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Autor Thema: Es lohnt sich nichts mehr...  (Gelesen 814 mal)

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beisch17

  • Gast
Es lohnt sich nichts mehr...
« am: 21 August 2020, 02:10:05 »

Hallo,

es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mal wieder in einem Forum schreibe. Aber momentan sehe ich keinen Sinn mehr in allem... Ich versuche meine aktuelle Situation so kurz wie möglich, aber dennoch so genau wie nötig zu beschreiben:

Ich bin nun 49 Jahre alt, mein ganzes Leben war ein Kampf. Als ungeliebtes Kind wurde ich nur als Störenfried behandelt. Meine Mutter schaffte es bis heute sehr gut, mir permanent ein schlechtes Gewissen einzutrichtern. Ich habe vor 2 Wochen beschlossen, den Kontakt nunmehr endgültig zu ihr abzubrechen, weil sie mich nur runter zog. Als Jugendliche machte ich eine mir verhasste Ausbildung (ich habe tatsächlich heute noch Alpträume aus dieser Zeit), dazwischen hatte ich zahlreiche Affären bzw. One-Night-Stands, allerdings war ich immer auf der Suche nach Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe.

Mit Anfang 20 wurde ich schwanger, trennte mich aber bereits in der Schwangerschaft vom Vater, weil mir massive Verhaltensstörungen auffielen. Ich entschied mich aber trotzdem für das Kind und bekam einen Jungen. Vielleicht war diese Entscheidung mein größter Fehler... mein Kind war ein extremes Schreibaby, später in Kindergarten schwerst verhaltensauffällig, danach nicht Regel-beschulbar, ich war alleinerziehend, hatte keinen Kontakt zu meiner Familie und hilflos und total überfordert. Mein Sohn landete in Heilpädagogischen Schulen, Wohngruppen und Arbeitsmaßnahmen. Alles vergeblich... er ist heute 27 Jahre, hat noch nie richtig gearbeitet, hat selbst einen kleinen Sohn, aber keinen Kontakt zu ihm. Auch ich habe vor einigen Jahren den Kontakt zu ihm abbrechen "müssen", weil ich nicht mehr konnte...

Ich bekam dann nochmal einen Sohn, dieser war Gott-sei-Dank normal entwickelt und sogar ein sehr liebes, braves und ruhiges Kind. Er hat mittlerweile sein Abitur bestanden und beginnt in 2 Wochen seine Ausbildung.

Vor 13 Jahren bekam ich die Diagnose Diabetes Typ II und seitdem werde ich auch mit Antidepressiva behandelt. Ich habe inzwischen so viele Krankheiten (Asthma, Bluthochdruck, Cholesterin, Polyneuropathie - Starke Nervenschmerzen in den Füßen und Beinen -, Ausgeprägte Endometriose - muss Hormonpillen nehmen -, mehrmals Thrombosen - nehme nun auch noch Blutverdünner -, Schilddrüsentabletten und dann eben noch Tabletten wegen Depressionen und Diabetes. Außerdem nehme ich bei Bedarf Schlaftabletten, weil ich starke Schlafprobleme habe und Beruhigungsmittel (Tavor) bei Panikattacken und extremen Angstzuständen. Aufgrund meines Diabetes habe ich nun auch erste Folgeschäden: Vor einem halben Jahr wurde mir links mein großer Zeh amputiert, aber seitdem habe ich große Probleme mit meinem Fuß, evtl. drohen weitere Amputationen...

Ich habe, als meine Kinder noch klein waren, immer Vollzeit gearbeitet, seit 8 Jahren bin ich aufgrund meiner Krankheiten in Teilerwerbsrente, arbeite also nur noch an 2 Tagen die Woche Vollzeit. Seit der Zehenamputation bin ich aber nun im Krankenstand... Dauer unbekannt...

Vor 10 Jahren habe ich aus Liebe geheiratet... Es stellte sich aber schon kurz nach der Hochzeit heraus, dass mein Mann an erheblichen psychischen Problemen leidet: Manisch-depressiv, ADHS, Realitätsverlust, Borderline-Verhalten. Ich habe wirklich gekämpft um diese Ehe, war immer für meinen Mann da, habe ihm unendlich viel verziehen und bin nun trotzdem gescheitert... Mein Mann ist ausgezogen und lebt nunmehr im völligen Chaos...

Ja und jetzt kommen natürlich auch noch die finanziellen Probleme... ausgerechnet jetzt wurde unser Wohnhaus modernisiert und die Miete kräftig erhöht, ich erhalte derzeit nur das Krankengeld und der Vater meines 2. Sohnes muss nun auch keinen Unterhalt mehr für diesen bezahlen.

