Nur Ruhe - Selbsthilfeportal über Depressionen und Selbstmord

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Autor Thema: kurz vor Schluss  (Gelesen 3353 mal)

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Micha

  • Gast
kurz vor Schluss
« am: 26 November 2018, 16:03:00 »

Hallo zusammen, ....es kostet mich ne enorme Anstrengung, hier zu schreiben. Ich wollte mich nicht registrieren, lange Diskussionen halte ich eh nicht mehr durch.
kurz zu meiner Person:
Männlich, 56 Jahre, Von 1989 an selbständiger CAD-Konstrukteur,
seit ca. 28 Jahren schwer depressiv, 1992 [...]. Gefunden worden, reanimiert im Rettungswagen.
Therapien: - tiefenpsychologisch fundierte analytische Psychotherapie 240 h
                    - Gesprächstherapie 80 h
                   - Anfangs Trizyklische AD, nicht vertragen
                  - SSRI in verschiedenen Varianten, teils schwere Nebenwirkungen, bei Bedarf           
                     ergänzt durch Minidosen Tranxilium 2,5-5mg/Tag
                  - dann Jahrelang Citalopram 20mg, höhere Dosis nicht vertragen
                 - Umstellungsversuch 2016 auf SSNRI, nach 4 Wo wieder zurück auf Citalopram
                    nun seit 3 Wochen Umstellungsversuch auf Bupropion....Ende offen
                   Keine Untersuchung und keine der Psychotherapien hat Aufschluß über die 
                   Ursachen und vorallem keinerlei Besserung gebracht.
                 (Ich kann meine Krankengeschichte bis ins Jahr 1989 durch eine komplette                                           
                  Patientenakte belegen)
Seit 2000 arbeitete als selbständiger CAD-Konstrukteur für die KFZ-Zulieferindustrie,
Nach mehreren Zusammenbrüchen habe ich das 10/2015 beendet und bei meiner privaten LV mit Hilfe einer Firma einen Antrag auf BUZ-Leistungen gestellt. (Ich kann meine Krankengeschichte bis ins Jahr 1989 durch eine komplette Patientenakte belegen)
Von der Versicherung wurde ich von Anfang an als Simulant dargestellt. Ein von der Versicherung beauftragtes Gutachten wurde von einem bekannten Heidelberger Professor für Psychiatrie, besonders Demenzforschung, erstellt. Ergebnis:....."vllt chronifizierte, leichte Dysthemia", Berufsfähigkeitsminderung max. 10%. Antrag abgelehnt. (Ein Mitarbeiter der Versicherung hat in einem Streitgespräch die Summe genannt, die der Gutachter bekam....8000€....für 4 Stunden Screening, von denen der Prof gerade 2h anwesend war......Nachtigall, ick hör´ dir trapsen.......)
Auf Anraten meiner Rechtsverfolger reichte ich Klage beim LG Berlin ein. Das Verfahren läuft seit März 2017. Meine Finanzdecke ist schon lange dahin, lebe von H4, habe hohe Schulden
Nun hat das LG Berlin endlich Prozesskostenhilfe gewährt und einen eigenen Gutachter bestellt, und Dieser hat eine Frist bis zum 28.12.2018   zur Abgabe.
NOCH habe ich keinen Termin, aber ich habe ANGST, und zwar so heftig, dass ich mittlerweile wieder ganz kurz davor bin..... Ich habe mehrere Weinkrämpfe täglich, kann kaum noch aus den Augen gucken, seit Tagen weder Hunger noch Appetit. Sowas wie Schlaf nur noch mit Benzos. Seit 2015 habe ich 15 Kg abgenommen.......und das bei 170/68 kilo, die ich 2015 noch hatte.
Ganz ehrlich, ich habe so ziemlich jedes bisschen Hoffnung verloren. Das Einzige, was mich momentan noch "davon" abhält, sind meine beiden kleinen Katzen, dich ich von meinen letzten, verbliebenen ECHTEN Freunden im August 2017 bekam.

