Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

Erweiterte Suche  
Seiten: [1]

Autor Thema: Leben ist mir einfach zu anstrengend  (Gelesen 1328 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

kleinerdino

  • Gast
Leben ist mir einfach zu anstrengend
« am: 08 April 2018, 16:15:07 »

Hallo,
habe eben dieses Forum gefunden nachdem ich über die Effizienz von Schlafmitteln für einen Selbstmordversuch gegoogelt hatte.
Vielleicht hilft es ja sich im Forum etwas kund zu tun.

Das ganze Leben ist mir einfach viel zu anstrengend, die kleinsten Dinge stressen mich bereits und ich habe einfach keinen Elan mehr auch nur irgendwas fort zu setzen.
Es mag für die meisten lächerlich klingen, aber ich bin gerade mal 25 und habe das Gefühl das jedes dieser Jahre völlig für umsonst war.

Um die Situation zu verstehen müsste ich viel weiter ausholen, zu der Zeit als mein Vater und meine Mutter anfingen sich zu zerstreiten, sich aufs übelste prügelten und erst viele Jahre später sich scheiden ließen was zu dem Zeitpunkt nur noch erleichternd war. Nun ist meine Mutter schon immer körperlich krank gewesen (Wirbelsäulen Fehlstellung) und konnte nie arbeiten gehen. Als musste ich ihr immer helfen, schon von dem Moment an als mein Vater damals Auszug und das weite suchte. Für etwa 12 Jahre war ich immer an Ihrer Seite während es ihr kontinuierlich schlechter ging, bis hin zu Rollator und unheilvoll wurde ihr auch schon der Rollstuhl vorher gesagt. Ich war immer eine Frohnatur, hab immer das beste im schlechten gesehen und musste immer die starke Schulter sein um uns irgendwie zu retten. Ich habe 4 Jahre eine Ausbildung gemacht, danach nochmal 4 Jahre studiert und bin jetzt Designerin und Illustratorin. Ich konnte uns jedes mal gerade so mit kleinen Beträgen den Hintern retten, damit wir was zu essen hatten. Mein Alter zahlt bis heute einen nicht ausreichenden Unterhalt an die noch kaputter als ohnehin geschlagene Exfrau. Mein Studium habe ich vor 2 Jahren abgeschlossen, seit dem bin ich für den Bildungskredit hoch verschuldet, finde ums verrecken keinen Job und hadere jeden Monat damit gerade mal die Kosten für die Krankenkasse bezahlen zu können.
Vor einem halben Jahr kam es dann wie es kommen musste, meine Mutter war am Höhepunkt angekommen, vertieft in seltsamste Rituale und Glauben über YouTube gefunden, verschwand sie für eine Woche. Als man sie fand, war sie in einer anderen Stadt gefunden und in eine Psychatrie gebracht worden. Wieder musste ich helfen, wieder die starke spielen und von ihr aufgedrängt Liebe zu ihr vorspielen, die nicht mehr vorhanden war denn diese Frau benahm sich nur noch wie irgendwas aber nicht mehr wie meine Mutter.
Zu der Zeit hatte ich gerade meine erste wirklich große Liebe gefunden und er half mir mit seiner Anwesenheit ungemein.