So, das wars im groben mal so... Krankheiten, Ehetrennung, Finanzprobleme, kein Kontakt zum Sohn / Familie...

Ich müsste wegen meines Diabetes sehr konsequent Insulin spritzen, was mir manchmal auch gelingt, aber momentan nervt es mich einfach nur noch...

Wozu das ganze? Ich will in dieser Welt in meiner Situation nicht alt werden, warum also überhaupt noch medizinisch mich anstrengen? Ich weiss, dass vor allem aufgrund des Diabetes (Folgeschäden) noch schwere Krankheiten auf mich zukommen werden, eben weil ich nie richtig konsequent mit Insulinspritzen war und auch nie sein werde. Soll ich zuschauen, wie ich immer weiter körperlich verfalle...?

Mein jüngster Sohn ist nun 20 Jahre, beginnt seine Ausbildung, hat seinen Platz im Leben gefunden... Ich glaube, es kotzt ihn auch manchmal an, dass seine Mutter so krank ist. Ist es nicht besser, ihm meinen weiteren Verfall zu ersparen? Und nicht nur ihm, sondern mir auch...?

Ich sehe keine Zukunft mehr für mich, werde wohl volle EU-Rente beantragen müssen, obwohl ich immer gerne in die Arbeit ging, auch um unter Menschen zu sein.

Seit der Zehen-Amputation ziehe ich mich allerdings völlig zurück, verlasse nur noch zu Arzt-Besuchen das Haus, lasse Lebensmittel, Medikamente etc. nach Hause liefern, bin ewig müde und will Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Das ist jetzt also meine Geschichte, ich hoffe, sie war nicht allzulange (doch, das war sie...), danke für eure Geduld beim Lesen bis hierher... es tat mir gut, das alles mal aufzuschreiben...

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eingast

  • Gast
Re: Es lohnt sich nichts mehr...
« Antwort #1 am: 21 August 2020, 08:46:04 »

hallo beisch

viel dinge haben einen sinn, auch wenn man ihn manchmal nicht erkennt.

auch dein leben macht einen sinn, auch wenn es im mment etwas chaotisch ist.

du sollstest dein leben und deine probleme der reihe nach schritt für schritt auch mit fremder hilfe anpacken und versuchen das beste daraus zu machen.

versuche erstmal das wichtigste zu regeln z.b. deine Gesundheit .. .

was die finanzen betrifft da gibt es beratungsstellen (schuldnerberatung), niemand muss auf der straße leben und hungern.

das schlimmste was du machen kannst ist dir selbst einzureden dass du es nicht schaffst, denn diese denkweise ist schlecht.

es geht auch nicht darum dass du ganz gesund wirst oder ein perfektes leben führst, sondern mit hilfe lernst mit der situation gut umzugehen damit du am ende des tages sagen kannst: ist bin soweit zufrieden.

es gibt viele beratungsstellen und hilfsangebote, nur du musst da rechtzeitig reagieren und dir hilfe suchen und darfst da nicht lange warten.
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Mitleser

  • Gast
Re: Es lohnt sich nichts mehr...
« Antwort #2 am: 23 August 2020, 09:36:06 »

hallo beisch.

beim lesen deiner zeilen bleibe ich bei etwas ganz bestimmten hängen und das würde ich gerne teilen. es wäre eine spirituelle betrachtung. wenn du das nicht möchtest, liesst du einfach ab hier nicht weiter! in dem fall wünsche ich dir einfach den mut und die kraft, die richtige entscheidung zu treffen.




irgendwann im leben wird es zeit das wir uns unsere alten verträge anschauen.

es liesst sich für mich als wenn du den vertrag geschlossen hast für immer und wirklich ungeliebt zu sein.
wenn dich jetzt etwas berührt, schaust du vielleicht mal hin und fragst dich, ob es so einen vertrag mit dir selbst gibt?

auch wenn du entscheidest dich selber über unterlassene hilfeleistung dir gegenüber, nach und nach aus dem leben zu verabschieden, was in der gewählten form sicher nicht ohne leiden passieren wird, könntest du durch auflösen eines solchen alten vertrages, am ende eben doch noch mal zu einem geliebten "kind" werden.
von herzen geliebt.