....jetzt fließen wieder Tränen....weiss nicht mehr, was ich schreiben kann/soll....

vielleicht liests ja jemand und hat was dazu zu sagen

lg Micha
« Letzte Änderung: 26 November 2018, 16:13:36 von InaDiva »
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Mitleser

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #1 am: 26 November 2018, 16:50:09 »

Hallo Micha, ich würde gerne wissen was Du Dir von einer Antwort erwartest oder wünscht?

Liebe Grüße.
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Micha

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #2 am: 26 November 2018, 17:14:57 »

Hei Mitleser,

....wenn ich das nur selber wüsste.
Habe aus einem Impuls einfach geschrieben, nachdem ich sah, wievielen  "Portalern" es ähnlich geht.... und wieviele einfach keine Lust mehr haben

Ich lebe mit dieser Scheisse schon so lange, dass ich vergessen habe, wie es ist, "normal" zu sein.
Sich freuen können, zufrieden mit sich selbst und der Welt und vielleicht sogar sowas wie Glück zu empfinden...das ist alles solange her....so fremd.

aber danke Dir für die Nachfrage....sorry, dass ich Dir keine klare Antwort geben kann.
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Mitleser

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #3 am: 26 November 2018, 17:57:15 »

Ich finde du musst Dich nicht entschuldigen weil Du keine Antwort hast. Ich hatte selber Jahrzehnte keine. Nach und nach finde ich erst eine und selbst bei denen dich ich finde, bin ich immer noch mit einer gewissen Skepsis behaftet.
Sich selbst vertrauen und ernst nehmen dauert manchmal ein ganzes Leben lang.

Du hattest ja gefragt was jemand vielleicht empfindet oder denkt wenn er Deinen Text liest. Das versuche ich mal wieder zugeben. Zu aller erst habe ich gar nichts empfunden oder gedacht, es war einfach nur sehr klar und genau beschrieben was du grade meinst zu erleiden.
Ich fand mich in vielen Sequenzen, grade auch bei der Menge an Therapie und der länger dieser Erfahrungen mit der Depression, wieder.
Ich bin nur schlecht geworden im einfach so losquasseln und daher wollte ich eigentlich gerne erstmal Deinen Wunsch kennen lernen. Wir machen oft den Fehler in Antworten komischer Weise von unseren Wünschen zu reden und diese dem anderen überzustülpen.
Ich versuche da mal wach zu sein.

Was mir auffiel als ich Deine Antwort las, das ich dich gar nicht kraftlos oder planlos empfinde sondern doch ganz rationell nach einem klareren Grund suchend, um am Leben zu bleiben. Ich empfinde Deine Zeilen schon wie eine klare Ansage das es Dich weiterhin hier unter uns gibt, nur hättest Du da einfach noch ein wenig mehr klare Gründe.
Da bin ich aber auch wieder bei mir selber. Ich habe in schlimmen Momenten immer wieder auch geschrieben um mir klar zu machen das ich, egal wie schlimm es ist, eigentlich bleiben will. Nur ein kleiner Anstoss hier und da, eine Versicherung, das es sich lohnt und schon geht es weiter.

Ich gehe jetzt aber nochmal einen Schritt weiter. Ich denke nach meinem Weg, der auch von grosser Heftigkeit geprägt war und der mein Leben insgesamt in Frage gestellt hat, bin ich heute zur klaren Erkenntniss gekommen, das es gut ist das es mich noch gibt.
Ich habe einfach für mich Entschieden das ich bleibe. Ich nehme was kommt. Vielleicht liest Du Dir im Beitrag unter uns, meine Antwort an die Katzendame durch. Dann komme ich mir nicht so doof vor, wenn ich mich hier wiederholen muss.

Was Du für Dich vielleicht mal erroieren solltest, ist deine tatsächliche Situation, die sich aus deinem Blickwinkel als völlig verfahren darstellt.
Lange "krank", obwohl ich dich ehr als "gesund" empfinde da Du im Gegensatz zu vielen da draussen, Deiner Situation gegenüber gewahr bist.
 In eine gewisse Armut gerutsch, die ich bei mir als Befreiung empfinde und mit einem Berg von Schulden ausgestattet, die eh keiner mehr von Dir bekommen kann. Wie war das Sprichwort? Greif einem nackten Mann mal in die Tasche.
Vielleicht musst du ja grade etwas schmunzeln und das würde mich freuen, ich tus grade.

