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Autor Thema: Feindbild  (Gelesen 517 mal)

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ivan

  • Gast
Feindbild
« am: 06 September 2017, 15:15:44 »

Guten Tag,

Ich ertrage meinen Fluch nun schon seit mehreren Jahren. Damals, das ist nun gute 12 Jahre her, bin mittlerweile 25, ist meine Familie durch die Scheidung meiner Eltern auseinandergebrochen. Bis dahin konnte ich von einer glücklichen Kindheit  sprechen, das änderte sich dann schlagartig. Auf die Misshandlungen die darauf folgten möchte ich gar nicht näher eingehen, besonders mein Vater hat sich zu einem völligen Wahnsinnigen entwickelt, der mich systematisch zugrunde richtete. Ich habe in diesem Menschen viel zu lange noch diesen einst so geliebten Vater gesehen und die Misshandlungen unbewusst vergraben, ohne das Monster zu sehen, das er geworden war.
Ich war von da mit Leuten unterwegs die ein ähnlich schwieriges Elternhaus hatten und ich verbrachte die nächsten Jahre im Drogensumpf und war an so mancher Dummheit beteiligt. Ich habe es nach einigen Jahren mit aller Kraft raus aus dieser Hölle geschafft. Den Kontakt zum alten Freundeskreis habe ich abgebrochen und ein neues Leben aufgebaut.
In meiner Gegend wurde ich seit jeher wie ein Schwerkrimineller behandelt, als Feindbild sozusagen, was größtenteils auf Gerüchte basiert, die nichteinmal ansatzweise der Wahrheit entsprechen. Das hatte auch zur Folge, dass die Polizei vor einiger Zeit meine Wohnung gestürmt hatte wegen Verdacht auf Waffen und Drogen. Gefunden wurde nichts..
Noch viel schlimmer ist, dass sich die Leute nach einer gewissen Zeit immer gegen mich wenden. Wurde ich anfangs immer freundlich behandelt, in meiner Stammbar oder im Supermarkt, kam mir bald schon überall ein kalter Wind entgegen. Selbst  von Leuten die ich gar nicht kenne bekomme ich Blicke zugeworfen, als wäre ich das Böse in Person, ja das Feindbild schlechthin.
Leute mit denen ich mich quasi angefreundet hatte, meideten mich plötzlich wie der Teufel das Weihwasser. Das ganze drang natürlich auch bis zu meinem Arbeitsplatz. Ich musste deswegen schon zwei Jobs aufgeben. Bei meinem letzten Job wurde ich fristlos gekündigt. Chef und Arbeitskollegen mit denen schließlich auch privat eine Freundschaft zustande kam, wandten sich nach zwei Jahren gegen mich und ekelten mich langsam aber sicher aus dem Betrieb. Das alles so zu ertragen ist für mich schon zur Routine geworden und es macht mir Angst, was das aus mir macht. Ich bin schon ziemlich abgestumpft und es wird immer schlimmer. Alles was mir bleibt, ist ein Neuanfang weit genug weg von hier und die Hoffnung, dass mich die Vergangenheit dort nicht einholt und ich endlich meinen Frieden finde. Wünscht mir Glück. Lg
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