Moment entgleitet ein Stück des Inneren weiter, nein, ich habe nicht mehr das Bedürfnis es bei mir zu halten. Das alles gehört nicht zu mir, ist nur ein Teil von mir, doch bei allem was ein Teil von mir ist, ist das nur ein winziges Stück.
Was mache ich, wenn nichts mehr zu sehen ist? Mich der Schutz der Steine versteckt, der letzte Stein gelegt, und der Stachel sich immer weiter dreht. Warte ich dann weiter nur? Warte, während alles in mir zerreißt, mich niemand mehr sieht oder erreicht?
Ich möchte nichts. Nicht den roten Faden, nicht den Stachel ziehen, nicht einmal komplett loslassen. Ich liege nur hier und warte.
Denn was würde es schon noch bringen.
Und während der Zeiger sich wieder ein Stück bewegt, spüre ich in meinem Körper dieses Gefühl. Nur zu bekannt, aber nicht zu beschreiben. Ich sehe nur vor meinem Auge, wie sich Stein auf Stein legt und weiß.
Viel Platz ist nicht mehr.
Spoken Word, 24.10.2022