Wir können das jetzt natürlich alles als völlig verfahren ansehn, was Du grade durchmachst. So in etwa wie ich, als ich mit Krebs konfrontiert war. Krebs ist eigentlich tödlich, Deine Situation führt nur im Falle das Du aufgibst aus dem Leben. Irgendwie hast Du echt ne Wahl wie ich finde.

Und nun musst Du Dir wohl die Frage stellen ob all die Gründe die du nun seit über 20Jahren geltend gemacht hast, um eben nicht einen weiteren schwerwiegenden Versuch unternehmen zu müssen aus dem Leben zu scheiden, nicht immer noch ihre Gültigkeit haben?
Ich empfand das bei mir auf jedenfall immer so.
Es ist gut das ich noch da bin.

Und ich mag auch grade unseren Austausch. Und nein, ich bin nicht der neue grosse tolle Freund, der Rettungsring der Dir zugeworfen wird, aber doch erkenne ich für mich einen Wert darin von Dir glesen zu haben. Du hast also jemand berührt.
Geht es nicht genau darum im Leben? Wenn beim jüngsten Gericht gefragt wird kannst Du das hier gerne benennen.

Ich habe mich irgendwann mal gefragt ob meine Ziele nicht zu viel von "krankhaft" beeinhalten. Omnipotent, geiler Typ, super beliebt, alle lieben Mich, die Frauen, die Männer, jeder. Nur ich habe mich ständig selbst im Stich gelassen.

Na ja und heute, schreibe ich Dir einfach mal ohne Anspruch und fühle mich wohl.

Dankeschön das ich das durch unsere Konversation bemerken durfte.
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hardworking fool

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #4 am: 26 November 2018, 18:20:22 »

Hi!

Was mir beim Lesen deiner Zeilen aufgefallen ist: Das ist alles sehr technisch, eine nüchterne Auflistung sämtlicher Therapieversuche und Medikamentierung. Was ich vermisse ist eine Beschreibung wie es dir geht.

Kann es sein, dass du deine wahren Emotionen irgendwie nicht zulässt und unterdrückst und dich stattdessen hinter technischen Details versteckst?


Es tut mir furchtbar leid. Normalerweise versuche ich immer irgendetwas hilfreiches zu schreiben, aber bei dir klingelt einfach nichts bei mir. Vielleicht liegt es sogar daran, dass ich meine eigenen Gefühle auch sehr lange krampfhaft unterdrückt habe. Ich weiß es nicht.
 Trotzdem wollte ich dir mitteilen, dass du nicht allein bist.

Alles Gute!

Fool
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Micha

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #5 am: 26 November 2018, 18:29:10 »

Danke erstmal an Mitleser und hardworking fool,

ich schreibe zu Beiden Kommentaren noch was.
Ihr Beide habt was angesprochen, was des Pudels Kern ist. Meine Maske nämlich.
Die ist so fest drin, seit ich selbständig war, das ich nicht mehr weiß, wie es ohne ist.
Ich hab´"Mich" verloren und suche mich verzweifelt.

meld´ mich

lg Micha
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Toni

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #6 am: 27 November 2018, 08:17:16 »