vielleicht weisst du ja auch sofort wie dein vertrag wirklich heisst und dann kündigst du den richtigen.
dazu bedarf es nur des aussprechens der kündigung. bitte meine es dabei so.
die hüter der verträge sind da sehr umgänglich und in der schwere deiner situation sicher mehr als wohlwollend.

das ganze ist ein alter schamanischer ritus und eigentlich in einer bestimmten schamanischen reise zu finden. doch arbeitet das feld in allen momenten immer im wohlwollen für uns und so kannst du das einfach zu hause auf deinem sofa machen.
das darfst du.

von herzen aho, mitleser
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pepsi

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  • Offline Offline
  • Beiträge: 55
Re: Es lohnt sich nichts mehr...
« Antwort #3 am: 23 August 2020, 16:55:09 »

Liebe beisch17

danke für dein Vertrauen in die Leser und Nutzer des Forums.
Du hast mit deinem Beitrag den ersten Schritt gemacht. Der erste Schritt ist meist der schwierigste!
Du schreibst selbst: "es tat mir gut, das alles mal aufzuschreiben..."
Weiterso beisch17 du machst das echt gut :-)

Du hast bereits zwei gute Antworten erhalten hast. Gern möchte ich dir einen Gedanken mit an die Hand geben der mich beim Lesen
deines Textes beschäftigt hat: beisch17 scheint dringend ne Auszeit vom Leben zu benötigen.

Vielleicht gibt es eine Sache die dir seelisch und körperlich gut tut?
Etwas das dir hilft einmal loslassen zu können für eine Weile (selbst wenn es gerade mal ein Tag oder nur wenige Stunden sind) von
allem was dich belastet um dich neu auszurichten, dich sammeln zu können, den Überblick wieder zu erlangen.

Es würd mich für dich freuen wenn es solch eine Sache gibt und noch mehr wenn du dir diese Sache gönnst.
Oftmals bewirkt es einen klaren/neuen Blick auf das was dich so beschäftigt/belastet. Diese Dinge sind dann zwar nicht weg aber
meistens nicht mehr ganz so akut belastend wie es aktuell bei dir zu seien scheint.

Gehe Schritt für Schritt. Gehe zunächst das an was dir am wichtigsten/dringlichsten ist.
Bitte hole dir auch die professionelle Unterstützung die du brauchst; die bei dir in der Nähe angeboten wird. Ganz oft gibt es viel
mehr Angebote als man denkt ;-)
Bedenke bei der Art der Unterstützung bitte auch: du bist nicht nur Betroffene sondern auch Angehörige von erkrankten eingeschränkten Menschen. Als Angehörige hast du auch Möglichkeiten der Therapie. Für Angehörige gibts extra Therapiegruppen.

Liebe beisch17 alles Gute und viel Kraft!

Lieben Gruß, pepsi
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hardworking fool

  • Gast
Re: Es lohnt sich nichts mehr...
« Antwort #4 am: 23 August 2020, 17:17:52 »

Gern möchte ich dir einen Gedanken mit an die Hand geben der mich beim Lesen
deines Textes beschäftigt hat: beisch17 scheint dringend ne Auszeit vom Leben zu benötigen.

Das scheint mir ein sehr guter Punkt zu sein, den Pepsi da angesprochen hat. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fand ich es sehr anstrengend, deine Zeilen zu lesen, liebe beisch17. Nicht weil dein Schreibstil mühsam zu lesen wäre, überhaupt nicht, aber ich hatte das Gefühl, dass dein Leben ziemlich anstrengend sein muss.
Und was braucht man nach jeder Anstrengung? Pausen! Manchmal können schon 5 min viel bewirken. Das aber dann am besten mehrfach täglich. Einfach mal durchatmen. Die Augen schließen. Zur Ruhe kommen.
Natürlich kann es sein, dass das erstmal nicht reicht und du eine längere Auszeit brauchst, aber als ersten Schritt ist es einen Versuch wert.
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Sascha

  • Gast
Re: Es lohnt sich nichts mehr...
« Antwort #5 am: 27 September 2020, 10:47:18 »

Hallo beisch17,

gerne würde ich Dir ein Buch ans Herz legen: "Das erleuchtete Gehirn: Mit Schamanismus und Neurowissenschaft das Geheimnis gesunder Zellen entdecken" von Alberto Villoldo und David Perlmutter. Ich hab mir dieses Buch selber vor mehreren Monaten gekauft und finde es genial. Dort geht es nicht nur um das Gehirn.

Hoffentlich hilft es Dir weiter, wenn Du es nicht eh schon hast.


Viele Grüße
Sascha
Gespeichert
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