Auf Rat der Psychologen sollt ich jedoch dringend ausziehen. Meine Mutter bekäme (und hat bis heute) Pfleger zur Seite gestellt die ihr helfen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen da sie verlernt hatte für sich selbst zu leben. Also musste ich dringend raus und dann kam das Angebot meines Freundes ich könnte doch erstmal zu ihm ziehen und wir würden uns dann zusammen etwas größeres suchen wo wir unseren Freiraum besser ausleben können. Gesagt getan, es rettete mir den Hintern.
Jetzt nach 3 Monaten zusammen wohnen kam der Schlag ins Gesicht, er hat sich entfernt, ist nicht mehr verliebt und will das ich ausziehe. In meinem Minderwertigkeitsgefühl noch unterstützt, habe ich jetzt zwar eine Wohnung gefunden und kriege diese dann vermutlich vom Amt übernommen, aber alles fühlt sich erneut so nutzlos an.
Das Leben hat mir einfach nichts mehr zu bieten. Egal was ich mache, ich sehe nur noch das schlechte. Mein mittlerweile Exfreund trifft sich mit Freunden, ich sehe nur wie wenige ich habe. Ich gehe mit dem Hund in den Park, sehe die vielen Menschen die zusammen Spaß haben und was unternehmen und habe niemanden der mit mir etwas machen möchte.
Woher auch Freunde nehmen nachdem ich Jahrelang meine ganze Kraft und Aufmerksamkeit in meine Mutter gesteckt habe? Ich habe noch effektiv 2 Freunde die ich viel zu selten überhaupt noch sehe.
Keine Arbeit, eine Wohnung die ich mit Harz4 bezahlt kriege, keine Freunde. Gefühlt bin ich jedem egal, keinen Interessiert es was mit mir passiert. Der Mann dem ich all mein Vertrauen geschenkt habe lässt mich fallen wie einen toten Hamster, sagt er hat nichtmal selber mit der Beziehung ganz abgeschlossen aber ich müsse gehen, die enge würde ihn krank machen.
Papiere ausfüllen für Anträge, ein weiterer Umzug, diesen Monat nicht mal meine Krankenkasse bezahlen zu können und diese schreiben mich dann erneut auf Schulden an. Jeder Gedanke zerfleischt und stresst mich innerlich. Mir fehlen einfach Aussichten auf irgend eine Besserung. Ich wollte so viel erreichen, so viel sein und so viel machen. Bei anderen läuft einfach alles, Job, Beziehung, Hobbys, Freunde und dann sitze ich  hier wie der Abschaum der Menschheit der einfach alle nur enttäuscht. Ich bin einfach nicht willkommen. Ich habe mich nur dieses eine mal wirklich wohl und heimisch gefühlt, wurde mitgenommen zu Feiern und Freunden, durfte leben und nachdem ich an diesem Geruch wittern durfte, nimmt man es mir weg und sagt seh zu wie du zurecht kommst. Aber gerade das scheine ich einfach nicht mehr zu können. 
Gespeichert

hardworking fool

  • Gast
Re: Leben ist mir einfach zu anstrengend
« Antwort #1 am: 08 April 2018, 17:13:04 »

Hallo,  ich kann gerade nicht viel schreiben,  aber aus deinen Worten lese ich, dass du unheimlich stark bist. Ich fürchte nur, dass du dich nur für andere aufgeopfert hast.
Jetzt ist es Zeit, dass du mal an dich denkst. Vielleicht kann dir eine Therapie helfen
Wer weiß?  Wichtig ist, dass du nicht aufgibst.
Nichts was vor dir liegt ist schwerer als das was du schon überstanden hast.
Alles Gute!
Fool
Gespeichert

nubis

  • Global Moderator
  • Senior Member
  • ****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2.897
  • Omnia vincit amor
Re: Leben ist mir einfach zu anstrengend
« Antwort #2 am: 09 April 2018, 13:29:18 »


Hallo kleinerdino,

ich denke, es ist nicht ungewöhnlich, dass man grade nach dem eigentlichen Stress, wo man runter kommt und Zeit hat zu reflektieren, zusammenbricht.

Nicht umsonst werden auch grade im Urlaub oder am Wochenende Leute krank, die die ganze Woche noch voll Power gegeben haben.

Und für mich liest sich das ein bisschen so: du hast dich all die Jahre um deine Mutter gekümmert, Ausbildung, Studium, immer wie im Hamsterrad...
Dann kam endlich ein Moment zum durchatmen. Abstand von deiner Mutter, dein Freund, der dich unterstützt hat - die Zeit zum durchatmen und reflektieren.
Und genau in dieser Situation - wo du im Grunde am verletzlichsten bist - kommt ein Rückschlag und dein Freund will, dass du ausziehst.

Die negativen Gedanken, die du jetzt hast, sind im Grunde 'deine Grippe'... - und vielleicht kannst du sie auch genau so behandeln: indem du zu einem Arzt gehst und dich behandeln lässt?!
Ich denke jedenfalls, es sollte dir eine Option wert sein - in einer Therapie kannst du lernen dich auch mal um dich selbst zu kümmern und lernen mit dir selbst zurecht kommst - im Zusammenleben mit deiner Mutter (und vielleicht auch bei deinem Freund) hast du dies sicher nicht wirklich entwickeln können.
Mit der Zeit können dann auch Bekanntschaften und Freundschaften aufkommen. Das wird sich ergeben, denke ich :-)

LG und alles Gute!


Gespeichert
Gegen Schmerzen der Seele gibt es nur zwei Arzneimittel: Hoffnung und Geduld

(Pythagoras)
Seiten: [1]