Hallo Micha,
wenn man so tief in einer Depression steckt, wie du gerade, sieht man das Positive gar nicht mehr. Darum fange ich damit mal an: Ich lese aus deinen Schilderungen folgendes Positive heraus: 1. du hast noch Freunde, wenn auch weniger, aber es gibt sie; 2. du hast zwei Katzen, die dir, wenn auch nicht in so hohem Maße, aber immerhin, Halt geben und dir Freude bereiten; 3. du hast einen Rechtsanwalt, der für dich dein Klageverfahren durchführt, d. h. du stehst nicht alleine mit allem da. Das ist schon eine ganze Menge! Auch wenn du das Gefühl hast, vollkommen allein dazustehen.
Wie du schilderst, hast du zwei Therapien hinter dir und du hast mehrere relativ erfolglose Versuche einer Medikamenteneinstellung hinter dir. Zwei Therapien in 28 Jahren finde ich bei einer schweren Depression jetzt gar nicht so viel. Vielleicht versuchst du nochmal in dieser Richtung Unterstützung zu bekommen. Wenn es bei dir in der Nähe einen sozialpsychiatrischen Dienst gibt, könntest du auch dort um Hilfe bitten. Ich fürchte, dadurch, dass du die ganze Zeit eine Maske trägst (oder getragen hast), ist auch die Negativentscheidung für deine Rente beeinflusst worden. Du hast nach außen hin ja immer so getan, als sei alles ok. Das kenne ich nur zu gut. Man will ja keinem zur Last fallen und leider ist es in unserer Gesellschaft immer noch so, dass depressiv häufig als "nicht richtig im Kopf" interpretiert wird. Da versteckt man eine solche Erkrankung lieber so gut es geht. Wäre es für dich auch eine Option, eine stationäre Therapie zu machen oder in eine Tagesklinik zu gehen? Stationär hättest du zumindest die Möglichkeit einer intensiven Therapie und die Medikamente könnten dort vielleicht auch eingestellt werden, weil die Reaktion auf ein Medikament besser kontrolliert und entsprechend ein erfolgloser Versuch schneller abgebrochen werden kann.
Ich fürchte, dass was wir uns alle hier wünschen - nämlich dass die Depression irgendwann durch irgendwas einfach weg ist - passiert nicht. Wenn man herzkrank ist passiert das auch nicht. Man kann nur lernen, mit der Krankheit zu leben. Vor kurzem hat hier im Forum jemand als Gastbeitrag einen Text unter dem Titel "Ich erkenne an" gepostet. Ich glaube, wenn man sich mit der Textaussage identifizieren kann, hat man es einigermaßen geschafft. Ich arbeite noch dran und hoffe, du findest auch für dich einen Weg, mit der Depression umzugehen.

Herzliche Grüße
Toni
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Micha

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #7 am: 28 November 2018, 11:27:38 »

sorry, konnte einfach noch nix schreiben.
Bin die Tage einfach liegengeblieben.
Meld mich
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Toni

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #8 am: 28 November 2018, 15:35:55 »

Hallo Micha,

schön, dass du dich trotzdem meldest! Das zeigt deinen Willen, trotz der ganzen Sch... weiterzukämpfen und nach einer Lösung zu suchen. Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Viele Grüße von Toni
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micha

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #9 am: 06 Dezember 2018, 14:48:54 »

habe die letzten Tage nur noch im Bett verbringen können. Schlafen nur mit enormen Mengen Benzos. am 13.12. Gutachtertermin in Berlin. 540 Km von hier. komm da nur mit Hilfe einer meiner letzten Freunde hin.
wenn das Gutachten auch gegen mich ausfällt, wars das für mich
Ichwerde vorher aber dafür sorgen, das das, was mir passiert ist, niemandem sonst mehr geschieht. Alle Namen der beteiligten der Versicherung gehen dann an jemanden, der dafür sorgt, das die Namen und Vorkommnisse über alle sozialen Netzwerke weltweit verbreitet werden. das mindeste, was ich noch tun kann. machts gut
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hardworking fool

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #10 am: 06 Dezember 2018, 15:54:18 »

Hallo Micha!

Ich hoffe, dass du das noch lesen wirst. Deine Grußformel am Schluss (Macht's gut) lässt ja anderes befürchten.

Ein paar Gedanken möchte ich dir trotzdem auf den Weg geben. Was du schreibst, dass du dafür sorgen willst, dass das was dir geschieht niemand anderem mehr passiert. Das klingt zunächst mal sehr nobel - wobei ich mir nicht 100% im Klaren bin was eigentlich geschehen ist - aber als Perspektive für die Zukunft ist es ein bisschen wenig, findest du nicht? Natürlich ist der Gedanke irgendetwas zu hinterlassen tröstlich, aber eine Kampagne in den sozialen Netzwerken? Ich weiß ja nicht.

Du schreibst von einem Gutachtertermin und, dass es gegen dich ausfallen könnte. Natürlich kann ich jetzt nur eifrig spekulieren worum es dabei geht. Ich musste mich dieses Jahr auch zwei Gutachtern stellen und ich habe deren Entscheidung zunächst auch als Angriff auf mich und meine Person angesehen. Da sitzt jemand vor dir und maßt sich an nach kaum einer knappen / bzw. 1/2 Stunde Gespräch darüber zu entscheiden ob du arbeitsfähig bist. (Also darum ging es bei mir.)

Als der erste Schock allerdings vorbei war, fingen meine grauen Zellen an zu rattern und ich habe sehr viel nachgedacht, über mich, meine Arbeit, die Depression, das Gutachten, die Zukunft. Und irgendwann habe ich festgestellt, dass beide Gutachter Recht hatten. Ich kann meinen alten Job nicht mehr ausüben. Dann habe ich mir die Frage gestellt, ob ich das überhaupt will? Warum habe ich nur wie eine Bescheuerte darum gekämpft einen Beruf auszuüben der mich bis an den Rand des Selbstmords gebracht hat?

Wie J.K. Rowling so schön sagte: Rock bottom became the solid foundation on which I rebuilt my life. Frei übersetzt: Als ich ganz unten angekommen war konnte ich mein Leben auf diesem Fundament neu aufbauen.

Daran arbeite ich heute ganz intensiv. Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Heute bin ich schon fast so weit, dass mir die Depression und die Selbstmordgedanken wie ein längst vergangener böser Traum erscheinen.

Ich verstehe, dass du "Rachegedanken" hegst und es den Versicherungen und Gutachtern und weiß der Geier wem noch heimzahlen willst, aber das bringt dich nicht weiter. Selbst wenn vielleicht der eine oder andere, vielleicht sogar alle Beteiligten deswegen gefeuert würden - brächte dir das Genugtuung? Würdest du dich dadurch wirklich besser fühlen?
Ich glaube nicht.

Alles Gute!

Fool

PS: In meiner dunkelsten Zeit gab mir eine liebe Freundin einen sehr wertvollen Rat. Vielleicht hilft er dir ja auch:
Versuche dir das Leben zu nehmen ohne dich umzubringen!
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Mickie

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Re: kurz vor Schluss
« Antwort #11 am: 06 Dezember 2018, 16:50:08 »

Huhu Micha,

wenn ich es jetzt richtig zusammengebracht habe, geht es bei der Begutachtung ja um deine Berufsfähigkeit und dass du mit der bisherigen Begutachtung unzufrieden warst.

Weisst ich kannte mal eine Dame die konnte körperlich wie psychisch gar nicht mehr und wurde auch von Gutachten zu Gutachten geschickt und jedesmal rieben sich alle die Augen warum sie weiter als Berufsfähig galt.
Eines Tages wurde klar, dass sie ein altes Kindheitsmuster bedient hat und bei den Gutachtern Topp geschminkt, lächelnd auftauchte und nicht mal ihre körperlichen Gebrechen zeigte, frei nach dem Motto es geht niemanden etwas an wie es in einem Aussieht.
Um ein realistisches Gutachten erhalten zu können muss man da halt auch so auftauchen wie es einem geht und nichts besser darstellen als es ist.

Ich weiss nicht ob es auf dich auch zutrifft, dass du nach aussen Stärker rüber kommst als du innerlich vielleicht bist, aber meine Finger haben mir gesagt lass das mal als Idee da.

Ich hoffe du findest für dich eine Perspektive für die du wirklich Lust hast weiter zu machen.

Von der Welt gehen, dass kann wahrlich jeder, aber hier bleiben und für sich Wege zu suchen und neue Pfade zu erobern das erfordert Mut. Ich glaub an dich.

Lg.
Mickie
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hardworking fool

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #12 am: 06 Dezember 2018, 17:28:38 »

PS: Kurzer Nachtrag. Abgesehen von den vom Arbeitgebern bestellten Gutachten habe ich noch mehrere Atteste von diversen Ärzten bekommen. Demnach bin ich gleichzeitig so ziemlich alles von 100% fit, gesund und natürlich voll arbeitsfähig, über leicht depressiv bis zu hochgradig depressiv und suizidal.
Man sollte diesen Gutachten also nicht allzu viel Bedeutung zumessen. Klar, wenn es um Berufsunfähigkeitsrente etc. geht, dann ist das schon eine wichtige Sache, aber viel wichtiger bist du selbst und die Frage wie kannst du mit der Entscheidung leben - egal wie sie ausfällt.


Ich wünsche dir, dass du einen Sinn im Leben findest. Vielleicht eine neue Aufgabe, einen neuen Job, egal was. Es ist nie zu spät etwas neues anzufangen - und tot bist du noch lange genug!
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Toni

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #13 am: 06 Dezember 2018, 21:56:52 »

Hallo Micha,

wenn du dein Leben feige beenden und dich den Herausforderungen nicht stellen willst, dann mach das so, wie du es planst. Mir ist allerdings nicht klar, wem das etwas bringen soll und was du dir davon versprichst. Das Beste was du damit erreichen könntest, dass ein oder zwei Tage, vielleicht auch eine Woche etliche Leute sagen "Da haben sie dem Micha ja wirklich übel mitgespielt. Die bösen Ärzte und die bösen Versicherungen!" Dann kommen andere, wichtigere, aktuellere Themen. Aber verändern wirst du mit dem "Opfer" deines Lebens nichts und helfen wird es auch niemandem - am wenigsten deinen Freunden, die treu zu dir stehen. Und bilde dir nicht ein, dass irgendein Gutachter oder irgendeine Versicherung dann ein schlechtes Gewissen bekommt.

Ja, es ist absoluter Mist, wenn man von Harz IV leben muss - geht aber! Ich selbst hatte bereits lange Zeit das "Vergnügen", mit 50 € in der Woche wirtschaften zu müssen - für alles: Kleidung, Essen, Putzmittel, Fahrgeld und was man sonst noch alles so braucht. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals aus dieser Spirale von Depressionen, körperlichen Beschwerden, wenig Geld, kaum Kontakte herauskomme. Bin ich aber! Ganz langsam, Schritt für Schritt. Hat allerdings über 10 Jahre gedauert. Vom in der Ecke sitzen und sich selbst leid tun wird das nichts (kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen). Ich bin heute nicht reich und auch nicht gesund und die Depressionen grüßen auch immer mal wieder. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen - mal mehr, mal weniger gut.

Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn du nach dem 13.12. wieder hier schreibst, wie es dir geht. Hier gibt es so viele Leute, die auch nicht einfach durchs Leben kommen. Lass dir helfen - sowohl hier mit Laienunterstützung als auch mit professioneller. Ich bin eigentlich nur noch ganz selten hier im Forum, oft Wochen oder Monate nicht. Jetzt habe immer wieder geschaut, ob du was geschrieben hast. Weil du wertvoll und wichtig bist!

Ich drücke dir für den 13.12. alle Daumen!

Liebe Grüße von Toni
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Mitleser

  • Gast
Re: kurz vor Schluss
« Antwort #14 am: 09 Dezember 2018, 14:46:15 »

Solange ich mich in einem Teufelskreis aus Ablehnung meiner Verantwortung mir gegenüber befunden hatte, war keine Heilung möglich. Es hatte mir auch nie geholfen alles was ich hatte kleinzureden.
Meine Freunde waren "nur die wenigen", "die letzten" und lauter solcher wunderbaren Attribute die mich nicht haben sehn und fühlen lassen, das ich Freunde hatte. Wie denn auch, ich hatte ja vor mir keinen Wert und meine Freunde hätten diesen Wert erhöht. Das wäre doch glatt etwas gewesen, das mich aus meiner Isolation befreit hätte. Das ging nicht, wie hätte ich dann in meinem Selbstmitleid schwelgen können. Ich hätte mich ja meiner Verantwortung gegenübergestellt fühlen können. Also habe ich diese abgewertet.

Dann habe ich jahrelang mein Wohl von den Entscheidungen andere abhängig gemacht.
Wenn ich etwas nicht bekommen habe waren andere Schuld. Nie war ich, zumindest in den Anteilen die richtig waren, beteiligt. Es waren immer "die andere", die mir im Weg standen. Nie ich selbst.
Dann habe ich mich geflüchtet. In ein anderes Leben, in andere Welten, in Süchte, in Sehnsüchte nach meinem Tod und der vermeintlichen Ruhe und mich selbst massakriert, kasteit und abgelehnt.

Bis ich lernte gut zu mir zu sein.
Das benötigte eine Entscheidung von mir, für mich.
Gespeichert
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